
„Er kann stolz auf sein Werk sein“
Am Freitag endet eine Ära: Nach 49 Jahren als Spieler, Manager, Vorstand, Präsident und Aufsichtsratschef sagt Uli Hoeneß seinem FC Bayern auf der Jahreshauptversammlung Servus. Er hat den deutschen Rekordmeister über Jahrzehnte geprägt wie kein Zweiter. Zum Abschied beleuchten wir in unserer Serie „Ein Leben für den FC Bayern“ seine Beziehung zum FCB.
Die letzten neun Jahre von Uli Hoeneß als Manager, ehe er ins Amt des Präsidenten wechselte, begannen mit dem lang ersehnten Triumph in der Champions League 2001. National waren die Münchner längst das Maß aller Dinge und wurden zwischen 2001 und 2009 je vier Mal Meister und DFB-Pokalsieger. Hoeneß feilte beständig am Kader und verpflichtete zahlreiche große Spieler wie Roy Makaay, Mark van Bommel und natürlich Franck Ribéry.
Immer an seiner Seite: Karl-Heinz Rummenigge, der 1991 als Vizepräsident installiert wurde und nach der Ausgliederung der Fußballabteilung in eine AG ab 2002 mit Hoeneß im Vorstand saß. „Ich habe viel von ihm gelernt“, sagt der langjährige Weggefährte. Bereits 1974 trafen die beiden erstmals aufeinander. Rummenigge wurde als Neuzugang der Zimmerpartner von Weltmeister Hoeneß. „Keiner beim FC Bayern kennt ihn so lange wie ich – und ich denke, ich kenne ihn hier am Besten von allen“, sagt er.
„Wir sind irgendwo auch Getriebene“, beschreibt Rummenigge, was Hoeneß über die Jahrzehnte motiviert hat, für seinen FC Bayern alles zu geben. „Er ist ein unglaublich forscher, kluger, intelligenter Mensch, und er hatte auch immer ein Riesen-Netzwerk, auf das er zurückgreifen konnte.“ Rummenigge und Hoeneß litten und jubelten Jahre lang Seite an Seite auf der Tribüne („er freut sich wie ein kleines Kind“), und für Transfers reisten sie um die Welt.
„Wir waren immer so ein Duo – hoffentlich nicht Infernale“, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende mit einem Lächeln. „Wir sind ja beides keine Betriebswissenschaftler, sondern haben uns alles im Laufe der Zeit angeeignet. Das hat auch viel mit Erfahrung zu tun. Solche Dinge kann man nicht an einer Universität lernen.“
Dass es zwischendurch auch mal Meinungsunterschiede zwischen ihn gab, verhehlt Rummenigge in seiner Rückschau keineswegs. „Aber es ging uns immer um das Wohl und Wehe des FC Bayern, und das vereint uns immer.“ Er schätze an seinem Mitstreiter seit jeher die Verlässlichkeit und die soziale Kompetenz: „Wenn man ein Problem hat und in der Tinte sitzt, ist er für einen da. So hat er auch diesen familiären Charakter geprägt.“
Als Manager und Macher hinter den Kulissen, so Rummenigge, sei Hoeneß sehr präsent gewesen: „Er hat diesen Klub wie kein Zweiter gelebt – und vermutlich wird das auch keiner mehr so tun wie er.“ Die Entscheidung, sich jetzt zurückzuziehen, findet Rummenigge „mutig und verantwortungsvoll – irgendwann muss man bereit sein, den Staffelstab an die nächste Generation zu geben“. Für seinen Ruhestand wünscht er seinem Weggefährten neben Gesundheit, Glück und Zufriedenheit, „dass er vom Tegernsee stolz auf seinen FC Bayern schauen kann. Und er kann stolz auf sein Werk sein.“ Hoeneß sei außerdem nicht aus der Welt: „Ein Leben ohne den FC Bayern wird es für ihn nie geben, und er ist bei uns immer willkommen. Ich wünsche meinem Freund Uli alles Gute.“
Rummenigges Hoeneß-Moment
„Ich habe so viele spezielle Momente mit ihm gehabt, dass es unglaublich schwer ist, einen herauszupicken. Eine ungewöhnliche Konstellation war es auf jeden Fall, als ich 1984 vom FC Bayern zu Inter Mailand gewechselt bin. Uli war damals in München Manager, verhandelte für den Verein – und stand mir gleichzeitig beratend zur Seite. Damals hatten nur wenige eigene Berater. Inter bekam einen neuen Spieler, ich hatte eine neue Herausforderung – und der FC Bayern war auf einen Schlag alle Schulden los. Das Resultat war bei meinem Wechsel eine Win-Win-Win-Situation."
„„Ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann.“”
„Schon ein Jahr zuvor hatte ich ein großes Angebot aus dem Ausland vorliegen. Es war interessant, aber nicht top. Mit 28 wollte ich noch einmal eine neue Erfahrung. Uli riet mir, abzusagen. ,Wenn dich einer wirklich will, zahlt er auch wirklich gut‘, meinte er. Als dann Inter anklopfte, verhandelte er richtig hart. Auch in meinem Sinne. Ich glaube, diese Verhandlungen waren für uns beide sehr wichtig, weil wir beide viel gelernt haben. Ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann."
„Der FC Bayern bekam damals elf Millionen Mark für mich, konnte seine 7,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten tilgen – und hatte noch das Geld, unter anderem Lothar Matthäus und Andreas Brehme zu holen. Uli hatte es geschafft, den Verein zu sanieren. Und so wurden die nächsten Kapitel der enorm erfolgreichen Vereinsgeschichte geschrieben.“
Am Freitag blickt fcbayern.com im vierten Teil der Serie „Ein Leben für den FC Bayern“ zum Abschied von Uli Hoeneß auf seine Amtszeit als Präsident.