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Unter Dr. Fritz Scherer (Foto: Manuel Nieberle) wurde der FC Bayern 1987 zum Rekordmeister. Der gebürtige Augsburger stellte gleich nach seinem ersten Besuch eines Bayern-Spiels vor 49 Jahren einen Mitgliedsantrag. 1979 wurde er Schatzmeister, von 1985 bis 1994 leitete er den Klub als Präsident. Am 16. Februar feiert er seinen 80. Geburtstag – wir sagen: Herzlichen Glückwunsch und von Herzen Danke für alles!
Das Interview mit Fritz Scherer
Herr Dr. Scherer, wie viele von Ihren 80 Lebensjahren gehören dem FC Bayern?
Dr. Fritz Scherer: „49. Ich bin 1971 nach meinem Studium von Augsburg nach Starnberg/München gezogen. Gleich nach meinem ersten Bayern-Besuch habe ich meinen Mitgliedsantrag gestellt. Eigentlich war der TSV 1860 damals der bekanntere Verein in München. Aber ich war sofort vom FC Bayern fasziniert.“
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Sie sind dann 1979 Schatzmeister geworden, mit Ihnen gemeinsam startete Uli Hoeneß, als Jungmanager.
Dr. Scherer: „Jungmanager trifft es gut. Den Begriff Manager gab es damals im Fußball eigentlich noch nicht. Uli hat diesen Posten jedenfalls wie kein anderer umgesetzt. Ich halte heute hin und wieder Vorträge, da erzähle ich immer, dass der FC Bayern damals einen Umsatz von zwölf Millionen Mark hatte – also sechs Millionen Euro. Da müssen die Leute immer lachen. Es waren aufregende Zeiten, wir haben einiges angekurbelt, denn der FC Bayern hatte damals auch noch acht Millionen Mark Schulden.“
Der FCB mit Schulden, das klingt in heutiger Zeit ungewöhnlich.
Dr. Scherer: „Und es war eine enorme Belastung. Uli, der Schwabe, und ich, halber Schwabe, leisteten einen Schwur: Nie wieder sollte der FC Bayern Schulden machen! Dann haben wir das Schritt für Schritt umgesetzt. Uli schaffte es, Ruhe reinzubringen und eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen.“
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Foto: Manuel Nieberle
Kann man sich vorstellen, dass der FCB je wieder sparen muss?
Dr. Scherer: „Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Erstens sind die Reserven enorm. Die Finanzen sind gesund, das Stadion ist abbezahlt – das können nur wenige Vereine in Europa von sich sagen. Zweitens sind die handelnden Personen vernünftig. Verrückte Dinge wird der FC Bayern auf dem Transfermarkt sicher niemals machen.“
Hätten Sie heute als Schatzmeister schwitzige Hände, wenn Sie einen Transfer über 100 Millionen Euro abwickeln müssten?
Dr. Scherer: „Diese Summen schocken mich. Zumal elf Mann am Platz stehen, nicht bloß ein 100-Millionen-Star. Aber es ist auch eine Frage der Relation, das darf man nicht übersehen: Früher waren zwei Millionen Mark Ablöse auch ein Wahnsinnsgeld – weil man ja nur insgesamt fünf Millionen hatte.“
Wären Sie heute noch einmal gerne Präsident oder Schatzmeister?
Dr. Scherer: „Es würde Spaß machen, aber ich könnte das heute ehrlich nicht mehr stemmen. Das sind absolute Fulltime-Jobs.“
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Sie wurden 1984 als Präsident Nachfolger von Willi O. Hoffmann, den man Champagner-Willi nannte – Champagner floss auch unter Ihnen; mit Ihnen wurde der FCB 1987 zum Rekordmeister.
Dr. Scherer: „Wir waren alle so begeistert, das können Sie sich nicht vorstellen. Zumal wir gewusst haben, was wir für einen Weg hinter uns hatten mit den Schulden und Turbulenzen. Und es ging ja weiter aufwärts.“
Was waren die größten Coups Ihrer Zeit – hatten Sie Lieblingsspieler?
Dr. Scherer: „Ich mochte sie alle, die auf dem Platz standen. Weil ich immer gesagt habe, dass elf Mann den Erfolg ausmachen – nicht ein Einzelner.“
Was ist die größte Herausforderung für Herbert Hainer, der er sich als Präsident des FC Bayern stellen muss?
Dr. Scherer: „Er muss ständig in die Zukunft schauen. Die finanziellen Rahmenbedingungen werden zunehmend dramatisch. Da muss sich der FC Bayern fragen, inwieweit er mitmachen will – und wo Alternativen sind, um in Europas Spitze zu bleiben. Ich bin sicher, dass Herbert Hainer der Richtige ist.“
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Wie oft sind Sie heute in der Allianz Arena?
Dr. Scherer: (überlegt) „Ich denke, ich habe seit 1971 überhaupt höchstens zehn Heimspiele versäumt. Und ich fiebere auf der Tribüne wie am ersten Tag mit. Als Präsident war ich auch auswärts immer dabei. Nur einmal nicht: Erste Pokalrunde beim Viertligisten Weinheim. Da sagte ich im Spaß: „Da braucht’s mich nicht.“ Prompt wurde verloren“ (lacht).
Was wünschen Sie sich als Jubilar – sich und dem FCB?
Dr. Scherer: „Für mich ist es einfach: Gesund bleiben. Und für den FC Bayern mit seinen Fans wünsche ich mir, dass der Verein oben bleibt. Da bin ich sehr optimistisch.“
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