Das Derby im DFB-Pokal, der erste große internationale Titel und die erste Titelverteidigung – fcbayern.com blickt auf die legendärsten K.o.-Spiele des FC Bayern zwischen 1971 und 1980 zurück.
16.10.1962: Basler Stadtauswahl – FC Bayern
Die Premiere auf der großen europäischen Bühne, auf die die Bayern in den kommenden Dekaden so manche rauschende Europapokalnacht folgen ließen, fand im Oktober 1962 noch unter eher kleinen Rahmenbedingungen statt. In der ersten Runde des Messestädtepokals, der heute vielen als so etwas wie der inoffizielle Vorgänger des UEFA Cups gilt, traten die Münchner vor knapp 6.000 Zuschauern gegen eine Basler Stadtauswahl im St. Jakobs Park an – und hinterließen gleich Eindruck. Durch zwei Tore von Dieter Mucki Brenninger sowie einen Treffer von Jakob Drescher gewannen die Bayern souverän mit 3:0, sodass die Schweizer zum Rückspiel in der bayerischen Landeshauptstadt gar nicht mehr antraten. Die damals von Helmut Schneider trainierten Münchner erreichten in ihrer Premierensaison noch das Viertelfinale, wo später jedoch gegen Dinamo Zagreb Endstation war.
02.01.1966: FC Bayern - Borussia Dortmund
Nach dem Triumph im DFB-Pokal-Finale 1957 über Fortuna Düsseldorf dauerte es über neun Jahre, bis die Bayern das nächste Mal in diesem Wettbewerb an den Start gingen. In der ersten Qualifikationsrunde 1965/66 zogen die gerade erst in die Bundesliga aufgestiegenen Münchner mit Titelverteidiger Borussia Dortmund ein schweres Los. Einen Tag nach Neujahr sahen die rund 30.000 Zuschauer im Stadion an der Grünwalder Straße eine umkämpfte Partie. Zu einer Jahreszeit, in der heutzutage aufgrund der Winterpause keine Spiele stattfinden würden, kamen die Bayern besser mit den widrigen Platzbedingungen zurecht und gingen bereits in der ersten Spielminute durch Rainer Ohlhauser in Führung, ehe Gerd Müller (40. Minute) noch vor der Pause den 2:0-Endstand herstellte. Es war eine Premiere mit historischem Ausmaß: Der Ausnahmestürmer erzielte damit in seinem ersten DFB-Pokal-Einsatz sein erstes von insgesamt 78 Toren in diesem Wettbewerb – damit ist er heute noch unangefochtener Rekordtorjäger.
04.06.1966: MSV Duisburg – FC Bayern
Der Einzug der Bayern ins DFB-Pokalfinale galt im Jahr 1966 noch als Überraschung: Nach Titelverteidiger Dortmund hatten der Bundesliga-Aufsteiger in Eintracht Braunschweig, dem 1. FC Köln und dem 1. FC Nürnberg noch drei weitere namhafte Erstligisten ausgeschaltet und auch im Endspiel galten die erfahreneren Duisburger als Favorit gegenüber den Jungen Wilden aus München. Anfangs dominierten so auch die routinierten Meidericher, Rüdiger Mielke traf in der 28. Minute zum 1:0. Die Freude über den Vorsprung hielt aber nur kurz: Ohlhauser gelang der Ausgleich (31.) und nach einer deutlichen Kabinenansprache von Trainer Čajkovski erzielte Brenninger (55.) nach der Pause die Bayern-Führung. Das Spiel blieb aber offen und nach einem zumindest fragwürdigen Elfmeterpfiff durch Schiedsrichter Gerhard Schulenburg stellte Hartmut Heidemann (72.) wieder auf Unentschieden. Fünf Minuten später entschied der Referee erneut auf Strafstoß, dieses Mal aber für die Münchner – und wieder war die Entscheidung auf Foul nicht ganz eindeutig. Brenninger war es egal, er verwandelte sicher zum 3:2, ehe der junge Franz Beckenbauer mit einem herrlichen Sololauf den 4:2-Endstand herstellte. Bayern war zum zweiten Mal Pokalsieger
08.03.1967: FC Bayern – Rapid Wien
Im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger 1967 stand der FCB gegen Rapid Wien mit dem Rücken zur Wand. Das Hinspiel in Österreich hatte Bayern mit 0:1 verloren und auch im Rückspiel waren die Wiener kein leichter Gegner. Beide Mannschaften kamen zu guten Chancen, doch die erste Hälfte blieb noch torlos. In der 59. Minute stand Bayern-Stürmer Ohlhauser dann genau richtig und nützte einen Fehler von Rapid-Verteidiger Johnny Bjerregaard zum 1:0. Wenige Minuten später wurde es hektisch: Münchens Dieter Koulmann wurde von Rudolf Flögel niedergetreten. Bei heftigen Reklamationen stieß Rapid-Spieler August Starek den Schiedsrichter, woraufhin dieser ihn vom Platz stellen wollte. Doch vom Mittelfeld-Spieler fehlte jede Spur, stattdessen musste nach längerer Unterbrechung Rapids Walter Seitl anstelle von Starek mit Rot zum Duschen. Die Bayern waren fortan zwar die klar dominierende Mannschaft, jedoch retteten sich die Gäste in die Verlängerung. In der 107. Minute war es aber endlich soweit und wieder war Ohlhauser beteiligt: Er spielte den Ball quer in die Mitte, wo Müller zur Stelle war und die fast 40.000 Zuschauer im Grünwalder Stadion den 2:0-Siegtreffer bejubeln ließ.
06.05.1967: FC Bayern – TSV 1860 München
Rot gegen Blau, amtierender Pokalsieger gegen den amtierenden Deutschen Meister – das Münchner Derby ist an sich schon ein Highlight, doch das Halbfinale im DFB-Pokal 1966/67 bot noch einmal einen ganz besonderen Rahmen. Ausgerechnet jetzt mussten die Bayern jedoch mit einem Handicap in das Duell mit den Löwen gehen – in Gerd Müller fiel der Torjäger vom Dienst für die Partie aus. Beide Teams schenkten sich vor den gut 42.000 Fans im Grünwalder nichts und es ging torlos in die Pause. Nach gut einer Stunde war dann aber Müller-Vertreter Ohlhauser zur Stelle. Dem Angreifer gelang ein Doppelpack (63., 75.), dazu traf noch Peter Kupferschmidt (65.) für den FCB. Den Sechzigern gelang nur noch Ergebniskosmetik zum 3:1-Endstand aus Sicht der Bayern, die damit wie im Vorjahr ins Endspiel vorstießen.
31.05.1967: FC Bayern - Glasgow Rangers
Mit diesem Spiel war der FC Bayern endgültig im Konzert der Großen in Europa angekommen. Am 31. Mai 1967 kämpften die Münchner im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger gegen den schottischen Renommier-Klub Glasgow Rangers erstmals um einen internationalen Titel. Das Endspiel vor 70.000 Zuschauern in Nürnberg war hart umkämpft und es dauerte bis zur 108. Minute, ehe Franz Bulle Roth die Bayern-Fans erlöste. Der Mittelfeldspieler überwand den schottischen Keeper Norrie Martin mit einem Lupfer und krönte den FCB mit dem 1:0 in der Verlängerung zum Champion. Kein Wunder also, dass sich der Matchwinner das Spielgerät nach Abpfiff als Andenken sichern wollte. Leider hatte der italienische Schiedsrichter Concetto Lo Bello den Ball jedoch bereits mit in die Kabine genommen, weshalb Roth den Referee aufsuchte und unter Tränen bekniete: „Bitte, das ist das wichtigste Tor, und ich habe gerade angefangen beim FC Bayern, das erste Jahr, ich hätte halt gerne den Ball“, beschrieb Roth, der damals erst im Sommer vom Drittligisten SpVgg Kaufbeuren zum FCB gewechselt war, die Szene später. Er hatte Erfolg – und die Anhänger des deutschen Rekordmeisters können das historische Souvenir heute im Vereinsmuseum bewundern.
10.06.1967: FC Bayern – Hamburger SV
Das Pokalfinale 1967 in Stuttgart war eine klare Angelegenheit. Der wieder einsatzbereite Gerd Müller (22.) brachte die Bayern in Front, vom Hamburger SV kam nur wenig. Bis auf eine Kopfballchance in der Anfangsphase fand HSV-Stürmerlegende Uwe Seeler nicht zur Entfaltung, was nicht zuletzt an der Spezialbewachung von Werner Olk lag. So war die Bayern-Führung nie wirklich gefährdet, Ohlhauser (72.) und erneut Müller (76.) bauten sie in der Schlussphase sogar noch aus. Als der FCB kurz vor Schluss noch einen Elfmeter zugesprochen bekam, beorderte Coach Čajkovski im Siegestaumel schon Torwart Sepp Maier nach vorne, um diesen zu schießen. Doch Brenninger ließ sich das nicht nehmen und stellte den 4:0-Endstand her. Die Bayern hatten den Titel verteidigt, doch Wilhelm Neudecker dachte schon wieder an die nächste Spielzeit: Der damalige Vereinspräsident erkundigte sich direkt im Anschluss beim DFB-Spielausschuss, ob die Münchner im Falle eines erneuten Pokalsieges im kommenden Jahr die Trophäe behalten dürften. Neudecker erhielt eine Absage – es blieb die einzige Niederlage an diesem Tag.
14.06.1969: FC Bayern – FC Schalke 04
Mit dem 2:0-Halbfinal-Erfolg gegen den ebenfalls dreifachen DFB-Pokalgewinner 1. FC Nürnberg war der erste Schritt getan. Im Endspiel gegen den FC Schalke 04 konnte sich der FC Bayern nun zum alleinigen Rekordpokalsieger krönen. Und alles lief nach Plan: In der 13. Minute traf Müller im Strafraum aus dem Gewühl heraus zum 1:0. Manfred Pohlschmidt (19.) glich mit einem satten Distanzschuss aus gut 25 Metern nur kurz darauf aus, aber Müller (35.) war ein zweites Mal zur Stelle und schoss den FCB letztlich zum vierten Titel.
Unvergessen bleibt die Parte aber insbesondere wegen einer Szene: Nachdem Beckenbauer Schalkes Reinhard Stan Libuda, damals „König von Westfalen“ genannt, nur mit einem Zupfer an der Hose stoppen konnte, wurde er fortan von einem Teil der 64.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion bei jedem Ballkontakt mit lauten Pfiffen bedacht. Irgendwann wurde es dem Bayern-Libero zu bunt und er schnappte sich den Ball und jonglierte aufreizend vor der Schalker Kurve. Seine Gegenspieler ließen ihn gewähren und die Pfiffe wurden nach der Aktion im weiteren Spielverlauf immer leiser. Nach Abpfiff überschlug sich die Presse: Beckenbauer hatte über König Libuda triumphiert. Er war demnach höher einzustufen und wurde zum Kaiser Franz gekrönt. Zwar lässt sich die genaue Herkunft heute nicht mehr genau nachvollziehen, doch (neben anderen Theorien) gilt dieses Spiel vielen so als Gründungsmythos dieses legendären Spitznamens.
Hier geht es weiter mit den legendärsten K.o.-Spielen des FC Bayern in den Achtzigern: