Endspiel-Hattrick um Europas Thron, Pokalschlachten und denkwürdige Duelle - fcbayern.com blickt auf die legendärsten K.o.-Spiele des FC Bayern zwischen 1971 und 1980 zurück.
19.06.1971: FC Bayern – 1. FC Köln
Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Dieter Brenninger auf der einen – Wolfgang Overath, Hannes Löhr oder Heinz Flohe auf der anderen Seite: Im Endspiel um den DFB-Pokal 1971 lieferten sich die Bayern und der 1. FC Köln im Stuttgarter Neckarstadion einen wahren Schlagabtausch mit Strafraumszenen en masse. In der Bundesliga hatte die Mannschaft von Udo Lattek zwei Wochen zuvor durch ein 0:2 beim MSV Duisburg am letzten Spieltag noch die Meisterschaft verspielt – jetzt sollte als Wiedergutmachung der Pott nach München geholt werden. Doch zunächst gingen die Rheinländer durch Bernd Rupp (14. Minute) in Führung – und nach Beckenbauers zwischenzeitlichem Ausgleich (52.) ereilte die Münchner der nächste Rückschlag: Herward Koppenhöfer sah in der 71. Minute für eine Tätlichkeit die Rote Karte und wurde als erster Spieler überhaupt im DFB-Pokal-Endspiel vom Platz gestellt. In Unterzahl zeigten die Bayern jedoch eine Trotzreaktion, kämpften sich in die Verlängerung, ehe der eingewechselte Edgar Schneider (118.) kurz vor Schluss mit dem umjubelten 2:1-Siegtreffer ein Wiederholungsspiel verhinderte und dem FCB den fünften Pokalsieg in der Vereinsgeschichte bescherte.
03.11.1971: FC Bayern – FC Liverpool
Der FC Bayern und der FC Liverpool gehörten bereits in den 70er Jahren zu den Top-Teams in Deutschland und England und so wurde das direkte Aufeinandertreffen im Achtelfinale des Europapokals der Pokalsieger 1971/72 mit Spannung erwartet. Nach einem torlosen Remis im Hinspiel an der Anfield Road hatten es die Münchner im Rückspiel am 3. November im Grünwalder Stadion in der eigenen Hand. Der Umzug in das neue Olympiastadion im Sommer darauf war bereits beschlossene Sache und so wollten sich die Münchner in jener Saison gebührend vom Giesinger Heimstadion verabschieden. Gegen die Reds konnte sich der FCB dabei einmal mehr auf seine starke Offensive verlassen. Ein Doppelpack von Gerd Müller (25./27.) innerhalb von zwei Minuten brachte die frühe Führung. Liverpool verkürzte zwar noch einmal vor der Pause, aber nach dem Seitenwechsel machte Uli Hoeneß (58.) den 3:1-Sieg und den Einzug in die nächste Runde perfekt. Doch sowohl im darauffolgenden Viertelfinale gegen Steaua Bukarest als auch später im Halbfinale gegen die Glasgow Rangers kamen die Bayern nicht über ein 1:1-Unentscheiden vor heimischen Publikum hinaus – und so blieb der 3:1-Erfolg gegen Liverpool der bis heute letzte Europapokal-Sieg im altehrwürdigen Grünwalder.
12.04.1972: 1. FC Köln – FC Bayern
Wo es Pokaltriumphe gibt, gibt es auch schmerzhafte Niederlagen – und diese beim 1. FC Köln im Viertelfinale 1972 tat ganz besonders weh. Und das im wörtlichen Sinn: Die Bayern hatten die Rheinländer knapp zwei Wochen zuvor deutlich mit 3:0 zu Hause bezwungen, doch damals sah der Modus noch ein Rückspiel vor und das wollten die Kölner mit allen Mitteln für sich entscheiden. Mit, gelinde gesagt, robuster Zweikampfführung hatten die Hausherren das Hinspiel nach gut 50 Minuten gedreht. Gerd Müller verkürzte zwar wenig später zum zwischenzeitlichen 1:4 und nährte noch einmal die Hoffnung auf ein Weiterkommen. Doch Rupp sorgte gut 20 Minuten vor Schluss mit dem 5:1-Endstand für das Aus und die bis heute höchste Niederlage des Rekordpokalsiegers in diesem Wettbewerb. Aufgrund der Härte im Spiel sprach die Presse später von der „Schlacht von Köln“ – und diese forderte einige Opfer beim FCB: Wolfgang Sühnholz erlitt einen Beinbruch, Torwart Manfred Seifert musste mit Brustkorb-Verletzungen ausgewechselt werden und Franz Krauthausen verlor bei einer Rangelei mit dem Kölner Heinz Flohe nach Abpfiff noch einen Zahn.
03.10.1973: Åtvidabergs FF - FC Bayern
Der schwedische Meister Åtvidabergs und sein Angreifer Conny Torstensson waren beim FC Bayern vor dem Erstrundenduell im Landesmeisterwettbewerb 1973/74 nicht jedem ein Begriff – aber das sollte sich bald ändern. Das Hinspiel in München entschied das Team von Udo Lattek mit 3:1 für sich, doch im Rückspiel drehte der vermeintliche Außenseiter auf. Dank eines Doppelpacks von Torstensson sowie einem weiteren Treffer von Veine Wallinder stand der FCB vor dem Aus. Uli Hoeneß erzwang gerade noch die Verlängerung und der Underdog musste sich letztlich im Elfmeterschießen geschlagen geben – jedoch nicht, ohne mächtig Eindruck zu lassen: „Der mit den roten Schuhen muss her“, forderte Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker alsbald nach der Partie und unterlag dabei einem Irrtum. Nicht Doppeltorschütze Torstensson, sondern sein Mitspieler Reine Almqvist war Träger dieses damals noch ungewöhnlichen modischen Accessoires. „Wir haben uns aber wirklich sehr ähnlichgesehen“, erinnerte sich Torstensson später zurück und ergänzte mit einem Augenzwinkern: „Sie haben also quasi den falschen Spieler geholt!“ Egal: Der schwedische Angreifer ging nach der Winterpause für den FC Bayern auf Torejagd, mit dem er noch in der gleichen Saison den Landesmeistercup gewinnen sollte – und bewies dort mit 25 Toren in 119 Spielen, dass er doch der richtige Mann war.
24.10.1973: FC Bayern – Dynamo Dresden
Ost- gegen West-Meister: Schon bei der Auslosung des Achtelfinals im Europapokal der Landesmeister stand fest, dass dieses heiße Prestigeduell im Kalten Krieg nicht allein auf dem Platz ausgetragen werden würde. Unter der sogenannten „Operation Vorstoß“ liefen die Vorbereitungen in der Stasi-Zentrale auf Hochtouren: Die rund 1.000 Dresdner Schlachtenbummler beim Hinspiel in München wurden persönlich ausgewählt – und erlebten einen starken Auftritt ihres Teams: Zur Pause führte Dynamo mit 3:2, weshalb Präsident Neudecker noch während der Halbzeitpause die Siegprämie auf 12.000 DM erhöhte. Die Maßnahme zeigte Wirkung. Bayern wendete das Blatt und gewann nach Toren von Franz Bulle Roth und Müller noch mit 4:3.
07.11.1973: Dynamo Dresden – FC Bayern
Zum Rückspiel in Dresden reisten die Bayern dann auf Umwegen: Aus Angst, bespitzelt zu werden oder schlimmstenfalls sogar etwas ins Essen gemischt zu bekommen, übernachteten die Münchner nicht wie gewohnt vor Europapokalpartien vor Ort, sondern kurzerhand im 180 Kilometer entfernten oberfränkischen Hof auf BRD-Gebiet. Das eigentlich vorgesehene Mannschaftshotel „Newa“ in Dresden betrat das Team von Udo Lattek nie – und so blieb auch der taktische Kniff des Bayern-Coaches, Uli Hoeneß anstatt Müller in der Spitze stürmen zu lassen, bis zum Anpfiff verborgen: Keine Viertelstunde war gespielt, da hatte eben dieser Hoeneß den FCB mit 2:0 in Führung geschossen. Doch die Dynamos steckten nicht auf und drehten die Partie noch einmal. Allerdings währte die Freude der Sachsen nicht lange – nur zwei Minuten nach dem Dresdner 3:2 traf Müller zum Ausgleich. Die Bayern brachten das Unentschieden über die Zeit und zogen ins Viertelfinale ein.
15.05.1974 / 17.05.1974 FC Bayern – Atlético Madrid
Erstmals in seiner Vereinshistorie stand der FC Bayern im Endspiel des Europapokals der Landesmeister. Nach torlosen 90 Minuten im Heysel-Stadion von Brüssel ging es in die Verlängerung und in der 114. Minute erzielte Atlético Madrid das 1:0. Ein herber Schlag für den FCB. Doch dann kam der große Auftritt von Hans-Georg Katsche Schwarzenbeck. Aus 25 Metern zog der ehemalige deutsche Nationalspieler ab und traf zum 1:1! „Warum ich geschossen habe, weiß ich selbst nicht“, sagte Schwarzenbeck, der eigentlich vorwiegend für seinen Defensiv-Fähigkeiten bekannt war, damals. So kam es also am 17. Mai 1974 zum Wiederholungsspiel. Der Spielort blieb der gleiche und nun lief der Bayern-Motor wie geschmiert. Erst tunnelte Hoeneß (28.) Miguel Reina, den Vater des ehemaligen FCB-Torwarts Pepe Reina, zum 1:0-Halbzeitstand. Im zweiten Durchgang zimmerte Müller zuerst das Leder aus unglaublichem Winkel per Volley zum 2:0 in die Maschen (56.), ehe er in der 69. Minute auf 3:0 erhöhte. Den Schlusspunkt setzte erneut Hoeneß (82.) und die Bayern lagen sich jubelnd in den Armen. „Die Spanier waren der Stier und die Deutschen der Matador!“, titelte eine spanische Zeitung hinterher.
28.05.1975 FC Bayern – Leeds United
Am 28. Mai 1975 erwartete die Bayern in Paris das Highlight einer bis dahin eher durchwachsenen Saison: In der Liga hatte der amtierende Meister nur Platz zehn belegt und im DFB-Pokal kam das Aus im Halbfinale. Doch im Landesmeisterwettbewerb lief es erneut rund und die Münchner konnten nun im Endspiel von Paris nicht nur ihren Titel verteidigen, sondern auch die Europapokal-Qualifikation für das kommende Jahr sichern. Doch die Partie gestaltete sich nicht einfach und Leeds United ließ den FCB die englische Härte spüren. Björn Andersson und Uli Hoeneß mussten beide nach einem gegnerischen Foul schon früh mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Leeds erboste sich dennoch im weiteren Spielverlauf über einige Entscheidungen des Schiedsrichters und in der Fankurve der Engländer wurde es schon während des Spiels tumultartig. Dettmar Cramers Mannen behielten aber einen kühlen Kopf und in der 72. Minute war es endlich soweit. Roth vollendete einen schnellen Angriff mit einem Flachschuss zum 1:0. Zehn Minuten später folgte die Entscheidung. Gerd Müller netzte nach einem Zuspiel von Jupp Kapellmann zum 2:0-Endstand ein. Nach Abpfiff weitete sich die Randale der englischen Zuschauer aus, woraufhin Leeds United später von der UEFA für mehrere Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen wurde.
31.03.1976: Real Madrid - FC Bayern
Was heute ein Klassiker ist, war damals ein Novum. Im Europapokal-Halbfinale 1976 trafen der FC Bayern und Real Madrid im Cup der Landesmeister das erste Mal aufeinander. Und das Premierenduell der beiden Fußballmächte schuf gleich mehrere Geschichten für die Ewigkeit. Das Hinspiel vor 120.000 Zuschauern im Bernabéu endete mit 1:1, wobei der einzige Kameramann im Stadion den Ausgleichstreffer von Gerd Müller verpasste. Zum Ende des Spiels wurde der Torschütze der Bayern von einem Zuschauer angegriffen, Sepp Maier konnte den in Rage geratenen Madrid-Fan gerade noch rechtzeitig überwältigen: „Ich habe mich todesmutig dazwischen gehechtet, den Hund in den Schwitzkasten genommen und der Polizei übergeben“, erinnerte sich der FCB-Keeper. Müller nahm die Attacke offensichtlich als Ansporn. Beim Rückspiel im Münchner Olympiastadion traf er am 14. April 1976 gleich doppelt. Die Madrilenen um den Ex-Bayern-Profi Paul Breitner und deutschen Mittelfeldregisseur Günter Netzer blieben dagegen ohne Treffer und somit rückte der FC Bayern im dritten Jahr in Folge ins Finale vor.
12.05.1976 FC Bayern – AS Saint Étienne
Gut zwölf Monate nachdem die Bayern die AS St. Etienne auf dem Weg ins Finale gegen Leeds ausgeschaltet hatte, standen sich beide Teams wieder gegenüber. Doch dieses Mal war es das Endspiel im Glasgower Hampden Park. St. Etienne wollte als erstes französisches Team den Henkelpott gewinnen und setzte die Münchner unter Druck. Gleich zwei Mal rettete die Torumrandung für die Münchner, ehe Bulle Roth mit einem wuchtigen Freistoß in der 57. Minute das goldene Tor zum Titelgewinn erzielte. Nach Real Madrid und Ajax Amsterdam waren die Bayern der dritte Klub, der den Landesmeistercup ein drittes Mal in Folge gewinnen konnte – und das Wie war für den einzigen Torschützen im Finale dabei nicht unbedingt entscheidend: „Vielleicht war St. Etienne damals tatsächlich die bessere Mannschaft, aber das war doch ein Finale, und wir haben schließlich gewonnen, oder“, verriet Roth später in einem Interview.
21.12.1976 Cruzeiro Belo Horizonte – FC Bayern
Nachdem der FC Bayern 1974 aufgrund von Terminproblemen auf die Teilnahme am Weltpokal verzichtete und er 1975 nicht ausgetragen wurde, war es 1976 endlich soweit: Der FCB trat nach seinem Titel-Hattrick im Pokal der Landesmeister zum ersten Mal im Weltpokal an und sicherte sich gleich den Titel! Damals wurde das Duell zwischen dem Europapokalsieger und dem Sieger der Copa Libertadores noch besonders reiseintensiv mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Im heimischen Olympiastadion hatten die Münchner Ende November mit einem 2:0-Sieg gegen Cruzeiro Belo Horizonte den Grundstein gelegt. Am 21. Dezember 1976 machte man dann im Estádio Governador Magalhães Pinto, den deutschen FCB-Fans dürfte das Stadion nach dem WM-Halbfinale 2014 in bester Erinnerung sein, mit einem torlosen Remis den Titelgewinn perfekt.
08.01.1977 FC Bayern – FC Bayern II
In den Siebziger Jahren konnten sich noch die Zweitvertretungen der Vereine für den DFB-Pokal qualifizieren und so kam es am 8. Mai 1977 zu einem ganz speziellen Duell: Die erste Mannschaft des FC Bayern traf auf die Zweite. Die Amateure waren in der Saison bis ins Achtelfinale marschiert, so weit wie noch nie zuvor im DFB-Pokal, und waren nun bis in die Haarspitzen motiviert, den großen Bruder ärgern zu können. So erwischten die FCB-Amateure auch einen deutlich besseren Start. In der 13. Minute schoss Wilhelm Reisinger das 1:0. Das schmeckte den Profis jedoch überhaupt nicht. Mit einem lupenreinen Hattrick (18./24./27.) schlug Gerd Müller zurück und drehte die Partie quasi im Alleingang. Zwar kamen die Amateure nur zwei Minuten später durch Eduard Kirschner auf ein Tor heran, doch Rainer Künkel sorgte mit seinem 4:2 für einen deutlichen Halbzeitstand. Die zweite Hälfte gestaltete sich ähnlich ereignisreich. In der 76. Minute erzielte Erhan Önal den Anschlusstreffer für die Amateure, doch mit seinem vierten Treffer in der 80. Minute machte der Bomber der Nation endgültig den Deckel drauf und brachte die Profis mit dem 5:3-Erfolg ins Viertelfinale.
22.04.1980 Eintracht Frankfurt – FC Bayern
Das Halbfinale des UEFA-Cups 1979/80 war historisch aus deutscher Sicht. Neben dem Duell des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt wurde auch die zweite Partie der Vorschlussrunde zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfB Stuttgart nur von Vertretern aus der Bundesliga ausgetragen. Knapp 177 Minuten waren in Hin- und Rückspiel von der Uhr, da lagen die Münchner – 33 Jahre vor dem Finale von Wembley – schon auf Kurs deutsch-deutsches Endspiel. Doch dann egalisierte Bruno Pezzey (87.) mit seinem zweiten Treffer des Tages den 2:0-Hinspielsieg der Bayern und rettete die Frankfurter im heimischen Waldstadion in die Verlängerung. Dort ging es Schlag auf Schlag. Harald Karger (103.) erhöhte zunächst auf 3:0, kurz darauf ließ aber Wolfgang Dremmler (105.) das Team von Pál Csernai nochmal vom Endspiel träumen. Doch wiederum nur zwei Minuten später traf Karger (107.) ein zweites Mal, ehe Werner Lorant (118.) kurz vor Schluss mit dem 5:1 endgültig das Frankfurter Finalticket löste.
Hier geht es weiter mit den legendärsten K.o.-Spielen des FC Bayern in den Achtzigern: