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Willi Hoffmann: Ein König – auf seine Art

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Willi O. Hoffmann hat sich seinen Platz in der Geschichte des FC Bayern mehr als verdient. 27 Jahre zählte er zur Chefetage: Erst als Schriftführer und Schatzmeister, von 1979 bis 1985 leitete er den Klub als Präsident, später gehörte er dem Verwaltungsbeirat an. Sein Spitzname „Champagner-Willi“ ist längst legendär. Am 30. Juni feiert er seinen 90. Geburtstag. Im Klubmagazin „51“ gratuliert ihm Uli Hoeneß, der unter Hoffmann einst als Manager startete. Die ehemaligen Präsidenten unter sich: Von Herzen alles Gute!

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Unter ihm fing für Uli Hoeneß alles an: Während Willi Hoffmanns Zeit als Präsident wurde Hoeneß zum Teammanager.

Hut statt Krone für den König

Das „O“ ist eine Art königliche Reminiszenz: Willi O. Hoffmann heißt mit zweitem Namen Otto. Seine Eltern tauften ihren Sohn in Anlehnung an den bayerischen Prinzen, der einst König von Griechenland wurde. Uli Hoeneß muss schmunzeln, als er das hört, er wusste das nicht, aber passen würde die Geschichte auf jeden Fall, findet er: Zwar sei Hoffmann kein König gewesen, den Ton habe er seinerzeit aber schon angegeben – auf seine bestimmte Art. „Er wurde in einer Phase Präsident, in der es turbulent zugegangen ist; es herrschte regelrecht Chaos beim FC Bayern“, sagt Hoeneß, „aber er ist ein ungeheuer kreativer Mensch, der sich auch in den größten Sorgen nie etwas anmerken ließ. Er hat den FC Bayern maßgeblich auf den Weg gebracht, damit er heute dieser Klub ist, den wir alle kennen.“

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Als bayrische Frohnatur ließ Willi Hoffmann keine Chance aus, mit seinem geliebten FC Bayern zu feiern und zu jubeln. Da wurde früher selbstverständlich noch ein Schluck aus dem gewonnenen Pokal genommen.

Im Herzen immer rot!

Willi O. Hoffmann führt schon als kleiner Bub Streitgespräche mit Mitschülern, die es mit dem TSV 1860 halten. Sein Herz schlägt rot, vom ersten Atemzug an: Gebürtiger Münchner, aufgewachsen in Sendling, sein Vater hatte einst schon seinen Arbeitskollegen in der Werkzeugfabrik gedeckt, wenn der sich mittags zum Training mit dem FC Bayern verdrückte. Hoffmann Senior half mit, bei Feierabend um 17 Uhr den Pförtner am Werkstor abzulenken, um die Stempelkarte des Ausgebüxten abzustempeln. Es handelte sich um Josef Lechler, der 1932 beim ersten Meistercoup im Tor der „Roten“ stand.

Hoffmann schlägt neue Richtung ein

Immer einen Weg finden, das hat er vielleicht von seinem Vater, sagt Uli Hoeneß über diese Anekdote. Willi O. Hoffmann tickt in jedem Fall so, als er 1958 beim FC Bayern als Schriftführer anfängt. Den Aufstieg vom wackligen Oberligisten bis zum europäischen Spitzenklub verantwortet er auch als Schatzmeister mit, und als es 1979 zum Zerwürfnis zwischen Wilhelm Neudecker und der Mannschaft kommt, übernimmt er dessen Präsidenten-Posten. „Hoffmann war bei den Spielern immer beliebt, er hat ein super Gespür für die Menschen“, erzählt Hoeneß, „er hat es geschafft, die Mannschaft zu beruhigen – und dann insgesamt eine neue Linie in den Klub zu bringen.“

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Mit jedem Spieler verstand er sich gut. So reichte er wohl symbolisch seinen Hut beim Abschied von Karl-Heinz Rummenigge als Spieler damals an ihn weiter.

„Weiter, immer weiter“-Mentalität

Uli Hoeneß ist zu dem Zeitpunkt auf dem Sprung vom Spieler zum Manager, mit Neudecker war bereits abgemacht, dass er an der Säbener Straße künftig die Strippen ziehen soll. Hoffmann müsste sich nicht an diese Vereinbarung halten, doch er trifft zwei richtungsweisende Entscheidungen: Uli Hoeneß soll als Manager hinter den Kulissen neue Wege ausloten, Paul Breitner gemeinsam mit Karl-Heinz Rummenigge auf dem Platz für sportliche Erfolge sorgen. Der Plan geht auf: Bis er 1985 an Fritz Scherer abgibt, wird der FC Bayern je zwei Mal Meister und Pokalsieger und erreicht 1982 das Finale im Europa-Pokal der Landesmeister, das gegen Aston Villa allerdings verloren geht. Wie Hoffmann auf diese unerwartete Niederlage reagiert hat? Hoeneß lächelt bei der Erinnerung: „Klar war das für uns alle ein Schock. Aber Willi ist ein Typ, der nie verzagt. Er sagte: Es geht weiter.“

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In seiner Zeit als Präsident erlebt Hoffmann viele Erfolge mit. So auch das <a href="1966-bis-1979-goldene-jahre">Double von 1969</a>.

Hoffmann ist einfach ein Macher!

Willi O. Hoffmann sei einer dieser Menschen, die sich immer ihren Optimismus bewahren, sagt Uli Hoeneß. „Er sagt sicher auch jetzt zu Corona-Zeiten, dass die Leute nicht immer jammern sollen, sondern anpacken und positiv bleiben – sonst kommt man nicht vorwärts“, so der langjährige FCB-Macher. „Er war nie ein Bedenkenträger, sondern immer der Typ: Probieren wir’s aus!“ Wenn Hoeneß damals bei Transfer- oder Vertragsverhandlungen ab und an beim Präsidenten erschien und erklärte, alles hinge nun an 20.000 oder 30.000 D-Mark Differenz, lief der Dialog meist so: „Brauchen wir diesen Spieler?“ – „Ja.“ – „Dann machen!“ Hoffmann wusste als Geschäftsmann, wie die Dinge zu laufen haben – und vor allem liebte er seinen FC Bayern. „Wenn es darum ging, etwas möglich zu machen, war er der Erste, der sagte: Leute, auf geht’s!“, erzählt Hoeneß.

Jeder Sieg muss gefeiert werden

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„Champagner-Willi" wurde Hoffmann nicht ohne Grund genannt: Jeder Sieg war für den damaligen Vereinspräsidenten ein Grund zum feiern.

Hoffmann trägt mit vielen Ideen dazu bei, den FC Bayern weiterzuentwickeln: Unter ihm wird das erste Jugendhaus gebaut und der erste Kunstrasen verlegt, mit Hoeneß zusammen führt er ein, dass sich die Spieler regelmäßig in Tracht sehen lassen. Er selbst geht sowieso als stolzer Bayer voran, König Otto lässt grüßen – nur dass ihn keine Krone ziert, sondern der Gamsbarthut sein Markenzeichen wird. Bis heute ist das gute Stück im FC Bayern Museum zu sehen. Hoffmanns Motto: Mit einer fröhlichen Mannschaft an Europas Spitze! Bei ihm kann es vorkommen, dass er die Spieler nach einem Auswärtssieg zusammenruft: „Gebt euren Frauen Bescheid – wenn wir gelandet sind, geht’s direkt zum Feiern in den Käfer!“ Und alle folgten dem Aufruf vom „Champagner-Willi“ nur zu gern, erinnert sich Hoeneß: „Solche Aktionen wären heute undenkbar.“

Mit Hoffmann geht es steil aufwärts

Mit dem Abstand von gut vier Jahrzehnten ebenfalls schwer zu glauben ist die Geschichte, wie die Bayern einst nach einem Europacup-Spiel in Belgrad in die Maschine einer niederländischen Billig-Fluglinie steigen, die halb aus Holz besteht und bei Schnee und Eis abheben soll – allerdings nicht über den nötigen Treibstoff verfügt. Hoeneß schlägt die Hände über dem Kopf zusammen bei der Erinnerung: Die Bayern klapperten dann alle Passagiere für Spritgeld ab. Erst danach kann der Flieger abheben.

So war das damals, unter dem Präsidenten Willi O. Hoffmann – man musste Mut haben, kreative Lösungen finden und Optimismus bewahren. So ging es mit dem FC Bayern steil nach oben. Manchmal muss man kein König sein, um Geschichte zu schreiben. Manchmal steht ein einfaches „O“ für Aufsehen genug.

Auch in der Saison 2019/2020 wurde der FC Bayern deutscher Meister. Und das zum 30. Mal. Hier lest ihr nach, wie die Meisterfeier der Mannschaft in der Allianz Arena ablief:

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