Torjäger, Jubel-Künstler, Spaßvogel - sechs Jahre spielte Giovane Élber von 1997 bis 2003 für den FC Bayern und gewann in dieser Zeit alle wichtigen Trophäen, die es im Vereinsfußball zu gewinnen gibt. Am Donnerstag feiert der Champions-League-Sieger von 2001 seinen 48. Geburtstag. fcbayern.com gratuliert ganz herzlich und blickt auf seine Karriere in München zurück.
Er ist Mitglied der 18-köpfigen Hall of Fame des FC Bayern, gehört zu der im Jahre 2005 von den Fans des Rekordmeisters gewählten Jahrhundert-Elf und war Bestandteil der siegreichen Champions-League-Mannschaft von 2001: Giovane Élber. Der ehemalige Profi und der FC Bayern gehören zusammen wie der Zuckerhut und Rio de Janeiro, die Streif und Kitzbühel oder der Marienplatz und München. Auf Letzterem konnte der langjährige Torjäger und Publikumsliebling zahlreiche Titelgewinne mit den Anhängern der Bayern feiern. Eine Verbindung, die bis heute Bestand hat.
Als Pokalsieger nach München
Mit gerade einmal 18 Jahren verließ der im brasilianischen Londrina geborene Élber 1990 sein Heimatland und wechselte in das Starensemble des AC Mailand. Nach nur einem Jahr wechselte er in die Schweiz zu Grasshopper Club Zürich. 1994 folgte der Schritt in die Bundesliga zum VfB Stuttgart, wo er gemeinsam mit Fredi Bobic und Krassimir Balakov das Magische Dreieck bildete. Mit der Referenz von 44 Toren in 96 Pflichtspielen für den VfB zog es Élber im Sommer 1997 als frischgebackener DFB-Pokalsieger und zweifacher Finaltorschütze gegen Cottbus nach München, wo er die Nachfolge der scheidenden Stürmer Marcel Witezcek und Jürgen Klinsmann antrat.
Schnellster Torschütze der Bundesliga-Geschichte
In seinem ersten Jahr bei den Bayern wiederholte Élber auf Anhieb den Sieg im DFB-Pokal, in 44 Pflichtspielen gelangen ihm 21 Tore. Darunter im Februar 1998 die 1:0-Führung nach nur elf Sekunden gegen den Hamburger SV. Es war das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte – bis er 2014 von Karim Bellarabi (neun Sekunden) übertroffen wurde. „Er hat eine gute Saison gespielt, kann aber noch sehr viel mehr geben“, lautete das finale Urteil des scheidenden Trainers Giovanni Trapattoni.
Élber schießt sich in die Weltklasse
Und Élber ließ in der folgenden Spielzeit unter dem neuen Trainer Ottmar Hitzfeld und einer offensiveren Ausrichtung umgehend Taten folgen. Mit acht Toren in den ersten neun Bundesligaspielen hatte er maßgeblichen Anteil am fulminanten Saisonstart der Bayern, die erst am 10. Spieltag – ohne Élber – die erste Niederlage kassierten. Bis zur Winterpause standen insgesamt 18 Treffer für den Brasilianer zu Buche, fast so viele wie in der gesamten Vorsaison. „Weltklasse“ (Hitzfeld), „Unersetzlich“ (Uli Hoeneß) und „auf einer Stufe mit Ronaldo, Mijatovic und Šuker“ (Jupp Heynckes) lauteten nur einige der vielen Lobeshymnen auf den Torjäger.
Brasilianische Frühlingsrolle: Giovane Élber glänzte nicht nur mit Toren, sondern auch mit ausgefallenen Jubel-Kreationen. So wie nach dem 2:0 gegen den VfL Wolfsburg in der Saison 1998/99.
Torschütze des Monats und des Jahres
Mit einem sehenswerten Kunstschuss von der Eckfahne im Spiel gegen Hansa Rostock erzielte Élber im Februar 1999 das Tor des Monats, das später auch zum Tor des Jahres gewählt wurde. Zudem wählten ihn die Profi-Kollegen zum besten Bundesligaspieler. Alles lief perfekt für den im Team beliebten Spaßvogel, der sich für seinen Torjubel immer wieder etwas Neues einfallen ließ. Doch nur einen Monat später wurde sein Höhenflug jäh gestoppt. Im Bundesligaspiel beim Hamburger SV zog er sich einen Riss des Kreuz- und Außenbandes im linken Knie zu.
Nur Zuschauer im Saisonfinale
Als „Katastrophe“ bezeichnete Hoeneß damals das vorzeitige Saisonaus des Topscorers (13 Tore, sieben Vorlagen), dem in den entscheidenden Wochen nur die Zuschauerrolle blieb. „Ich muss jetzt schon an die nächste Saison denken“, gab sich Élber kurz nach seiner Verletzung kämpferisch und arbeitete intensiv an seiner Rückkehr auf den Rasen. Seine Teamkollegen fuhren in der Zwischenzeit zwar die 14. Meisterschaft ein, in den beiden Finalspielen im DFB-Pokal (5:6 n.E. gegen Werder Bremen) und vor allem in der Champion League (1:2 gegen Manchester United) unterlagen sie jedoch denkbar unglücklich.
Élber kämpft sich immer wieder zurück
Nur fünf Monate nach seiner Verletzung feierte Élber beim Auftakt in die neue Spielzeit – ausgerechnet beim HSV - sein Comeback und sicherte mit seinem Joker-Tor in der 90. Minute das 2:2-Unentschieden. Es war der Auftakt zu einer soliden Saison für den Goalgetter (19 Tore), in der am Ende das dritte Double der Vereinsgeschichte stand. Die Spielzeit 2000/01 sollte dafür umso erfolgreicher werden, auch wenn diese für den Stürmer mit einem Rückschlag begann. Wegen eines Mittelfußbruches verpasste er die ersten acht Pflichtspiele, seiner Treffsicherheit tat diese Pause aber keinen Abbruch: Nach seiner Rückkehr erzielte er elf Tore bis zur Winterpause. Zwar konnte auch Élber das frühe Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten 1. FC Magdeburg (3:5 n.E.) nicht verhindern, umso ausgeprägter war dagegen der Erfolgshunger der Bayern in der Liga und in der Königsklasse.
Matchwinner nach Knie-Op und Champions-League-Sieger
Und in dieser hatte Élber entscheidenden Anteil, dass die Bayern am 23. Mai 2001 in Mailand Geschichte schrieben. Drei Tore erzielte er in den K.o.-Spielen gegen Manchester United und Real Madrid, darunter den wichtigen 1:0-Siegtreffer im Halbfinal-Hinspiel bei den Königlichen – nur zwölf Tage nach einer Arthroskopie des linken Knies. „Wahnsinn, dass ich spielen konnte“, sagte Élber hinterher und bezeichnete es als „noch größeren Wahnsinn, dass ich dieses Tor geschossen habe“. Mit dem linken Bein hatte Élber das Tor erzielt - zum Dank gab es einen dicken Schmatzer auf das operierte Knie. Wenige Tage später feierten die Bayern erst die legendäre Last-Minute-Meisterschaft in Hamburg und dann den CL-Triumph in San Siro. Und mit 22 Toren in 44 Spielen stellte er am Ende trotz Verletzungen eine neue persönliche Bestmarke auf.
Gewinn der Torjäger-Kanone 2003
Diese konnte er in den nachfolgenden Spielzeiten sogar noch steigern. 24 Treffer gelangen ihm 2001/02, dazu kam der Gewinn des Weltpokals in Tokio gegen Boca Juniors. Und in der Saison 2002/03 traf er wettbewerbsübergreifend satte 31 Mal, neben dem neuerlichen Gewinn des Doubles sicherte er sich gemeinsam mit dem Bochumer Thomas Christiansen erstmals die begehrte Kanone als Bundesliga-Torschützenkönig. Auch im DFB-Pokal war er der treffsicherste Spieler. Mit der Verpflichtung von Roy Makaay im Sommer 2003 neigte sich Élbers Ära in München jedoch dem Ende zu. Nach sechs Jahren, 13 Titeln, 140 Toren und 266 Pflichtspielen wechselte er zum französischen Meister Olympique Lyon.
Schnelles Wiedersehen mit Olympique Lyon
„Es war eine wunderschöne Zeit. Ich habe alles gewonnen. Der Gewinn der Champions League 2001 war am schönsten“, sagte Élber nach seinem Abschied. „Es war eine Ehre, dabei zu sein.“ Nur zwei Monate nach seinem Weggang aus München kam es in der Champions-League-Gruppenphase zum Wiedersehen zwischen Élber und dem FCB: Nach einem 1:1 im Hinspiel gewann Lyon das Rückspiel im Olympiastadion mit 2:1. Den Siegtreffer für die Franzosen erzielte - na klar - Giovane Élber in der 53. Minute. Sogar die Bayern-Fans jubelten ihm dabei zu und honorierten damit seine jahrelangen Leistungen im FCB-Trikot.
Verbindung nach München ist nie abgerissen
Nach zwei Jahren in Lyon folgte ein Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach, ehe Élber im Januar 2006 nach 16 Jahren in Europa nach Brasilien zurückkehrte und im November des gleichen Jahres seine Karriere bei Cruzeiro Belo Horizonte beendete. Élber zog sich zunächst auf seine Farm in Londrina zurück, doch die Verbindung nach München blieb immer bestehen. Ob als internationaler Scout in Brasilien, als Markenbotschafter oder als Mitglied der FC Bayern Legends, für die er seit Sommer 2019 verantwortlich zeichnet. Der FC Bayern und Giovane Élber gehören einfach zusammen.
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