51_April_2021_Podcast

Für rote Ohren: Der FC Bayern Podcast

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Die Bundeskanzlerin hat einen, auch Barack Obama und Bruce Springsteen, Toni Kroos und Mats Hummels: einen eigenen Podcast. Das Audioformat ist im Trend. Seit einem Jahr podcastet auch der FC Bayern. „51“ hat bei der jüngsten Produktion hinter die Kulissen geschaut.

Am Ende schüttelt Leon Goretzka den Kopf. „Ich habe selten so viel gelabert“, sagt er und grinst. Für Jacqueline Belle ist dieser saloppe Satz einfach nur: ein Kompliment. Die 31-Jährige ist Radiomoderatorin, Synchronsprecherin und Gastgeberin des FC Bayern Podcasts - und die Tatsache, dass Leon Goretzka in der vergangenen Stunde ins Plaudern kam, ist das höchstmögliche Lob. Der Nationalspieler legt sogar noch nach: „Es war ungewohnt, sich selbst reden zu hören. Aber Jacqueline hat eine sehr angenehme Stimme, das war die Kompensation.“ Die Atmosphäre zwischen Moderatorin und Talkgast war also schon mal positiv bei der 16. Episode des FCB-Podcasts. 170.000 Fans haben das Interview-Format abonniert, das Ende März 2020 zum ersten Mal erschienen ist. Tendenz steigend. Selbst in den USA lauschen regelmäßig mehrere Tausend Hörer den Gesprächen mit Thomas Müller, Karl-Heinz Rummenigge, Joshua Kimmich… und diesmal eben mit Leon Goretzka.

Küche, Kleinfeld, Tattoo

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Kurz vor Beginn der Aufnahme wird es still im Showroom des FC Bayern an der Säbener Straße. Unzählige Merchandise-Artikel des Triple-Siegers sind hier ausgestellt, vom Schlüsselanhänger bis zum Kicker-Tisch, in einem Regal blitzen golden und silbern Kopien von Meisterschale, DFB- und Champions League-Pokal. Mittendrin sitzen Jacqueline und Leon vor zwei Mikrofonen. Sie setzen sich Kopfhörer auf. Um den Ton zu testen, stellt Jacqueline die Frühstücksfrage: „Was gab’s heute zum Frühstück, Leon?“ Er überlegt. „Hafer­flocken mit irgendeiner Schokogeschichte.“ Der Ton passt, Handys auf Flugmodus – die Aufnahme beginnt.

Jacqueline startet das Gespräch mit einer Frage nach dem Training - und landet innerhalb kürzester Zeit in Leons Küche. „Meine erste Intuition, wenn ich nach Hause komme, ist immer: Hunger! Dann muss relativ schnell was auf dem Tisch sein“, erzählt der 26-Jährige. Es ist eine Gesprächsentwicklung ganz im Sinne der Moderatorin. „Das Interessante ist: Du überlegst dir vorher Dinge, über die du reden willst, und dann geht das Gespräch in eine ganz andere Richtung“, sagt sie später. „Die Kunst bei Podcasts ist für mich, keinen Frage­katalog zu haben, sondern auf die Menschen einzugehen. Wirklich ein Gespräch zu führen und nicht einfach nur Fragen runterzurattern.“ 30, 40 Prozent der Fragen, die sie Leon gestellt hat, waren vorbereitet, der Rest entwickelte sich aus dem Gespräch.

Generation ’95 möchte eine Ära prägen

Inzwischen geht es um Leons Karriere, den Champions League-Triumph im letzten Sommer und die Generation ’95: Goretzka, Kimmich, Serge Gnabry, Niklas Süle, alle 1995 geboren, haben sich schon früh in Jugendnationalteams kennen- und schätzen gelernt. „Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich mit Niki - da spielte er noch in Frankfurt - auf Kleinfeld um die Torjäger­kanone gebattelt habe.“ Leon grinst. Nach dem CL-Sieg fuhr die 95er-Truppe gemeinsam in den Urlaub. Beinahe wäre Leon mit einem Andenken nach Hause zurückgekehrt. „Serge und ich waren kurz davor, uns den Champions-League-Pokal ganz klein irgendwo zu tätowieren. Glücklicherweise haben wir noch die Kurve bekommen.“

Ernst sei es ihnen aber mit dem FC Bayern. „Wir möchten eine Ära prägen, das Ganze noch mal mit den Fans zusammen gewinnen“, betont er. Man glaubt ihm, dass das keine Floskel ist. Nicht einfach so dahingesagt, weil es gut klingt. Man spürt, dass Leon ein reflektierter Mensch ist. Einer, der sich mit weit mehr als nur Fußball beschäftigt. Einer, der sich dafür inte­ressiert, was in der Gesellschaft vorgeht, in der er lebt. Einer, der sich eine Meinung bildet und auch äußert, wenn er es für nötig hält. Die Spendenaktion #WeKickCorona, die er zusammen mit seinem Freund Joshua Kimmich ins Leben gerufen hat, ist ein Musterbeispiel für soziales Engagement. Aber auch die Initiative „Rot gegen Rassismus“ des FC Bayern liegt ihm am Herzen. „Es ist das richtige Zeichen“, meint er und fügt nachdenklich hinzu: „Ich dachte eigentlich, dass unsere Gesellschaft schon viel weiter ist.“

Schulden in Bochum

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Momente wie dieser sind für Jacqueline das, was den Reiz von Podcasts ausmacht. Wenn hinter einer Person der Mensch durchschimmert. „Wir haben das Glück, dass wir eine Stunde Zeit haben. Nach den ersten fünf bis zehn Minuten merkst du plötzlich, dass der Gast alles drum herum vergisst und einfach anfängt zu reden, als wäre man befreundet. Das ist immer total schön“, sagt sie. Und das sei auch der Grund, warum Podcasts zu einem absoluten Trendmedium geworden sind. 10,4 Millionen Deutsche ab 14 Jahren hören regelmäßig Podcasts, mehr als vier Millionen sogar täglich mindestens ein Format. Das ergab eine repräsentative Befragung der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia im Juli vergangenen Jahres.

Das Angebot ist riesig. Allein Spotify hat weltweit 1,9 Millionen Podcasts im Angebot. Neun der 18 Bundesligisten produzieren inzwischen ein eigenes Angebot. Anders als Radio ist Podcast kein Medium, von dem man sich berieseln lässt. Gehört wird überall dort, wo man sich auf eine Geschichte konzentrieren kann: auf dem Weg zur Arbeit, beim Aufräumen, beim Putzen oder, wie im Fall von Jacqueline, beim Joggen. „Dann vergeht die Zeit viel schneller.“ Die Münchnerin glaubt, das Erfolgsgeheimnis liege vor allem darin, „dass die Leute sich danach sehnen, mehr Nähe zu Menschen zu haben. In Corona-Zeiten mehr denn je. Diese Nähe bietet ein Podcast.“ Auch der Fußballprofi Leon Goretzka sei ja ein ganz normaler Mensch. „Er kommt auch nach Hause und ist schlecht gelaunt, wenn der Arbeitstag schlecht lief.“ Er sei einfach Teil des Stadtviertels, in dem er lebe, sagt Goretzka: „Die Leute kennen mich. Da bin ich auch nur ein braunhaariger Wuschelkopf.“

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Eng verbunden fühlt er sich auch mit seiner Heimatstadt Bochum – selbst wenn er da noch Schulden zu begleichen hat. Alex Richter, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim VfL Bochum, erinnert ihn in einem Einspieler daran, dass noch ein gemeinsamer Grillabend aussteht. Leon muss wieder grinsen. „Zu Hause bei meinem Papa. Es war immer ausgemacht, dass man sich noch mal zusammenhockt und vielleicht ein Bierchen trinkt, wenn diese intensive Zeit mit dem Abitur und dem VfL vorbei ist. Auch mit meiner Nachhilfelehrerin.“

Nach 59 Minuten spricht Jacqueline ihre Abmoderation. „Ciao, ciao“, sagt Leon als Letztes ins Mikrofon, dann ist der Podcast im Kasten. „Geil, das mit Alex Richter. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt er, nachdem er die Kopfhörer abgenommen hat. Das Gespräch hat ihm gefallen. Er erzählt, dass er privat selbst Podcast-Hörer ist. Dann verabschiedet er sich, wahrscheinlich nach Hause in die Küche. Als Zuhörer hat man Leon Goretzka in der letzten Stunde besser kennengelernt. Auch Jacqueline ist beeindruckt: „In der Vorbereitung bildet man sich ja schon ein Bild von einem Menschen. Schon da war er mir sympathisch – und das hat er jetzt noch übertroffen.“

Die ganze Story und vieles mehr gibt es in der aktuellen Ausgabe des Mitgliedermagazins „51“:

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