Serge Gnabry hat mit seiner Vertragsverlängerung beim FC Bayern bis 2026 ein Zeichen gesetzt, dass er die Zukunft des deutschen Rekordmeisters mitgestalten will. Im Interview spricht der deutsche Nationalspieler über Führungsstärke, die Bayern-Offensive der Zukunft sowie seine Freundschaft zu Joshua Kimmich und Leon Goretzka.
Das Interview mit Serge Gnabry
Servus, Serge! Am Samstag startet für euch die neue Saison mit dem Supercup. War die Trainingsintensität in diesem Jahr durch die kurze Vorbereitungszeit besonders hoch?
Gnabry: „Die Zeit war knapp bemessen und wir hatten viele Doppeleinheiten - körperlich war es sehr anstrengend. Aber die Vorbereitung ist einfach eine Zeit, in der man leiden muss. Das ist wichtig und wir wissen, wofür wir es tun. Am Ende freut man sich immer, wenn es wieder los geht.“
Wie ist dein Eindruck von den Neuzugängen. Sind sie schon gut integriert?
„Ja, sehr gut! Das ist nicht selbstverständlich, da die Neuen oft eine andere Sprache sprechen und uns nicht sofort verstehen. Es sind Top-Jungs, sie sind sehr humorvoll, sehr lässig. Natürlich zeigen sie auch ihre Qualität auf dem Platz und warum sie geholt wurden. Es macht Spaß, mit ihnen zusammenzuspielen.“
Robert Lewandowski ist weg, Sadio Mané ist da - was bedeutet das für die Bayern-Offensive?
„Wir sind auf jeden Fall variabler als in den vergangenen Jahren, in denen wir immer den einen Stoßstürmer hatten, der pro Saison 40 Tore gemacht hat. Es ist ein Neuanfang und eine gute Möglichkeit für uns Offensivspieler, in neue Rollen hereinzuwachsen. Das ist nichts Negatives, sondern eine neue Chance, die wir nutzen wollen.“
In Hoffenheim hast du unter Julian Nagelsmann schon als Sturmspitze gespielt, wie plant er jetzt mit dir?
„Im Zwei-Spitzensystem fühle ich mich sehr wohl, das haben wir in der Nationalmannschaft häufig gespielt und auch damals in Hoffenheim. Ich mag es generell, zentral zu spielen, aber es ist abhängig davon, was für ein System der Trainer spielen will. Wir sind ohnehin sehr flexibel, haben viele Spieler, die die Position miteinander tauschen können. Solange wir uns untereinander verstehen und die Laufwege stimmen, ist es kein Problem, wenn einer aus dem Zentrum mal auf den Flügel wechselt oder andersrum.“
Du hast deinen Vertrag erst vor kurzem langfristig verlängert - was hast du noch mit dem FC Bayern vor?
„Die Geschichte des Vereins wird ständig weitergeschrieben. Wir Spieler können eine Ära prägen, die wollen wir mit so vielen Erfolgen wie möglich füllen. Wir haben hier ein super Mannschaftsgefühl. Auf so einem Level bei einem Top-Verein in der Welt zu spielen, ist schon etwas Besonderes.“
Bis zum Ende deiner Vertragslaufzeit wärst du acht Jahre beim FC Bayern - welche Eigenschaften muss ein Spieler mitbringen, um dort so lange bestehen zu können?
„Auf jeden Fall Talent, Ehrgeiz, Selbstbewusstsein und das Streben danach, immer weiterzugehen. Die Konkurrenz schläft nicht, es kommen immer wieder unfassbare Talente dazu - so wie jetzt Jamal Musiala, Paul Wanner oder Gabriel Vidović. Man kann sich nicht erlauben nachzulassen, weil sonst der Nächste kommt, um deinen Platz einzunehmen. Dieser Wille spielt eine große Rolle.“
Ist es das, was man die berühmte Bayern-DNA nennt?
„Das kann man schon sagen. Bevor ich hierhergekommen bin, waren diese Eigenschaften bei mir noch nicht so ausgeprägt. Es ist etwas, was man dazulernt, wenn man hier in diesem Umfeld ist und täglich damit konfrontiert wird. Alle drei Tage gewinnen zu müssen, ist nicht überall gang und gäbe - Bayern ist eben ein großer Verein. Man lernt, diese Kultur zu leben.“
Mit 27 Jahren ist deine Generation im sogenannten „besten Fußballer-Alter“ - was können die jungen Talente in der Mannschaft von euch lernen?
„Sie können sich einiges abschauen, so wie wir damals von der älteren Generation um Franck Ribéry, Arjen Robben, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Xabi Alonso. Die Jungs haben alle das Zeug dazu, hier eine große Karriere hinzulegen. Was ich manchmal im Training sehe, da muss ich sagen: Hut ab! Was wir ihnen mitgeben können ist, immer an sich zu glauben - das ist auf diesem Level unabdingbar. Ohne Selbstvertrauen ist es ganz schwierig, wenn man mal eine schlechtere Phase hat.“
Du sagtest, du willst noch viele Titel „mit deinen Brüdern“ gewinnen - was macht die Freundschaft zu Joshua Kimmich und Leon Goretzka für dich aus?
„Viel davon ist Vertrauen. Wir kennen uns schon seit der Jugend, dadurch sind wir ein eingespieltes Team. Man weiß, was man am anderen hat und kann sich immer auf ihn verlassen. Wenn man gute Freunde im Team hat, ist es nicht so, dass man zur Arbeit und wieder nach Hause geht - und danach ist es vorbei. Wir haben auch privat viel miteinander zu tun, was das Verhältnis nochmal stärkt.“
Wächst du jetzt auch in eine Leader-Rolle hinein?
„Das kommt mit dem Alter und der Erfahrung immer mehr, auch mit dem Standing, das man in der Mannschaft hat. Es hängt aber auch davon ab, was man für ein Typ ist. Nicht jeder zeigt das so nach außen. Das unterscheidet mich beispielsweise von Joshua Kimmich, der sehr laut auf dem Platz ist. Aber natürlich versucht man, den jüngeren Spielern zu helfen, Tipps zu geben und sie aufzumuntern. Wir waren alle in der gleichen Situation und die älteren Spieler haben uns damals auch unterstützt.“
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