
Vor sechs Jahren hat sich Karl Hopfner in den Ruhestand verabschiedet. Zu seinem 70. Geburtstag am Sonntag spricht der frühere Präsident und langjährige Entscheidungsträger des Clubs über seine Kindheit im Herzen Münchens, den neuen FC Bayern und sein Engagement für den FC Bayern Hilfe eV.
Herr Hopfner, 33 Jahre lang bestimmten Sie den Puls des FC Bayern mit. Wie sieht Ihr Leben heute, sechs Jahre nach Ihrem Abschied, aus?
„Zunächst einmal wird der FC Bayern immer ein Teil meines Lebens bleiben, nicht zuletzt, weil ich weiterhin als Vorsitzender des FC Bayern Hilfe eV tätig bin. Außerhalb vom FC Bayern bin ich noch in einem Aufsichtsrat sowie einem Beirat tätig und engagiere mich in zwei Stiftungen ehrenamtlich. Aber es bleibt trotzdem noch ab und zu Zeit für eine Golfrunde (lächelt).“

Wie viel Platz nimmt der FC Bayern insgesamt noch heute in Ihrem Leben ein?
„Zum Frühstück mache ich mein iPad auf und lese alle Münchner Zeitungen sowie die gängigen Zeitschriften, die sich dem Fußball widmen. Anschließend lese ich auch noch einen internationalen Pressespiegel, den ich täglich erhalte. Damit bin ich über das Geschehen in der Welt und bei unserem Club informiert. Das Schöne in meiner Lebenssituation ist, dass man die Zeit zum Lesen hat. Ich genieße es.“
Und wenn Sie etwas über den FC Bayern lesen, was Sie stört, greifen Sie zum Handy und rufen Uli Hoeneß an - oder an der Säbener Straße?
„(lacht) Nein, sicher nicht. Man muss loslassen können. Ich ertappe mich hin und wieder, dass ich mir denke: Die eine oder andere Entscheidung hätte ich genauso getroffen - oder eben anders. Das ist normal. Aber grundsätzlich machen das unsere Nachfolger Oliver Kahn, Jan Dreesen, Hasan Salihamidžić und Andy Jung mit Herbert Hainer an der Spitze des Aufsichtsrats sehr gut. Ich verfolge jetzt einfach alles als Mitglied und Fan.“
Wie oft sind Sie noch in der Allianz Arena?
„Bei fast allen Heimspielen. Zu Auswärtsspielen fahre ich aber nicht mehr - ich habe alle Stadien in Deutschland und fast alle in Europa gesehen, da reicht es mir inzwischen, zu Hause am Fernseher dabei zu sein. Als Zuschauer zittere ich und gehe mit wie zu meiner Zeit, als ich noch operativ eingebunden war. Das ist kein großer Unterschied, weil ich, auch als ich in der Verantwortung stand, es immer so gehalten habe, dass ich diese 90 oder 120 Minuten im Stadion als Fan erleben will - da habe ich nie nebenbei mitgerechnet: Wie hoch sind die Einnahmen, was bedeutet dieses Tor oder Gegentor jetzt für unseren Club?“

Sie sind gebürtiger Münchner - waren Sie auch immer FC Bayern-Fan?
„Ich bin in München-Au aufgewachsen, als Kinder haben wir aus dem Auer Mühlbach am Mariahilfplatz mitten in der Stadt Flusskrebse gefischt, und im Grunde bin ich im Schyrenbad groß geworden. Da haben wir immer die Mülleimer umgedreht, als Tore aufgebaut, und dann wurde barfuß gekickt. Mein Vater hatte aber hauptsächlich Sympathien für die Blauen. Da war es quasi meine Pflicht, mit ihm ins Grünwalder zu gehen - und dann natürlich zu 1860. Aber spätestens ab der Zeit, als der FC Bayern in die Bundesliga aufgestiegen ist, habe ich für mich erkannt, wer den schöneren Fußball gespielt hat. Da bin ich ein Roter geworden.“
Was für ein Bild haben Sie vom neuen FC Bayern, vom Vorstand, Aufsichtsrat und Präsidium?
„Neue Verantwortliche bringen neue Ideen mit, das ist gut und wichtig für eine Entwicklung. Ich sehe den FC Bayern auf einem guten Weg für die Zukunft. Die Mitglieder und Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wichtig wird es sein, die Werte des Clubs, die Tradition und den familiären Zusammenhalt weiterhin voranzustellen.“
Was war für Sie die schönste Zeit beim FC Bayern: als Geschäftsführer, als Vorstand oder als Präsident?
„Alles war zu seiner Zeit schön. Es gibt nichts Schöneres als Erfolg, und davon hatten wir beim FC Bayern immer reichlich. Aber für mich sind eben auch Erfolge neben dem Platz absolute Highlights: Die Erweiterung der Säbener Straße mit zwei neuen Rasenplätzen und einem neuen Verwaltungsgebäude, die Umwandlung in eine AG, der Bau der Allianz Arena und des FC Bayern Campus … das sind alles Dinge von Wert, die bleiben. Wir haben das alles immer gemeinsam entschieden und erschaffen, es ist nie einer allein gewesen.“
Warum ist Ihnen das Engagement als Vorsitzender des FC Bayern Hilfe eV so wichtig?
„Jeder, der die Möglichkeit hat, etwas spenden zu können, befindet sich auf der Sonnenseite des Lebens - und kann helfen, dass es auch denen gut geht, die im Schatten stehen. Der FC Bayern Hilfe eV unterstützt Menschen und Einrichtungen, die unverschuldet in Not geraten sind. Da wir keinen Verwaltungsapparat benötigen, fließt jeder Cent direkt den Begünstigten zu. Ich kann unseren Fans, Mitgliedern und allen Menschen, die spenden, gar nicht genug danken.“
Das ausführliche Interview gibt es in unserem FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“.
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