Erst blickte Thomas Tuchel noch ungläubig, dann folgte ein befreiender Schrei und schließlich die doppelte, geballte Siegerfaust. Viermal war Thomas Tuchel, der neue Trainer unseres FC Bayern, am Samstagabend im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund in den Genuss gekommen, ein Tor seiner Mannschaft zu bejubeln. Und am Ende feierte er einen völlig verdienten 4:2-Sieg gegen den BVB.
Nach einer intensiven Woche ist der FCB wieder zurück an der Spitze der Bundesliga mit zwei Punkten Vorsprung bei noch acht verbleibenden Partien. Der Druck war immens hoch, das Team hat ihm standgehalten. Dementsprechend groß waren Freude und Erleichterung über den Sieg.
Ergebnis bringt Vertrauen
„Es war der Anfang. Und es war das Ergebnis, das wir unbedingt wollten. Das wird uns Ruhe und Vertrauen geben“, sagte Tuchel in seiner ersten Analyse.
Er sei durchaus „angespannt“ gewesen, hatte er zuvor zugegeben und angesichts des Programms, das in den kommenden Wochen folgt, wird die Anspannung höchstwahrscheinlich auf einem hohen Level bleiben.
Tuchel stand in Trainingsanzug an der Seitenlinie, coachte aktiv, gestikulierte viel und machte sich Notizen. „Wir sind wie in einer Band. Die Mannschaft und ich müssen nun unseren gemeinsamen Rhythmus finden. Da helfen jetzt vor allem Spiele“, weiß Tuchel.
Am Dienstag steht in München das DFB-Pokalviertelfinale gegen den SC Freiburg an, am Samstag geht es dann nach Freiburg in den Breisgau, ehe das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Manchester City folgt. Die nächsten Wochen erfordern volle Konzentration.
Zu welchen Leistungen der Kader des FC Bayern fähig ist, wurde gegen den BVB über weite Phasen der Partie eindrucksvoll gezeigt. Erst schlug BVB-Torwart Gregor Kobel über den Ball (13.), dann schlug Thomas Müller (18./23.) zu. Kingsley Coman (50.) erzielte das 4:0. Emre Can (71./Foulelfmeter) und Donyell Malen (90.) verkürzten zwar, doch gefährdeten sie den Erfolg letztlich nicht mehr.
Müller sieht ein Statement
„Wenn man 3:0 zur Halbzeit führt, dann gibt dir das schon ein gutes Gefühl“, bekräftigte Müller, der seinen 25. Doppelpack in der Bundesliga markierte. Er fügte an: „Dass die Meisterschaft nur über uns geht, war von vorneherein klar. Es war natürlich ein Statement, dass man gesehen hat: Wenn die Bayern müssen, dann können sie.“
Tuchel hatte unter der Woche an ein paar Stellschrauben gedreht und damit ganz offenbar Wirkung erzielt. „Er hat versucht, ein System zu finden, in dem wir unsere Stärken ausspielen können“, berichtete Joshua Kimmich und Müller ergänzte: „Der Trainer hat uns Sicherheit gegeben.“
Neben der Sicherheit war vor allem der Biss in den Zweikämpfen sowie der Wille, wirklich 100 Prozent für das gemeinsame Ziel zu geben, klar erkennbar. 14 herausgespielte Chancen sprechen dabei eine deutliche Sprache in der Statistik.
Tuchel will weiter verbessern
Gefahr strahlte vor allem auch Leroy Sané aus. Der Angreifer war spritzig, agil und glänzte unter anderem mit der Vorlage zum 3:0 und einem herausragenden Steckpass auf Torschütze Coman. „Bayern hat es gut ausgespielt und hätte noch mehr Tore schießen können. Es war kein guter Abend. Die Saison ist noch nicht vorbei, aber es tut sehr weh“, blickte BVB-Kapitän Marco Reus zurück.
Dennoch sah Tuchel auch Verbesserungspotenzial: „Wir haben gegen einen sehr starken Gegner gespielt, deshalb kann nicht alles am Limit sein. Trotzdem gibt es Luft nach oben. Wir sind erleichtert und wir sind froh. Aber es gibt schon noch was zu tun, am Dienstag geht es weiter.“
Der Anfang ist gemacht.
Die Stimmen zum Spiel gegen Borussia Dortmund:
Themen dieses Artikels