Der erste Schuss geht ins Leere. Die Mitspieler sind gefragt, um zu helfen: Sie rufen Kommandos, rechts links, jetzt nochmal schießen – dann fliegt der Ball tatsächlich Richtung Tor. Der Schütze nimmt seine Augenbinde ab, um zu schauen, ob er getroffen hat. Auf dem „Diversity Mountain“, den der FC Bayern am Samstag veranstaltet hat, war der Selbstversuch Blindenfußball eines von vielen unterschiedlichen Highlights für die rund 800 Besucherinnen und Besucher – und wirkte auch im übertragenen Sinn: Der deutsche Rekordmeister wollte mit dem Event Perspektiven erweitern, Menschen zusammenbringen und Verständnis füreinander fördern.
Herbert Hainer: „Eine völlig neue Veranstaltung“
Der „Diversity Mountain“ sei „eine völlig neue Veranstaltung“ gewesen, sagte Herbert Hainer: „So etwas haben wir als Club noch nie organisiert, und es war ein riesiger Erfolg.“ Der Präsident des FC Bayern hatte sich vor Ort selbst ein Bild von dem Event gemacht, das im Rahmen der Initiative „Rot gegen Rassismus“ umgesetzt wurde. „Unser Club möchte die Menschen inspirieren, nicht nur auf dem Spielfeld“, sagte er. „Wir wollen zum gesellschaftlichen Austausch beitragen, dazu gehört auch der kritische Diskurs, um sich stetig weiterentwickeln zu können. Es war schön, dass der ,Diversity Mountain‘ so ein breites, buntes Publikum mit vielen Familien und Kindern erreicht hat – so möchten wir als Verein wirken: Wir wollen Menschen miteinander verbinden.“
Fußball, Basketball, Tischtennis, Schach, Zirkusakrobatik und Skateboard – gemeinsam mit Partnern wie „buntkicktgut“ sowie seinen Abteilungen hatte der FC Bayern auf dem Kulturareal „Sugar Mountain“ in München-Sendling ein sportliches Rahmenprogramm aufgestellt. Die „Arena of Change“, das gemeinsame Projekt mit den SOS-Kinderdörfern weltweit am FC Bayern Campus, präsentierte sich darüber hinaus an einem eigenen Stand, ebenso der FC Bayern Kids Club und Mitglieder der Südkurve sowie der Kurt-Landauer-Stiftung. Spielerisch, kindgerecht und vielfältig wurden so viele Facetten des Themas Diversität für Groß und Klein erfahrbar gemacht.
Hainer nutzte am „Diversity Mountain“ zudem die Chance, sich dank Gebärdensprachdolmetschern mit dem „Red Deaf FC Bayern Fanclub“ auszutauschen. Die Vorsitzende Martina Bechtold erklärte mit ihrem Team, wie sie Gebärden für Spielerinnen und Spieler entwickeln. „Sie machen das toll, mit viel Herz und Leidenschaft“, sagte Hainer, „da ist ihnen der FC Bayern sehr dankbar.“ Beim Thema Blindenfußball suchte der Präsident zudem das Gespräch mit der FCB-Mitarbeiterin Katharina Kühnlein, die das Angebot geschaffen hatte. Sie ist eine der erfolgreichsten Blindenfußballerinnen in Deutschland. Hainer meinte, er habe „den größten Respekt, wenn man sich seiner Behinderung nicht hingibt. Es gehört viel Kraft und viel Mut dazu.“ Katharina Kühnlein stimmte zu: „Sport ist der beste Weg zur Inklusion.“
„Menschen egal mit welchem Hintergrund sind heute hier zusammengekommen. Der FC Bayern möchte Brücken bauen. Das ist mit dem ,Diversity Mountain‘ sichtlich gelungen.”
Herbert Hainer
Zum Abschluss wurden auf der Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus der queeren Fangemeinde, dem Bereich Inklusion sowie der Anti-Rassismus-Arbeit auch aktiv Herausforderungen wie der Rassismus-Vorfall am FC Bayern Campus vor einigen Jahren oder in Bezug auf Kinderschutzverletzungen bei den SOS-Kinderdörfern angesprochen. „Der FC Bayern holt seine Partner auf die Bühne und lässt sie sprechen, dafür vielen Dank“, sagte Barbara Gruner, Vorständin von SOS-Kinderdörfer weltweit. „Wir wollen uns gemeinsam für Diversität, Inklusion und soziale Gerechtigkeit einsetzen, es ist auffällig, wie divers das Publikum hier heute ist – so bauen wir Hürden ab und schaffen es, dass Menschen aufeinander zugehen können. Alles, was ich hier gehört und gesehen habe, stimmt mich hoffnungsvoll für die weitere Entwicklung in unseren Organisationen.“ Kim Krämer, der Behindertenfanbeauftragte des FC Bayern, zog das Fazit: „Der FC Bayern fördert mit solchen Veranstaltungen den Austausch. Man muss das Thema Diversität leben, und das macht dieser Verein. Mein Appell: Nehmt das mit nach Hause und sprecht darüber!“
Es gehe immer darum, sich zu hinterfragen, erklärte Jennifer Danquah, die sich als Bildungswissenschaftlerin dem Themengebiet Rassismus widmet. „Selbst wer sich als Anti-Rassist oder Anti-Rassistin positioniert, kann rassistisch handeln“, merkte sie an, „Initiativen wie ,Rot gegen Rassismus‘ können dabei helfen, Strukturen zu verändern, auch innerhalb einer Organisation. Sport verbindet Menschen, er reproduziert aber ebenfalls Rassismus – daher war es wichtig, auf der Podiumsdiskussion auf die Herausforderungen hinzuweisen, die mit Diversität einhergehen. Um es mal sportlich auszudrücken: Wir alle müssen unseren rassismuskritischen Muskel immer wieder trainieren – dazu hat dieses Event heute beigetragen.“ Der FC Bayern habe „einen guten Weg eingeschlagen“, sagte Thomas Ponetsmüller von „QUEERPASS Bayern“: „Wir fühlen uns in der FC Bayern-Familie wohl, und Veranstaltungen wie der ,Diversity Mountain‘ zeigen, dass solche Themen im Verein keine Eintagsfliege sind, sondern konsequent gelebt werden.“
Bei „Rot gegen Rassismus“ hat sich der FC Bayern vorgenommen, „nicht nur einmal im Jahr an einem Aktionstag einen Slogan an die Wand zu werfen“, erklärte Benny Folkmann, Geschäftsführer des FC Bayern eV. „Wir gehen den anspruchsvollen Weg und wollen wirken – nach außen wie nach innen. Die Initiative wächst aus der Mitte des Clubs und entwickelt sich weiter. Der Einsatz für Diversität ist eine Mammutaufgabe, die wir nur alle gemeinsam schaffen. Wir werden da dranbleiben.“ Der „Diversity Mountain“ sei „ein wunderbares Abbild des FC Bayern“ gewesen, sagte Hainer: „Menschen egal mit welchem Hintergrund sind heute hier zusammengekommen. Der FC Bayern möchte Brücken bauen. Das ist mit dem ,Diversity Mountain‘ sichtlich gelungen.“
Im Vorfeld der Veranstaltung sprachen Präsident Herbert Hainer, der FC Bayern-Behindertenfanbeauftragte Kim Krämer sowie Thomas Ponetsmüller und Marcus Janke vom Fanclub „QUEERPASS Bayern” über den „Diversity Mountain”:
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