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FC Bayern Diversity Mountain
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Herbert Hainer: „Gemeinsam Perspektiven erweitern“

An diesem Samstag lädt der FC Bayern nicht nur Fans und Mitglieder, sondern alle Menschen zu einem Tag der Vielfalt auf dem Münchner Kulturgelände „Sugar Mountain“ ein. Unter dem Motto „Diversity Mountain“ gibt es ein buntes Sportprogamm mit Fußball, Basketball, Tischtennis, Schach etc, der Mannschaftsbus kann besichtigt werden, die Maskottchen Berni, Ben und Mia drehen ihre Runden, Club-Legende Diego Contento steht für Autogramme parat und es besteht die Möglichkeit, Erfahrungen im Blindenfußball zu sammeln. Am Abend findet eine Podiumsdiskussion zum Thema Diversität statt. Im Interview sprechen Präsident Herbert Hainer, der FC Bayern-Behindertenfanbeauftragte Kim Krämer sowie Thomas Ponetsmüller und Marcus Janke vom Fanclub „QUEERPASS Bayern“ über das Event, das um 12 Uhr beginnt und bis 22 Uhr läuft.

Das Interview zum „Diversity Mountain“

Herbert Hainer FC Bayern

Präsident Herber Hainer:„Das Ziel ist, gemeinsam ein nachhaltiges Bewusstsein für Vielfalt zu erreichen.“

Herr Hainer, worum geht es dem FC Bayern beim „Diversity Mountain“?
Herbert Hainer:
„Leider kommt es noch immer im Sport wie im Alltag vor, dass Menschen aufgrund ihrer Religion, Herkunft, Sexualität oder auch weil sie gehandicapt sind, ausgegrenzt werden – dafür darf es keinen Spielraum geben. Wir machen das Münchner Kulturareal ‚Sugar Mountain‘ einen Tag zum ‚Diversity Mountain‘ – der Einsatz gegen Diskriminierung scheint so groß wie ein Berg, wenn wir aber alle zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen, kommen wir Stück für Stück weiter voran. Es ist eine Veranstaltung unserer Initiative ‚Rot gegen Rassismus‘, mit der sich der FC Bayern seit drei Jahren regelmäßig gegen Diskriminierung jeder Art engagiert. Das Ziel ist, gemeinsam ein nachhaltiges Bewusstsein für Vielfalt zu erreichen, eingeladen sind nicht nur unsere Fans und Mitglieder, sondern alle Menschen, um zusammen für Vielfalt zu sensiblisieren.“

Wir pflegen generell einen regelmäßigen, offenen und konstruktiven Austausch – auch bei kritischen Themen. Dialog ist der Schlüssel, um zusammen etwas zu bewirken.

Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern

Der Fanclub „QUEERPASS Bayern“ wird beispielsweise auf der Podiumsdiskussion dabei sein.
Herbert Hainer: „Wir pflegen generell einen regelmäßigen, offenen und konstruktiven Austausch – auch bei kritischen Themen. Dialog ist der Schlüssel, um zusammen etwas zu bewirken. Wir sind glücklich, dass sich ‚QUEERPASS‘ seit Jahren bei ‚Rot gegen Rassismus‘ engagiert, der Fanclub organisiert außerdem Workshops an unserem Campus oder lädt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Informationsabenden ein. Wir sind auch in diesem Jahr wieder beim Christopher Street Day an der Seite unseres Fanclubs und werden die Allianz Arena einmal mehr in Regenbogenfarben beleuchten. Uns war zudem wichtig, einen Vertreter in unserem Arbeitskreis Fandialog zu integrieren, um gemeinsam unsere Perspektiven zu erweitern.“

Ponetsmüller QUEERPASS Bayern

Thomas Ponetsmüller vom Fanclub „QUEERPASS Bayern”: „Auf das Thema Diversität aufmerksam machen.“

Herr Ponetsmüller, Herr Janke – wie sehen Sie das Zusammenspiel?
Thomas Ponetsmüller: „Sehr positiv. Vor allem seit 2019/2020 hat sich eine Partnerschaft entwickelt, die sich gut für uns anfühlt - da ist eine gegenseitige Unterstützung. Wenn es etwas zu besprechen gibt, sind die Türen für uns offen. Wir wollen niemanden überfrachten, sondern einfach auf das Thema Diversität aufmerksam machen.“

Marcus Janke: „Homosexualität gibt es nicht erst seit gestern oder vorgestern. Ein gutes Beispiel ist Angelo Knorr, den wir beim Christopher Street Day wieder in den Fokus rücken. Er war vor Kurt Landauer Präsident des FC Bayern, hat den Verein geprägt – und wurde wegen seiner Homosexualität verhaftet. Wir sind zwar in erster Linie Fußballfans, haben aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Das wollen wir widerspiegeln: Was früher passiert ist, darf heute nicht mehr passieren.“

Kim Krämer, Behindertenbeauftragter FC Bayern

Kim Krämer, Behindertenbeauftragter des FC Bayern: „Der FC Bayern geht bei dieser Thematik schon lange vorbildlich vor.“

Was bedeutet Angelo Knorr für die Geschichte des FC Bayern?
Herbert Hainer: „Angelo Knorr war drei Mal Präsident des Vereins, das zeigt, wie hoch er geschätzt wurde und was für ein großes Herz er für den FC Bayern hatte. Unter ihm haben sich die Mitgliederzahlen verdreifacht, er hat den Verein professionalisiert, zum ersten Mal einen englischen Trainer geholt und wird als zweiter Gründer des FC Bayern bezeichnet. Angelo Knorr ist einer der Väter des FC Bayern - der Club ist ihm sehr dankbar. Er starb damals körperlich und seelisch zerrüttet, weil es für ihn unvorstellbar schwere Zeiten waren, und es ist unsere Verantwortung, sein Andenken zu bewahren.“

Der FC Bayern verzichtet pro Saison auf rund eine Million Euro an Ticketeinnahmen, damit auch Menschen im Rollstuhl die Spiele ohne Sichteinschränkung und somit barrierefrei verfolgen können.

Kim Krämer, Behindertenbeauftragter des FC Bayern

Tomas Ponetsmüller: „Angelo Knorr wurde geoutet, wider Willen. Er ist dann von sich aus als Präsident zurückgetreten, um seinen FC Bayern zu schützen. In unseren Augen ist er eine Figur, die ähnlich wie Landauer für die Geschichte des FC Bayern steht. Zumal er auch als Wegbereiter von Landauer gesehen wird.“

Beim „Diversity Mountain“ wird auch auf Inklusion ein Fokus gelegt.
Herbert Hainer:
„Unsere Gesellschaft, aber auch wir als FC Bayern haben noch eine Menge an Möglichkeiten, mehr zu tun. Aber wir sind aktiv: Unsere Allianz Arena setzt Maßstäbe und wird gerade wieder entsprechend umgebaut. Der ‚Red Deaf FC Bayern Fanclub‘ hat im Rahmen von ‚Rot gegen Rassismus‘ Gebärden für unsere Spielerinnen und Spieler entwickelt, der ‚Rollwagerl eV‘ feiert im Herbst 30-jähriges Bestehen, und auch hier wurde ein Vertreter für den Bereich Inklusion in den Arbeitskreis Fandialog integriert, um alle Menschen einzubeziehen und Inklusion im Verein noch nachhaltiger leben.“

Kim Krämer: „Der Schlüssel zu allem ist, Herr Hainer hat das gesagt, dass man mit den Menschen spricht. Beim Bau der Allianz Arena wurde das Thema Inklusion bereits berücksichtigt, als es in der Hinsicht noch keine Auflagen gegeben hat. Ich habe das mal überschlagen: Der FC Bayern verzichtet pro Saison auf rund eine Million Euro an Ticketeinnahmen, damit auch Menschen im Rollstuhl die Spiele ohne Sichteinschränkung und somit barrierefrei verfolgen können. Inklusion und Diversität sind mächtige Begriffe, denen man gerecht werden muss. Mir kommt es aktuell oft so vor, als würde jeder davon sprechen, weil es gerade Trend ist – der FC Bayern geht bei dieser Thematik aber schon lange vorbildlich vor.“

Ponetsmüller, Janke, Hainer, Krämer, FC Bayern

Gemeinsamer Dialog für Inklusion und mehr Vielfalt: „Der Schlüssel zu allem ist, dass man mit den Menschen spricht.“

Was sind außerhalb der Allianz Arena Highlights in der Zusammenarbeit?
Kim Krämer:
„Das Projekt mit den Gebärden für Spielerinnen und Spieler ist in der ganzen Bundesliga eines der größten und besten überhaupt: Die Fans mit Hörbehinderung setzen das Projekt eigenständig um und sind so ein aktiver Teil der FC Bayern-Familie, die Spielerinnen und Spieler sorgen für die Strahlkraft, die Gebärden werden künftig auf der Leinwand der Allianz Arena zu sehen sein – damit schafft der FC Bayern ein nachhaltiges Bewusstsein für Barrierefreiheit. Denn Barrierefreiheit beginnt im Kopf.“

Herbert Hainer: „Wir wollen eine große Familie sein - nicht nur für diejenigen, die schnell laufen können oder ein gutes Kopfballspiel haben, sondern für alle Menschen, die durch den Sport und einen Verein wie den FC Bayern verbunden sind: Alle sollen die Chance haben, ihrer Leidenschaft nachgehen zu können und damit Zusammenhalt zu leben.“

Der „Diversity Mountain“ fällt auf den Auftakt der Pride Week. Warum ist es wichtig, dass der FC Bayern so ein Event organisiert?
Marcus Janke: „Weil der FC Bayern damit sensibilisiert. Er regt an, nachzudenken. Das ist das Wichtigste. Unsere Erfahrung ist, dass Homosexualität von der Gesellschaft inzwischen mehr akzeptiert wird - aber die, die nicht damit klarkommen, werden radikaler und lauter. Ich habe das Gefühl, dass das ein Spiegelbild der allgemeinen Entwicklung ist: Die konträren Ansichten werden extremer. Da ist es gut, dass der FC Bayern mit einem Event wie dem ‚Diversity Mountain‘ Brücken baut.“

Marcus Janke Queerpass FC Bayern

Marcus Janke („QUEERPASS Bayern”): „Der FC Bayern sensibilisiert, regt an, nachzudenken.“

Was bedeutet es denn für die Gesellschaft generell, wenn sich der FC Bayern sozial engagiert?
Kim Krämer: „Es geht auch darum, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Wenn ich den Bereich Inklusion anschaue: Früher hat das die Wenigsten interessiert, aber beim FC Bayern können wir auf Erfahrungswerten aus über 30 Jahren immer weiter aufbauen, und so sehe ich jetzt auch das Engagement im Bereich Vielfalt, beim Einsatz gegen Rassismus, Homophobie und Ausgrenzung egal welcher Art. Hier baut der FC Bayern weiter an einem sehr stabilen Fundament.“

Thomas Ponetsmüller: „Ich finde es gut, welchen Weg der FC Bayern konsequent geht. Man muss seine Werte leben, und zwar nicht bloß einmal im Jahr, wenn mal wieder ein Aktionstag ist, sondern permanent.“

Kim Krämer: „Die Weichen, die der Club hier stellt, führen in die richtige Richtung. Zu dem Gebärdensprachen-Projekt erreicht uns so viel positives Feedback von Menschen mit Behinderung wie von Menschen ohne Behinderung, und alle sagen: ‚Das finde ich super, das ist der FC Bayern, so kenne ich ihn, das ist mein Verein!‘ Für mich ist das das neue ‚Mia san Mia‘: Wirklich keiner fühlt sich heute ausgeschlossen.“

Was bedeutet das für den Club, Herr Hainer?
Herbert Hainer:
„Dass wir nicht nachlassen werden. Und dass das, was wir umsetzen, bei den Menschen ankommt. Wir machen uns viele Gedanken, dass unsere sozialen Aktionen keine Eintagsfliegen sind. In so einem sensiblen Themenfeld ist es auch nicht entscheidend, jedes Mal der Erste zu sein. Soziales Engagement ist kein Wettrennen. Man muss es vielmehr gut machen und vor allem leben - wir wollen letztlich nicht nur auf dem Spielfeld erfolgreich sein. Mir ist es auch wichtig, dass Sie, die hier sitzen, wissen, dass der FC Bayern immer offen für Ihre Anregungen ist. Wir alle können voneinander lernen. Und der ‚Diversity Mountain‘ soll dazu ein weiterer Ort des Austauschs und des Miteinanders sein.“