
Im Mai 2013 hat der FC Bayern das Triple gewonnen und feierte damit nur zwölf Monate nach dem Finale dahoam einen noch nie da gewesenen Triumph. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Champions League-Titels hat der FC Bayern die Dokumentation „Generation Wembley“ produziert, die jetzt auf FC Bayner TV PLUS zu sehen ist (zur Serie). Im Mitgliedermagazins „51“ berichteten die Protagonisten, was auf dem Siegeszug bis nach Wembley alles passiert ist. Teil 3: 94 Finalminuten & nach dem Spiel
94 Finalminuten
Philipp Lahm: „Man hat den Druck, der auf uns lastete, in der ersten Viertelstunde schon gemerkt. Da haben uns eigentlich zwei Spieler im Spiel gehalten: Manu und Javi.“
Jupp Heynckes: „Wir haben nach 20 Minuten über das dynamische Spiel von Javi Martínez, über seine Zweikämpfe, ins Spiel gefunden. Von da an waren wir da - Javi war dafür mitentscheidend.“

Javi Martínez: „Basti und ich haben dann mehrere Zweikämpfe nacheinander gewonnen. Das hat das Spiel gedreht. Von da an waren wir mehr am Ball und haben dominiert. Ich kann mich übrigens nicht mehr an viel von diesem Spiel erinnern. Ich war einfach total fokussiert.“
Manuel Neuer: „Dortmund hat losgelegt wie die Feuerwehr. Nacheinander gab es Chancen von Kuba, Lewy und Marco Reus, die ich pariert habe. Und da wusste ich: Hey, ich bin drin im Spiel.“
Franck Ribéry: „Eine große Mannschaft braucht einen großen Torwart. Der kann 30 bis 40 Prozent ausmachen. Mit Manu bist du sicher, da kann man als Mannschaft ruhig schlafen. Wir hatten einfach den besten Torwart.“
Sebastian Kehl: „Ich glaube, die Bayern waren in diesem Jahr besser auf unsere Art des Spiels eingestellt. Wir haben von Anfang an immer versucht, Akzente zu setzen, zu pressen. Aber sie waren vorbereitet. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe.“

Bastian Schweinsteiger: „Auch als wir das Spiel besser im Griff hatten, ging es noch ganz schön hin und her. Aber Javi, Dante, Jérôme und ich schafften es ganz gut, das Zentrum dichtzumachen. Dann machte Mandzu das Tor, was ja zu oft vergessen wird: Der Typ hat im Champions League-Finale für uns vorgelegt. Wahnsinn!“
Arjen Robben: „Franck spielte mich rechts an. Ich wollte reinflanken zu Mandzu. Doch Weidenfeller kam raus. Ich bin an ihm vorbei. Mein Pass wurde abgefälscht, was glücklich war, denn der Ball fiel Mandzu vor die Füße und er musste nur noch einschieben. Ich dachte: Jetzt sind wir dran!
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Mario Mandžukić: „Wer sagt, dass ich da nur den Ball reinmachen muss, irrt: In diesem Moment waren meine Beine 100 Kilo schwer. Wenn du auch nur einen Millimeter danebenzielst, geht der Ball über den Kasten.“
Manuel Neuer: „Das Tor war der Wahnsinn. Trotzdem war da bei mir ein Gefühl der Demut: ‚Denk an das Finale 2012.‘ Der Schiri hat noch nicht abgepfiffen, es geht weiter. Und dann hatten wir auch Glück. Dante weiß selbst, dass er da nicht so hingehen sollte. Das hätte auch Rot sein können.“
Dante: „Ich wollte den Ball wegschießen und kam ein bisschen zu spät. Marco Reus ist clever, er läuft in solchen Situationen in dich rein. So hat er viele Elfmeter bekommen. Für mich war das natürlich kein einfacher Moment. Ich hatte ein sehr gutes Jahr mit den Jungs. Aber wenn ich so etwas im Finale mache, können die Leute ein bisschen vergessen, was ich vorher geleistet habe.“
„In diesem Moment waren meine Beine 100 Kilo schwer. Wenn du auch nur einen Millimeter danebenzielst, geht der Ball über den Kasten.”
Mario Mandžukić
Aki Watzke: „Der Knackpunkt war für mich die 63. Minute. Das war schon ein relativ krasses Ding von Dante. Und Freund Dante hatte ja schon Gelb. Ich glaube, die Mehrzahl der Schiedsrichter hätte Gelb-Rot gegeben, und das hätte das Spiel zum Kippen gebracht. Aber das ist dann eben nicht passiert.“
Philipp Lahm: „Während des Spiels dachte ich: Warum pfeift der und warum gibt es jetzt auch noch Elfmeter? Ich hatte einfach auf dem Feld eine andere Wahrnehmung. Im Nachgang würde ich sagen: Es war ein klarer Elfer und man hätte Gelb-Rot geben können. Mein erster Gedanke war: Das ging jetzt zu schnell. Wir sind doch gerade erst in Führung gegangen. Wir waren dann natürlich der Überzeugung, dass Manu den hält.“
Manuel Neuer: „Und dann schießt der Gelsenkirchener Gündogan einen Elfmeter gegen mich. In eine Ecke, in die er eigentlich nicht so gerne schießt, und es steht 1:1.“
Philipp Lahm: „1:1. Wir dachten: Macht nichts. Weiter geht’s!“

Karl-Heinz Rummenigge: „Uli Hoeneß fragte mich, wie lange es noch gehen würde. Noch vier Minuten, es war die 86. Minute. Er sagte, dass wir unbedingt in die Verlängerung kommen müssen, denn die Dortmunder sind müde. Und ich weiß nicht warum, aber ich sagte zu ihm: ‚Vielleicht packen wir sie ja vorher noch.‘ Und wenig später kam der Pass von Boateng auf Franck.“
Bastian Schweinsteiger: „Ich dachte: ‚Jérôme, spiel mir den Ball nach links, dann trage ich ihn irgendwie mit David und Franck nach vorne.‘ Er hat ihn aber nach vorne gehauen. 50 Meter segelte der Ball durch die Luft. Dann: super Ballannahme von Franck.“
Arjen Robben: „Ich habe gehofft, dass Frank mich sieht und den Ball irgendwie durchsteckt. Was er dann mit der Hacke gemacht hat, war perfekt. Sein Anteil am Tor ist riesig.“
Manuel Neuer: „Arjen nimmt ihn mit, und dann traf er die klügste Entscheidung, die er je getroffen hat. Roman wusste natürlich, dass er gerne chippt. Er hat viele Eins-gegen-eins-Duelle in der Vergangenheit gewonnen. Also stand er da wie eine Statue, aber er hatte keine Chance.“

Roman Weidenfeller: „Ich kann mir bis heute nicht erklären, was er da eigentlich gemacht hat. Und ich weiß auch nicht, ob er es wirklich so gewollt hat. Ich stand da und habe abgewartet, aber mit dem Ding habe ich nicht gerechnet. Es ist einfach so aus der Situation entstanden und deswegen ist es ein gigantisches Tor. Wahnsinn!“
Arjen Robben: „Eigentlich wollte ich an Weidenfeller vorbei und den Ball dann ins Tor schieben. Aber als er den Schritt mit mir mitmachte, habe ich mich schnell umentschieden und den Ball gegen den Lauf an ihm vorbeigeschossen. Ich habe ihn nicht superfest getroffen, aber das musste ich gar nicht. Es war genau richtig. Dass er so langsam ins Tor rollte, war umso schöner.“
Thomas Müller: „Dann sind natürlich alle Dämme gebrochen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Natürlich für den Club, aber vor allem für Basti, Philipp, Arjen und Franck, die alle so um die 30 waren und bei denen es ja immer Zweifel gab, ob sie einen großen Titel holen können.“
Nach dem Spiel

Arjen Robben: „Basti und ich saßen auf dem Rasen und haben hochgeschaut und das einfach genossen. Basti und auch Philipp waren für mich ganz wichtig, vor allem in den schwierigen Momenten. Wir waren immer füreinander da. Fußball ist ein Prozess, den nicht viele Leute miterleben. Wir arbeiten täglich zusammen, sind im Hotel, im Mannschaftsbus, im Hotelzimmer zusammen. Und wenn man am Ende gemeinsam feiern kann, bedeutet das alles noch viel mehr.“
Uli Hoeneß: „Karl-Heinz hatte eine Party organisiert. Die war grandios. Und dann sind wir noch bis sechs Uhr morgens in den Bars im Hotel gewesen. In jeder Ecke wurde gefeiert. Die Spieler sind irgendwann wohl nur noch oben ohne rumgelaufen. Es muss sehr wild gewesen sein.“
Manuel Neuer: „Also wir haben schon alles gegeben. Wir haben eigentlich durchgehend getrunken, aber einen gewissen Pegel gehalten, bei dem man noch gut drauf ist und einem nicht schlecht wird. Ich bin dann nicht frühstücken gegangen, weil ich nicht wollte, dass der Jupp mich so sieht. Der wollte nicht, dass wir so übertreiben. Ich bin dann direkt zum Bus.“
„Wir haben zusammen die Niederlagen weggesteckt, als Verein, Fan, alle. Und dann haben wir es doch noch geschafft, den Pokal zu holen.”
Philipp Lahm
Philipp Lahm: „Im Nachhinein würde ich sagen, dass es schöner ist, nach all den Rückschlägen zu gewinnen, als wenn man einmal antritt und dann den Sieg mitnimmt. Ich glaube, das gilt auch für unsere Fans. Wir haben zusammen die Niederlagen weggesteckt, als Verein, Fan, alle. Und dann haben wir es doch noch geschafft, den Pokal zu holen.“
Uli Hoeneß: „Es wäre natürlich fatal gewesen, wenn wir nach dem Debakel von München wieder verloren hätten. Eine zweite Niederlage in so kurzer Zeit hätte den Verein ins Mark getroffen. Durch den Sieg ist vieles wieder gut geworden, das Selbstvertrauen des FC Bayern war wiederhergestellt.“
Alle Infos zur Dokumentation „Generation Wembley“:
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