Anlässlich des 66. Jahrestags der Flugzeugkatastrophe von Manchester United in München hat der englische Rekordmeister auch Franz Beckenbauer die Ehre erwiesen. Vor der Gedenkfeier am Manchester Platz in Trudering legte eine 20-köpfige Delegation um Clublegende Mike Phelan Blumenkränze am Grab des Kaisers am Perlacher Friedhof ab. Ebenfalls mit dabei: Franz „Bulle“ Roth, langjähriger Teamkollege Beckenbauers, der in England bestens bekannt ist. Roth schoss beim Münchner 2:0-Sieg im Finale des Landesmeisterpokals 1975 das vorentscheidende 1:0 gegen Leeds United.
„Es ist für mich eine besondere Ehre, dass ich heute bei dieser Kranzniederlegung dabei sein darf“, sagte Roth. „Manchester United ist einer der größten Vereine der Welt, und die Beziehung mit dem FC Bayern ist von tiefer gegenseitiger Wertschätzung geprägt.“ Er habe viele Jahre mit Franz Beckenbauer zusammengespielt, „Spiele wie unser 2:0 gegen Leeds 1975 bleiben unvergessen: Der britische Sportsgeist ist legendär, und dieses Gefühl für ein respektvolles Miteinander wirkt weit über den Fußballplatz hinaus“, führte der „Bulle“ weiter aus: „Vielen Dank an Manchester United, dass dieser große Club dazu beiträgt, dass die Erinnerung an Franz Beckenbauer auf der ganzen Welt weiterlebt.“
Mike Phelan ergänzte: „Die Beziehung zwischen dem FC Bayern und Manchester United ist einzigartig und eine Beziehung für immer. Es sind zwei großartige Clubs mit Persönlichkeiten wie Bobby Charlton und Franz Beckenbauer, die Vorbilder waren für Menschen auf der ganzen Welt, als Sportsmänner und auch neben dem Platz.“ Der „Kaiser“ sei einer der ersten internationalen Spieler gewesen, die er früher bewundert habe, erinnerte sich Phelan: „Er hat das Spiel auf ein neues Niveau gehoben.“
Roth teilt mit der Manchester-Legende Phelan eine sportliche Gemeinsamkeit: Beide gewannen in ihren Karrieren den Europapokal der Pokalsieger: Der „Bulle“ schoss 1967 gegen die Glasgow Rangers den Treffer des Tages (auf Vorlage von Beckenbauer; es war der erste große internationale Titel des FC Bayern), Mike Phelan holte den Pokal 1991 im United-Trikot gegen den FC Barcelona, wobei der ehemalige Bayern-Spieler Mark Hughes beim 2:1 beide Treffer erzielte. „Es bedeutet uns ungemein viel, dass wir hier jedes Jahr gemeinsam mit unseren Freunden vom FC Bayern der Menschen gedenken, die nie in Vergessenheit geraten werden“, sagte Phelan.
Im vergangenen Jahr waren über 2.000 Menschen zum Gedenktag der Flugzeugkatastrophe gekommen: Fans von Manchester United und des FC Bayern gedachten der 23 Opfer, unter denen acht Spieler waren, Mitglieder des Teams der legendären „Busby Babes“, benannt nach dem Trainer Matt Busby – Bobby Charlton überlebte damals schwerverletzt.
Wenn man sich hier am Manchester Platz umschaue und in die Gesichter blicke, sehe man „eine starke Gemeinschaft, einen starken Zusammenhalt und eine Verbindung zwischen Menschen aus Manchester und München“, hatte FCB-Präsident Herbert Hainer im Vorjahr in seiner Rede gesagt: Seit über sechs Jahrzehnten stehen der FC Bayern und Manchester United an diesem Tag „Seite an Seite – das ist eine Botschaft, die von diesem Ort ausgesendet wird. Dafür sollten wir alle dankbar sein. Das Leben endet nicht an den Kreidelinien des Spielfelds und der sportlichen Rivalität - der gegenseitige Respekt zwischen unseren Clubs wird ewig bestehen.“
Die Unglücksstelle hat die Stadt München auf Anregung des verstorbenen Stadtrats und Landtagsabgeordneten Hermann Memmel (SPD) vor einigen Jahren in Manchester Platz umbenannt und dort einen Erinnerungsstein mit den Namen der Opfer errichtet sowie eine Vitrine aufgestellt. Er ist eine Pilgerstätte nicht nur für Anhänger von Manchester United geworden, sondern für Fußballfans aus der ganzen Welt. Der FC Bayern Fanclub „Red Docs Munich“ kümmert sich seit Jahren um das Andenken. Auch anlässlich des Champions League-Spiels in der Allianz Arena im vergangenen Herbst hatten sich beide Clubs dort getroffen: Vertreter der Clubführung, Trainer Erik ten Hag, früher Nachwuchscoach beim FC Bayern, Stürmer Rasmus Höjlund, Legende Bryan Robson sowie zahlreiche Fans beider Vereine legten Kränze nieder. Für den deutschen Rekordmeister hatte der langjährige Kapitän und Weltmeister Raimond Aumann teilgenommen.
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