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Original-Torjägerkanone von FC Bayern-Spieler Roland Wohlfarth

Geschichte einer Auszeichnung: Die Münchner Kanoniere

Angesichts von zehn Treffern Vorsprung auf den zweiten der Torjägerliste, Serhou Guirassy (26), wird Harry Kane (36) der achte Spieler des FC Bayern sein, der als bester Torschütze der Bundesliga die Torjägerkanone erhält. Doch wie kam es eigentlich zu der ungewöhnlichen Trophäe? Und wie hat sie sich im Laufe von 58 Jahren verändert? Ein Streifzug durch die Historie.

Die Geschichte der Torjägerkanone

Für Harry Kane mag dieses kleine Detail nicht wichtig sein, wenn er die Trophäe des besten Torjägers der Bundesliga erhält – aber die Geschichte ist doch einfach gut. Denn bis heute kursieren zwei Varianten, warum der treffsicherste Angreifer seit dem Jahr 1966 ausgerechnet mit einer Kanone ausgezeichnet wird.

Herrlich verziert und komplett aus Holz: Die Torjägerkanone von Karl-Heinz Rummenigge aus dem Jahr 1984.
Herrlich verziert und komplett aus Holz: Die Torjägerkanone von Karl-Heinz Rummenigge aus dem Jahr 1984.

Die Kurzfassungen: Während der damalige „Sportmagazin“-Redakteur Karl-Heinz Jens mit Blick auf unzählige Trophäen und Pokale in der Fußballbranche ein Novum installieren wollte, „um auf uns aufmerksam zu machen“, erzählen Zeitzeugen wiederum von einem Volontär auf Shopping-Tour. Losgeschickt mit der Intention, einen Pokal für den Dortmunder Lothar Emmerich zu kaufen, soll der junge Kollege mit einer Kanone zurückgekehrt sein. Regelrecht aufgeschwatzt wurde sie ihm, aber etwas anderes, so beteuerte er, sei auf die Schnelle nicht verfügbar gewesen. Der erste Ärger verflog schnell. Denn irgendwie passte die Kanone ja doch ganz gut zu dieser Sportart, in der aus allen Lagen aufs Tor geschossen wird.

Kane knackte den Rekord von Uwe Seeler

Kalkül oder Zufall, das Ergebnis bleibt gleich: Die Torjägerkanone – bis 1969 „Sportmagazin Schusskanone“, danach „Kicker Torjägerkanone“ – gehört zur Bundesliga wie die Tabelle und der Spielball. Der ideelle Wert übersteigt den materiellen von ein paar Hundert Euro um ein Vielfaches. Sogar Uwe Seeler, der 1964 als erster Torschützenkönig der Bundesliga noch keine Kanone bekam, pochte im Nachgang auf ein Exemplar. Erst 2012 war es so weit.

Giovane Elber erhielt seine Kanone 2003 für 21 Treffer.
Giovane Élber erhielt seine Kanone 2003 für 21 Treffer.

Der Name Seeler hat auch Harry Kane in der aktuellen Spielzeit begleitet. Denn die HSV-Ikone hatte bis in die laufende Saison einen Rekord inne, an dem sich alle Debütanten im deutschen Oberhaus die Zähne ausgebissen haben. 30 Treffer waren Seeler in seiner Premieren-Saison gelungen, 60 Jahre später schoss Kane schon am 25. Spieltag seinen 31. Liga-Treffer für die Bayern. Bereits da war abzusehen, was beim Saisonfinale in Hoffenheim amtlich werden soll: Kane wird der achte Profi des FC Bayern sein, der die Torjägerkanone in den Händen hält.

Gerd Müller war der erste Bayern-Torschützenkönig

Seine Vorgänger: allesamt Legenden. Die Zeitspanne reicht von Gerd Müller 1967 bis Robert Lewandowski 2022. In den 55 Jahren dazwischen ist im Fußball viel passiert – aber auch in Sachen Trophäe. Das zeigt ein Blick ins Archiv sowie in die Dauerausstellung des FC Bayern Museums, wo insgesamt sechs Exemplare zu finden sind. Die aktuelle Version ist 3,2 Kilogramm schwer, 43 Zentimeter lang, 25 breit und mit Sockel 19 hoch; allein das Rohr misst 26 Zentimeter. Doch das war nicht immer so, wie die Historie zeigt.

Gerd Müller gewann die Torjägerkanone ganze sieben Mal in seiner Karriere.
Gerd Müller gewann die Torjägerkanone ganze sieben Mal in seiner Karriere - die Exemplare gingen jedoch bei seinem Umzug in die USA verloren.

Die älteste Kanone im Vereinsmuseum ist 40 Jahre alt. Sie wurde Karl-Heinz Rummenigge am Ende der Saison 1983/84 übergeben, in der er 26-mal getroffen hatte und sich somit nach 1980 und 1981 zum dritten Mal Torschützenkönig nennen durfte. Stellt man sie neben ihre Nachfolger, fallen diverse Alleinstellungsmerkmale auf. Sie ist nicht nur fast doppelt so groß wie die heute verliehene Kanone, sondern auch komplett aus Holz gestaltet und mit floraler Schnitzerei versehen.

Lewandowski das Maß aller Dinge

Gleich zweimal konnte Roland Wohlfarth die Kanone gewinnen, das erste Mal 1989. Zwar zählt er mit nur 17 Treffern zu den „Minimalisten“, aber er hatte ein Finale hingelegt, das einmalig war. Erst am letzten Spieltag war es Wohlfarth mit vier Treffern gegen Bochum gelungen, zum Kölner Thomas Allofs aufzuschließen. Zum vierten Mal in der Bundesliga-Geschichte mussten damals zwei Kanonen vergeben werden. Sie sahen schon deutlich anders aus als bei Rummenigge fünf Jahre zuvor: Zwar blieb Holz das Hauptelement, Kanonenrohr und Räder aber waren schon mit Metallapplikationen versehen. Auch neu: die Rohrputzer, die deutlich länger blieben als bis zu Wohlfarths zweitem Titel 1991 (21 Tore).

Zeugnis einer Rekordsaison: 2021 sicherte sich Robert Lewandowski die Kanone mit 41 Toren.
Zeugnis einer Rekordsaison: 2021 sicherte sich Robert Lewandowski die Kanone mit 41 Toren.

Für Giovane Élber erfüllte sich der Traum im Jahr 2003. Fast zehn Jahre hatte der Brasilianer da schon in der Bundesliga gespielt, mit 30 Jahren und 21 Treffern hatte es endlich geklappt: Neben dem Bochumer Thomas Christiansen durfte sich Elber als bester Torschütze der Saison bezeichnen. Die einzige Kanone seiner beeindruckenden Karriere wurde gut gepflegt, das sieht man ihr heute noch an. Ein Hingucker aber ist sie auch, weil sie wieder anders designt ist als die Exemplare zuvor. Verarbeitet wurden nämlich gleich mehrere Metallarten, hinzu kam eine Kette als neues Element.

Zwei baugleiche Modelle sind die Kanonen, die die Bayern-Stürmer Luca Toni und Mario Gómez in den Jahren 2008 beziehungsweise 2011 in den Händen halten durften. Sie sehen hochwertig aus, clean und modern; das dunkle Holz tut sein Übriges. Erstmals kann auf dem Silber glänzenden Rohr auch eine Firmeninschrift erkannt werden. „Ardesa” aus Spanien hat sich auf der rechten Seite verewigt, gleich neben einem der Rohrputzer, der genau wie das eingerollte weiße Seil wieder eingearbeitet wurde.

Diese Torjägerkanone erhielt Mario Gomez 2011 für 28 Saisontore.
Diese Torjägerkanone erhielt Mario Gómez 2011 für 28 Saisontore.

Noch mal verändert kommt die Kanone daher, die Robert Lewandowski in seiner Saison der Superlative (2020/21) gewonnen hat. Das Holz ist heller und das Rohr kürzer als bei den Versionen seiner beiden Vorgänger im Bayern-Trikot. Lewandowski kennt sich mit den Details ohnehin gut aus, denn er hat gleich sieben Kanonen in den Händen halten dürfen. Mit fünf aufeinanderfolgenden Titeln blickt er auf die längste Serie, zudem sind seine 41 Treffer das Maß aller Dinge – und vielleicht auch mal ein mögliches Ziel für Harry Kane. Wem so ein Start gelingt wie dem Engländer, dem ist doch alles zuzutrauen.

© Bilder: Sarah Fürbringer, Imago

Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des FC Bayern Clubmagazins „51“: