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Herbert Hainer (2.vl.) und Jan-Christian Dreesen (2.v.r.) bei einer Diskussionsrunde zur Zukunft des FC Bayern.
Lara Freiburger

Hainer und Dreesen diskutieren über die Zukunft

Vergangenheit inspiriert, Gegenwart verpflichtet – Zukunft fasziniert: Anlässlich des 125. FCB-Geburtstags haben Präsident Herbert Hainer und der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen im Mitgliedermagazin „51“ mit dem Zukunftsforscher Professor Dr. Sascha Schmidt, Felicia Mutterer, Mitbegründerin von Viktoria Berlin, und Younes Zarou, dem erfolgreichsten Tik Toker Deutschlands, über Innovationen, Internationalisierung, nachhaltige Vereinsführung und die gesellschaftliche Rolle des Fußballs in den nächsten Jahrzehnten diskutiert.

Ein Gespräch über die Zukunft des FC Bayern

Herr Professor Schmidt, Sie sind Zukunftsforscher. Was sind im Fußball die größten Innovationsfelder für die nächsten Jahrzehnte?

Professor Sascha Schmidt: „Mit der generativen KI sind Daten schon heute allgegenwärtig – auch im Sport. Digitale Zwillinge von Spielern stehen kurz vor der Umsetzung, was erhebliche Auswirkungen auf die Trainings- und Belastungssteuerung haben wird und darauf, wie Kader zusammengestellt, Spieler entwickelt werden. Technologie wird Prozesse effizienter machen und neue Wachstumsmöglichkeiten eröffnen, auch abseits des Sports. Sie allein wird den Fußball aber nicht in seinen Grundfesten verändern. Viel spannender ist, wie die Menschen damit umgehen. Junge Fans haben ein an­deres Mediennutzungsverhalten und andere Bedürfnisse. Fußball wird mehr und mehr Teil des Entertainment-Business und muss um Aufmerksamkeit konkurrieren – mit Musik, Filmen und Gaming. Das wird die Fußballwelt grundlegend verändern.“

Felicia Mutterer: „Es ist beeindruckend, wie Technologiekompetenz den Sport weiterentwickelt. Der FC Bayern zeigt es unter anderem beispielhaft mit technologieoptimiertem, zyklusbasiertem Training bei seinem Frauen-Team. Auch beim FC Viktoria Berlin nutzen wir Tracking-Daten, um unsere Spielerinnen individuell zu fördern. Als wir 2022 begonnen haben, führten wir digitales Ticketing ein. Viele fragten damals, warum das in der Regionalliga nötig sei, aber unser Ziel war es, die Fans direkt einzubinden. Zudem nutzen wir KI beim Erstellen von Content und streamen alle Heimspiele auf YouTube, um Menschen überall Zugang zu bieten.“

Präsident Herbert Hainer (r.) im Gespräch mit Younes Zarou (l.) und Zukunftsforscher Professor Dr. Sascha Schmidt
Schulterschluss – Herbert Hainer, Younes Zarou und Professor Schmidt nach dem Austausch. | Lara Freiburger

Younes Zarou: „Ich kann nur unterstreichen, wie wichtig Entertainment für die jüngere Generation ist. Die Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen wird immer kürzer – ich sehe das selbst bei meiner elfjährigen Schwester. In der Kings League haben wir die Spielzeit auf zweimal 20 Minuten reduziert. Ich persönlich finde 90 Minuten Fußball perfekt, bin damit aufgewachsen, aber die junge Zielgruppe hat teilweise andere Erwartungen. Da könnte ein Wandel kommen.“

Herbert Hainer: „Man muss unterscheiden zwischen dem Geschehen auf dem Spielfeld und allem, was um den Platz herum passiert. Technik hilft sicher, beispielsweise bei der Diagnostik und Spielvorbereitung, aber auf dem Platz entscheidet ja der Spieler selbst. Wir erleben schon jetzt, dass sich das Umfeld – Ticketing, Stadionerlebnis, Entertainment – stark verändert. Aber was das Spiel an sich betrifft, um es mal auf die Spitze zu treiben: Einen geklonten Jamal Musiala sehe ich nicht, auch für Roboter auf dem Platz fehlt mir aktuell ehrlich gesagt die Fantasie. Was wir als Fans lieben, sind unvorhersehbare Moves – menschliche. Auch Fehler, menschliche, die gehören zum Spiel dazu.“

Jan-Christian Dreesen: „Die neuen Kleinfeldligen können und werden den traditionellen Fußball aus meiner Sicht niemals eins zu eins ersetzen. Solche Formate bieten Unterhaltung, wie früher der ‚Budenzauber‘, und besitzen ohne Zweifel ihren eigenen Reiz. Sie stehen aber für sich und sind keine Alternative; sondern vielmehr eine Ergänzung zum traditionellen Fußball.“

Zarou: „Das sehe ich genauso: Kleinfeldligen werden die Bundesliga oder die Champions League nicht ersetzen, weil Fans den Fußball in seiner ganzen Breite und mit all seinen Emotionen wollen. Aber Add-ons wie beim American Football in der NFL, etwa Lautstärkemesser in der Halbzeit, würden die junge Community abholen.“

Porträt von Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern
FC Bayern-CEO Dreesen: „Wir können unsere Werte glaubwürdig vertreten, weil sie Teil unserer DNA sind.“ | Lara Freiburger

Hainer: „Im Fußball gibt es generell zwei Gruppen: junge Leute, die mehr Unterhaltung wollen, und die Fans, für die Tradition und Werte eine entscheidende Rolle spielen. Diese Koexistenz macht den Fußball besonders. Ich kann mir zum Beispiel auch gut vorstellen, dass Kleinfeldligen-Events junge Menschen so begeistern, dass ihr Weg schließlich zum großen Fußball führt: zu 90 Minuten FC Bayern gegen Real Madrid, Champions League, Flutlicht, gemeinsam mit 75.000 auf den Rängen. Das hat einfach Magie und Reiz.“

Zarou: „Der Schlüssel liegt in einem Mittelweg. Die Werte des Fußballs müssen bewahrt bleiben, aber Entertainment-Elemente können die junge Generation ansprechen. Man muss nicht alles sofort verändern, aber in zehn Jahren werden wir sicher mehr Entertainment sehen.“

Schmidt: „Ich möchte noch einmal auf die Robotik eingehen, Herr Hainer: Seit 1997 arbeiten Tausende von Entwicklern im Rahmen des ‚RoboCup‘ daran, ein Team autonomer Roboter bis 2050 so zu entwickeln, dass es den amtierenden Fußball-Weltmeister he­rausfordern und besiegen kann. Aktuell wirken die Bewegungen der Roboter noch etwas unbeholfen, aber wir sollten die rasante Entwicklung techno­logischer Innovationen, insbesondere in un­serer Zeit, nicht unterschätzen – was heute noch futuristisch erscheint, könnte in zehn Jahren Realität sein.“

Hainer: „Dass kein falscher Eindruck entsteht: Innovationen interessieren mich immer. Ich kann mich noch genau erinnern, wie zu meiner Schulzeit der Rechenschieber eingeführt wurde und mein Vater sagte, das ist jetzt das Ende der Welt: Niemand werde mehr eigenständig rechnen, logisches Denken gehe verloren – und die Erde hat sich doch recht gut weitergedreht. Ich sagte vorhin nur, aktuell fehlt mir dafür die Fantasie. Und ich bin davon überzeugt, dass die Fans lieber einem Jamal 
Musiala oder Thomas Müller zujubeln als einem Roboter.“

CEO Jan-Christian Dreesen beim Podiumsgespräch über die Zukunft des FC Bayern.
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Herr Schmidt, wie viel Show wird der Fußball vertragen, was erwarten die Fans?

Schmidt: „Die größte Herausforderung für Clubs wird sein, die Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden und den Generationswechsel erfolgreich zu managen. Die Gene­ra­tionen Alpha und Z haben oft ein stärkeres Bedürfnis nach aktiver Teilhabe: In den USA gibt es zum Beispiel ‚Fan Controlled Football‘. Dort stimmen Fans sogar darüber ab, welche Spielzüge die Mannschaft ausführt. Der Trainer setzt die Entscheidung dann um. Das mag im Fußball momentan noch völlig 
undenkbar sein, aber passives Konsumieren eines 90-minütigen Spiels wird vielleicht irgendwann nicht mehr ausreichen, um eine breite Fanbasis zu erreichen.“

Hainer: „Generell muss man aufpassen, dass Fußball nicht zu einem reinen Spaßformat abdriftet. Und klar ist auch: Der FC Bayern ist Innovationen gegenüber immer aufgeschlossen – aber wir würden nie irgendetwas zustimmen, was die Fans von unserem Verein und vom Fußball entfremdet. Technologie und Unterhaltung können das 
Umfeld bereichern, aber direkt ins Spiel einzugreifen, halte ich für problematisch.“

Dreesen: „Fußball ist ja auch deshalb so beliebt auf der ganzen Welt, bei Jung und Alt, Groß und Klein, weil er sich immer seinen Kern bewahrt hat. Die Schönheit dieses Sports liegt in seiner Einfachheit – und in der Freude, die das Spiel vermittelt. Es gibt sicher auch Unterschiede zwischen den Menschen im Stadion und denen, die zu Hause oder im Stream zuschauen. Die traditionellen Stadionbesucherinnen und -besucher schätzen das Erlebnis, das sie kennen: die Atmosphäre, die Leidenschaft und die Gemeinschaft, die nur ein Stadionbesuch bieten kann. Sie wollen kein Format, das im Kern radikal verändert ist.“

Zarou: „Ich denke, solche Ansätze passen besser zu Spaßligen wie der Kings League. Ich bin 1998 geboren, also Generation Z, und sehe das für klassischen Fußball nicht. Der Großfeldfußball hat seine eigene, tief verwurzelte Anziehungskraft.“

Hainer: „Neben der Allianz Arena ist der BMW Park ein interessantes Beispiel, wo wir bei unseren Basketballspielen einen LED-Videoboden haben. Damit lassen sich Spielszenen während einer Auszeit direkt nachstellen, und die Zuschauer können einbezogen werden. Solche Innovationen bereichern das Erlebnis, ändern aber nicht den Kern des Spiels.“

Porträt von Felicia Mutterer, Mitbegründerin von Viktoria Berlin
Felicia Mutterer ist Medienunternehmerin und Mitgründerin von Viktoria Berlin, einem der spannendsten Projekte im Frauenfußball. Über 1,2 Millionen Euro wurden eingesammelt, um den Drittligisten in die Bundesliga zu bringen. Mutterer betreibt gemeinsam mit Ariane Hingst den Podcast „Sportsidols“. | Lara Freiburger

Der FC Bayern hat schon immer Maßstäbe gesetzt. Wie aufgeschlossen darf, muss, soll ein Verein in Zukunft sein?

Dreesen: „Der FC Bayern versucht, eine Balance zu halten: Wir bewahren unsere Wurzeln, pflegen unsere Traditionen und schöpfen daraus auch Kraft. Gleichzeitig sind wir nie wirklich zufrieden – diese innere Unruhe treibt uns an. Wir wissen, dass wir in Deutschland Wachstumsgrenzen haben, deshalb setzen wir auf Internationalisierung und moderne Technologien. Früher musste man durch die Welt tingeln, um Fans zu erreichen. Heute können wir dank digitaler Infrastruktur und KI Menschen weltweit ansprechen – sogar ganz gezielt.“

Mutterer: „Das ist typisch FC Bayern. Der Club erkennt schon seit Jahrzehnten vorbildlich: Stillstand ist der Tod, Pioniergeist ein Erfolgsfaktor. Dazu braucht es Offenheit, auch im Umgang mit Technologie und Digitalisierung. Beide werden den Fußball künftig noch mehr prägen und weiterentwickeln.“

Hainer: „Unsere Innovationskraft hat stets Maßstäbe gesetzt. Uli Hoeneß hat zum Beispiel das Merchandising im Fußball 
quasi erfunden. Auch unser geplanter Ausbau des Leistungszentrums an der Säbener Straße zeigt, dass wir immer den nächsten Schritt gehen. Dieses Zentrum wird „State of the Art“ sein und uns ermöglichen, mit den internationalen Top-Clubs weiter mitzuhalten. Der Schlüssel zu unserem Erfolg liegt in der Balance zwischen Tradition und Innovation.“

Porträt von TikToker Younes Zarou
Younes Zarou ist der erfolgreichste TikToker Deutschlands mit mehr als 56 Millionen Followern. Auf Instagram folgen ihm 18 Millionen Menschen, auf YouTube über 26 Millionen. Der 27-Jährige ist großer Fußballfan, hat den FC Bayern bereits auf der „Audi Summer Tour“ begleitet und betreut das Team Youniors F.C. in der Kleinfeldliga „Kings League“. | Lara Freiburger

Früher hieß es: Man investiert in „Steine und Beine“. Wird man künftig auch in „Chips“ investieren? Könnte der 
nächste „Königstransfer“ kein Harry Kane, sondern eine Technologie sein?

Dreesen: „Definitiv nein. Entscheidend bleibt, was auf dem Platz passiert. Natürlich hat sich Infrastruktur verändert – sie umfasst heute auch innovative Technik und KI. Trotzdem bleibt der Erfolg auf dem Platz zentral, und da steht nun einmal glücklicherweise der Mensch im Mittelpunkt.“

Hainer: „Ein gutes Beispiel ist unser Campus, den wir 2017 eingeweiht haben. Mit einer Investition von 75 Millionen Euro haben wir die Grundlage für die Entwicklung junger Talente geschaffen. Jetzt sehen wir erste Erfolge mit Spielern wie Jamal Musiala, Aleksandar Pavlović oder Josip Stanišić.“

Zarou: „Als Fan muss ich sagen: Wir lieben es, Spieler wie Musiala, Pavlović oder Stanišić zu sehen, die aus der eigenen Jugend kommen. Das wird auch bei der jungen Generation wichtig bleiben. Internationale Top-Transfers wie Harry Kane sind beeindruckend und wichtig fürs Prestige, aber die Identifikation mit Spielern aus den eigenen Reihen ist etwas Einzigartiges. Früher war der 
FC Bayern in Sachen Jugendarbeit nicht führend, und jetzt ist 
der Club dort angekommen, wo er sein sollte: Junge Spieler bekommen Chancen, was in einem Starensemble nicht leicht ist. Trotzdem schafft man diesen Spagat sehr gut. Das zählt auch in der Zukunft viel, weil der neuen Generation Werte wie Identifikation immer wichtiger werden.“

Porträt von FC Bayern-Präsident Herbert Hainer
FC Bayern-Präsident Herbert Hainer: „Wir würden nie etwas zustimmen, was den Fußball von den Fans entfremdet.“ | Lara Freiburger

Die Mitgliederentwicklung des FC Bayern spiegelt eine starke gesellschaftliche Verantwortung wider. Wie wichtig ist das für die Zukunft?

Hainer: „2024 haben wir über 40.000 neue Mitglieder gewonnen, so viele wie nie zuvor in einem Jahr. Und das, obwohl wir sportlich unsere Ziele deutlich verfehlt haben. Es gibt also andere Faktoren, die uns attraktiv machen: unser Streben nach Erfolg, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Verantwortung. Wir engagieren uns in Initiativen wie ‚Rot gegen Rassismus‘, spenden in Krisensituationen wie bei den Überschwemmungen im vergangenen Jahr – und wir suchen den Dialog mit unseren Fans. In unsicheren Zeiten wollen Menschen Halt und Gemeinschaft. Der FC Bayern ist da wie eine Familie. Aktuell haben wir 382.000 Mitglieder, es sollte ein realistisches Ziel sein, im Jubiläumsjahr auf 400.000 zu kommen.“

Wie wichtig wird gesellschaftliche Verantwortung in der Zukunft?

Zarou: „Das Menschliche und das familiäre Miteinander sind extrem wichtig. Als Creator merke ich, wie sehr Gemeinschaft und Zusammenhalt geschätzt werden. Menschen möchten sich mit solchen Werten identifizieren, und der FC Bayern macht das großartig. Initiativen wie ‚Rot gegen Rassismus‘ spielen in Zukunft eine immer größere Rolle, weil junge Menschen mehr als früher erwarten, dass sich ihr Verein gesellschaftlich positioniert.“

Mutterer: „Haltung zu zeigen, kann entscheidend sein, und das wird honoriert. Der FC Bayern hat eine emotionale Kraft, die der Politik oft fehlt. Das schafft eine Verantwortung, der man sich mit Menschlichkeit und Menschenverstand stellen sollte, indem man sich bei wichtigen Themen klar positioniert. Das hat übrigens auch positive Effekte fürs eigene Image: Das gesellschaftliche Engagement von Marken und Unternehmen wird in Deutschland zunehmend positiv wahrgenommen und als wichtig erachtet. Etwa die Hälfte der Deutschen befürwortet Engagement und Haltung von Unternehmen.“

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Neue Ideen auf dem Schirm: Präsident Herbert Hainer und der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen hatten zum Austausch an die Säbener Straße eingeladen. | Lara Freiburger

Wie politisch darf, soll oder muss ein Verein in der heutigen Zeit sein?

Schmidt: „Der FC Bayern mag zwar ein mittelständisches 
Unternehmen sein, die Erwartungshaltung an ihn ist aber eine ganz andere. Der Verein steht unter ständiger öffentlicher Beobachtung. Fußball hat eine Durchdringungskraft, die alle 
gesellschaftlichen Schichten erreicht. Als Branchenprimus trägt der Verein eine besondere Verantwortung, die authentisch gelebt werden muss. Es reicht nicht, sich moderne Labels wie ‚nachhaltig‘ oder ‚inklusiv‘ aufzusetzen – die Werte müssen echt sein.“

Dreesen: „Genau das ist der Punkt. Mit ‚Rot gegen Rassismus‘ haben wir ja nichts grundlegend Neues beim FC Bayern erfunden, aber nun in einen Rahmen gesetzt, für was unser Verein unter anderem dank Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß schon immer stand: ein sozialer, weltoffener, toleranter Club zu sein. Diese Werte können wir glaubwürdig vertreten, weil sie schon seit unserer Gründung Teil unserer DNA sind.“

Hainer: „Bei ‚Rot gegen Rassismus‘ geht es nicht darum, 
immer wieder einfach einen Slogan hochzuhalten – nachhaltige Wirkung ist das Ziel, die Fans merken das. Und Frau Mutterer hat es angesprochen: Die Politik hat nicht die emotionale Durchdringungskraft, die ein Verein wie der FC Bayern hat. Wir sehen es als unsere Aufgabe, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Natürlich wollen wir uns nicht in die generelle Politik einmischen. Aber in Zeiten, in denen spaltende Kräfte unsere Demokratie zersetzen, muss ein Verein wie der 
FC Bayern in bestimmten Situationen aufstehen und Haltung zeigen. Ich betone das immer wieder: nicht heute, nicht morgen – und vor allem nicht mit uns!“

Porträt von Zukunftsforscher Professor Dr. Sascha Schmidt
Professor Dr. Sascha Schmidt ist Wirtschaftswissenschaftler und leitet das Center for Sports and Management an der Düsseldorfer Business School WHU. Er ist Herausgeber des Buchs „21st Century Sports: How Technologies Will Change Sports in the Digital Age“ und hat mit seinen Studenten auch schon das Genie von Thomas Müller wissenschaftlich untersucht. | Lara Freiburger

Wo wird der FC Bayern in 25 Jahren stehen? Und was darf sich niemals ändern?

Hainer: „Der FC Bayern sollte in 25 Jahren immer noch regelmäßig Deutscher Meister werden. Wie Jan-Christian Dreesen sagte: Am Ende zählt, was auf dem Spielfeld passiert. Ich wünsche mir, dass wir den Dreiklang aus sportlichem Erfolg, wirtschaftlicher Solidität und gesellschaftlicher Verantwortung bewahren. Das ist nicht immer einfach. Wenn wir zum Beispiel unsere Allianz Arena in den Regenbogenfarben von LGBTQI+ beleuchten oder mit der Israelitischen Kultusgemeinde Schabbat 
feiern, gibt es auch kritische Stimmen. Aber dass wir das dann aushalten und unsere Haltung steht, macht das Ganze am Ende aus: Wenn der FC Bayern seinen Weg weitergeht, mache ich mir um diesen Verein keine Sorgen.“

Dreesen: „Felicia Mutterer und Younes Zarou haben es vorhin treffend gesagt: Es geht um Menschlichkeit - und meiner Meinung nach auch um Miteinander. Für mich sind das die großen ‚Ms‘ in ‚Mia san mia‘. Wenn wir uns das bewahren, muss man dem Verein eigentlich gar nichts Weiteres hinzufügen.“

Zarou: „Thomas Müller in die Führungsetage integrieren und mal wieder ein Triple-Sieg – das würde ich mir wünschen für die nächsten Jahre. Ich hoffe, dieses Gespräch wird 2050 wieder hervorgeholt und überprüft, was eingetreten ist (lacht).“

Schmidt: „Ich wünsche mir, dass der FC Bayern auch in 25 Jahren für internationale Spitzenklasse steht – als Aushängeschild für Deutschland, auch über den Sport hinaus. Der Verein verkörpert ein Bild von unserem Land, das wir in anderen Bereichen oft schwerer vermitteln können. Das sollte Ansporn und Aufgabe zugleich sein.“

Mutterer: „Der FC Bayern soll auf allen Ebenen am Ball bleiben – sportlich, gesellschaftlich und kulturell. Besonders würde ich mich freuen, wenn der Verein neben den Erfolgen der Männer auch im 
Frauenfußball weiter alles unternimmt, um ein echtes Flaggschiff zu sein. Es wäre großartig, in 25 Jahren zurückzublicken und zu sagen: „Damals waren wir auf der Mittelspur, heute sind wir auf höchstem Niveau und gewinnen bei den Frauen regelmäßig die Champions League.“ Also: ab auf die Überholspur, auch mit dem Frauen-Team!“

Das ausführliche Gespräch ist im FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ erschienen.