
Tags zuvor hatte Dennis Windisch noch scherzhaft gesagt: „Wahrscheinlich treffe ich auch die Latte.“ Sein Cousin, der auf dem Platz schon öfter am Aluminium gescheitert war, konnte darüber nur schmunzeln. Doch als der FC Bayern-Fan in der Halbzeitpause des Telekom-Cups an der Mittellinie Anlauf nahm und den Ball tatsächlich an den Querbalken drosch, konnte er sein Pech kaum fassen. Hätte er sich etwas weiter über den Ball gelegt, hätte er sich nur den Bruchteil einer Sekunde früher gesenkt – dann wäre die Kugel etwas tiefer eingeschlagen und Windisch heute um 10.000 Euro reicher.
Bevor er am Donnerstagabend in der Allianz Arena zum Gewinnspiel „Volltreffer“ von FC Bayern-Partner Telekom angetreten war, hatte er den Schuss von der Mittellinie auf dem heimischen Sportplatz im oberfränkischen Landkreis Forchheim geübt. „Ich habe es fünf oder sechsmal probiert – da ging gar nichts“, sagt Windisch im Gespräch mit fcbayern.com. Umso überraschter war er, als sein Versuch im Stadion plötzlich vielversprechender aussah. „Als der Ball den Fuß verlassen hat, dachte ich: Der kommt wirklich gut.“
Auf den Rängen wurde es plötzlich mucksmäuschenstill – und dann: Klatsch! Ein kollektives Raunen ging durchs Stadion, Windisch sank enttäuscht auf die Knie, die Hände über den Kopf geschlagen. „Das war einfach bitter.“
Als Torwart des Kreisligisten SG Lindelberg bringt er den Ball immer wieder mit weiten Schlägen nach vorne – nicht selten landete so schon ein Assist auf seinem Konto. Diese Präzision hat er sich über Jahre bei seinem Idol Manuel Neuer abgeschaut, in der stillen Hoffnung, dass sich seine weiten Abstöße eines Tages auszahlen würden. „Deshalb hatte ich das Gefühl: Das könnte hinhauen.“ In Harry Kane hatte 2023 beim 8:0-Erfolg über Darmstadt 98 ein Stürmer vorgemacht, wie man den Ball aus rund 50 Metern ohne Aufsetzen im gegnerischen Tor versenkt. Für Windisch fehlten am Ende nur ein paar Zentimeter zum großen Wurf.
Das Preisgeld hätte ihm mit Blick auf seine bevorstehende Ausbildung zum Fahrlehrer sicher gutgetan – „aber das bekommen wir auch so hin“, sagt Windisch. Er nimmt lieber das Positive mit: Aus dieser Distanz sei es ohnehin viel schwieriger, die Latte zu treffen, als den Ball im Gehäuse unterzubringen. Hinzu kommt, dass er im Dorfverein normalerweise vor rund 100 Zuschauern spielt, deshalb war es für ihn eine einmalige Erfahrung, vor 72.000 Menschen auf dem Platz zu stehen und aufs Tor zu schießen. „Das ist viel wichtiger als das Geld. Ein Moment, den ich nie vergessen werde. Es war unbeschreiblich.“
Im Video schildern FC Bayern-Fans ihre Eindrücke vom öffentlichen Training am Samstag:
Im Nachgang meldeten sich zahlreiche Freunde und Bekannte über Instagram bei ihm. „So viele Nachrichten habe ich noch nie bekommen.“ Außerdem erfuhr er, dass sich bislang kein Teilnehmer beim Gewinnspiel so gut geschlagen habe wie er. „Mir wurde gesagt, das sei der beste Schuss gewesen, der bisher von der Mittellinie abgeliefert wurde. Das finde ich schon tröstend.“ VIP-Tickets gab es als Trostpreis obendrauf.
Sein erster Besuch in der Allianz Arena liegt gut zehn Jahre zurück. 2015 ergatterte er Karten für das DFB-Pokalspiel gegen den SV Darmstadt 98 und fuhr gemeinsam mit seinem Bruder nach München. „Das war damals schon überwältigend im Stadion, weil ich es bis dahin nur aus dem Fernsehen kannte.“ Ein Jahr später wurden die beiden Brüder Mitglieder und sahen fortan regelmäßig Spiele vor Ort.
Rund 60 bis 70 Mal hat Windisch den Rekordmeister inzwischen im Stadion angefeuert – doch der Auftritt in der Halbzeit des Telekom-Cups bleibt für ihn das absolute Highlight. „Das toppt nichts“, sagt er und lächelt.
Auch der zweite Test endete mit einem klaren Sieg für den FC Bayern:
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