
Gewohnt waren sie das ja schon lang nicht mehr gewesen, dass ihr Stadion Letzigrund im Züricher Stadtteil Altstetten bei einem Fußballspiel der beiden Stadtvereine wirklich restlos ausverkauft ist. 14 Jahre war das vor dem Dienstagabend her gewesen – damals wie heute war der FC Bayern München zu Gast: Im August 2011 gewann der deutsche Rekordmeister mit 1:0 in der Champions League-Qualifikation gegen den FC Zürich, im August 2025 gab es nun ein 2:1 (2:0) im letzten Test der Sommervorbereitung über die Grasshoppers

Die befanden sich bereits seit drei Spieltagen im Schweizer Ligabetrieb, hatten dort allerdings gerade einmal einen Punkt gesammelt. Der FC Bayern hingegen reiste mit einer weißen Weste dank eines Testspielsiegs über Olympique Lyon (2:1) und dem Telekom Cup-Gewinn über Tottenham Hotspur (4:0) im Rücken zum 27-fachen Meister und 19-fachen Pokalsieger. FCB-Cheftrainer Vincent Kompany rotierte dennoch seine Mannschaft durch wie ein Küchenmixer auf Höchststufe: Elf neue Spieler rutschten im Vergleich zum Sieg über Tottenham in die erste Elf. Darunter mit den beiden 18-jährigen Felipe Chávez und Magnus Dalpiaz zwei Debütanten und mit Jonah Kusi-Asare (ebenfalls 18) und Lennart Karl (17) zwei Campus-Talente, die erst gegen den Europa League-Sieger am Donnerstagabend so sehenswert getroffen hatten.
„Traut euch das zu, das ist eure Stärke“
Dort, wo sie in der ausverkauften Allianz Arena aufgehört hatten, knüpften die jungen Wilden weiter an: Kusi-Asare spielte auf Tom Bischof, dieser zog gleich zwei Gegenspieler auf sich und passte weiter zu Lennart Karl. Die neue Nummer 42 des FC Bayern stoppte den Ball mit rechts und schickte ihn mit links unhaltbar für Zürichs Keeper Justin Hammel ins rechte obere Eck: 1:0 (21. Minute).
Nur eine Minute nach der Trinkpause bei tropischen Temperaturen in der Alpenrepublik jubelte auch Jonah Kusi-Asare: Lennart Karl hatte seinen Campus-Kumpel nach einem Dribbling sehenswert freigespielt (26.). „Du musst versuchen, jede Chance dich zu präsentieren zu nutzen“, lobte Ex-Bayernprofi Nils Petersen begeistert am Mikrofon von FC Bayern TV PLUS: „Diese Leichtigkeit, die Unbekümmertheit der Jungs tut dem Team gut, gerade in einer Phase, wo du müde bist.“ Diese Leichtigkeit, schloss der Experte, komme auch von außen: „Es ist ja der Trainer, der sagt: Traut euch das zu, seid kreativ - das ist eure Stärke!“
Und so gehörte der erste Durchgang vor allem den jungen Spielern, bei denen auch David Santos Daiber (18) im Abwehrzentrum neben dem erfahrenen Minjae Kim aufmerksam verteidigte. Felipe Chávez konnte neben Bischof im defensiven Mittelfeld sogar offensive Akzente setzen – sein frecher Fernschuss nach einer Pirouette um seinen Gegenspieler herum gehörte zu den Highlights der ersten 45 Minuten. Von den Grasshoppers hingegen kam bis dato nicht viel, 30:70 lautete aus Züricher Sicht das deutliche Ballbesitzverhältnis, auch in die Zweikämpfe kamen die Gastgeber nicht so recht. Zwei halbe Tormöglichkeiten besaß immerhin Jonathan Asp Jensen, der wie Lovro Zvonarek – beide Leihgaben des FC Bayern – von Beginn an bei Zürich ran durfte.
Spielfreude trotz gnadenloser Temperaturen
„Ich bin ja einer der jüngsten Spieler, fühle mich aber richtig wohl in der Mannschaft“, meinte Lennart Karl später. „Die Jungs nehmen mich perfekt auf. Ich kann meine Stärken zeigen und arbeite an meinen Schwächen. Heute hat wieder alles gepasst – das Tor, dazu der Assist und insgesamt war es ein sehr, sehr gutes Spiel.“
Das blieb auch nach der Halbzeitpause so: Der FC Bayern gab weiter die Richtung vor, präsentierte sich laufstark und spielfreudig trotz gnadenloser Temperaturen über 30 Grad. Es schlichen sich nun aber ein paar Unkonzentriertheiten ins Gästespiel, eine davon nutzte der eingewechselte Loris Giandomenicho: Nach einer Hereingabe von Marques schaltete der 19-Jährige am schnellsten und beförderte den Ball unhaltbar für Jonas Urbig im Münchner Tor zum 1:2-Anschluss unter die Latte (51.). Manuel Neuer war zur Schonung gar nicht mit nach Zürich gereist und fehlte wie Kingsley Coman (Krankheit).

„Die Vorbereitung ist sehr, sehr kurz, daher geht es darum, jeden Tag gut zu nutzen“, verriet Sportdirektor Christoph Freund bei FC Bayern TV PLUS: „Wir haben uns bisher gut präsentiert, die Mechanismen funktionieren und wir fühlen uns gut gerüstet.“
Urbig hält den Sieg fest
So durfte auch der erste Schwung der Kollegen nach gut einer Stunde Spielzeit Feierabend machen. Bis auf Urbig und Kusi-Asare tauschte Kompany die komplette Elf aus. Die frischen Beine brachten noch einmal Schwung ins Bayernspiel, vor allem Luis Díaz verpasste nach starker Vorarbeit gleich mehrfach sein Premierentor. Einmal war er dazu mit einem Dribbling übers halbe Feld gleich zwei Verteidigern enteilt. Auch Dayot Upamecano hatte das 3:1 auf dem Fuß, nach Zuspiel von Joshua Kimmich scheiterte der Verteidiger jedoch an der Querlatte.

So wäre die Generalprobe vor dem Pflichtspielauftakt am Samstagabend im Franz-Beckenbauer-Supercup beim Pokalsieger VfB Stuttgart beinahe noch schief gegangen: In der Nachspielzeit kam Zürichs Verón Lupi von der Strafraumgrenze frei zum Abschluss, Urbig aber parierte den Ball mit einer Flugeinlage und hielt so den knappen, aber verdienten Auswärtssieg zur Erleichterung aller fest.
„Schlussendlich willst du immer Spiele gewinnen – egal ob’s nur ein Freundschaftsspiel ist oder ein Pflichtspiel“, sagte Konrad Laimer. „Wir hatten eine kurze Vorbereitung, aber unser Mindset war von Anfang an klar: Für uns gibt’s keine Freundschaftsspiele. Wir gehen jedes Spiel so an, als wär’s ein Bundesliga- oder Champions League-Spiel.“ Erst recht, wenn das Stadion ausverkauft ist.
Hier geht es zu allen Stimmen aus dem Test in Zürich:
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