
Ein außergewöhnliches Abenteuer hat in diesem Sommer in Bremerhaven begonnen: Christian Saathoff, 21 Jahre alt und Student aus Aurich, läuft zu Fuß bis nach München – mehr als 800 Kilometer in nur einem Monat. Sein Ziel: Aufmerksamkeit für das Thema mentale Gesundheit schaffen und vor allem junge Menschen ermutigen, offen über ihre Herausforderungen zu sprechen. Pünktlich zum Oktoberfest ist der Ostfriesländer in der bayerischen Landeshauptstadt angekommen – und war am Freitagabend beim Heimspiel des FC Bayern gegen Werder Bremen zu Gast in der Allianz Arena.
Die Idee zu seinem außergewöhnlichen Projekt entstand nach einer 4000 Kilometer weiten Vespa-Tour nach Barcelona, die Christian im vergangenen Jahr mit einem Freund unternommen hatte. „Da habe ich gemerkt, wie gut mir solche Abenteuer tun und wie viel besser meine mentale Gesundheit geworden ist“, erzählt er. Nach dieser Erfahrung stand für ihn fest: Ein neues Projekt sollte folgen – diesmal zu Fuß, quer durch Deutschland, mit dem Oktoberfest in München als symbolischem Ziel.
Zwischen Monotonie und Motivation
Seine tägliche Etappe liegt bei 25 bis 40 Kilometern. Schon vorab hat er regelmäßig 20 bis 25 Kilometer trainiert, um sich vorzubereiten. Körperlich sei das machbar, die eigentliche Herausforderung liege woanders: „Diese Kopfsache ist halt wirklich schwierig. Aber wenn man sich durchbeißt, dann gewöhnt man sich irgendwann dran – und kann auch ein bisschen die Natur genießen. Das hat schon etwas Meditatives.“ Die Erfahrungen aus seiner Rollertour hätten ihm geholfen, mit Monotonie und mentaler Belastung umzugehen.
Ein Projekt für junge Menschen
Christians Motivation geht über die eigene Reise hinaus. „Besonders junge Menschen sind mir sehr wichtig“, sagt der leidenschaftliche Fußballer, der seiner Schulzeit selbst mit mentalen Problemen zu kämpfen hatte – ein Thema, das nach seiner Ansicht zu den unterschätztesten Herausforderungen unserer Zeit gehört und deshalb stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken muss. „Ich möchte so ein bisschen, dass körperlich und mental gleichgestellt sind“, betont er.
Deshalb sammelt Christian während seines Laufs Spenden für die Mental Health Initiative München, die sich speziell für Jugendliche einsetzt. Im Gespräch betont er, wie wichtig der richtige Umgang mit psychischer Belastung ist – gerade auch im Profifußball: Besonders junge Spielerinnen und Spieler bräuchten daher stärkere Betreuung und ein Bewusstsein dafür, dass mentale Stärke genauso wichtig ist wie körperliche Fitness.
„Das Wichtigste ist einfach, dass Leute nicht mehr dich schief angucken, wenn du über mentale Probleme sprichst.”
Christian Saathoff
Bewusstsein schaffen – Schritt für Schritt
Seine Botschaft ist klar: Mentale Gesundheit darf kein Tabuthema sein! Sein eigenes Leben habe ihn gelehrt, wie schwer es für Jugendliche sein könne, über ihre mentale Gesundheit zu sprechen – soziale Strukturen und Erwartungen erschweren oft einen offenen Umgang mit diesen Themen. Dazu will er Jugendliche ermutigen, Routinen für ihr Wohlbefinden zu entwickeln – und sich nicht davor zu scheuen, Hilfe anzunehmen. „Das Wichtigste ist einfach, dass Leute nicht mehr dich schief angucken, wenn du über mentale Probleme sprichst.“
Ob mit Laufschuhen, Vespa oder einfach durch den offenen Dialog – Christian Saathoff zeigt, wie Abenteuer Mut machen und wie wichtig es ist, mentale Gesundheit in der Gesellschaft sichtbar zu machen. „Es geht darum zu zeigen, dass es Alternativen zur digitalen Welt gibt - Abenteuer, die uns mit uns selbst und der realen Welt verbinden“, sagt er. Jeder seiner Schritte auf dem Weg nach München ist ein Zeichen dafür. Als Anerkennung für sein Engagement erhielt er vom FC Bayern ein Trikot mit allen Unterschriften der Profis.
Der Nachbericht zum Wiesn-Heimsieg gegen den SV Werder: