Herr Hopfner, was genau ist denn der FC Bayern Hilfe e.V.?
Der Hilfe e.V. ist 2005 von sieben Personen gegründet worden. Auf Initiative des damaligen Vorstands der FC Bayern München AG, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und meiner Wenigkeit. Insgesamt gab es sieben Gründungsmitglieder. Der Hintergrund, diesen Verein ins Leben zu rufen, war die große Tsunami-Katastrophe Ende Dezember 2004 in Asien. Wir haben versucht, mit Spenden etwas zu bewirken, gemeinsam mit der Welthungerhilfe und dem Malteser Hilfsdienst. Unsere finanziellen Zuwendungen wurden speziell zum Aufbau in Sri Lanka verwendet, dort sind ja ganze Dörfer von den Wellen weggerissen worden. Wir sagten uns, wir müssen da helfen. Das war die Grundidee damals vom FC Bayern München. Nach zwei, drei Jahren war die Lage in Sri Lanka wieder stabil. Seitdem wenden wir uns neuen Projekten zu, denn der Hilfe e.V. sollte eine Dauereinrichtung bleiben.
Wen unterstützt der FC Bayern Hilfe e.V.?
Im Großen und Ganzen geht es um unschuldig in Not geratene Personen. Wir beschäftigen uns mit der Förderung von Mitteln zu Bildung und Erziehung, an uns kann sich jeder wenden: Kinder und Jugendliche, aber genauso Altenhilfe. Der Fokus liegt insgesamt mehr auf dem Heimatmarkt Bayern und Deutschland, aber nicht ausschließlich: Wir unterstützen zum Beispiel auch ein Projekt in Bolivien, bei dem ein Pfarrer Straßenkinder betreut. Seit einigen Jahren konzentrieren wir uns überwiegend auf die Mobilität für behinderte Personen.
Wie kann man die Hilfe des e.V. in Anspruch nehmen?
Wir haben pro Jahr bis zu 500 Anfragen. Unsere Philosophie ist, dass die Antragssteller selbst auch aktiv nach Lösungen für ihre Situation suchen sollen. Wir versuchen dann, unterstützend zu helfen. Über die Spenden haben wir im Jahr rund 250.000 Euro zur Verfügung – das ist das Geld, das wir unmittelbar wieder ausgeben. Mit diesem Betrag könnte man vielleicht drei, vier Autos im Jahr komplett ausstatten, mit behindertengerechtem Zugang und was so dazugehört. Das ist aber nicht optimal. Dann es gibt so viele Anträge. Also geben wir die Möglichkeit, Zuschüsse beizusteuern. Der Rest muss dann im Austausch mit anderen Organisationen ergänzt werden. Eigeninitiative ist uns wichtig, und das funktioniert sehr gut. So können wir wesentlich mehr Leuten helfen, als wenn wir nur vier Personen pro Jahr ein Auto bezahlen.
Warum ist es wichtig für einen Verein wie den FC Bayern München, so ein Organ, so eine Institution zu betreiben?
Weil wir einfach grundsätzlich eine soziale Verantwortung haben. Das hat im Übrigen schon eine Tradition, die weit vor die Gründung des Hilfe e.V. zurückreicht. Mit der Landesschule für Körperbehinderte in München gibt es zum Beispiel seit Mitte der 60er Jahre eine zwar nicht explizit festgeschriebene, aber sehr intensiv gelebte Partnerschaft. Wir sind da immer schon mit Spielern hingegangen, meist zu Weihnachten, um Autogramme zu geben und natürlich auch finanziell zu helfen.
Wie ist der Hilfe e.V. organisiert?
Es läuft alles auf ehrenamtlicher Basis. Seit 2009 bin ich der Vorsitzende, da mein Vorgänger Willi Gerner, lange Zeit Mitglied des Verwaltungsbeirats, leider verstorben ist. Die stellvertretenden Vorsitzenden sind Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Anträge werden von Elke Keller, der Assistentin des Präsidenten, entgegengenommen, geprüft und dann dem Vorstand des Hilfe e.V. zur Entscheidung vorgelegt. Diese Tätigkeit wird zusätzlich von ihr ehrenamtlich übernommen. Ein kleiner Verwaltungsapparat. Das heißt im Klartext: Es gehen keine Spendengelder verloren. Einmal im Jahr ist eine Buchprüfung vorgeschrieben, da ist eine Gebühr fällig. Darüber hinaus haben wir keine Kosten. Das Geld, das bei uns gespendet wird, wird praktisch abzugslos für gute Zwecke verwendet. Das können wir garantieren.
Wer spendet denn so? Auch Spieler?
Ja, auch. Und auch von der FC Bayern München AG erhalten wir Spenden. Was uns aber besonders freut, sind die vielen Spenden von unseren Fans und Fanclubs. Wenn Leute sagen, sie wollen bei ihrer Geburtstagsfeier oder ihrer Sommerparty keine Geschenke, sondern lieber einen Betrag für den Hilfe e.V.. Wenn Uli Hoeneß irgendwo einen Vortrag hält, spendet er sein Honorar. Das war bisher einer der größten regelmäßigen Einnahmeposten. Zusätzlich gibt es immer wieder Erlöse aus speziellen Aktionen wie den Verkauf der ausgebauten Stühle in der Allianz Arena.
Gibt es etwas, was Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir und uns allen sehr wichtig ist, die Partnerschaft mit der Landesschule für Körperbehinderte, die es seit Mitte der 60er Jahre gibt, fortzuführen. Das sollten wir einfach aufrechterhalten. In dieser Einrichtung können bestimmte Projekte meist nur dank Spenden verwirklicht werden. Diese Partnerschaft liegt mir sehr am Herzen. Genauso freuen wir uns, wenn wir für mehr Mobilität bei Menschen mit Behinderungen sorgen können. Der Fußball, der Sport generell, steht dafür, dass Menschen zusammenkommen. Und dazu gehört auch, dass man beweglich ist, dass man rauskommt, unter Leute. Es ist schön, wenn man dazu beitragen kann, dass sich Menschen treffen, austauschen, gemeinsam Freude haben.
Gibt es eine besonders rührende Geschichte, wie eine Spende mal eingegangen ist?
Uns erfreut immer die Herzlichkeit der Spender. Dass Menschen gerne für andere Menschen etwas machen, obwohl sie das nicht müssten. Darum geht es. Ein Fußballverein soll verbindend wirken, soll gemeinschaftlich wirken und das soziale Leben bereichern. Wenn unsere Fans das mit ihren Aktionen leben, geht einem schon das Herz auf. Unsere Fanclubs sind da sehr großzügig.
Wie steht es um Maßnahmen angesichts der aktuellen Corona-Krise?
Wir haben der Münchner Tafel einen Scheck über 10.000 Euro übergeben. Sowas muss einfach sein. Momentan haben wir beschlossen, dass wir uns einbringen, wenn die aktuelle Situation abklingt. Denn es wird sicherlich danach Hilfe benötigt werden. Dann können wir individuell einschreiten. Das ist sinnvoller, als aktuell pauschal zu streuen. Denn Corona ist nicht nur jetzt ein Thema, es wird nachhallen. Es wird Nöte geben. Das liegt auf der Hand.
Die Corona-Krise wird nicht dazu führen, dass der Hilfe e.V. runtergefahren wird?
Das wäre am falschen Hahn gedreht. Sicherlich werden die Menschen in nächster Zeit noch mehr Hilfe benötigen. Da sollten wir unser Engagement nicht zurückschrauben.