Eine lange und anstrengende Saison endet am Sonntag für die FC Bayern-Frauen mit dem letzten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt. Dabei haben die Münchnerinnen die große Chance aus eigener Kraft deutscher Meister zu werden – nach 1976, 2015 und 2016 wäre es der vierte Titel. Im Vorfeld der Partie hat fcbayern.com mit Karin Danner, Abteilungsleiterin der Fußballfrauen, über ihre Erwartungen, ihr Saisonfazit und die Entwicklung des Frauenfußballs beim Deutschen Rekordmeister gesprochen.
Das Interview mit Karin Danner
Am Sonntag können die FCB-Frauen erstmals seit 2016 wieder Meister werden. Wie ist die Gefühlslage vor dem entscheidenden letzten Spieltag gegen Frankfurt?
„Persönlich verspüre ich noch keine Anspannung. Wir haben am vergangenen Spieltag in Leverkusen unsere Aufgabe erledigt und jetzt alles in der eigenen Hand. Daher überwiegt große Vorfreude auf Sonntag. Wir können zuhause Meister werden – und ich bin voll davon überzeugt, dass wir es schaffen. Auch die Mädels glauben absolut daran, dass sie gewinnen. Das spürt man. Rückblickend war natürlich das Spiel in Wolfsburg sehr wichtig, es war ein Schlüsselspiel. Dort hat sich unsere Mannschaft sehr stark präsentiert. Sie haben bis zum Ende gefightet und insgesamt sehr gut gespielt. Mit dem Remis konnten wir leben und das hat uns sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Seit diesem Spiel bin ich sehr positiv gestimmt und wir gehen mit großer Vorfreude ins Spiel am Sonntag.“
Was erwarten Sie von dem Spiel gegen Frankfurt?
„Ich gehe davon aus, dass beide Mannschaften Vollgas geben werden. Wir müssen und werden von Anfang an zeigen, dass wir gewinnen wollen – gerade mit unserer Offensiv-Stärke. Frankfurt hat in den letzten Wochen zwei Mal top gegen Wolfsburg gespielt (in der Liga und im Pokalfinale, Anm. d. Red.). Aber das muss uns nicht kümmern. Wir haben so eine gute Saison gespielt, wir brauchen vor niemandem Angst haben. Auch wenn es länger torlos bleibt, können wir uns auf unsere Stärken verlassen. Irgendwann fällt das Tor. Frankfurt wird aber sicher versuchen, uns zu ärgern. Ich gehe von einem Schlagabtausch aus und freue mich sehr auf das Spiel.“
Auf unseren Kanälen verpasst ihr am Sonntag nichts:
Werden Sie die Mannschaft über das Ergebnis in Wolfsburg auf dem Laufenden halten?
„Ich denke sie bekommen es wohl irgendwie mit, es werden ja auch ein paar Zuschauer im Stadion sein. Leider mussten wir es aufgrund der Gegebenheiten am Campus auf Mitarbeiter, Familie und Freunde der Mannschaft beschränken (mehr Infos). Aber Wolfsburg spielt eigentlich überhaupt keine Rolle. Wir gehen davon aus, dass der VfL gegen Bremen gewinnt und schauen einfach auf uns selbst. Wir haben alles selbst in der eigenen Hand.“
Wenn Sie es schaffen, wäre der FC Bayern sowohl im Frauen- als auch im Männer-Fußball deutscher Meister. Ist das ein besonderer Anreiz?
„Die Konstellation ist dieses Jahr ähnlich wie 2015, die Männer wurden Meister und wir etwas später auch. Vielleicht ist es ein gutes Omen. Das war quasi das erste gemischte Vereins-Double der Geschichte. Die gemeinsame Meisterfeier auf dem Rathausbalkon – leider wäre das dieses Jahr nicht möglich – war grandios und hat den Verein wirklich nochmal ganz anders aufleben lassen. Die Bilder gingen um die Welt. Daher wäre es vor allem auch für den Verein etwas Besonderes. Das gibt es in Europa nicht oft, dass sowohl die Männer als auch die Frauen Meister werden.“
Unabhängig vom Abschneiden in der Meisterschaft: Wie lautet das Fazit der Spielzeit 2020/21?
„Wir waren lange in drei Wettbewerben sehr gut vertreten. Im Pokal und in der Champions League ging es bis ins Halbfinale. In der Liga waren wir nahezu durchgehend Tabellenführer. Das hatten wir vor der Saison so nicht erwartet. Und wir haben den Großteil unserer Spiele sehr souverän gewonnen. Die Mannschaft hat sehr engagiert und fokussiert souveräne Leistungen abgeliefert. Die Zielsetzung vor der Saison lautete schon, dass wir einen Titel holen wollen. Im Pokal sind wir an Wolfsburg gescheitert. Dort hat uns ebenso wie im Halbfinale der Champions League gegen Chelsea das Glück gefehlt. Aber auch in den beiden Chelsea-Spielen waren wir sicher nicht die schlechtere Mannschaft. Grundsätzlich ist auch das Erreichen des Halbfinals der Königsklasse ein großer Erfolg. Also insgesamt war es eine absolute Top-Saison. Am Sonntag darf jetzt gerne die Belohnung folgen. Ich würde es mir für alle im Verein und besonders für die Mannschaft und den Staff wünschen, dass sie sich belohnen.“
Worauf können Sie diese erfolgreiche Saison zurückführen? Was waren die Schlüsselfaktoren?
„Man hat gemerkt, dass dort ein Team auf dem Platz steht. Die Neuzugänge waren alle charakterlich top und haben sich schnell integriert. Da muss man dem kompletten Trainerteam und allen drum herum ein großes Lob aussprechen. Jeder war für jeden da. Es war und ist eine eingeschworene Gruppe und es gab keine Missgunst, falls mal jemand auf der Bank Platz nehmen musste. Der Kader war auch sehr ausgeglichen und wir konnten Ausfälle ohne Leistungsverlust kompensieren. Außerdem war die Regelung mit fünf Auswechselspielern gut für uns. So konnten wir die Belastung durch die vielen Wettbewerbe auffangen. Ich finde, das hat sich bewährt. Ich wäre dafür, das beizubehalten. Zu guter Letzt hat die Mannschaft immer wieder großartigen Charakter gezeigt. Sie ist in dieser Saison sehr gereift.“
Wie sehen Sie die Entwicklung und das Potenzial des Frauenfußballs beim FC Bayern?
„Man merkt an vielen Stellen, dass der Frauenfußball beim FC Bayern in den kommenden Jahren eine größere Dimension einnehmen soll. Die Botschaft von unserem Präsidenten Herbert Hainer und allen Verantwortlichen ist klar: Der FC Bayern soll auch im Frauenfußball national und international an der Spitze stehen. Der Frauenfußball hat also noch einmal einen höheren Stellenwert bekommen. Gleichzeitig werden wir nichts übers Knie brechen, das Ganze darf auch nicht zu schnell wachsen. Ein großes Ziel ist es jetzt, Kontinuität in den Kader zu bringen, denn der ist top. Den wollen wir halten und ab nun punktuell verstärken. Wir liegen in unserem internen Vierjahresplan absolut im Soll. In Zukunft wollen wir immer um Titel mitspielen und jetzt mit dieser vierten Meisterschaft anfangen.“
Und wenn wir am Sonntag Meister werden, dann…
„Oh, das weiß ich noch nicht. Ich lasse mich überraschen, vielleicht flippe ich total aus (lacht). Das kommt sicher etwas auf den Spielverlauf an. Es kann bis zur letzten Sekunde offen und spannend bleiben. Hauptsache am Ende haben wir den Titel. Das hätten wir uns verdient.“
Trainer Jens Scheuer und Sportlichen Leiterin Bianca Rech sprachen mit dem Mitgliedermagazin „51“ ausführliches über Frauenfußball:
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