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Vanessa Gilles und Srah Zadrazil strecken die Arme jubelnd in die Höhe.
© FC Bayern / Eva Dippold

Funkenflug über Fröttmaning: FCB-Frauen meistern Heimauftakt mit Geduld & Klasse

Es war, als würde sich die aufgestaute Spannung eines ganzen Sommers in einem einzigen Moment entladen. 76 Minuten lang hatte sich das Spiel zwischen den FC Bayern Frauen und Bayer 04 Leverkusen in der Rekordkulisse der Allianz Arena festgefahren, getragen von Nervosität, Geduld und einem Erwartungsdruck, der spürbar auf den Schultern der amtierenden Doublesiegerinnen lastete.

Dann trat Klara Bühl zur Ecke an. Der Ball stieg hoch in den Münchner Abendhimmel. Schwerelose Sekunden, in denen die Luft zu knistern schien. Vanessa Gilles köpfte wuchtig ein, und ein ganzer Fußballtempel explodierte. 57.762 Zuschauern sprangen wie von einer unsichtbaren Feder gedrückt auf und brüllten ihre Erlösung hinaus.

Zwei Minuten, zwei Tore, pure Ekstase

Vanessa Gilles bejubelt ihren Treffer gegen Leverkusen
Der Neuzugang stach direkt: Vanessa Gilles erlöste die Münchnerin in der zweiten Halbzeit mit ihrem Kopfballtreffer. | © Imago

Was vorher Kampf war, wurde jetzt Ekstase. Noch während der Torschrei über die Ränge rollte, schlug Klara Bühl erneut zu. Diesmal aber selbst als Vollstreckerin. Nach einem Dribbling von Damnjanović nahm sie den Ball volley aus der Luft, präzise, entschlossen. 2:0. Zwei Minuten, zwei Tore, ein Stadion, das völlig überkochte. „Wir sind unglaublich froh, dass wir heute die drei Punkte mitnehmen konnten“, sagte Bühl später. „Wenn ich als Joker so helfen kann, ist das umso schöner. Für mich ist es das Größte, in diesem Stadion zu spielen. Es war etwas ganz Besonderes.“

Die Lichter der Allianz Arena leuchteten wie so oft in kräftigem Rot. Und doch war an diesem Tag alles anders. 57.762 Menschen hatten sich eingefunden, um ein historisches Spiel zu erleben. Ein Rekord im deutschen Vereinsfußball der Frauen. Schon beim Aufwärmen war die Atmosphäre greifbar. Kaum ein Wort war auf dem Rasen noch zu verstehen, als die Namen der Spielerinnen verlesen wurden. 

Ein Abend für die Geschichtsbücher: Die Münchnerinnen empfingen 57.762 Zuschauer in der Allianz Arena - ein neuer deutscher Vereinsrekord. | © FC Bayern / Alexandra Beier

Doch das Spiel selbst verlangte Geduld. Bayer Leverkusen war der erwartet schwierige Gegner: diszipliniert, zweikampfstark, gut vorbereitet. „Es war ein ganz harter Kampf. Das hatten wir auch so erwartet“, sagte Carolin Simon im Anschluss an die Partie. „Sie haben es uns schon in den letzten Spielen immer unfassbar schwer gemacht. Heute wieder. Wir wussten: Wir müssen 100 Prozent geben.“

Allen voran im ersten Spielabschnitt fiel es den Münchnerinnen schwer, die dichten Reihen der Werkself zu knacken. Gilles und Eriksson waren die aktivsten Spielerinnen und verzeichneten die meisten Ballkontakte in den ersten 45 Minuten, ein Indikator für die zähe Struktur des Spiels. Zwar kam Bayern durch Lea Schüller früh zu einer guten Chance, doch Leverkusens Keeperin Repohl parierte stark, der Nachschuss landete im Außennetz. Auch Mahmutovic auf der Gegenseite musste in Hälfte eins mehrmals retten.

Bühl setzt die entscheidenden Akzente

Die FC Bayern Frauen jubeln mit den Fans nach dem Sieg gegen Leverkusen.
Besonderes Erlebnis: Die FC-Bayern-Frauen jubelten nach dem Erfolg im Eröffnungsspiel gemeinsam mit den Fans in der Südkurve. Ein Moment, den sich die Münchnerinnen in Zukunft mit Sicherheit noch öfter wünschen. | © Imago

Zur Halbzeit reagierte Bayerns neuer Cheftrainer José Barcala und stellte um. Klara Bühl kam für Schüller. Ein Wechsel, der Wirkung zeigen sollte. „Wir wussten, dass Leverkusen über lange Zeit Druck machen kann“, sagte der spanische Chefcoach im Nachgang. „In der Pause haben wir Anpassungen vorgenommen, danach waren wir eine völlig andere Mannschaft, mit Kontrolle, mehr Mut und kürzeren Pässen.“

Trotz wachsendem Druck gehörten die besseren Chancen zunächst den Gästen: Kögel verpasste knapp, Grant traf, allerdings mit der Hand. Der Treffer wurde zurecht aberkannt. Doch die Bayern blieben ruhig. Damnjanović setzte das Spielgerät in der 68. Minute an die Latte. Acht Minuten später war es dann so weit: Ecke Bühl, Kopfball Gilles, 1:0. Danach das 2:0, wie aus einem Guss. Damnjanović legte quer, Bühl nahm Maß und vollendete traumhaft. „Ich fand es gut, dass wir geduldig geblieben sind“, so Simon. „Wir haben weiter dran geglaubt und wurden belohnt. Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft.“

Einstand nach Maß für Gilles & Barcala

José Barcala in der Münchner Allianz Arena.
Auftakt nach Maß: José Barcala feierte einen gelungenen Einstand bei seiner Bundesliga-Premiere. | © Imago

Für Vanessa Gilles, die bei ihrem Bundesliga-Debüt nicht nur traf, sondern auch in der Defensive mit klarem Stellungsspiel, Zweikampfstärke und Präsenz überzeugte, war es ein Abend wie aus dem Bilderbuch. Die Kanadierin fügte sich nahtlos ins Münchner Spiel ein und strahlte von der ersten Minute an Ruhe und Souveränität aus. Nach Abpfiff sprach sie mit leuchtenden Augen über ihr erstes Pflichtspiel im Bayern-Trikot: „Vor so vielen Menschen in der Allianz Arena zu spielen, war einfach unglaublich. Natürlich ist es schön, selbst ein Tor zu erzielen. Aber als Mannschaft zu gewinnen, macht noch viel mehr Freude. Und die wedelnden Schals nach dem Treffer – das liebe ich hier in Deutschland besonders.“

Einen nicht minder bedeutenden Einstand erlebte Cheftrainer José Barcala, der nach intensiver Saisonvorbereitung mit seinem Team einen gelungenen Start feiern konnte. Sportlich wie emotional. Für ihn war der Abend weit mehr als ein bloßes Auftaktspiel: Es war ein Moment, der die Entwicklung der vergangenen Wochen sichtbar machte. „Nach dem ersten Tor ist der Druck abgefallen, und die Spielerinnen konnten sich endlich von ihrer besten Seite zeigen“, resümierte er. „Das Publikum war außergewöhnlich. Diese enge Verbindung zu den Fans ist das Ergebnis einer langen, gemeinsamen Reise.“

Ein Aufbruch in Rot

Klara Bühl bejubelt ihren Treffer in der Allianz Arena.
Perfekter Joker: Klara Bühl erzielte gegen Leverkusen das 2:0 und sorgte für die Vorentscheidung. Für die Nationalspielerin war es bereits der dritte Treffer in der Allianz Arena – im fünften Einsatz dort. | © Imago

Die Kulisse in der Allianz Arena, getragen von Tausenden begeisterten Fans, verlieh dem Auftakt eine besondere Magie. Es war nicht nur ein gelungener Start in die Saison, sondern auch ein Abend, der im Gedächtnis bleiben wird: als Ausdruck einer wachsenden Begeisterung für den Frauenfußball in München.

Gleichzeitig zeigte sich auf dem Rasen, dass solche Momente nicht nur vom Rahmen leben, sondern auch vom Inhalt. Mit zunehmender Spielzeit übernahmen die Münchnerinnen die Kontrolle, agierten reifer und und entschieden die Partie schließlich durch individuelle Klasse und mannschaftliche Geschlossenheit. Für die 57.762 Zuschauer wurde der 6. September 2025 zu einem Datum mit Nachhall. Es war mehr als ein Spiel. Es war ein Versprechen. Ein Abend, der Funken schlug. Einer, an dem Vanessa Gilles die Arena zum Beben brachte, und Klara Bühl sie schließlich zum Leuchten.

Der Spielbericht zum Duell gegen Bayer 04 Leverkusen: 

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