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Georgia Stanway während des Abschlusstrainings der FC Bayern Frauen.
Arsenal FC

Von Barrow bis Bayern: Wie Georgia Stanway das Spiel der FCB-Frauen prägt

Wenn man Georgia Stanway auf die Arme und Beine schaut, ist das ein wenig wie ein Tagebuch, das unter der Haut geschrieben steht. Über hundert Tattoos zieren mittlerweile den Körper der Nummer 31 der FC Bayern Frauen. Auf die Frage, welches ihr jüngstes Tattoo sei, muss sie kurz überlegen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht dieses hier - es stammt von der EM“, sagt sie, während sie sich über ihre Haut streicht. „Es heißt HOME, und das H besteht aus zwei römischen I, also II – wie die zwei. Es steht für meinen zweiten EM-Titel.“ Ein Zeichen für Heimat, für die Verbindung zwischen Herkunft und Erfolg. „Es erinnert mich daran, wo ich herkomme und daran, was möglich wird, wenn man nie aufhört zu glauben.“ Für sie sind zahlreiche Tattoos eine Markierung auf ihrer Lebenslinie, sozusagen ein Moment eingefangen in Tinte. Wer sie aber nur als Fußballerin kennt, erkennt längst nicht alles. 

Barrow: Kindheit zwischen Wind und Wellen

Georgia Stanway während einer Trainingseinheit als Kind.
Die fußballerische Reise von Georgia Stanway begann im Norden Englands, in der 70.000-Einwohner-Stadt Barrow-in-Furness. | © Imago

Geboren und aufgewachsen ist die heute 26-Jährige in Barrow-in-Furness, einer 70.000-Einwohner Stadt im Nordwesten Englands, zwei Stunden nördlich von Manchester. Hier lernte sie früh, was Zusammenhalt bedeutet. „Alles ist sehr nah beieinander, jeder kennt fast jeden. Es ist ein ganz besonderer Ort für mich. Die Menschen hier haben mich immer unterstützt, meine Kindheit hat mich stark geprägt“, sagt sie.

Barrow ist kein Ort des Spektakels, aber einer der Beständigkeit. Zwischen Bergen, Seen und rauer Küste verbrachte Stanway ihre Jugend, immer draußen, immer in Bewegung. „Wir hatten ein bisschen alles - Strand, Berge, Seen. Ich war ständig unterwegs, immer aktiv.“

Zuhause im Wettkampf

Mit drei Brüdern im Haus war das Leben ein nie endender Wettkampf. „Es war immer zwei gegen zwei im Garten – der Älteste und der Jüngste gegen die beiden Mittleren. Wer zuerst mit dem Abendessen fertig ist, wer vorne im Auto sitzt – alles war ein Spiel, ein Rennen.“ Sport war für sie nie Option, sondern Lebensart. „Meine Eltern sind beide Sportlehrer. Ich hatte keine Wahl – ich musste mitmachen. Es hat meine Persönlichkeit geformt.“

Es war immer zwei gegen zwei im Garten – der Älteste und der Jüngste gegen die beiden Mittleren. Wer zuerst mit dem Abendessen fertig ist, wer vorne im Auto sitzt – alles war ein Spiel, ein Rennen.

Georgia Stanway über ihre Kindheit mit ihren drei Brüdern

Auf die Frage nach ihrem ersten Idol kommt die Antwort ohne Zögern: Alan Shearer. „Ich habe seine Sticker und Karten gesammelt und sie meinen Großeltern geschenkt, jedes Jahr. Das war unser Ritual.“ Die Leidenschaft für Fußball war früh allumfassend. Und forderte Opfer. Um überhaupt in einer Mädchenmannschaft spielen zu können, pendelte sie als Teenager zu den Blackburn Rovers, dem nächstgelegenen Verein, der Mädchen aufnahm. „Mein Ziel ist es, Barrow irgendwann ein bisschen zugänglicher zu machen, damit andere Mädchen nicht mehrere Stunden reisen müssen, nur um Fußball zu spielen.“

Der große Schritt zu City

Mit gerade einmal 16 Jahren begann Georgia dann ihre Profikarriere bei Manchester City, der Sprung in die Welt des internationalen Fußballs. Bei den Citizens lernte sie, mit Druck umzugehen, Verantwortung zu tragen und Chancen mit chirurgischer Präzision in Tore zu verwandeln. Zwischen 2015 und 2022 trug sie das Trikot jenes Vereins, den sie als Kind bewunderte. Und mit dem sie auch das ein oder andere Mal auf ihren kommenden Gegner, den FC Arsenal, traf.

Georgia Stanway im Einsatz für Manchester City im Duell gegen den FC Arsenal.
Kennt den kommenden Gegner bestens: Georgia Stanway spielte bereits während ihrer Zeit bei Manchester City mehrfach gegen Arsenal. In der Saison 2018/19 traf die zweifache Europameisterin in einer Partie sogar doppelt gegen die Gunners. | © Imago

Arsenal: Respekt und Rivalität

Wenn Stanway über die Gunners spricht, klingt in ihren Worten eine Mischung aus Bewunderung, Rivalität und leiser Nostalgie hervor. „Arsenal war für mich immer ein Gewinnerteam“, sagt sie. Schon als Kind verfolgte sie, wie der Klub aus dem Londoner Norden Maßstäbe in punkto Spielkultur, Struktur und Selbstverständnis setzte. Kelly Smith, die legendäre Torjägerin, war ihr frühes Leitbild: „Ihr Weg, in die USA zu wechseln, dann zurück in die englische Liga, zeigte mir, dass Frauenfußball eine internationale Bühne haben kann.“ Heute betrachtet Stanway Arsenal als stilbildend: „Sie setzen Standards, sowohl sportlich, organisatorisch, auch marketingseitig. Wenn Arsenal im Emirates Stadium spielt, ist das kein Männerstadion mehr. Es ist einfach ein Stadion. Für alle.“

Der Champions-League-Triumph der Londonerinnen hinterließ bei ihr einen bittersüßen Nachgeschmack. „Wir hatten hier am Campus ein herausragendes Spiel gegen sie, 5:2 gewonnen. Es hätte genauso unser Weg sein können.“ Gleichzeitig erkennt sie die Bedeutung des Erfolgs an: „Es war wichtig, dass eine andere Mannschaft gewann, nicht Lyon oder Barcelona. Es zeigte, dass jeder mit der richtigen Haltung an die Spitze gelangen kann.“

Georgia Stanway und Glódís Perla Viggósdóttir bejubeln den Sieg über Arsenal.
Gute Erinnerungen ans letzte Heimspiel gegen die Gunners: In der vergangenen Champions League-Spielzeit feierten die FCB-Frauen einen überzeugenden 5:2-Heimerfolg über die späteren Champions League-Siegerinnen. | © Imago

Für das bevorstehende Duell in der Allianz Arena hat Stanway klare Vorstellungen, wie es gegen Arsenal funktionieren soll: „Wir müssen Ruhe bewahren, den Ball kontrollieren, Chancen konsequent nutzen und defensiv standfest bleiben. Arsenal kann aus einzelnen Momenten Tore kreieren, darauf müssen wir vorbereitet sein.“

In Bayern dahoam

Drei Jahre ist Georgia Stanway nun in der bayerischen Landeshauptstadt zuhause.  Der Schritt aus der englischen Women’s Super League nach Deutschland war nicht nur sportlich, sondern auch persönlich ein Wagnis. Eine englische Seele, geprägt von der Disziplin des bayerischen Fußballs. In München hat sie gelernt, Ruhe zu schätzen, sich selbst zu finden und die eigene Gesellschaft zu genießen. „Ich habe nach und nach festgestellt, die Stille zu lieben. Wenn meine Wohnung aufgeräumt ist, ist mein Kopf frei. Dann kann ich alles andere auf dem Platz umsetzen.“

Der FC Bayern gibt ihr nicht nur sportliche Perspektiven, sondern auch Raum, Persönlichkeit auszuleben. Konsequent, authentisch, direkt. Die Integration in ein neues Land war mehr als sportliche Herausforderung. „Man vermisst Familie und Freunde, das ist normal. Aber hier habe ich gelernt, eigene Routinen zu schätzen, mich selbst zu strukturieren.“ Die Mannschaft ist für sie weit mehr als ein Team.  Sie ist Gemeinschaft, irgendwie Familie, wichtiger Rückhalt. „Wir können spontan sagen: ‚Wir gehen essen.‘ Dann kommt der ganze Trupp.“

Glódís Perla Viggósdóttir, Georgia Stanway und Sarah Zadrazil auf dem Münchner Rathausbalkon.
Wichtige Bezugspersonen: Kapitänin Glódís Viggósdóttir und Sarah Zadrazil zählen zu den engsten Freundinnen Stanways. | © Imago

Wenn Stanway über ihr Leben beim FC Bayern spricht, klingt sie angekommen. „Ich verbringe viel Zeit mit Glo und Zadi“, erzählt sie. Glódís Viggósdóttir und Sarah Zadrazil, zwei ihre engsten Freundinnen im Team. „Glo wohnt sogar im selben Haus wie ich. Wenn ich keine Lust habe zu kochen, schreibe ich ihr einfach: ‚Was gibt’s heute zum Abendessen?‘ Dann weiß sie, dass sie eine Portion mehr machen muss.“ Vor allem die mexikanische Küche soll die Isländerin gut beherschen, wenn man Stanway Glauben schenkt. Diese kleine Szene erzählt mehr als nur eine Anekdote: Sie spiegelt Vertrautheit, Zusammenhalt und das Gefühl von Zuhause wider. „Das ist eines der engsten, eingeschworensten Teams, in denen ich je gespielt habe“, sagt Stanway.

Georgia Stanway und Lea Schüller bejubeln ein Tor am FC Bayern Campus.
Eckpfeiler im Team von Cheftrainer José Barcala: Georgia Stanway. | © Imago

Auf dem Platz offenbart sich sofort Stanways natürliche Autorität. Nicht lautstark, sondern durch Präsenz und Präzision. Ihre Spielmacherqualitäten und die Wahl der seltenen Rückennummer 31 rufen Erinnerungen an Bastian Schweinsteiger wach. Wenngleich die Wahl aufgrund ihres Geburtsdatums, dem 3. Januar, zustande kam. Sie ist Anker und Kompass zugleich. Leadership bedeutet für sie vor allem Konsequenz und klare Kommunikation. „Man muss nicht immer laut sein, aber verlässlich“, sagt sie. Stanway korrigiert, motiviert, strukturiert. Direkt, ohne jemals autoritär zu wirken.

Kreativität abseits des Platzes

Die zweifache Europameisterin ist aber weit mehr als eine herausragende Fußballerin. Abseits des Rasens entfaltet sie ihre Kreativität, in der Fotografie, vor allem aber beim Tätowieren. Seit rund zwei Jahren widmet sie sich diesem Hobby mit Leidenschaft. Einige ihrer Mitspielerinnen ließen sich bereits von ihr ein Tattoo entwerfen oder sogar stechen, und ihre Werke zeigt Stanway auf ihrer eigenen Instagram-Seite. Ihre Motive wirken auf den ersten Blick verspielt: ein Geist, ein Luftballon, ein Herz, die Worte „lots and lots like jellytots“, dazu eine Qualle, ein Dinosaurier, ein Strichmännchen oder eine Eistüte. Hinter der scheinbaren Willkür steckt aber auch Bedeutung: Auf ihrem rechten Bizeps trägt sie die Zahl „209“ - als Hinweis darauf, dass sie die 209. Spielerin ist, die für die englische Nationalmannschaft auflief.

Besonders stolz ist Stanway auf jenes Tattoo, das sie eigens für ihre Nationalmannschaftskollegin und enge Freundin Beth Mead entworfen hat. Mead, die beim kommenden Champions-League-Gegner Arsenal aufläuft, trägt - wie Stanway selbst - das Wort „Home“ auf ihrer Haut, umrahmt von den funkelnden Sternen der Königinnenklasse. Das filigrane Motiv erzählt von der glanzvoller Saison, vom Triumph in der Champions League und von der erfolgreichen Titelverteidigung mit den Lionesses. Stanway selbst hätte nichts dagegen eines Tages ein ganz ähnliches Tattoo zu besitzten, zu gut gefällt ihr doch ihre eigene Idee. Am Mittwochabend kreuzen sich ihr und Beth Meads Weg einmal mehr in der Allianz Arena, wo Freundschaft und Rivalität, aber auch Kunst und Kreativität aufeinandertreffen werden. 

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ℹ️ Alle Infos zum Duell gegen die Gunners: 

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