Logo FC Bayern München

Frauen

Logo Telekom
Ivon Karras, Cheftrainerin der U15-Juniorinnen, während eines Spiels ihrer Mannschaft.
© FC Bayern

„Eines der schönsten Jahre" - Der U15-Jahresrückblick mit Trainerin Ivon Karras

Wir kommen immer mehr vom Joystick-Coaching weg. Das ist in dem Alter ein Riesenerfolg.

U15-Cheftrainerin Ivon Karras über die positive Entwicklung ihres Teams.

Aufregende Auslandsreisen im Sommer, eine historische Qualifikation und vieles mehr: Hinter dem Team von Ivon Karras liegt ein ereignisreiches Kalenderjahr. Im Interview mit fcbayern.com spricht sie über Momente, die ihr im Gedächtnis geblieben sind, zieht ein sportliches Fazit und verrät, warum sie auch nach acht Jahren noch immer für ihren Trainerposten bei den U15-Juniorinnen brennt.

Das Interview mit Ivon Karras

Wenn du das Jahr 2025 in einem Satz beschreiben müsstest, wie würde dieser lauten?
Ivon Karras: „Es war eindeutig ein Jahr des Wandels. Wir hatten große Veränderungen in unserem Trainerteam. Letztes Jahr haben wir mit dem Wechsel von der U16 zur U15 ein neues Kapitel aufgeschlagen, und 2025 hat sich wie eine Fortführung dieses Weges angefühlt. Für mich persönlich war es aber eines der aufregendsten Jahre und – ehrlich gesagt – auch eines der schönsten.“

Was genau macht das Jahr für dich zu einem der schönsten deiner bisherigen Zeit?
„Ich bin jetzt in meiner achten Saison, gehe nächstes Jahr in die neunte, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Mischung in diesem Jahr am besten stimmt: Wir haben talentierte und wissbegierige Spielerinnen, die jeden Tag mit Freude zum Training kommen. Dazu Eltern, die diese positive Energie widerspiegeln. Gleichzeitig ist das gesamte Umfeld ein echter Wohlfühlfaktor. Ich habe Trainerkollegen, Betreuer und Physiotherapeuten an meiner Seite, die fachlich top und menschlich großartig sind.“

Gibt es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
„Eigentlich sind es die vielen kleinen Momente, die dieses Jahr so besonders gemacht haben. Ich habe auf der Weihnachtsfeier gesagt: Egal, wie schlecht dein Tag war, du gehst ins Training und kommst gut gelaunt wieder heraus. Wir haben eine unserer Jüngsten im Team, die mir nach jeder Trainingseinheit einen Witz erzählt. Jedes Mal läuft sie mir hinterher und hofft, dass ich ihn diesmal lustig finde. Ich sage ihr dann immer ehrlich, ob ich ihn lustig finde oder nicht. Bei der nächsten Einheit kommt sie dann mit dem nächsten Witz. Solche Momente sind einfach wirklich süß.“

Eine U15-Spielerin im Duell mit einem Jungen.
Die U15 der FC Bayern Frauen behaupteten sich in der Jungsliga. | © FC Bayern

Teambuilding in der spielfreien Zeit

Da die U15-Juniorinnen in ihrer ersten Saison direkt die Herbstmeisterschaft holten, traten sie die Rückrunde 2024/25 in der Kreisliga an. Dort erlebten sie eine Phase voller Höhen und Tiefen und schlossen die Saison schließlich mit 15 Punkten auf Rang acht ab. Zum Saisonabschluss reiste der Münchner Nachwuchs in die USA zum Generation adidas cup in die IMG Academy. Auch der neue Jahrgang startete mit zwei Turnierreisen in die Spielzeit 2025/26: Im isländischen Reykjavík gewann die U15 zum dritten Mal in Folge den ReyCup, bevor sie sich Ende August in Frankreich mit hochkarätigen Gegnerteams maß.

Ihr wart diesen Sommer viel unterwegs: Island, Villabé, USA. Welche Rolle spielen diese Reisen?
„Enorm viel. Turniere wie Island, Villabé oder auch die USA im Frühjahr bringen die Mannschaft auf ein anderes Level. Du hast dort alle Facetten: Heimweh, Überforderung, Freude, Müdigkeit, Euphorie. Und genau das schweißt zusammen. Gleichzeitig spielst du dort meist gegen ältere und körperlich stärkere Gegner. Das ist extrem lehrreich und ein wichtiger Baustein für die Entwicklung. Island war besonders schön, weil wir unseren Vorjahrestitel verteidigen konnten. Aber der eigentliche Wert lag in der Dynamik und dem Miteinander, das dort entstanden ist.“

Viele kommen an den Campus und sind verunsichert. Wir müssen ihnen beibringen, dass sie gut sind.

U15-Trainerin Ivon Karras über eine der wichtigsten pädagogischen Aufgaben

Was sind die wichtigsten pädagogischen Aufgaben in diesem Alter?
„Ganz klar: Selbstbewusstsein aufbauen. Viele kommen an den Campus und sind zunächst verunsichert. Wir müssen ihnen beibringen, dass sie gut sind. Erst wenn sie es selbst glauben, kannst du ihnen tiefergehende Inhalte vermitteln. Wir arbeiten viel über Vertrauen und sprechen sehr viel miteinander. Einige brauchen nur ein oder zwei Gespräche im Jahr, andere benötigen jede Woche ein wenig Unterstützung. Das gehört dazu und ist völlig normal.“

Historische Qualifikation

In der Hinrunde der U14-Kreisliga Süd 2025/26 schaffte die U15 etwas, das zuvor keinem Jahrgang im Nachwuchs der FC Bayern Frauen gelungen war: die Qualifikation zur Aufstiegsrunde der Kreisliga. Nach zehn Spielen rangiert das Team von Karras mit vier Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen auf Platz sechs.

War die Qualifikation zur Aufstiegsrunde ein formuliertes Ziel vor dem Saisonstart?
„Nein, nicht im Sinne von ‚Wir müssen das erreichen‘. Unser übergeordnetes Ziel ist immer die Entwicklung. Aber wir wussten natürlich, dass wir das Potenzial dafür haben.“

Ivon Karras deutet auf einen "Mia-San-Mia"-Wimpel.
Für Ivon Karras sind internationale Turniere und gemeinsame Reisen von immenser Bedeutung. | © FC Bayern

Ihr seid mit vier Siegen gestartet, konntet danach aber kein Spiel mehr gewinnen. Wie bewertest du die Hinrunde ganz allgemein?
„Sehr positiv. Wir haben uns dieses Jahr dazu entschieden, in der U14-Kreisliga zu starten, weil wir das Gefühl hatten, dass wir qualitativ so stark aufgestellt sind, dass wir mithalten können. Und das hat sich bestätigt. Die Liga ist stark, viele Jungs sind bereits auf NLZ-Niveau oder stehen kurz davor. Genau deshalb hat die Mannschaft sportlich und mental enorme Schritte gemacht. Besonders gegen die Top-Teams haben wir unsere besten Leistungen abgerufen und gezeigt, welches Potenzial in den Mädels steckt. Ein kleiner Durchhänger während der Saison gehört in dem Alter einfach dazu.“

Wie gehen die Spielerinnen mit Niederlagen gegen körperlich stärkere Jungs um?
„Sehr reflektiert, und das beeindruckt mich jedes Jahr aufs Neue. Sie sehen in der Spielanalyse, dass sie die Dinge richtig machen, auch wenn der Gegner einfach ein körperliches Tempo hat, gegen das sie nicht ankommen. Es gibt Jungs, die sind so weit entwickelt, dass du sie physisch kaum verteidigen kannst. Aber die Mädels verstehen das. Sie analysieren, setzen um, haken ab. Diese Reife ist für ihr Alter enorm.“

Die U15-Juniorinnen jubeln gemeinsam mit Trainerin Ivon Karras.
Ein Team: In der Hinrunde der U14-Kreisliga Süd schaffte die U15 die Qualifikation zur Aufstiegsrunde der Kreisliga. | © FC Bayern

In welchen Bereichen hat sich die Mannschaft am deutlichsten weiterentwickelt?
„Individuell haben alle einen riesigen Schritt gemacht: Ballhandling, Vororientierung und Aggressivität. Viele mussten sich erst an das 11er-Feld gewöhnen – auch das hat sich verbessert. Der vielleicht größte Schritt war aber die Selbstständigkeit. Wir kommen immer mehr vom Joystick-Coaching weg. Es gibt Tage, da organisieren sie sich mehrere Minuten komplett selbst. Das ist in dem Alter ein Riesenerfolg.“

Was sind eure Ziele für die Rückrunde?
„Wir wollen alle Spielerinnen so weiterentwickeln, dass sie den Sprung in die U17 schaffen. Das steht über allem. Die Tabelle ist zweitrangig. In der Aufstiegsrunde warten starke Teams. Das ist perfekt, um noch mehr zu lernen. Spielerisch wollen wir uns weiterentwickeln, unsere Prinzipien noch stärker verinnerlichen und die Entscheidungsfindung verbessern.“

Wie viele Spielerinnen schaffen später wirklich den Sprung in die U17?
„Die Quote ist sehr hoch: 90 bis 95 Prozent. Das liegt daran, dass wir sehr genau auswählen und darauf achten, dass jede Spielerin langfristig das Potenzial hat. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die sind selten. Der härtere Weg kommt dann später.“

Für mich gibt es keine andere Altersklasse, in der ich lieber arbeiten würde. Und das sage ich nach so vielen Jahren immer noch – vielleicht sogar mit noch mehr Überzeugung als früher.

U15-Trainerin Ivon Karras über die Liebe zu ihrem Job

Du arbeitest seit acht Jahren in diesem Altersbereich. Warum bleibst du hier?
„Weil dieses Alter für mich das spannendste ist. Da passiert so viel – und das nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Jede Truppe ist anders, jede Saison erzählt eine neue Geschichte. Für mich gibt es keine andere Altersklasse, in der ich lieber arbeiten würde. Und das sage ich nach so vielen Jahren immer noch – vielleicht sogar mit noch mehr Überzeugung als früher.“

So geht es für die U15 weiter

Ivon Karras freut sich jetzt erst einmal darauf, in der Winterpause die Akkus aufzuladen. Für das jüngste Team im Nachwuchs der FC Bayern Frauen fällt der Startschuss für das Jahr 2026 dann bereits am 18. Januar, wenn sie die U16-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg zum Testspiel empfangen. Bis zum Start der Aufstiegsrunde bestreitet die U15 weitere Tests gegen Slavia Prag (U15w), TSV Gilching/Argelsried und Wacker München sowie Greuther Fürth (alle jeweils U17w).

Der große Jahresrückblick der FC Bayern Frauen:

Weitere news