Als Kilian Binapfl eine gute Sekunde vor Schluss beide Freiwürfe zum 84:80-Endstand für die U19 verwandelte und kurz darauf die Sirene erklang, war ein sensationelles Wochenende für die Talente des FC Bayern Basketball perfekt: Denn nach der U16, die bereits am Mittag im nationalen Endspiel der JBBL triumphiert hatte, gewann am Sonntagnachmittag auch der ältere Jahrgang in der NBBL die Deutsche Meisterschaft. Für das noch junge Nachwuchsprogramm des FCBB ist es der bislang größte Erfolg, denn erstmals standen bei der TOP4-Endrunde der Nachwuchs- und Jugend-Bundesliga beide Bayern-Teams im Endspiel und holten dann als Krönung beide die Meisterschaft.
Die ersatzgeschwächte U19 von Trainer Andreas Wagner hatte am Samstag den NBBL-Titelverteidiger Alba Berlin mit einer starken Leistung entthront (81:76, 41:42). Im Endspiel besiegte man den fränkischen Nachwuchs aus Breitengüßbach nach einer dramatischen Partie 84:80 (41:41). Für den Gegner war es im 22. Saisonspiel die erste Niederlage und für die FCBB-U19 nach 2015 und 2017 der dritte Meistertitel.
Die U16 hatte sich im Halbfinale überzeugend gegen Frankfurt durchgesetzt und mit dem 79:66 wie schon im Vorjahr das Finale erreicht. Dort setzte sich die Mannschaft von Trainer Florian Wedell gegen den starken Gastgeber Jena mit 104:86 Punkten durch und feierte den erstmaligen Titelgewinn in der JBBL.
„Es gibt fast keine Worte, die unseren Stolz über diese Jungs ausdrücken können“, sagte FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic. „Wir haben immer gesagt, dass Titel nicht unser oberstes Ziel sind, sondern in erster Linie die Entwicklung unserer Talente – aber dieses Top4-Wochenende war einfach unglaublich. Das ist eine wahnsinnige Leistung unseres Nachwuchsprogramm, wir gratulieren den Spielern, den Coaches, den Eltern unserer Jungs, der Abteilungsleitung und allen Betreuern dazu ganz herzlich.“
NBBL-FINALE:
FCBB U19 – Breitengüßbach 84:80 (41:41) – und der MVP heißt Bruno Vrcic
Nachdem die U19, die ohne Julius Düh, Jeremia Agyepong und Noah Jallow auskommen musste, am Samstag dem Topfavoriten Alba Berlin um BBL-Profi Jonas Mattissek mit dem 81:76 (41:42) die Chance auf die Titelverteidigung verwehrt hatte, wartete im Finale das Südderby mit Bambergs Farmteam-Nachwuchs. Hinterher wurde Kapitän Bruno Vrcic von Bundestrainer Henrik Rödl als TOP4-MVP ausgezeichnet.
1. Viertel
Matteo Brazzi, Kilian Binapfl, Jason George, Matej Rudan und Bruno Vrcic bildeten die Starting Five der Bayern. Der kroatische Forward Rudan, am Vortag Topscorer im Halbfinale gegen Berlin (28 Punkte), brachte den FCBB nach nur wenigen Sekunden per Korbleger in Front. Doch von dort an gehörte den bis dahin unbesiegten Güßbachern die Anfangsphase, denn nicht nur die nächsten sechs Punkte gingen allesamt auf ihr Konto der Oberfranken (2:6/2.): Auch das Teamplay wirkte zunächst wesentlich ausgereifter. Derweil verließen sich die Bayern größtenteils auf ihre individuelle Qualität: Die Leistungsträger Binapfl, vor allem George und Vrcic konnten immer wieder aus schönen Eins-gegen-Eins-Situationen punkten (16:17/8.). Bambergs Talent Henri Drell (21 Punkte) verwandelte mit all seiner Erfahrung einen And-One und auch ein wilder Buzzer-Beater des Kontrahenten fand noch sein Ziel (18:25/10.).
2. Viertel
Zu Beginn des zweiten Viertels wusste der zweimalige NBBL-Champion wieder mit einer starken Dreier-Quote (41 % Dreier) zu überzeugen – ein Mittel, dass den Bayern fehlte (14 %). Somit baute Breitengüßbach seinen Vorsprung auf zehn Punkte aus (18:28/11.). Nun übernahm aber Nationalspieler George auf Seiten der Bayern, er scorte erst per Putback-Layup und dann auch noch im Fastbreak (22:30/12.). Mohamed Sillah und Vrcic steuerten gemeinsam weitere schnelle Punkte bei und gestalteten das Spiel somit wieder offen (26:30/12.). Darauf folgte eine dreiminütige punktlose Phase, welche die Güßbacher allerdings auch nicht für sich zu nutzen wussten. Erst Binapfl brachte die Bayern-Offensive per Korbleger zurück ins Spiel (28:33/15.). Nach einem Time-Out von Wagner stoppten die Münchner ihre Gegenspieler in der Defensive wiederholt und kamen selbst durch die Teamfoul-Regel an die Linie. Ein feiner Dreier vom Flügel durch George brachte den Bayern zur Halbzeitpause sogar den 41:41-Ausgleich. (20.).
3. Viertel
Der Gegner mussten nun frühe Auszeiten nehmen: Die Münchner hatten durch George, Rudan und Sasha Grant einen Blitzstart hingelegt und führten mittlerweile mit sechs Punkten (49:43/22.). Doch auch die Unterbrechungen brachten den FCBB nicht aus dem Spielfluss, Topscorer Vrcic fütterte seinen Teamkollegen Rudan mit einem tollen High-Low-Anspiel – der Vorsprung wuchs auf acht an (51:43/23.). Allerdings musste Rudan in der nächsten Defense sein viertes Foul hinnehmen, Gegenspieler Bulic traf einen schwierigen Wurf über die gute Grant-Verteidigung, und schon waren die Güßbacher wieder auf drei Punkte heran (50:53/26.). Vor allem die Schnelligkeit des Point Guard Baggette stellte die Defensive vermehrt vor Probleme. Vrcic hielt seine Mannschaft aber gemeinsam mit Sillah und Grant in der Partie, während der TSV sich nicht abschütteln ließ und dem Ausgleich kurz vor Ende des Viertels durch einen Drell-Dreier immer näher kam (63:59/30.).
4. Viertel
Der estnische Jungnationalspieler Drell war es auch, der den Abstand im ersten Angriff auf einen Punkt schrumpfen ließ (63:62/31.). Nur eine Minute später brachte er gemeinsam mit Baggette die vermeintliche Wende, die Franken zogen auf 68:63 davon (33.). Die Bayern hingegen wirkten nervös und hektisch, Rudan konnte per Freiwurf zumindest einmal die Korb-Flaute beenden (64:68). Erst nach fünf gespielten Minuten erzielte Vrcic das erste Field-Goal des Abschnittes für die Bayern. Doch Nicholas Tischler konterte direkt per Fastbreak-Korbleger (68:73/36.).
Doch dann drehten die kampfstarken Bayern-Youngster endlich auf: Nach einem wendigen Dribbling schloss Vrcic per Reverse-Korbleger ab, bevor Rudan mit einem kaltblütigen Dreier den 73:73-Ausgleich holte (37.). Als dann auch noch Sasha Grant mit einem sagenhaften, zweihändigen Poster-Dunking die Führung zurückeroberte, tobten die mitgereisten Zuschauer (75:73/38.). Vrcic und Grant erhöhten durch Freiwürfe auf 77:73, der Running-Hook-Shot durch Rudan brachte den Bayern noch mehr Sicherheit (81:75/40.). 14 Sekunden vor Ende der Partie traf der Kontrahent aber einen offenen Dreier, Vrcic wurde beim Stand von 81:80 an die Linie geschickt. Den ersten Wurf verwandelte der Finals-MVP zielsicher, der zweite verfehlte sein Ziel. Doch Binapfl schnappte sich knapp zwei Sekunden vor Schluss den Rebound zum Titel und verwandelte unter tosendem Beifall zwei Freiwürfe – die Entscheidung!
Die FCBB U19 im DM-Finale: Bruno Vrcic (22 Punkte/6 Rebounds), Matej Rudan (20/6), Jason George (15/8), Kilian Binapfl (13/6), Sasha Grant (7), Mohamed Sillah (6), Daniel Zdravevski (1), Matteo Brazzi, Lennard Weber, Mohamed Barako, Philipp Walz und Clint Schönheiter.
Die FCBB U19 gegen Berlin: Matej Rudan (28 Punkte/8 Rebounds), Bruno Vrcic (18), Jason George (10), Mohamed Sillah (8/12), Kilian Binapfl (7), Daniel Zdravevski (5), Sasha Grant (3), Lennart Weber (2), Matteo Brazzi, Mohamed Barako, Philipp Walz und Clint Schönheiter.
JBBL-FINALE:
FCBB – JENA 104:86 (51:40): Titeldebüt und MVP Schröder
Nachdem sich die Mannschaft von Florian Wedell im Halbfinale gegen Frankfurt mit einem starken 79:66 für das Finale qualifiziert hatte, glänzte man dort mit einer tollen Teamleistung, wobei Benjamin Schröder mit 36 Punkten herausstach.
1. Viertel
Wedell schickte Jonas März, Schröder, Robbie Groh, Michael Rataj und Maxwell Dongmo Temoka in sein zweites JBBL-Finale in Serie. Die Münchner brauchten eine zweieinhalbminütige Anlaufphase, bis Kapitän Robbie Groh per Korbleger die ersten Punkte erzielte (2:2/3.). Die Jenaer wirkten von Anfang an etwas wacher, besonders die eingespielten Linartas-Brüder glänzten immer wieder aus der Distanz (4:10/4.). Auf Schröders fünf aufeinanderfolgende Punkte wussten die Science City Baskets ebenfalls zu antworten und zwangen zu seiner ersten Auszeit (14:22/8.). Nun schienen die Bayern wacher: Groh ackerte unter dem gegnerischen Korb und März konnte ein Offensivfoul annehmen. Dennoch reichten die schwachen Wurfquoten nicht, um den Neun-Punkte-Rückstand bis zur ersten Viertelpause zu verhindern (17:26/10.).
2. Viertel
Schon die ersten Minuten des zweiten Viertels zeigten, dass die Wende anstand: In der Defense startete man mit einem Block durch Allrounder Rataj und einem weiteren Steal, auf der anderen Seite netzten März und Schröder gemeinsam acht Punkte ein (25:26/2.). Rataj und Temoka arbeiteten unermüdlich unter den Brettern, holten mehrere Offensiv-Rebounds und brachten den Bayern die erste Führung der Partie (31:29/14.). Durch einen Circus-Shot von Schröder und einen Dreier durch Ivan Borissov bauten die Wedell-Jungs die Führung auf 39:31 aus (17.). Doch nun stellten wieder die Linartas-Brüder ihr Können unter Beweis, erzielten nach Ballverlusten in nur 20 Sekunden acht Punkte und brachten ihr Team auf einen Punkt heran. Der überragende Schröder antwortete indes mit sieben Punkten hintereinander und einem Assist auf Hartmann (47:38/19.). Schröder (20 Punkte zur Halbzeit) war es auch, der seine Mannschaft zum ersten Mal zweistellig in Führung brachte (51:40/20.).
3. Viertel
Schnell zeigten die Münchner, dass sie das Spiel möglichst früh für sich entscheiden wollten. Denn Borissov traf innerhalb weniger Sekunden seine Dreier Nummer zwei und drei (57:43/22.). Aber die leidenschaftlichen Jenaer wollten sich vor heimischem Publikum nicht geschlagen geben und erzielten, angeführt von Topscorer Adomas Linartas (27), schnelle elf Punkte (69:51/23.). Erneut riss Schröder seine Spieler mit, war an den nächsten acht Punkten direkt beteiligt (63:51/25.). Groh führte seine Mannschaft in der Verteidigung an, Rataj scorte nach einem Steal und Coast-to-coast-Dribbling zum 67:54 und Schröder ging unermüdlich zum Korb (73:54/28.). März vollstreckte dann kurz vor der letzten Viertelpause per Dreier zum 80:62 (30.).
4. Viertel
Das letzte Viertel startete mit einem artistischen Turnaround-Fadeaway durch Rataj und einem genauso kunstvollen Korbleger durch Flügelspieler Louis Nauthon – die alten Verhältnisse waren nach schnellen Jenaer Punkten wieder hergestellt (85:68/32.). Doch erneut kamen die Gastgeber auf zwölf Punkte heran (85:73/33.). Nach einer Auszeit spielte der FCBB dann wieder viel abgeklärter, nahm das Tempo heraus und ging durch einen Hookshot von Borissov und ein März-And-One mit 15 Punkten in Führung (90:75/35.). Im Anschluss konnte März seine Mannschaft mit fünf Punkten erstmals über die magische 20-Punkte-Vorsprung-Grenze befördern und den Sieg endgültig klarmachen (102:80/39.). In der letzten Minute konnten auch die jüngeren Spieler noch einmal Final-Luft schnuppern – ehe der Jubelsturm losbrach.
Coach Wedell sagte: „Großer Respekt für Jena, die in diesem Jahr eine starke Entwicklung als Team hingelegt und sich absolut verdient bis ins Finale gekämpft haben. Wir alle sind natürlich wahnsinnig glücklich und stolz, diese schöne Saison mit einem solchen Erfolg krönen zu können. Viele von den Jungs spielen schon seit drei, vier Jahren zusammen und sind zu einer richtigen Familie zusammengewachsen. Es bin sehr froh, einen Teil ihrer Basketball-Reise begleitet zu haben.“
Die FCBB U16 im DM-Finale: Benjamin Schröder (36 Punkte/12 Rebounds/6 Assists/6 Steals), Jonas März (22), Michael Rataj (13), Ivan Borissov (13), Maxwell Dongmo Temoka (9/9), Robbie Groh (5), Louis Nauthon (4), Sebastian Hartmann (2), Abraham Retz und Leon Brkic.
Die FCBB U16 gegen Frankfurt: Benjamin Schröder (22 Punkte/8 Rebounds), Michael Rataj (20/14), Jonas März (18), Sebastian Hartmann (8), Ivan Borissov (7), Robbie Groh (4), Abraham Retz, Louis Nauthon, Maxwell Dongmo Temoka uns Leon Brkic.
Foto-Credit: Sven Kuczera