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Marko Pesic im Interview, Teil I

Die Off-Season läuft. Die Meisterschaftsfeierlichkeiten liegen nun doch endgültig hinter den Bayern, die neuen Aufgaben in BBL und EuroLeague noch voraus. Zeit für ein wenig Innehalten, Rückschauen und grundsätzliche Gedanken zwischen Kaderplanung und Ferien, im Säbener 51-Interview mit FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic, 42.

Marko, während eines Spiels kaust Du 20 Kaugummis und trinkst Wasser, selbst wenn Du nicht durstig bist – alles zur ­Beruhigung. Wie viele Packungen und wie viele Liter waren in diesem Sommer beim entscheidenden Meisterduell mit Alba Berlin fällig?

Marko Pesic: Vier bis fünf Halbliterflaschen waren es sicher, die Kaugummis habe ich nicht gezählt. Als ich meinen Job hier angetreten habe, hat mich Uli Hoeneß gefragt, warum ich nicht auf der Bank sitze. Ich sagte: „Kann ich schon machen, aber da mache ich mehr kaputt, als ich helfe.“ Nein, ich bin da einfach zu unruhig.

Double 2018, Meisterschaft 2019 – ist der FCBB die neue Kraft im deutschen Basketball?

Wahrscheinlich ist das jetzt eine dumme Antwort: Das interessiert mich weniger. Mich interessiert, was wir auf die Beine stellen. Wir haben die Entwicklung in unserer Hand. Alle Türen, die sich uns öffnen, haben wir selbst aufgestoßen. Sind wir die neue große Kraft im deutschen Basketball? Aktuell ja. Werden wir es bleiben? Das ist unser Ziel, eine Verpflichtung. Wir haben ein sehr junges Team hinter den Kulissen, das diese Abteilung so aufbaut, damit sie langfristig Erfolg haben kann. Erfolg darf sich dabei nicht allein über das Ergebnis auf dem Spielfeld definieren.

Die Fußballer wurden sieben Mal in Serie Meister. Nerven eigentlich Fragen wie: Ist das auch im Basketball drin?

Nein, wir sind Teil dieses großen Vereins und dürfen da nicht genervt sein. Auch wir haben unsere Ansprüche, und die sind beim FC Bayern die höchsten. Man darf nur nie vergessen, dass wir noch keine so lange Historie wie unsere Fußballer haben. Wir entwickeln uns, wir entwickeln uns schnell.  Von unseren Fußballern können wir unglaublich viel lernen, in allen Belangen. Allein schon auf dem Platz: Mir kommt das immer zu kurz, wenn die Leute nicht registrieren, was für eine enorme mentale Leistung das ist, in jedem Spiel der Gejagte zu sein und dennoch am Ende immer oben zu stehen.

„Die Playoffs kann man nicht garantieren“

Ein Jahr ohne Titel wäre bei den Fußballern ein schlechtes. Und im Basketball?

Der entscheidende Punkt ist, dass man nicht eine ganze Entwicklung in Frage stellt, wenn man mal ohne Titel dasteht. Ich gehe davon aus, dass wir jedes Jahr Titel gewinnen – ich bin seit meiner Kindheit Wettkämpfer, ich muss so denken. Aber Garantien gibt es natürlich nie.

Uli Hoeneß wünscht sich die Qualifikation für die Top 8 in der Euroleague.

Ich stimme unserem Präsidenten grundsätzlich zu, dass wir das anpeilen müssen. Aber operativ ist das eine Mammutaufgabe. Meine Vision ist, dass wir auf absehbare Zeit die Basketball-Hauptstadt von Europa sind. Der Verein hat alle Möglichkeiten: Sportlich können wir enorm viel bieten, dazu beste Rahmenbedingungen. München ist eine herrliche Stadt, im Herzen Europas. Hier entwickelt sich eine Basketball-Kultur, das registriert die internationale Szene schon jetzt, und das wird sich weiter herumsprechen. Vor dem dritten Finale hatten wir mehr als 20.000 Ticket-Anfragen. Die packenden Siege gegen Fenerbahce Istanbul oder den FC Barcelona waren eine unglaubliche Werbung. Und ich bin sicher: Wir werden eine europäische Spitzenmannschaft.

Also in die Playoffs schon nächste Saison?

Ob das schon nächstes Jahr sein muss, weiß ich nicht. Das kann man nicht garantieren, wenn man sich auch mal die spektakulären Transfers anschaut, die allein bis jetzt in der EuroLeague schon über die Bühne gegangen sind. Was ich aber garantieren kann, ist, dass wir hier im Verein das Maximum herausholen werden. Und wenn es dann ein, zwei Jahre länger dauert, ist das okay. Es muss einfach nachhaltig sein. Jordi Bertomeu, der Chef der Euroleague, hat neulich gesagt, dass die anderen Vereine nach München schauen sollten, weil hier so vorbildlich an Strukturen gearbeitet werde. Für mich ist so eine Aussage ähnlich viel wert wie ein Titel.

2021 kommt die neue Halle – muss man bis spätestens dann ein internationales Schwergewicht sein?

Es ist unsere Aufgabe, dass die Leute Basketball bis dahin noch mehr angenommen haben – und dass wir den Erwartungen, die wir selbst geschürt haben, gerecht werden. Dabei wird der Audi Dome aber unser Wohnzimmer bleiben, in dem wir immer gerne spielen. Ihn geben wir die nächsten zehn Jahre nicht auf. Für Highlights gehen wir dann in den SAP Garden. Das wird unser Festsaal.

Verstehen die Spieler und ihre Berater eigentlich, dass Sie keine Millionen-Gehälter zahlen, obwohl der FC Bayern im Fußball hohe Summen investiert?

Das müssen sie. Anfangs war es schwer, aber inzwischen ist bekannt, wie wir arbeiten und mit welchen Mitteln. Unsere ehemaligen Spieler sind da Gold wert. Weil sie unsere besten Botschafter sind. Ein Malcolm Delaney oder Tyrese Rice kommen in der Basketball-Welt herum und erzählen über ihre Erfahrungen in München. Das hilft uns sehr. Das Bild, das man vom FC Bayern Basketball erhält, bekommt immer stärkere Konturen.

Womit kann der FC Bayern Basketball punkten?

Es ist kein Zufall, dass sich hier jeder Neuzugang binnen kürzester Zeit zuhause fühlt. Letzte Saison kam Derrick Williams aus der NBA, aus einer anderen Welt, und nach zehn Tagen sagte unser Oldie Alex King zu mir: „Wahnsinn, der fühlt sich, als wäre er schon Jahre hier!“ Nun konnten wir unter anderem Greg Monroe tatsächlich für uns gewinnen, der Derricks Weg sicher mitbekommen hat. Im Sport über Familie zu sprechen, ist oft eine Floskel. Aber bei uns stehen alle zu diesem Projekt, seit es vor gut acht Jahren gestartet wurde – und das überträgt sich auf das Parkett. Unsere Mentalität ist, dass ein Alba Berlin hier nicht nur gegen fünf Spieler spielt, sondern gegen uns alle. Natürlich verlassen uns Spieler aus diversen Gründen, wie jetzt nach drei Jahren ein Devin Booker. Aber jeder hat dabei zumindest einen Kloß im Hals.

TEIL II DES INTERVIEWS MIT MARKO PESIC

ZU DEN FC BAYERN EMAGAZINEN

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