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Marko Pesic im Interview, Teil II

Die Off-Season läuft. Die Meisterschaftsfeierlichkeiten liegen nun doch endgültig hinter den Bayern, die neuen Aufgaben in BBL und EuroLeague noch voraus. Zeit für ein wenig Innehalten, Rückschauen und grundsätzliche Gedanken zwischen Kaderplanung und Ferien, im Säbener 51-Interview mit FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic, 42.

Marko, Vereinspräsident Uli Hoeneß ist stolz darauf, dass sich bei den Basketballern die Fluktuation in Grenzen hält. Zuletzt wurden nun doch einige Wechsel kommuniziert, ohnehin sind kurzfristige Verträge wesentlich mehr Praxis als im Fußball. Wie schwer ist es, Kontinuität zu haben?

Marko Pesic: Wir schauen auf die spielerischen Qualitäten, achten aber auch, vielleicht mehr als andere, auf Persönlichkeit und Charakter. Zur Aktualität: Wir formen nun nach der Ausleihe von Robin Amaize und Devin Bookers zugegeben nicht ganz erwartetem Abschied ein Team mit immerhin noch sieben Spielern, die bei uns bleiben, zum Teil das vierte oder gar sechste Jahr. Wobei Paul Zipser ja eigentlich auch noch dazu gehört. Das Wichtigste ist, dass Spieler Empathie für unser Projekt entwickeln. Ohne Empathie gibt es keine Identität und ohne Identität kannst du auch keine Verantwortung tragen. Und Herr Hoeneß hat schon Recht, wenn er auf diese Kontinuität setzt. Wir haben unsere Titel zuletzt nicht gewonnen, weil wir so viel besser sind als die anderen. Sondern weil wir diese Gemeinschaft haben.

Kann man das auch in Zukunft aufrechterhalten, wenn man sich weiter auf Top-Niveau entwickeln möchte?

Es ist immer noch Profisport, also auch Business. Aber das Umfeld in München ist auf jeden Fall besonders. Als ich zum FC Bayern gekommen bin, war ich auf Wohnungssuche. Da klingelte es an meiner Tür: Steffen Hamann stand da und sagte, komm‘ runter, ich bin mit einem Kumpel da, wir helfen dir jetzt bei deiner Suche! Dann gehe ich zu seinem Auto, am Steuer hockt: Bastian Schweinsteiger! Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt noch gar nicht und er meinte, Steffen habe ihm gesagt, ich würde eine Wohnung brauchen, da wolle er mir jetzt helfen. Drei Stunden sind wir durch München gefahren, Schwabing, Gärtnerplatz, überall – und ich dachte immer: Wo ist die versteckte Kamera? Das ist ja schließlich Schweinsteiger hier! Aber dann habe ich gemerkt, dass das die Kultur des FC Bayern ist: Man hilft sich. Und ich habe mir vorgenommen: Wenn Schweinsteiger es vorlebt, muss ich es auch. Und das merken sich die Spieler: Ein Vladimir Lucic hatte zuletzt sehr, sehr gute Angebote. Aber sobald er die Sicherheit von uns hatte, noch drei Jahre bleiben zu können, hat er keine Stunde mehr überlegt. In den Vertragsverhandlungen zeigt sich: Sie wollen, sie glauben fest an unsere Zukunft und an das, was hier aufgebaut wurde und wird.

„Und dann hockt am Steuer: Bastian Schweinsteiger!“

Einen Paul Zipser oder Maxi Kleber an die NBA zu verlieren, tat weh. Wie kann man Modelle finden, solche jungen Spieler zu halten und zu Identifikationsfiguren aufzubauen?

Unser Ziel ist, irgendwann das gleiche Level wie Real Madrid, der FC Barcelona sowie die großen griechischen und türkischen Vereine zu erreichen. Wobei man immer sagen muss, dass es bei uns im Gegensatz zu anderen Klubs keine Quersubventionierung aus dem Fußball gibt. Wir müssen sehen, dass wir unsere finanziell vielleicht etwas schwächere Position durch andere Aspekte ausgleichen. Wo sind Wettbewerbsvorteile des FC Bayern? Es sind unser Zusammenhalt und Kontinuität. Bei uns kann sich ein guter Spieler zu einem sehr guten entwickeln. Als Paul und Maxi gingen, waren wir noch nicht so weit wie heute. Danilo Barthel hätte jetzt sicher auch in die NBA gehen können. Er ist aber geblieben. Weil er die Möglichkeiten hier erkennt. Die sieht nun auch Paul, auch deswegen ist er nach drei Jahren wieder zurück. 

Du selbst hast als Spieler mit 30 mit der Begründung aufgehört: „Alles ging nur noch ums Geldverdienen, dafür spiele ich nicht Basketball.“ Wie ist das jetzt mit der Position als Geschäftsführer zu vereinbaren?

Ich habe noch immer einen differenzierten Blick auf die Dinge. Von klein auf habe ich Basketball gespielt, weil ich aus einer Basketball-Familie komme – es ging mir nie ums Geldverdienen. Da können mich jetzt manche als Romantiker abstempeln, doch es kann mir da keiner das Gegenteil erzählen: Wenn ich nicht liebe, was ich mache, muss ich etwas anderes machen. Unsere Spieler werden immer wieder mal bessere Angebote bekommen, weil man zweifelsohne bei anderen Klubs mehr verdienen kann als bei der Basketball-Abteilung des FC Bayern. Wir sind aber auf einem guten Weg, hier einen Geist zu verankern, dass Geld nicht alles ist. Unser jetziger Mannschaftskern bestärkt mich, dass es funktioniert. Sie haben ungemein Charakter.

Als Uli Hoeneß nicht da war, stockte die Entwicklung. Wie wichtig ist der Präsident?

Seine Bedeutung für den FC Bayern und seine Lebensleistung stehen außer Frage. Zudem hat er nicht nur für unser Projekt, sondern für die gesamte BBL Enormes bewirkt. Zum Beispiel ist er verantwortlich dafür, dass die Liga den Erlös aus den Bewegtbildern an die Vereine ausschüttet. Das ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Bundesliga. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich folgende Geschichte über ihn erzählen: Vor zwei Jahren lief mein Vertrag aus. Ende Juni fragte Herr Hoeneß, wann wir verlängern, und ich sagte ihm, wir müssen erst umstrukturieren. Als wir alles umgesetzt hatten, fragte er wieder: „Was ist mit deinem Vertrag?“ Ich sagte, der FC Bayern brauche jetzt vielleicht mal jemand anderen. Er meinte: „Nix da! Einfach aufhören gibt es nicht, kommt nicht in Frage!“ Er sagte, wir verlängern um zwei Jahre, danach schauen wir, wie sich alles entwickelt. Ich glaube, ich habe in dieser Situation so einen erfahrenen Mann gebraucht, der hinter mir steht. Wir haben seitdem so viel um- und aufgebaut. Herr Hoeneß hatte schon Recht: Einfach aufhören und gehen, wenn es etwas anzupacken gibt, geht nicht. Ich bin immer froh um seine klaren Worte.

Wo steht der FC Bayern Basketball in fünf Jahren?

Ich hoffe, unsere Grundeinstellung bleibt, wie sie heute ist: In den nächsten fünf Jahren werden wir zu den besten Vereinen in Europa gehören. Sportlich wie organisatorisch.

Du bist sechs Mal als Spieler Meister geworden, als sportlicher Leiter und Geschäftsführer nun dreimal . . .

Mal sehen, mein Vertrag läuft jetzt noch drei Jahre. Mein persönliches Ziel war mal, insgesamt auf zehn Meistertitel zu kommen. Dazu fehlt jetzt noch einer. Aber ich denke nicht, dass ich mich dann zufrieden zurücklehnen kann. Da bin ich nicht der Typ dafür.

TEIL I DES INTERVIEWS MIT MARKO PESIC

ZU DEN FC BAYERN EMAGAZINEN

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