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Zimmer 379 – die Final10-Kolumne, Part II

Vielleicht denkt sich hier irgendjemand noch aus, dass es die wirklich vom Pech verfolgten Crailsheimer noch in die Playoffs schaffen. Oder dieser jemand entscheidet, dass doch mal Berlin Meister wird. Kann ja sein. Das wären ganz sicher interessante Geschichten von der Weltpremiere der 1. easyCredit Isolationsbasketballchampionship. Aber die beste Story steht nun hier geschrieben. By far. Und weltexklusiv.

Sie erzählt vom wundersamen Weg des Diego Flaccadori in die Ambidextrie.

Flaccadori beim Freiwurf gegen Crailsheim


Signore Flaccadori, was für ein schöner Name übrigens, stammt aus Seriate in der Lombardei (ein Umstand, über den hier noch mal zu reden sein wird, stay tuned). In der Gegend dominiert der Anbau von Mais, Wein und Maulbeerbäumen; an Mineralien finden sich Eisen, Marmor und Wettsteine.

Über die Zusammenhänge von Seriate mit Ambidextrie weiß Wikipedia natürlich nichts zu berichten.

Diego ist jetzt 24. Er hat mit fünf begonnen, Basketball zu spielen. Dribbeln, Korbleger, Halbdistanzwürfe, Dreier, alles mit links. Er schreibt auch mit links.

Nach 19 Jahren Basketball, fünf davon in der ersten italienischen Liga, Spielen für die Squadra Azzurra und einer dreiviertel EuroLeague-Saison für die Bayern, steht Diego nun im letzten Viertel gegen Crailsheim an der Freiwurflinie. Er prellt den Ball, einmal, zweimal, dann wirft er. Mit rechts. Zweimal, beide Freiwürfe drin.

Noch 5:02 Minuten, Diego wirft einen Dreier. Mit rechts. Er trifft.

Erste Ermittlungen des BBL-Schiedsgerichts noch in der Nacht erhärteten einen bösen Verdacht selbstverständlich nicht: Diego hat keine Spezialwette bei Tipico auf diese Zirkusnummern abgeschlossen. Er wirft jetzt einfach immer mit rechts.

Alles begann drei Tage nach Aussetzung der Saison. Quarantäne-Training mit Individualcoach Emilio, Übungen mit rechts. Das machen sie öfters. Zehn Würfe, 20, 30, am Ende eine halbe Stunde warf er mit rechts. „Ich hatte das nie im Sinn, aber es fühlte sich besser an, der touch.“

Zu Emilio: „Wir haben ja jetzt ein paar Monate Zeit, ich könnte es probieren.“ – „Schlaf erst mal eine Nacht drüber.“

Ab dem nächsten Tag: 500 Würfe, täglich. Mitteldistanz, die Quoten steigen. Nach drei Wochen: Dreier. Der Coach schaut aus der Entfernung zu, der GM, der Sportdirektor. Sie sagen nichts. Petteri Koponen, der Wurfprofessor aus Finnland, ruft rüber: „Das geht nicht, das ist nicht möglich!“

Die Mechanik des Wurfs

Zehn bis 15 Prozent der Europäer sind Linkshänder. Als die easyCredit BBL noch anders hieß, dozierte der damalige Commissioner Aristoteles, die Händigkeit des Menschen sei angeboren. Der Kollege Platon hielt das für Fake News, er führte die Wahl für rechts oder links auf die Erziehung zurück. Aber zu Ambidextrie, zum Phänomen der Beidhändigkeit? Keine Theorie, von beiden.

Diego Flaccadori aus Seriate, Italien, wirft jetzt aus der Distanz mit rechts. Dribbeln und zum Korb ziehen, das macht er weiter mit links. Diego grinst: „Für den Verteidiger bin ich jetzt schwerer auszurechnen.“ Und Coach Kostic sagt: „Es geht im Moment gar nicht so um Quoten, aber die Mechanik seines Wurfs wirkt jetzt besser als zuvor.“

Wenn es gut läuft, hat diese beschissene Coronasache dazu geführt, dass Diego mit 24 sein Wohlbefinden beim Wurf gefunden hat. Für einen Basketballer nicht das Schlechteste.     

Zimmer 379 des Münchner Leonardo Royal Hotel bewohnt während des BBL Final-Turniers der Medienleiter des FC Bayern Basketball.

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