
Das Schiedsrichterwesen genießt seit Jahrtausenden einen ziemlich zweifelhaften Ruf. Man vermutete bisher Masochisten, zumindest aber Sonderlinge hinter dieser Gilde, deren Passion es ist, sich in einem Plangeviert partout auf Ballhöhe aufzuhalten und sich dabei fortwährend den Vogel zeigen zu lassen. Wut und Speichelflug schlägt ihnen ja oft entgegen, wenn sich die Herren und verstärkt auch Damen im neutralen Jersey um Spielleitung bemühen.
Einer muss ja schuld sein am dritten Airball in Serie.
Bei der 1. easyCredit Isolationsbasketballchampionship gewinnt man allerdings die wundersamsten Erkenntnisse. Eine davon ist besonders verblüffend: Bei SchiedsrichterInnen handelt es sich völlig überraschend um handelsübliche Menschen.
Man kann das ganz gut aus dem Augenwinkel erkennen, wenn sie plötzlich im Aufzug neben einem stehen. Sogar Konversation ist möglich. Und als München zum Wochenende mal seinen prachtvollen blauen Himmel öffnet, sitzen sie keineswegs mit Trillerpfeife im Anschlag in der Sonne. Sondern mit Bier. Auch haben sich die Gerüchte, die Unparteiischen würden auf eigenen Wunsch in ihrem fünften Stock von einer bewaffneten Sondereinheit des BKA beschützt, als BILD-hafte Ente erwiesen.
Nur ganz selten wird die heimelige Hotelharmonie gestört. Wie neulich durch den Übungsleiter des hessischen Vertreters, der sich nach einer tadellosen Doublette Technischer Fouls mit Wut und Speichelflug früh aus der Halle verabschiedete. In der Haut der Sünder möchte man dann lieber nicht stecken: Was tun, wenn man im Aufzug auf das Strafgericht stößt?! Oder der Weg zum Essen, der gerät ja dann eher zum peinvollen Laufsteg für Bußgänger, weil die Referees direkt vorm Restauranteingang an höher gelagerten Tischen dinieren. Absolution im Angesicht von Hähnchenschenkeln und Kidneybohnen, im besten Fall.
Aber das sind bisher wirklich rare Ausnahmen im Dorado der Gutmenschelei. Es gilt inzwischen sogar als wahrscheinlich, dass die 1. easyCredit Isolationsbasketballchampionship für den Amnesty Menschenrechtspreis nominiert wird, für die vorbildliche Integration von Minderheiten.
ZIMMER 379 des Münchner Leonardo Royal Hotel bewohnt während des BBL Final-Turniers der Medienleiter des FC Bayern Basketball.