
Der geilste Hallensport der Welt steckt voller taktischer Geheimnisse. Während andere Sportarten die Datenanalyse erst in den vergangenen Jahren forciert haben, sind „Stats & Analytics“ im Basketball schon lange sinnvolle Begleiter zur Deutung von Erfolg und Niederlage. Die Bayern haben ihre Analysearbeit weiter ausgebaut und präsentieren an dieser Stelle künftig etwas „Fachchinesisch“ in möglichst verständlichen Beiträgen. Unterstützt werden die monatlichen „FC Bayern Basketball Analytics“ von unserem Platin Partner SAP. Im Zentrum der Dezember-Analyse steht die Verteidigung der Bayern in der EuroLeague, wo man vier der sechs Spiele gewinnen konnte.
Let´s talk about defense
„Die Arbeit, die das ganze Team geleistet hat in der Verteidigung – sie war der Schlüssel unseres Spiels.“ Das sagte Bayern-Coach Andrea Trinchieri nach dem souveränen Überraschungssieg der Bayern Basketballer gegen den FC Barcelona. Nur 77 Punkte erlaubte die variantenreiche Verteidigung der Münchner Barça und lieferte damit ein präzises Muster des bewährten Erfolgsrezepts im Montag Dezember.
"Steal the ball and run the court" - Gegnerische Ballverluste sorgen für einfache Punkte
Cheftrainer Trinchieri fordert von seinen Spielern eine aggressive Verteidigung am Ball und schnelle Rotationen in der Helpside (Aushelfen der ballfernen Seite). Und genau diese Kombination aus Druck und defensivem Zusammenspiel sorgte für viele gegnerische Ballverluste im Monat Dezember. Fast jeder fünfte gegnerische Angriff endete mit einem Turnover und sorgte auch dafür, dass sich die Bayern pro Spiel fünf Wurfmöglichkeiten mehr als Barcelona, Baskonia & Co. erarbeiteten. Mehr Würfe erhöhen die Siegwahrscheinlichkeit – die Mathematik ging auf!
Wenn man Trinchieri energisch an der Seitenlinie agieren sieht, handelt es sich nicht selten um das Einfordern eines schnellen Münchner Umschaltspiels. Wenn die Abwehr des Gegners noch nicht sortiert ist, kann man einfacher Punkte erzielen – genau das ist den Bayern in den vier Dezember-Wochen sehr gut gelungen. 13 Punkte erzielte man pro Spiel im Fastbreak und liegt damit fast fünf Punkte über dem Ligaschnitt. Fazit: Auch die zusätzliche Energie von der Seitenlinie hat sich definitiv gelohnt. Thanks, Coach!
Pick-’n’-Roll, Switch, Defensiv-Rebound: Im Halbfeld gibt’s wenig zu holen
Im Fußballjargon würde man sagen, dass die Bayern „schwer zu bespielen sind“. Der FCBB hat verschiedenste Defensivlösungen im Köcher, wie man im Spiel gegen Asvel Lyon-Villeurbanne beobachten konnte. Drei verschiedene Arten der Raumdeckung, zwei Pick-’n’-Roll-Varianten und die hervorragende Switch-Verteidigung (das Übernehmen der Gegenspieler) – das Trainerteam spielt „Chess, not Checkers“. Und genau dieses unangenehme und unberechenbare Verteidigungs-Arsenal sorgt dafür, dass sich selbst EuroLeague-Schwergewichte wie Barcelona oder Khimki an der Halbfeldverteidigung die Zähne ausbeißen: Lediglich 72 Punkte erlaubten die Bayern dem Gegner im Monat Dezember, einzig Zalgiris Kaunas verteidigte effizienter in den zurückliegenden sechs Spielen.
Defensiv-Basketball mag zwar nicht immer spektakulär anzuschauen zu sein, es steckt jedoch sehr viel schweißtreibende Arbeit dahinter. Und Erfolg ist am Ende sehr attraktiv und spektakulär! Olympiakos Piräus, Zenit St. Petersburg und Real Madrid sind nun allerdings die nächsten EuroLeague-Gegner der Bayern-Basketballer, allesamt im oberen Offensivdrittel einzuordnen. Da muss die Mannschaft wieder auf allerhöchstem Defensivniveau agieren – im besten Fall wie im Monat Dezember.