
Der geilste Hallensport der Welt steckt voller taktischer Geheimnisse. Während andere Sportarten die Datenanalyse erst in den vergangenen Jahren forciert haben, sind „Stats & Analytics“ im Basketball schon lange sinnvolle Begleiter zur Deutung von Erfolg und Niederlage. Die Bayern haben ihre Analysearbeit weiter ausgebaut und präsentieren an dieser Stelle künftig etwas „Fachchinesisch“ in möglichst verständlichen Beiträgen.
Unterstützt werden die monatlichen „FC Bayern Basketball Analytics“ von unserem Platin Partner SAP. Im Zentrum der März-Analyse stehen die sogenannten Shot Charts der Bayern Basketballer in EuroLeague und easyCredit BBL.
„The grind [graind]“ – (engl.) Schinderei, Plackerei, Schleifen, Zermahlen.
Im 62. Saisonspiel gegen Zalgiris Kaunas haben sich die Bayern-Basketballer für den „Grind“ der letzten Monate mit der Teilnahme an den EuroLeague-Playoffs belohnt. Im März absolvierte der FCBB 13 Partien in BBL und Euroleague, neun gestalteten sie siegreich. Richtig eng wurde es in sechs Partien, inklusive Last-minute-Erfolgen gegen Anadolu Efes Istanbul, die Merlins Crailsheim oder Oldenburg.
78 oder mehr Punkte standen in sechs Spielen auf dem Scoreboard und diese offensive Verbesserung liegt nicht zuletzt an der gestiegenen Dreier-Quote von 39,7 Prozent wettbewerbsübergreifend. Im sogenannten Shot Chart, also der Wurfübersicht im Monat März, sieht man vier dunkelrote Bereiche für außergewöhnliche Trefferquoten. Auf den Flügelpositionen, in der Zone und oben „von der Birne“. Für die exzellenten „Birnen-Trefferquote“ zeichnet vor allem ein Spieler verantwortlich: Wade Baldwin. Neun seiner 20 Dreierversuche von zentral oben fanden ihr Ziel, insgesamt verwandelte er im März fast 43 Prozent der Dreier-Versuche – das ist ein exzellenter Wert! Folgerichtig ist Baldwin mit 188 erzielten Punkten einer von fünf Spielern, die mehr als 100 Punkte erzielen konnten.

Neben den üblichen Verdächtigen Reynolds, Zipser und Lucic fällt, erfreulicherweise, ein Name auf: JaJuan Johnson. Der Amerikaner legte insbesondere in der BBL richtig gute Trefferquoten auf, 60 Prozent Zweier, 50 Prozent Dreier und 100 Prozent Freiwürfe (14 von 14) – „JJ“ gab dem Bayern-Spiel im straffen Spielplan wichtige Impulse in Angriff und Verteidigung. Zwei Punkte mehr als im Saisonschnitt erzielten die Bayern in Ringnähe – JaJuan Johnson hatte daran einen entscheidenden Beitrag.
Könige des Diebstahls
Dass Basketball aber nicht nur aus Offensive besteht, wissen wir spätestens seit dem 71:70-Sieg über Zalgiris Kaunas. 79,4 Punkte erzielt das durchschnittliche EuroLeague-Team pro Partie. Der FC Bayern Basketball hat die EuroLeague-Gegner bereits in acht Spielen bei 70 oder weniger gehalten – das ist der wahre „Grind“ und die Bayern-DNA in dieser Saison.
Wirft man einen Blick auf das defensive Shot Chart, erkennt man relativ hohe Trefferquoten bei gegnerischen Dreiern und eine durchschnittliche gegnerische Wurfausbeute in der Zone. Das große ABER lässt nicht lange auf sich warten: Die Bayern geben relativ wenige hochprozentige Chancen ab. Erstens erzwingen sie 18 „schwierige Würfe“ pro Spiel, zum Beispiel Abschlüsse gegen den Mann aus dem Dribbling oder mit nur wenigen Sekunden auf der Wurfuhr. Und zweitens landen auf einem Shot Chart natürlich nur die Würfe und nicht die Ballverluste.
Im Balldiebstahl sind Baldwin & Co. nämlich die unangefochtenen „Kings“ der EuroLeague: 14 Ballverluste erzwingen sie pro Spiel und acht davon sind direkte Ballgewinne (Steals), wenn ein Baldwin oder Weiler-Babb dem Gegner den Ball einfach abnimmt.

Fazit aus dem Monat März: Die Bayern lieben den „Grind“, sind deshalb sehr schwer zu bespielen und gewinnen häufig die engen Spiele in berühmt-berüchtigter Manier. Im April fängt die entscheidende Saisonphase an: das Top Four im Audi Dome um den Deutschen Pokal, EuroLeague-Playoffs und Schlussspurt in der BBL. „We’re heating up!“