Der FC Bayern Basketball kann Vollzug in der wichtigsten Personalie vermelden: Andrea Trinchieri wird den fünfmaligen deutschen Meister in der kommenden Saison trainieren, der Wunschkandidat der Münchner gab nun seine Zusage. Damit kehrt einer der erfolgreichsten europäischen Coaches des vergangenen Jahrzehnts in die Bundesliga zurück. Der demnächst 52-jährige Italiener prägte bis Anfang 2018 gut drei Jahre die titelreiche Phase des früheren Serienmeisters Bamberg – an der Seite von Sportdirektor Daniele Baiesi, mit dem er nun in München wieder ein Team bildet.
In der vergangenen Spielzeit sorgte der charismatische Coach beim serbischen Traditionsklub Partizan Belgrad für einen vielbeachteten sportlichen Aufschwung, den erst der Spielabbruch infolge der Corona-Pandemie bremste.
„Das ist die perfekte Herausforderung“
Andrea Trinchieri, der sich diese Woche noch in seinem italienischen Feriendomizil aufhält, sagte: „Ich bin wirklich sehr glücklich und stolz, jetzt zum FC Bayern zu gehören, einem der größten Sportvereine der Welt. Denn zur Tradition gehört es dort, auf höchstem Level Erfolg zu haben. Ich möchte ansonsten keine großen Worte machen, und wer viel verspricht, gibt wenig. Was ich aber sagen und versprechen kann, ist, dass wir extrem committed und mit Hingabe arbeiten und auftreten werden; daraus wird sich alles ergeben. Es liegt viel Arbeit vor uns, aber um ehrlich zu sein: Das ist die perfekte Herausforderung.“
Vereinspräsident Herbert Hainer äußerte zur Verpflichtung des Mailänders: „Wir sind sehr glücklich, in Andrea Trinchieri einen der begehrtesten europäischen Trainer für uns gewonnen zu haben. Mit seiner Leidenschaft und seinem ausgeprägten Willen zum Erfolg ist er genau der Richtige, um unsere ambitionierten Ziele in der BBL und der EuroLeague zu erreichen.“
„Uns verbindet ein großer Erfolgshunger“
Andrea Trinchieri als Trainer der Baskets Bamberg (l.) und FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic
Und FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic sagte: „Wir waren auf der Suche nach einem Coach, der Spieler, ein Team und ein Programm entscheidend weiterentwickeln und moderne Impulse setzen kann. Diese Qualitäten hat Andrea in den vergangenen Jahren nachweislich erbracht und die Gespräche mit ihm haben uns fest darin bestärkt, dass er die ideale Besetzung für diesen Job ist. Uns verbindet mit ihm ein gesunder Ehrgeiz und ein großer Erfolgshunger. Gemeinsam werden wir deshalb alles daransetzen, uns vor allem in der BBL, aber auch in der wieder sehr anspruchsvollen EuroLeague möglichst so überzeugend zu präsentieren wie etwa noch vor einem Jahr.“
Zuletzt mit Partizan Belgrad in der Erfolgsspur
Andrea Trinchieri, 51, machte zuletzt bei Partizan nach zwei Jahren von einer Ausstiegsoption Gebrauch. Bis zum Abbruch der Wettbewerbe in der osteuropäischen Adria-Liga ABA (Tabellenführer) und im EuroCup (mit 5:1 die beste Bilanz im Top16, Heimrecht bis ins Finale) befand sich sein Team in beiden Ligen auf Titelkurs. So blieb es bei den serbischen Pokalsiegen 2019 und 2020 sowie dem Gewinn des ABA-Supercups im Vorjahr.
Hierzulande führte Trinchieri in den Bamberger Erfolgsjahren von 2014 bis 2017 in seiner unnachahmlichen Art Regie und holte – auch gegen die Bayern – das Meister-Triple sowie 2017 auch den Pokal. Sein Guard-lastiges Teamplay kam in der EuroLeague ebenfalls häufig überzeugend zur Aufführung. Vor allem aber schöpfte der engagierte Basketballlehrer das Potential von Spielern wie Darius Miller, Nicolo Melli, Brad Wanamaker (alle inzwischen NBA) oder auch Fabian Causeur (Real Madrid) voll aus.
Anfänge an der Basis des italienischen Basketballs
Trinchieri begann seine Laufbahn vor gut zwei Jahrzehnten in seiner Heimatstadt Mailand, beim ersten Gegner der Münchner in der neuen EuroLeague-Saison, Armani Olimpia. Sechs Jahren wirkte er beim italienischen Rekordmeister als Assistenz- und zugleich Nachwuchscoach. Auch als Cheftrainer begann er 2004 an der Basis, in der dritten italienischen Liga: Triboldi Basket (Cremona) führte er in die Serie A2, 2009 gewann er dort für Veroli mit dem Serie A2-Cup und der Auszeichnung zum Coach des Jahres erste Titel.
Die logische Folge war das Entrée auf der großen Bühne: Von 2009 bis 2013 dirigierte er das Team des Erstligisten Cantù – ebenfalls mit großem Erfolg, denn der Einzug ins Halbfinale (2010) und darauf in die Finals (2011) brachte ihm auch in der Serie A zweimal die Ehrung zum Trainer des Jahres ein. 2011 holte er mit Cantù den italienischen Supercup.
Es folgte 2013 das erste internationale Engagement Trinchieris, bei Unics Kazan in Russland – und der erst dritte nationale Pokalsieg des Klubs 2014 bedeutete wiederum einen großen Erfolg. Im EuroCup blieb ihm in Kazan mit dem Finaleinzug der Triumph knapp verwehrt; Trost war die Ehrung als „Trainer des Jahres 2014“ im zweithöchsten europäischen Wettbewerb.
Für anderthalb Jahre, von 2013 bis Juni 2014, war Trinchieri auch Nationaltrainer der griechischen Nationalmannschaft.
Andrea Trinchieri ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Er spricht neben Italienisch auch fließend Englisch, Serbisch und Kroatisch.
FCB-Präsident Herbert Hainer (l.) und Andrea Trinchieri
ANDREA TRINCHIERI (*6. August 1968/Mailand, Italien)
1998 – 2004: Olimpia Mailand (Assistant- und Jugend-Coach)
2004 – 2007: Triboldi Basket (Italien, Serie B)
2007 – 2008: SC JuveCaserta (Serie A2)
2008 – 2009: Veroli Basket (Serie A2)
2009 – 2013: Pallacanestro Cantù (Serie A)
2013 – 2014: BC Unics Kazan (RUS)
2014 – Febr. 2018: Brose Baskets Bamberg
2018 – 2020: Partizan Belgrad (SRB)
2013 – 2014: Nationaltrainer Griechenland (EM 2013)
ERFOLGE:
Meister der italienischen Serie A2 2009
Pokalsieger der italienischen Serie A2 2009
Italienischer Supercup 2012
Russischer Pokalsieger 2014
EuroCup-Finalist 2014
Deutscher Meister 2015, 2016, 2017
BBL Supercup 2015
Deutscher Pokalsieger 2017
Serbischer Pokalsieger 2019, 2020
Supercup der Adria-Liga 2019
AUSZEICHNUNGEN:
Trainer des Jahres 2009 der Serie A2
Trainer des Jahres der Serie A, 2010 und 2011
EuroCup-Trainer des Jahres 2014
Coach International BBL Allstar Game 2016