Einen besonderen Gast hatten der Kraftraum und die kleine Trainingshalle im Untergeschoss des Audi Dome in der zurückliegenden Woche: Der russische Schach-Star Jan Nepomnjaschtschi, der im Spätherbst den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen herausfordern wird, startete mit Blick auf den spektakulären WM-Showdown gegen den Norweger beim FC Bayern Basketball sein sportliches Vorbereitungsprogramm. Gemeinsam mit seinem Strategiecoach Vladimir Potkin arbeitete Nepomnjaschtschi in der Halle am Münchner Westpark mit FCBB-Athletikcoach Marcus Lindner täglich an seiner Fitness. Zuvor hatte sich der 30-jährige Großmeister beim Ärzteteam der Bayern umfassenden sportmedizinischen Leistungschecks unterzogen, die nun als Basis von Nepomnjaschtschis Sommertraining dient.
„Ausdauer und Stabilität sind die notwendige Basis“
„Ich bin auf angenehme Weise geschockt von der Gastfreundschaft und der Anteilnahme all derjenigen, die mich hier empfangen haben“, sagte Nepomnjaschtschi beim Abschied, „ein besonderer Dank geht an Marcus Lindner, der uns gewissenhaft mit seinen Fitnessübungen geholfen hat.“ Und Fitness sei ein wichtiger Teil seines Sports, betonte er: „Unabhängig von sportlichen Resultaten ist es speziell in diesen nicht einfachen Zeiten wichtig, in Form zu bleiben. Und für einen derart Energie-raubenden Prozess wie das Schachspielen sind Ausdauer und Stabilität die notwendige Basis.“
Nepomnjaschtschi wird zwischen dem 24. November und 16. Dezember auf dem Expo-Gelände in Dubai die fünf Monate jüngere Lichtgestalt der Schachszene herausfordern. Es geht in den 14 Partien um umgerechnet zwei Millionen Euro Preisgeld. Der charismatische Norweger Carlsen stieg bereits 2013 mit erst 19 Jahren zur Nummer eins auf. Der neue Herausforderer Nepomnjaschtschi gewann einst – auch gegen Carlsen - die U12-Weltmeisterschaft, ehe er nun etwas später auch bei den Erwachsenen um den Thron kämpfen wird. Beim WM-Kandidatenturnier im April in Jekaterinburg setzte er sich „Nepo“ gleich bei seiner ersten Teilnahme durch und stand schon vor der letzten Runde als Herausforderer Carlsens fest, der in sein fünftes WM-Duell geht.
Plausch mit Pesic und ein Trikot mit der 90
Beim FCBB startete der passionierte Gamer von Computerspielen wie Dota oder des Kartenspiels Hearthstone nun sein sportliches Begleitpensum für den Weg nach Dubai. Nach den intensiven Einheiten mit Lindner in München – am Ende wurde stets recht ambitioniert mit dem Basketball geworfen - erhält das Superhirn aus Bjansk (380 km südwestlich von Moskau gelegen) einen individualisierten Trainingsplan für sein tägliche Sporttraining in den kommenden Monaten. Das Programm enthält physiologische und motorische Schwerpunkte; mit Lindner wird er zumindest digital im Austausch bleiben.
Nepomnjaschtschi nimmt demnächst an einem Turnier der „Grand Chess Tour“ in Zagreb teil, ehe bis zum nächsten Einsatz im August in Stavanger (wo er auch auf Carlsen trifft) und dann bis zur Fide-Schachweltmeisterschaft in Dubai „viel Training und Sport“ in einem Schachzentrum nahe Moskau ansteht, wie Roman Vidonyak berichtet. Über den Cheftrainer der FC Bayern-Schachabteilung, deren erste Mannschaft in der Bundesliga spielt, war der Kontakt in den Audi Dome hergestellt worden.
Dort begrüßte nach dem letzten Training auch Marko Pesic den Weltstar einer Sportart, die in Russland in der Beliebtheitsskala gleich hinter der Nummer eins, Eishockey, rangiert. Der FCBB-Geschäftsführer plauschte mit dem prominenten Gast und überreichte ihm ein Jersey mit seinem Nachnamen, das sind in hiesiger Schreibweise immerhin 16 Buchstaben, sowie mit seiner Lieblingsnummer 90. Sein Geburtsjahr.