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Gedankenaustausch der FCB-Coaches

Nagelsmann meets Trinchieri: Zu einem ausführlichen Kennenlernen und Gedankenaustausch haben sich die Cheftrainer des Rekordmeisters und des aktuellen BBL-Tabellenführers getroffen. Anlässlich eines Interviews für die neue Februar-Ausgabe des FCB-Mitgliedermagazins „51“ empfing Julian Nagelsmann seinen Klubkollegen Andrea Trinchieri an der Säbener Straße. Am Ende führte Nagelsmann den FCBB-Coach noch über das Trainingsgelände samt Kabinentrakt.     

Nach ein paar Aufwärmübungen am Korb sowie an der Torwand hatten die beiden zuvor über Parallelen und Unterschiede ihrer Metiers, die FC Bayern-DNA, das Befinden nach Niederlagen, Vorbilder von Beckenbauer bis Nowitzki und Nesta sowie Trinchieris Leib-und-Magen-Spieler Lewandowski gesprochen. Außerdem waren sich die Trainer im weiteren Talk über Training und Taktik einig, dass Auszeiten auch im Fußball - analog zum Basketball – sinnvoll wären und die Attraktivität der Spiele heben würden.

Das neue FC Bayern- Mitgliedermagazins „51“ mit der kompletten Interview-Version erscheint in diesen Tagen. Ein Making-of dieses spannenden One-family-Termins gibt es hier 👇

„Julian ist immer einen Schritt voraus.“

Es folgt eine gekürzte Interview-Version:

Herr Nagelsmann, wie gut sind Sie eigentlich im Basketball, haben Sie als Teenager gespielt?

JN: Ich habe es in der Schule gespielt, aber gar nicht so oft. Bei uns war mehr Fußball oder Handball angesagt. Ich war im Basketball trotz meiner Größe auch gar nicht so gut.

Herr Trinchieri, Sie sind in Mailand geboren: Fußballhochburg – was bedeutet Ihnen Fußball?

AT: Ab meinem achten Lebensjahr gingen wir jeden Sonntag ins San Siro. Julian, du warst sicher schon einmal im San Siro, also weißt du, was das bedeutet. Mein Vater sagte zu mir: „Wir sind Fans des AC Mailand!“ Als wir dann aber auch zu Inter gingen, wunderte ich mich: „Papa, warum sind wir hier?“ Er antwortete, weil wir herkommen, um Milan gewinnen und Inter verlieren zu sehen. Fußball bedeutet seitdem alles für mich: die ganze Bandbreite an Emotionen.

Herr Nagelsmann, Sie waren immer Fan des FC Bayern – dann können Sie sich sicher an einige Niederlagen gegen Milan erinnern …

JN: Milan war eines der stärksten Teams in Europa, das immer die Chance auf den Champions League-Titel hatte. Gerade gegen Bayern gab es einige umkämpfte und leider schmerzhafte Spiele. Ich erinnere mich mit einigem Grausen an Filippo Inzaghi, auch Andrea Pirlo oder Andriy Shevchenko waren spitze.

AT: Du selbst warst früher Verteidiger, oder?

JN: Ja, wie Alessandro Nesta (lacht).

AT: Er war grandios. Wir hatten die besten Verteidiger der Welt: Alessandro Nesta, Franco Baresi, Paolo Maldini – bis heute sind sie unerreicht!

JN: Stimmt, und Nesta war für mich als junger Spieler ein Vorbild, weil er mit Maldini einer der ersten Verteidiger mit einem perfekten Spielaufbau war. Er versuchte immer, jede Situation mit seiner Spielintelligenz zu lösen.

Haben Sie sich auch Nächte um die Ohren geschlagen, um NBA-Spiele zu schauen?

JN: Nicht so oft, weil ich ja in die Schule musste und von klein auf selbst schon viel trainiert habe. Meine coolste Basketball-Erfahrung war, als ich mal in Dallas zwei Spiele der Mavericks live gesehen habe, gegen Houston Rockets und Golden State. Wahnsinns-Atmosphäre. Dirk Nowitzki hat gespielt, absolut beeindruckend. Er ist einer der größten Sportler, die Deutschland je hatte.

Wer sind in Ihren Augen generell die Größten im Basketball?

JN: Sicher ist Michael Jordan einer davon, dann fallen mir Scottie Pippen, LeBron James und Steph Curry ein. Bei Curry denke ich oft, dass er auch ein perfekter Fußballer wäre. Er ist so handlungsschnell und hat unfassbare Bewegungen drauf. Das beeindruckt mich insgesamt am meisten im Basketball: Trotz ihrer Größe bewegen sich diese Spieler so enorm schnell. Das macht sie zu perfekten Athleten.

Verfolgen Sie die Spiele der jeweils anderen Mannschaft?

JN: Aus Zeitgründen und auch wegen Corona ist es nicht so einfach, in die Halle zu kommen. Aber ich schaue nach den Ergebnissen und lese die Spielzusammenfassungen.

AT: Ich habe die Spiele des FC Bayern schon vor meiner Zeit hier verfolgt, weil ich immer großes Interesse an diesem Club und der Art und Weise hatte, wie er agiert. Mir gefällt sehr, dass man hier jetzt einem jungen Trainer die Möglichkeit gibt. Wenn ein großer Club wie Bayern so etwas macht, ist das ein Signal, dass man offen für Neues ist. Das ist immer gut für einen Sport.

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Gibt es eine sportartübergreifende Identität beim FC Bayern?

JN: Wenn du Cheftrainer beim FC Bayern bist, musst du immer gewinnen, jedes Spiel. Und du musst Titel holen. Ob Fußball oder Basketball: Wir müssen das „Mia san mia“ ausstrahlen. Das ist unsere Identität, auf und außerhalb des Spielfelds.

AT: Korrigiere mich bitte, wenn ich falschliege: Es ist auch wichtig, wie du gewinnst und nicht nur, dass du gewinnst.

JN: Auf jeden Fall. Wir wollen die Fans begeistern. Aber letztlich gemessen wird man beim FC Bayern halt an Titeln.

AT: Ich sage immer, dass wir Emotionen anbieten. Und bei Bayern ist anders als bei anderen großen Clubs nicht alles immer nur ein Geschäft.

Herr Trinchieri, über Robert Lewandowski sagten Sie mal, er sei eine Jukebox – können Sie das erklären?

AT: Ich bin ein ganz guter Beobachter. Und ich empfinde es bei Lewandowski so, als würdest du eine Münze in eine Jukebox stecken – und du bekommst dafür keinen Song, aber immer ein Tor. Immer. Absolut verlässlich. Er ist in jedem Spiel da.

JN: Er versucht, jeden Tag ein noch besserer Spieler als am Tag zuvor zu sein. Das ist erstaunlich.

AT: Ich bin begeistert von Lewandowski – Lewangoalski, richtig? Und ich glaube, dass bei euch in der Kabine auch Manuel Neuer eine wichtige Rolle spielt. Er erinnert mich als Führungsspieler an Baresi. Es gibt Spieler, die ein Team ohne viele Worte führen, weil sie jeden Tag als Vorbild vorangehen.

Herr Nagelsmann, wie gut sind Ihre Spieler im Basketball, wer hat besonderes Talent?

JN: Ich denke, der Beste ist Alphonso Davies.

AT: Er ist so schnell!

JN: Ja, und das auch mit Ball. Jamal Musiala wirft auch häufig mit Phonzy Körbe. Von beiden gibt es Videos, die müsstest du mal analysieren …

AT (lächelt): Ich werde mir die Videos ansehen und sie scouten.

Herr Trinchieri, Sie sagten mal, Druck zu spüren, empfinden Sie als Privileg – wie meinten Sie das?

AT: Man muss das differenzieren. Wenn wir hier über Druck reden, meine ich nicht den Druck, jeden Tag arbeiten zu müssen, damit deine Familie zum Beispiel etwas zu essen hat. Ich habe einen enormen Respekt für alle, die diesem Druck standhalten. Was wir hier haben, ist hingegen eine gute Form von Druck. Es ist ein Privileg, weil er uns antreibt. Und er ist ein Zeichen, dass viel von einem erwartet wird. Dass das, was du machst, für viele Menschen eine große Bedeutung hat.

JN: Du erklärst das sehr gut: Wenn du Druck in den Spielen spürst, bedeutet es, dass dir deine Arbeit wichtig ist. Druck und auch ein Stück weit Nervosität helfen dir, das Beste zu geben und fokussiert zu bleiben. Ich empfinde Druck auch immer wegen der Fans, weil sie alle ja nach dem Spiel glücklich nach Hause gehen wollen. Ich liebe das Gefühl des gesunden Drucks. Ich liebe es, Spiele unter Druck zu coachen.

AT: Ich sage immer: Unter Druck entstehen Diamanten.

Sie nannten Julian neulich mal „supermodern“ – was macht ihn so modern?

AT: Der Trainerjob hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Ich höre zu, was Julian sagt, ich beobachte, wie 
er sich verhält. Du musst die Richtung vorgeben, du musst Mitgefühl haben. Die größte Lüge, die wir als Trainer behaupten können, ist, dass jeder Spieler gleich ist. Das ist nicht wahr. Wie man mit ihnen redet, wie man etwas anspricht, wie man sie antreibt, das ist heute die große Kunst. Julian ist „supermodern“, weil er fachlich und menschlich alles mitbringt. Er ist immer einen Schritt voraus.

Herr Nagelsmann, Ihr Kollege warf mal nach einer Niederlage einen Tisch durch die Halle …

AT: … sorry, es war ein Stuhl, kein Tisch!

JN: Mit Hoffenheim lagen wir mal zur Pause 1:4 gegen Mainz zurück. Bei der Halbzeitansprache wurde ich plötzlich immer lauter – und schließlich trat ich gegen eine Metallbox, von der ich nicht dachte, dass sie leer ist. Das war sie aber, und so flog sie einmal quer durch die Kabine und hat einen meiner Stürmer am Knie erwischt. Der sagte dann, er könne nicht mehr weiterspielen, aber das war nur ein Witz. Am Ende holten wir noch ein 4:4. Vielleicht wegen der Box, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls schadet es nicht, seinen Emotionen mal freien Lauf zu lassen. Auch wenn ich erst mal schockiert war.

Laut Ihrem Kollegen fühlt man sich in keinem Beruf so allein wie als Trainer nach einem Spiel…

AT: Für mich ist es, als würdest du barfuß auf Eis zurück in die Kabine laufen, dein Team ist 25 Kilometer weit weg, alles spielt sich noch einmal in deinem Kopf ab …

JN: Barfuß über Eis laufen klingt ziemlich hart, aber es stimmt schon: Du bleibst auch nach dem Abpfiff fokussiert, denkst über die 90 Minuten nach und darüber, was das für das nächste Spiel bedeutet. Was werden gleich die ersten Worte an die Mannschaft sein? Es ist wichtig, dass du da die richtigen Worte findest. Nach einem Spiel bist du allein, weil du es möchtest. Wenn du bei Bayern ein Spiel gewinnst, zählt der Sieg für einen Trainer oft nur eine Stunde, dann geht dein Blick nach vorn. Spieler können etwas länger genießen. Nach Siegen feiert die Mannschaft mit den Fans, dieser Moment gehört den Spielern. Und wenn wir ein Spiel verlieren, ist bei mir schämen das richtige Wort: Ja, ich schäme mich dann: War die Vorbereitung gut genug, war der Plan gut genug? Es ist ein wirklich unangenehmes Gefühl.

AT: Bei vielen Menschen ist nach Niederlagen normalerweise das Erste, jemand anderem die Schuld zu geben. Aber mir geht es wie Julian – auch ich kenne dieses Gefühl von Scham. Zuerst kritisierst du dich selbst: Was hättest du besser machen können? Es ist wichtig, nach einem Spiel dein Ego zu hinterfragen, nur so kann man besser werden. Und ich glaube auch, der Schmerz würde nur wachsen, wenn du dich nicht reflektieren würdest, bevor du in die Ka­bine gehst und sagst, was die Rückschlüsse sind. Das würden die Spieler sofort spüren.

Was hält länger an: die Freude über einen Sieg oder der Frust nach einer Niederlage?

JN: Es klingt vielleicht verrückt: Aber einen Sieg genieße ich oft keine zwei Stunden …

AT: … eher sogar weniger ...

JN: … aber wenn ich ein Spiel verliere, belastet mich das zwei oder drei Tage.

AT: Stimmt, aber das ist gut, weil dich diese Reflexionen besser machen. Spieler müssen hingegen schnell wieder auf dem Feld Leistung abrufen, sie müssen das abschütteln.

JN: Das Schwierigste an diesem Job ist in meinen Augen, dass du auch nach einer Niederlage immer optimistisch bleiben musst. Du musst dich vor dein Team stellen – weil du der bist, der die Lösungen haben muss. Die Spieler sollten nicht spüren, dass du traurig oder wütend bist oder dass du dich schämst.

AT: Sie sollten immer das Gefühl haben, dass du einen Plan hast. Das ist die beste Medizin nach Niederlagen.

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Wann finden Sie nach einem Spiel Schlaf?

JN: Es ist egal, ob du gewinnst oder verlierst ...

AT: … du kannst nicht schlafen! Ich liege bis vier oder fünf Uhr wach. Das Adrenalin – für dein Gehirn ist nicht an Schlaf zu denken!

JN: Ja. Und manchmal, wenn ich nach einem Spiel schlafe, rufe ich die Namen meiner Spieler. Das hat mir meine Frau mal erzählt. Manchmal wacht sie davon in der Nacht auf.

AT: Ich habe ein Notizbuch neben meinem Bett – und manchmal finde ich nach dem Spiel Notizen, von denen ich nicht weiß, wann ich sie in der Nacht aufgeschrieben habe.

JN: Wirklich? Das ist kurios. Sind das dann Notizen zum Spiel – oder was du zum Frühstück willst (lacht)?

AT: Nein, schon darüber, was wir das nächste Mal in der einen oder anderen Situation anders machen.

JN: Das ist cool – aber ich hätte es jetzt auch witzig gefunden, wenn da morgens „ein Cappuccino bitte“ stehen würde.

Wie sehen Sie das Thema Perfektion: Muss man als Bayern-Coach nach Perfektion streben, wohl wissend, dass sie Utopie ist?

JN: Es geht beim FC Bayern darum, so perfekt wie möglich zu sein. Nur mit diesem Anspruch und dieser Herangehensweise kann man sich immer weiter verbessern – ganz egal, dass einem bewusst ist, dass man Perfektion in Wirklichkeit niemals erreichen kann.

AT: Weißt du, Julian: „Gut“ ist der größte Feind von „exzellent“ – wenn du anfängst, dich mit „gut“ zufriedenzugeben, wirst du dich nie mehr verbessern. Unser Job ist es deshalb, nach Perfektion zu streben, Perfektion zu adressieren, Perfektion zu lernen, perfekt zu sein, so gut es geht. Nur so kannst du eine echte Siegermentalität aufbauen.

JN: Letztendlich muss man sagen, dass auch Fehler wichtig sind, um das perfekte Niveau zu erreichen. Ohne Fehler wirst du nie dazulernen.

AT: Das ist auch der Grund, warum du als Trainer Fehler immer ansprechen musst, selbst wenn sie nicht entscheidend waren. Manchmal erkennen Spieler nicht, warum etwas passiert, weil sie einen Selbstschutzmodus haben. Den dürfen sie auch haben, er ist wichtig – aber als Trainer darfst du Fehler nie ignorieren.

Wer von Ihnen beiden hat eigentlich im Spiel mehr Einfluss?

JN: Ich denke, es ist für Andrea vielleicht ein bisschen einfacher: Die Spieler sind in einer Halle näher an dir dran, und du hast auch die Möglichkeit, mehr kurze taktische Pausen zu nehmen.

AT: Unser Feld ist kleiner, so kann ich mit meinen Rufen die Spieler leichter erreichen. Und wir haben viele Pausen: Jeder Trainer hat im Basketball fünf Time-outs, also insgesamt zehn. Zusätzlich habe ich noch die Pausen zwischen den einzelnen Vierteln und in der Halbzeit. Deswegen glaube ich, dass ich das Spiel taktisch etwas mehr beeinflussen kann.

Herr Nagelsmann, hätten Sie gerne Auszeiten im Fußball?

JN: Ja, auf jeden Fall! Es wäre super, ich setze mich seit fast zehn Jahren dafür ein. Aber es ist nicht so leicht im Fußball, Veränderungen herbeizuführen. Ich bin sicher, dass sich die Qualität der Spiele noch einmal steigen würde, weil die Trainer durch den größeren Einfluss in solchen Time-outs mehr bewirken könnten.

AT: Da stimme ich absolut zu. Ich verstehe sowieso nicht, warum das im Fußball nicht längst eingeführt wurde. Es wäre besser für die Spieler, für die Trainer, für die Fans, für alle.

In welcher Sportart ist Taktik wichtiger?

JN: Schwer zu sagen. Ich denke, sie ist in beiden Sportarten wichtig, aber letztendlich sind im Fußball wie im Basketball die Emotionen das Entscheidende. Wenn du eine starke Beziehung zu deinen Spielern hast, ist das zumindest im Fußball wichtiger als eine großartige Idee.

AT: Ich glaube, ohne Energie, ohne Leidenschaft und Konzentration kann jede Taktik gleich in den Restmüll.

JN: Das stimmt. „In den Restmüll“ gefällt mir sehr gut.

AT: Und ich kenne viele Trainer, die großartige Ideen haben – aber nicht jeder von ihnen hat auch so viel Glück, Spieler zu haben, die bereit sind, sich neue Ideen wirklich anzuhören. Du musst als Trainer heute mehr denn je anpassungsfähig sein. Nur sein Grundsystem durchzuziehen, reicht nicht mehr. Die besten Trainer sind die, die kreativ sind. Denn jede Saison bringt neue Herausforderungen.

JN: Du kannst immer über neue Sachen oder Strategien nachdenken und etwas verändern. Manchmal habe ich da so ein inneres Verlangen, noch kreativer sein zu wollen und mehr Sachen zu kreieren. Aber wie Andrea schon sagte, ist es am wichtigsten, sich an seine Spieler anzupassen. Sie sollten die Möglichkeit haben, gute Leistungen zu bringen und sich nicht nur auf deine Ideen fokussieren müssen, nur weil du kreativ sein möchtest.

Trinchieri stammt aus der Modestadt Mailand und vergleicht sich als Trainer mit einem Schneider, der den Stoff bekommt und dann versucht, Anzüge anlassbezogen auf den Leib zu schneidern.

JN: Ich habe mal gesagt, dass ein Trainer wie ein Bäcker ist: Du suchst dir alle Zutaten und versuchst, das beste Brot zu backen, das für dich möglich ist, damit es gut riecht und schmeckt, zum Frühstück oder für etwas anderes. Aber der Vergleich mit der Mode ist auch schön.

AT: Ob Bäcker oder Schneider: Es ist immer so, dass sie dir etwas geben und du das Beste daraus machst.

Herr Trinchieri, bei einem Besuch im FC Bayern Museum waren Sie von einem Bild von Franz Beckenbauer besonders beeindruckt – warum?

AT: Für einen Sportler gibt es kein besseres Motiv. Atemberaubend. Das ist die gleiche Kategorie wie das Bild von Michael Jordan, als er den letzten Wurf seiner Karriere macht. Das Motiv zeigt den „Kaiser“ mit den weiß Gott wie vielen Trophäen, die er geholt hat. Wir sagen, es geht hier immer ums Gewinnen, und wenn du dieses Bild siehst, verstehst du auch den Grund dahinter. Ich habe damals eine besondere Atmosphäre gespürt – und endgültig die Größenordnung dieses Vereins verstanden.

Wie wichtig ist es als Coach des FC Bayern, die Geschichte des Clubs zu kennen?

JN: Die enorme Tradition des Vereins und seine Geschichte verpflichten. Wer die Vergangenheit sieht, weiß, dass man auch in Zukunft Titel holen muss: Vergiss nie, woher du kommst! Die Verantwortung, die aus dieser Historie erwächst, ist auch eine wichtige Komponente, wenn du neue Spieler suchst. Jeder weiß, wofür der FC Bayern steht.

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Fotocredit: Dirk Bruniecki / FC Bayern Magazin 51

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