




Alles wartet auf DIESE Spiele, der Audi Dome ist hergerichtet: Die Bayern-Basketballer empfangen am Mittwoch (20.30 Uhr) und Freitag (20.45 Uhr) den erklärten EuroLeague-Favoriten FC Barcelona zur Fortsetzung des Playoff-Spektakels. 1:1 steht es reichlich unerwartet in der Best-of-five-Serie nach den ersten beiden Heimspielen des Vorjahresfinalisten und Hauptrundengewinners. Vergangene Woche konnten die Münchner nach dem 67:77 inklusive des Verlusts ihres Topscorers Darrun Hilliard (Schlüsselbein-OP) den spanischen Meister und Pokalsieger vor dessen emphatischen Publikum mit einem 90:75-Coup im zweiten Duell überraschen. Nun wechselt das Viertelfinale in den Audi Dome – es gibt nur noch Restkarten.
FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri und seine Spieler sehen Nikola Mirotics Barça weiter in der Favoritenrolle: schon vor einem Jahr manövrierte sich der Titelkandidat trotz eines 1:1-Zwischenstands letztlich souverän ins Kölner Final Four durch ein 79:53 in Spiel fünf gegen Sankt Petersburg (3:2). Sie haben sich ein viertes Spiel in eigener Halle verdient und fokussieren sich nur auf das nächste Duell, so der Tenor.
Hier die wichtigsten Stimmen von der Pressekonferenz mit Trinchieri, Kapitän Nihad Djedovic und Deshaun Thomas sowie Geschäftsführer Marko Pesic.
„Barcelona ist weiter der Topfavorit“
ANDREA TRINCHIERI: „Das Spiel wird wieder extrem physisch verlaufen, mit viel Kontakt, sie werden viel nach innen über Groß spielen. Darauf müssen wir reagieren. Es wird also ein sehr schwieriges, ein physisches und auch mentales Duell. (…)
Ich würde sagen, dass Walden nicht spielen kann, Hilliard natürlich auch nicht und bei Leon (Radosevic) werden wir es am Spieltag wissen. (…)
Wir wissen alles über beide Mannschaften, somit wird es am Ende darauf hinauslaufen, was Spieler in bestimmten Momenten in der Lage sind zu tun. Ich war (im zweiten Spiel) sehr froh, dass sich Spieler wie Andi (Obst) und Deshaun steigern konnten. Das hat uns einen unglaublichen Boost gegeben. Diesmal müssen das vielleicht wieder andere Spieler übernehmen. (…)
Wenn ich über diese Saison ein Buch schreiben könnte, würde es eine Romanze werden. Denn die Geschlossenheit und die Leistung meiner Spieler überdecken all die Probleme, die wir hatten. Deswegen wäre es auch ein großer Fehler, zu weit über das nächste Spiel hinauszuschauen. Wir haben in 24 Stunden erst mal eines gegen das beste Team der EuroLeague, das bestplatzierte, das mit dem stärksten Kader, dem besten Coach. Nur dieses Spiel zählt jetzt. (…) Ich lebe in der Realität, ich bleibe am Boden. Barcelona ist weiterhin der Topfavorit auf den Titel.“
NIHAD DJEDOVIC: „Es hat sich nichts verändert: Wir sind Außenseiter, das ist klar. Wir haben in Barcelona gewonnen, weil wir ein extrem gutes Spiel gespielt haben. Aber wir dürfen jetzt nicht unsere Einstellung ändern. Es geht um 40 Minuten Kampf, Geduld und Konzentration, das ist für so ein Spiel die einzige Option, um gewinnen zu können. Doch Barça ist Barça, sie haben alles in der Mannschaft, vom MVP, NBA-Spielern und einen Trainer, der alles gewonnen hat. Klar, mit unseren Fans im Rücken wird es etwas leichter sein. (…)
Wir könnten jetzt Druck spüren, aber so denken wir überhaupt nicht. Wir wissen, dass wir immer noch die Underdogs sind in dieser Serie. 1:1 bedeutet gar nichts. Niemand von uns denkt ans Final Four, wir wollen Spiel für Spiel gehen und werden sehen, was morgen passiert. Sie sind der Favorit und haben mehr Druck als wir. (…) Das dritte Spiel wird wieder anders sein, Barcelonas Stil wird sich verändern, zum Beispiel dort, wo wir in der Defense überlegen waren. Aber das werden wir auch tun – es ist wie ein Schachspiel, du bewegst die Figuren und siehst am Ende, wo du stehst. Wichtig ist, dass wir den Fokus nie verlieren und Intensität über 40 Minuten zeigen. Wir müssen daran glauben. Die individuelle Qualität ist auf Seiten von Barcelona, aber mit Intensität und Willen können wir alles schaffen.“

„Der Trainer hat an uns geglaubt“
DESHAUN THOMAS: „Es ist klar, dass Barcelona weiter der Favorit ist. Wir müssen fokussiert hart spielen und wissen, dass sie Anpassungen vornehmen werden. Das ist ein großes Spiel und sie werden mit sehr großer Intensität herauskommen. (…) Wir brauchen uns keinen Druck machen, sondern müssen einfach an uns selbst glauben. Wir hatten (in Spiel 2) einen Game-Plan und den haben wir ausgeführt. Der Trainer hat an uns geglaubt und wir diesmal auch. Gerade mich und Andi hat er ermuntert und uns Selbstvertrauen gegeben. (…) Jeder von uns kann so eine Rolle übernehmen, es wird nicht immer so wie in Spiel zwei laufen.“
„Gegen Barcelona zu spielen, in einem vollen Audi Dome, und in den Playoffs zu stehen, das ist schon etwas ganz Besonderes.”
FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic
MARKO PESIC: „Der Audi Dome wird voll sein und das ist natürlich nach allem, was wir die letzten zwei Jahre durchgemacht haben, ein großes Zeichen der Fans und des Respekts gegenüber der Mannschaft. Wir haben letztes Jahr eine herausragende EuroLeague-Saison gespielt, aber eben ohne Fans. Das war ein komisches Gefühl. (…) Das ist jetzt vielleicht noch kein historisches Ereignis, das wird man erst im Nachhinein beurteilen können. (…) Aber gegen Barcelona zu spielen, in einem vollen Audi Dome, und in den Playoffs zu stehen, das ist schon etwas ganz Besonderes. Wenn uns das einer vor drei, vier Jahren gesagt hätte, hätte jeder gefragt, ob das wirklich realistisch ist. Aber es ist Realität und wir haben ein ganz großes Spiel vor uns. (…)
Alles, was wir letzten Donnerstag geleistet haben, wird morgen (Mittwoch) nicht reichen. Da muss man schon eine Top-Top-Top-Leistung mit viel Konzentration und Einsatz zeigen, dass wir eine Chance haben. Auf der anderen Seite den Spagat zu schaffen, das einfach auch zu genießen, das ist für die Mannschaft eine Herausforderung. (…)
Eine Niederlage von Barcelona ändert nichts und wir brauchen nicht darüber sprechen, wer der Favorit ist. Aber es scheint so, dass uns das gut tut. (…) Im ersten Spiel haben wir etwas zu viel abgewartet. Jetzt scheint es so zu sein, dass die Mannschaft das Gefühl hat, dass sie mitspielen kann. (…) Mit der Einstellung, nach jedem Ball zu springen, damit haben wir gewonnen, nicht mit der individuellen Qualität. (…) Aber Barça wird nicht das Risiko eingehen wollen, dass sie mit 2:1 in Rückstand geraten. (…) Andrea hat gezeigt, auch letztes Jahr gegen Mailand, dass er die Gabe hat, das Team von Spiel zu Spiel besser an den Gegner anzupassen. Aber wenn wir zu viel träumen, haben wir keine Chance. Es wird spannend.“
Fotos: Molina