
Neun Siege bis zur Meisterschaft, dieses Ziel haben die acht Playoff-Teams der easyCredit BBL ab sofort vor Augen. Die Favoriten sind ausgemacht in den beiden deutschen EuroLeague-Teams aus München und Berlin. Alba, seit fast fünf Wochen nicht mehr in der Königsklasse engagiert, konnte sich in der Bundesliga ohne Doppelbelastung noch die Pole-Position vor Bonn sichern. Die Bayern-Basketballer, vor zehn Tagen in Playoff-Spiel fünf in Barcelona, gehen von Rang drei ins Rennen und treffen in der ersten Playoff-Runde ab Freitag auf den Sechsten Chemnitz. Bonn hat es mit dem Siebten Hamburg zu tun, Berlin mit den noch spät ins Viertelfinale gerutschten Bambergern und Ludwigsburg als Vierter im Derby mit den fünftplatzierten Ulmern.
Soweit die Ausgangslage für die Post-Season, in welcher sich die Münchner also zunächst mit den Niners aus Chemnitz auseinanderzusetzen haben. Im Best-of-five-Modus 2-2-1 haben sie am Freitag und Sonntag (jeweils 20.30 Uhr) zunächst Heimrecht im Aud Dome, übernächsten Freitag geht es in Chemnitz weiter.
„Fokussiert wie gegen Barcelona“
Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri, der nach seiner Magenerkrankung am Donnerstag wieder in die Halle zurückkehrte, ist gewarnt: Sowohl die beiden Rundenspiele gingen an die Sachsen als auch das Pokalspiel um den Top4-Einzug (80:85). „Damals kamen wir entweder aus einer doppelten EuroLeague-Woche oder direkt von einer schwierigen Auswärtsreise und mit verletzten Spielern“, erinnert sich Kapitän Nihad Djedovic, der aber zugleich großen Respekt vor dem Gegner formuliert: „Tatsache ist, dass sie uns dreimal besiegt haben. Wir wollen es besser und wieder gut machen. Aber klar ist auch: Wir wissen, dass es schwer wird, es wir nicht leicht.“
Die weiteren Aussagen vom Medien-Talk in Auszügen:
Nihad Djedovic: „Wir hatten diese Saison so viele unterschiedliche Phasen, mehrfach mit Covid, mit Verletzten und dann zuletzt die EuroLeague-Playoffs. Jetzt in den BBL-Playoffs spielt man klar um einen Titel und ich glaube, dass wir bereit sind. Wir müssen jetzt diesen guten Monat durchhalten und alles geben. (…) Aber erst mal müssen wir in die Playoffs reinkommen, um zu sehen, wo wir stehen. Unsere Motivation ist sehr hoch und alle wissen, dass das der Titel ist, den wir unbedingt wollen. Wir wissen, was in den letzten Playoffs passiert ist. Ich selbst bin aus einer OP direkt eingestiegen, dann war die Sache mit Paul (Zipser), auch andere Spieler waren angeschlagen. (...) Ich glaube, dass wir trotz des Fehlens von Corey (Walden) und Darrun (Hilliard) diesmal gesundheitlich etwas besser dastehen.“
Andreas Obst: „Wir hatten drei Spiele gegen Chemnitz, die nicht so gut für uns ausgingen. Aber ich denke, wir wissen jetzt um ihre Stärke und wie sie spielen wollen. Wir müssen auch mental bereit sein und nicht nur auf ihre Systeme vorbereitet sein, sondern auch auf ihre Energie und den Einsatz, mit dem sie spielen. Wir müssen selbst hart spielen. (…) Chemnitz spielt mit viel Pace, sehr schnell, sie sind sehr aggressiv, schießen viele Dreier, ziehen zum Korb und laufen Transition. Sie können sich schnell in einen Rausch spielen. Wenn sie einen Run starten, müssen wir das unterbinden.“
Drei Niederlagen „im Hinterkopf“
Leon Radosevic: „In den Playoffs hast du immer noch etwas mehr Motivation. Und wenn du gegen eine Mannschaft schon mehrere Spiele verloren hast, dann musst du von der ersten Minute fokussiert sein. Diese Serie wird nicht easy sein, 100 Prozent, denn das ist eine gute Mannschaft. Aber jetzt müssen wir zeigen, warum wir EuroLeague spielen, warum wir EuroLeague-Playoffs gespielt haben. (…) Jetzt sind es die besten acht Mannschaften aus Deutschland, mit bekannten Teams wie Ludwigsburg oder auch Bamberg. Wenn du da dabei bist, zeigt das schon etwas – Chemnitz ist nicht umsonst in die Playoffs gekommen. Wir müssen alle Spiele zu 100 Prozent fokussiert sein, als würden wir gegen Barcelona spielen.“
Nick Weiler-Babb: „Wir müssen jetzt anders an diese Spiele herangehen. Wir sollten auch nicht an die Vergangenheit denken, denn das ist jetzt eine ganz neue Saison. Sie haben uns jedoch schon besiegt, das haben wir im Hinterkopf und sollten es als Motivation nehmen. Wir sind favorisiert und haben auch viel Selbstvertrauen, doch jetzt müssen wir noch mal ein anderes Level erreichen. Wir wollen diese Spiele definitiv in unserem Sinne gestalten.“
Nelson Weidemann in Form
Bei den Chemnitzern kehrte zuletzt bei der knappen Niederlage in Crailsheim (93:95) Nationalspieler Jan Niklas Wimberg nach längerer Verletzungspause in den Kader zurück. Im Spiel davor hatte man zuhause den Zweiten Bonn klar dominiert (90:68). Die Niners beendeten die Runde mit 22:12 Siegen (Bayern: 25:9) und stehen in ihrer zweiten BBL-Spielzeit erstmals in der Post-Season.
Die sehr ausgeglichen besetzten Chemnitzer müssen in den ersten drei Spielen allerdings auf ihren Topscorer Darion Atkins verzichten (11,8 PpS), gegen die Sperre wegen einer Tätlichkeit im Crailsheim-Spiel ist noch Berufung möglich. Hinter dem US-Forward reihen sich der litauische Dreier-Schütze Mindaugas Susinskas (11,4 PpS, 49 % Dreier), Aufbauspieler Frantz Massenat (10,1 PpS, 5,2 ApS), Isiaha Mike (11 PpS, 5,7 RpS), Trent Lockett (9,5 PpS) und Nelson Weidemann (9,2 PpS) ein. Letzterer, von den Bayern ausgeliehen, präsentierte sich in Crailsheim mit 26 Punkten (5/6 Dreier) in Topform.
„Sie machen seit Jahren einen herausragenden Job in Chemnitz“, sagt Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic über den Gegner. „Wir haben mit ihnen noch eine Rechnung offen, aber wir sollten vor allem auf uns schauen.“