
Nervenstarker FCBB fordert ausgeruhte Berliner
Keine Heimreise nach München, sondern gleich weiter – in die BBL-Finals 2022: Die Bayern-Basketballer haben dem Druck nervenstark standgehalten und sind mit dem dritten Auswärtssieg (87:74) in der ausverkauften Hardtberg-Halle der Telekom Baskets Bonn in die Endspiel-Serie mit Alba Berlin eingezogen. Der Tross um Cheftrainer Andrea Trinchieri verließ am Donnerstagmittag das Teamquartier am Flughafen Köln/Bonn und reiste direkt zum Start des mit Spannung erwarteten, deutschen Clásico in die Hauptstadt, wo nur 46 Stunden nach Spielende in Bonn der Titelverteidiger und Hauptrunden-Gewinner herausgefordert wird.
Jump ist in der Arena am Berliner Ostbahnhof um 20.30 Uhr, MagentaSport ist wie immer live dabei. Dienstag (14. Juni, 19 Uhr) wechselt die Serie in den Münchner Audi Dome, zweiter Heimspieltermin wäre Sonntag, 19. Juni, um 15 Uhr. Die Auswärtsspiele werden bei einem kostenlosen Public Viewing auf dem Videowürfel im Audi Dome übertragen (Karten über die Homepage).
„„Sie sind bestens erholt und der große Favorit, spielen tollen Basketball und haben bereits den deutschen Pokal hochgehalten. Doch wir werden da sein mit dem, was wir haben und mit einer Mannschaft, die leiden kann und sich aufopfern will für den FC Bayern.“”
Alba hatte eine Woche Pause
Wie seine Spieler und die lautstarke Fan-Hundertschaft aus München war auch Trinchieri sehr erleichtert über die „reife, erwachsene Leistung“ seiner Mannschaft im Entscheidungsspiel im Telekom Dome vor 6.000 enthusiastischen Rheinländern. Angesichts der enormen Kraftanstrengung über fünf Spiele gegen einen lange ebenbürtigen Gegner sieht der Italiener seine Männer in der Rolle des Herausforderers angemessen aufgehoben. Denn Alba hatte exakt eine Woche Pause nach dem dritten Sieg auswärts gegen Ludwigsburg (73:67, 100:76, 89:84), um regenerieren und den Kontrahenten studieren zu können.
Die Berliner gewannen außerdem ihre Spiele zuletzt problemlos und in Serie; zwar nicht „157 Mal hintereinander“, wie Trinchieri Mittwochnacht unwesentlich übertrieb. Doch ihre letzte Niederlage im nationalen Wettbewerb datiert auf Ende März in Chemnitz. Danach folgten 17 Erfolge samt zwei lockeren 3:0-Serien in den Playoffs über Bamberg und eben Ludwigsburg. Letztmalig verlor Alba Anfang April gegen Monaco in der EuroLeague, wo man dann, im Gegensatz zu den Bayern, nicht in den Playoffs engagiert war und sich noch die Pole-Position vor Bonn sichern konnte.
„Sie sind bestens erholt und der große Favorit, spielen tollen Basketball und haben bereits den deutschen Pokal hochgehalten“, sagte Trinchieri in Bonn. „Doch wir werden da sein mit dem, was wir haben und mit einer Mannschaft, die leiden kann und sich aufopfern will für den FC Bayern. Wobei wir nicht wissen, wer spielt, denn auch heute hatten wir einige angeschlagene Spieler. Für mich sind sie der klare Favorit, doch ich möchte mein Team gegen kein anderes eintauschen. (…) Wir haben den Finaleinzug verdient, denn wir hatten eine sehr, sehr, sehr schwierige Saison. Wenn man allein daran denkt, dass unser eigentlicher Backcourt in München ist und in Therapie statt zu spielen – dann weiß ich, dass wir nur aufgrund des großen Willens meiner Spieler Lösungen für diese Situationen gefunden haben.“
In der Statistik ist Bayern vorn
Ein leichtes Abendtraining, ein Meeting am Spieltag, viel mehr Vorbereitung werden die Münchner nicht haben bis zum ersten Finalspiel. Den Hauptjob haben die Physios, die auch in Bonn bis weit nach Mitternacht die beanspruchten Körper kneteten und behandelten. Wie vornehmlich die Berliner Transition zu stoppen ist, das erörtern die Coaches in ihren Video-Sessions.
Material genug ist vorhanden: Diese Saison trafen die Bayern bereits viermal auf Alba. In der EuroLeague wurde mit der dort erweiterten Rotation zweimal gewonnen (62:56 und in Berlin 82:69), ebenso auswärts in der BBL (80:73). Das letzte Spiel der Hauptrunde, für die Tabelle damals nicht mehr relevant, ging im Audi Dome mit 83:78 Punkten an die Gäste.
Somit stand man sich bisher 64 Mal gegenüber: 38 Siege gingen an den FCBB, 24 Mal gewann Berlin; einmal ging es Remis aus (EuroCup-Hinspiel). Die Klassiker-Bilanzen nach Wettbewerben aus Münchner Sicht: BBL 29:20, EuroLeague 5:0, EuroCup ein Sieg und ein Unentschieden sowie Pokal 3:4.
In den bisher sieben Aufeinandertreffen in den Playoffs seit 2013 setzten sich die Münchner sechsmal durch, Berlin im Vorjahr (3:1).
Maodo Lo als Schlüsselfigur
Zentrale Figur der Gastgeber ist der frühere Bayern-Guard Maodo Lo, der eine herausragende Saison spielt. Der Nationalspieler liegt in den Playoffs bei durchschnittlich 13 Punkten und vier Assists; in der EuroLeague war er Berlins Topscorer mit 13,3 Zählern und 43,5-prozentiger Dreierquote. In der BBL übertreffen ihn im Saisonschnitt (9,4 PpS) Oscar da Silva (11,5), der vor einem Engagement in Barcelona stehen soll, sowie Guard Jaleen Smith (10,8).
Im auch unter Trainer Israel Gonzalez ausgeglichen eingesetzten Alba-Kader trumpfte in den Playoffs neben Lo vor allem Nationalcenter Johannes Thiemann (16,6 PpS, 7,8 RpS, 87,5 % Zweier) auf. Einzig Schütze Marcus Ericsson steht wohl verletzt weiterhin nicht zur Verfügung, bei den Bayern werden dagegen auch in den BBL-Finals die potentiellen Starter und Langzeitverletzten Darrun Hilliard und Corey Walden ausfallen.
Die BBL-Finals 2022 (best-of-five):
Freitag, 10. Juni, 20.30 Uhr: Alba Berlin – FCBB
Dienstag, 14. Juni, 19 Uhr: FCBB – Alba Berlin
Feitag, 17. Juni, 19 Uhr: Alba Berlin – FCBB
*Sonntag, 19. Juni, 15 Uhr: FCBB – Alba Berlin
*Dienstag, 22. Juni, 20.30 Uhr: Alba Berlin – FCBB
*=falls nötig