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„Wir werden gut sein. Wie gut, weiß ich nicht – aber gut.“

Im Rahmen des Trainingslagers der Bayern-Basketballer in Bruneck nahmen sich Cheftrainer Andrea Trinchieri und Geschäftsführer Marko Pesic wieder Zeit für die Fragen der angereisten Medienvertreter. Hier ausführlich die wichtigsten Aussagen.

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Andrea Trinchieri im Testspiel gegen Verona

ANDREA TRINCHIERI über . . .

. . . den Camp-Gast Paul Zipser: „Es wird ein langer Prozess bei ihm, aber ihn hier zu haben, ist ein Geschenk. Wir sind alle glücklich darüber. Er darf jetzt individuell trainieren und wir werden in den nächsten Wochen sehen, wie es weitergeht. Er ist supermotiviert, damit steckt er uns an. Einen Zeitplan für ihn zu haben, wäre unfair. Kleine Dinge sind jetzt große bei ihm. Ich werde ihn 100-prozentig unterstützen und ich bin überzeugt, dass er zurückkommt.“

. . . die Entwicklung des Teams: „Uns fehlen gerade wieder einige Spieler. Weiler-Babb hat hier erstmals trainiert und Rubit davor auch noch nie mit dem Team. Aber alles ist im Fluss, ich lerne und studiere mein Team. Ich habe einen Bilderrahmen, aber die Farben des Gemäldes noch nicht gewählt. Gehen wir ins Holländische? Oder doch eher Picasso? Mal sehen.“

. . . den Stand im Kader: „Wir haben keine dominanten Center, sondern variable, die mehrere Positionen spielen können. Wer sich gut macht, ist Andy (Obst), den ich mal als Kind zurückgelassen habe – und jetzt ist er ein Mann. Ich denke, er hat noch viel Raum, sich zu verbessern. Jaramaz macht es ebenfalls sehr gut, Walden auch. Aber beide habe ich ja schon mal trainiert, also kennen sie mich und ich sie. Mehr lässt sich jetzt noch nicht sagen, wir navigieren uns durch diese Phase. Wir haben viele Spieler getauscht, das muss ich mir erst alles anschauen. (…) Letztes Jahr war unsere Vorbereitung ein Horror. Diesmal nehme ich mir Zeit.“

„Wenn nicht Claudia Schiffer, dann Heidi!“

. . . den größeren Umbruch: „Viele Verträge liefen eben aus. Unsere beiden besten Spieler wurden verpflichtet, Reynolds und Baldwin. Das wussten wir vorher und wir verkraften das. Wir haben das Glück, ein sehr starkes Gerüst nach einer fantastischen Saison behalten zu haben: mit Lucic, unserem Leader, mit Sisko, Babb, Paul und Leon. Babb kommt jetzt erst zurück und Leon und Paul fehlen derzeit. Das verlangsamt natürlich den Prozess. Aber ich bin zuversichtlich. Es wird dauern, aber wir werden gut sein. Wie gut, weiß ich nicht – aber gut.“

. . . über zahlreiche Weggänge: „Wollen wir mit Claudia Schiffer ausgehen? Ja klar. Wir können sie anrufen – aber sie wird den Anruf nicht annehmen. Wenn du also nicht mit Claudia essen gehst, dann vielleicht mit . . . Tanja? Oder Heidi! Also musst du das tun, was eben möglich ist. Ich wollte alle Spieler zurückhaben, aber das wussten wir, dass es nicht geht. Ich bin superhappy, dass ich Pauli, Sisko, Lucic, Leon und Babb zurückhabe.“

. . . die Möglichkeiten des Vereins: „Dieser Klub unternimmt Anstrengungen und ist doch sehr stabil. Wir werden nie einen Schritt machen, der zu weit ist für unsere Beine. Ein Meilenstein für den Verein wird die neue Arena sein, der SAP Garden. Bis dahin geben wir unser Bestes, erfolgreiche Saisons zu haben, wie letztes Jahr. Wir werden das Geschehen auf dem Court lesen und darauf reagieren. (…)
Wir haben die letzte Saison quasi ohne Guards beendet, alle verletzt. Dieses Jahr ist unsere Guard-Rotation größer, auch die der Deutschen. Von denen beeindruckt aber im Moment vor allem Jason George, er hat bisher in der Vorbereitung lange und gut gespielt. (…) Die größere Auswahl ist wichtig, weil wir letzte Saison einfach Spiele hatten, die wir aus physischen und mentalen Gründen gar nicht gewinnen konnten.“

. . .   die Führungsfigur Othello Hunter: „Manchmal merkst du nach nur drei Sätzen, dass der andere unerwartet sofort die gleiche Sichtweise hat. Othello ist ein Leader, sehr erfahren; er kam sehr gut vorbereitet an, besser in Form als manch jüngerer, das sagt mir alles. Er will gewinnen, ich will gewinnen, Lucca will gewinnen. Sie sind unser Rückgrat.“

. . . verhältnismäßig kleine Center: „Wir werden einen Tavarez mit Hunter und Rubit schon verteidigen. Wir wissen, dass uns etwas Länge fehlt. Aber ich hoffe, dass wir das mit Energie, Intensität und System kompensieren werden. Defense wird mehr denn je der Schlüssel des Systems sein. Mein Traum ist, dass ich einen Spieler nur deshalb wechseln muss, weil er alles auf dem Court gelassen hat, für wie lange auch immer.“

„Ich hoffe auf enthusiastische Fans“

. . . Saisonziele: „Ich habe den ganzen Sommer überlegt, was ich erreichen will. Letzte Saison hatten wir ein unvollkommenes Team, das jedoch einen Weg fand, nahezu perfekt zu spielen, wobei der Basketball gar nicht gemeint ist. Der Spirit war einmalig. Wir hatten so viele Comebacks gegen so starke Teams. Diese No-lose-Mentalität will ich wieder erzeugen. Das ist wichtiger, als dass ich Dinge lehre. (…)
Ich sehe uns jetzt in der EuroLeague an 18. Stelle, aber ich möchte mich jeden Tag um eine Position verbessern. Alle Teams sind jetzt besser, die Transfers, die Namen waren doch wieder unfassbar im Sommer. Also ist das Ziel jetzt wieder, von unten hochzukommen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen., egal, wer müde ist oder verletzt.“

. . . die Organisation FCBB: „Von außen sehe ich einen schlafenden Riesen. Oder wie beim Barbecue: Nach einer Stunde siehst du unter der Asche etwas Superheißes. Mein Job ist es, den Riesen zu wecken oder eben richtig Feuer zu machen. München ist eine fantastische Stadt, ich liebe hier jede Ecke. Leider habe ich die Fans noch nicht erlebt. Letzte Saison hätten wir jedes Mal 10.000 bei uns haben können, denn das war eine Show. München braucht unbedingt etwas neben Fußball. Und für den europäischen Basketball kann das hier ein ganz spezieller Verein werden: Ein HUB, in dem Spieler entwickelt werden, indem sie Spiele gewinnen. Das Potenzial ist da.“

. . . die Rückkehr der Fans: „Ich hoffe, dass das Team enthusiastische Fans haben wird. Die Mannschaft wird immer alles geben, jedes Spiel. Wir wollen eine sehr enge Verbindung mit den Fans aufbauen.“ 

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Paul Zipser & Marko Pesic beim 1-on-1

MARKO PESIC über . . .

. . . den Transfersommer: „Als früh klar war, dass Andrea bleibt, haben wir wieder die Saison analysiert und dann zusammen mit Herrn Hainer einen Plan gemacht, wie wir von A nach B kommen können. Es war wegen der ungewissen Dinge wie der Fan-Rückkehr und des Budgets schon schwer. Aber wir haben sehr gut zusammengearbeitet, dass der Kader jetzt so aussieht, wie er aussieht. Ich glaube, der Trainer ist zufrieden, wie sich die Mannschaft entwickelt hat; ich bin es auch und auch die Spieler, die geblieben sind, sind es.“

. . . den Kostenrahmen: „Ich weiß nicht, wie wir im Vergleich zu den anderen stehen. Aber im Vergleich zu 2019 hatten wir vergangene Saison natürlich einen großen finanziellen Einschnitt. Wir sind jetzt etwas über der vergangenen Saison – aber bei Weitem unter dem, was wir vor zwei Jahren ins Team investiert haben. Es war also schon eine Herausforderung, aber die Zusammenstellung hat unheimlich viel Spaß gemacht. (…)
Sicherlich hat die Pandemie bei vielen Vereinen einen Impact auf der finanziellen Seite. Aber ich glaube schon, dass die Art, wie wir vergangene Saison gespielt haben, bei den Spielern und Beratern einen Einfluss gehabt hat. Wir haben keine finanziell verrückten Dinge gemacht, das können wir 100-prozentig nicht. Wir sind sicherlich interessanter für Spieler als vor zwei, drei Jahren. Und dass wir einen Trainer haben, der auch eine Rolle spielt, dass Spieler kommen, das ist sicherlich so. Einige Vereine hantieren weiter mit viel Geld, aber das ist bei vielen Spielern nicht mehr das alleinige Kriterium. Die Pandemie hat schon für andere Verhältnisse gesorgt.“

. . . Größe und Art des Umbruchs: „Es ist so gekommen, wie wir das früh geplant und uns gedacht haben. Es ist eher nichts Unerwartetes passiert. Wir wollten auf den deutschen Positionen Spieler holen, die den Kampf annehmen. Ich finde, wir haben uns dort verbessert, wo Verbesserungsbedarf war. Auf den großen Positionen und auch mit Andy, dessen Wurf auch international eine Gefahr darstellt. Letztes Jahr musste sich kurzfristig die Zahl der Ausländer wegen Danilos Weggang erhöhen, er hatte ja zwei Positionen belegt. Und wir haben natürlich nach 90 Spielen gemerkt, dass wir den Spielern mit etwas mehr Tiefe helfen müssen. Mit Qualität und nicht nur Quantität. Wir haben also nicht analysiert, wo die Mannschaft schwach war, denn das war sie nicht, sondern wo wir sie mehr unterstützen können.“

„Wollen uns international stabilisieren“

. . . Othello Hunter: „Othello hat nicht nur die Qualität, dass er mit unseren Guards ein perfekter Fit ist, sondern er ist mit seiner Erfahrung und mit seinem Auftreten auch in der Umkleidekabine sehr wichtig; ähnlich, wie es letzte Saison James Gist war.“

. . . die neue Guard-Riege: „Wade Baldwin hat natürlich eine unfassbar gute Saison gespielt. Fakt ist aber auch, dass wir mit ihm einen Spieler hatten, der viel Verantwortung auf sich zog. Wir waren der Meinung, dass wir das auf mehrere Schultern verteilen müssen. Deshalb haben wir jetzt Walden, Hilliard, Jaramaz, dazu Babb und Andy; dass wir mehr rotieren können. Wenn alles perfekt läuft, wirst du nicht merken, ob Lucic und Sisko aussetzen oder Walden und Hilliard. Das war die Idee.“

. . . Zugang Jaramaz: „Von ihm erwarten wir uns auch diese Saison nichts unglaublich Großes, obwohl er das Potential hat. Aber wir haben ihm einen Dreijahres-Vertrag gegeben, weil wir glauben, dass er mit Sisko oder auch Walden längerfristig eine Guard-Achse bilden kann. Er ist jemand, der, ähnlich wie damals Lucic, auf Dauer viel Verantwortung übernehmen soll. Viele kennen ihn nicht, aber ich glaube, er wir schnell eine wichtige Rolle spielen.“

. . . Saisonziele: „Natürlich sollten wir national diesmal beide Titel konstruktiv angreifen, was letztes Jahr nicht ganz möglich war. Es geht darum, die letzte Saison vor allem national zu bestätigen. International haben schon noch einige Spieler, die noch nie in der EuroLeague dabei waren und sich auf dem Niveau bestätigen haben, wie Jaramaz oder Andy. Die Erfahrung von Hilliard, Rubit oder Othello ist deshalb sehr wichtig.“

. . . die Playoffs 2021 als Messlatte: „Es wird eine große Herausforderung, wieder unter den Top10, unter den ersten Acht zu sein. Eines wird nämlich wegfallen: dass man uns unterschätzt. In unserer Entwicklung wird das ein besonders wichtiges Jahr, um zu sehen, ob wir den nächsten Schritt schaffen, nämlich uns zu stabilisieren im internationalen Vergleich. Tatsächlich habe ich mir schon im März gesagt: ,Mist, die Mannschaft ist geil, aber wie soll man das nächstes Jahr wiederholen?!‘ Ich denke dennoch, dass es mit dieser Gruppe möglich ist, wenn wir gesund bleiben und auch etwas Glück haben. Wir müssen es dafür schaffen, unseren Mindset wieder so einzustellen, dass wir erneut Jäger sind und hungrig um zu zeigen, dass wir keine Eintagsfliege waren. Deswegen finde ich Andreas Einstellung gut, sich erst mal als 18. zu sehen.“

„Nicht wichtig, ob Paul spielt oder nicht“

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Paul Zipser in der Halbzeitpause im Testspiel gegen Verona

. . . die Rückkehr der Fans: „Wir haben gerade auswärts schon einige Spiele gewonnen, bei denen du gemerkt hast, dass der Druck der Heimfans vielleicht gefehlt hat. Die Teams waren quasi nackt, ohne das Drumherum. In Tel Aviv wird es jetzt jedoch nahezu ausverkauft sein, in Piräus und Athen sollen es 8.000 sein, Fenerbahce spielt wieder mit einigen Fans und bei Roter Stern ist sicherlich die Halle ganz voll. Wir selbst waren aber die beste Heimmannschaft und jetzt kommen unsere Fans zurück – wenn wir diese Bilanz in etwa bestätigen könnten, können wir sicher in die Playoffs kommen. Deshalb brauchen wir unbedingt unsere Fans.“  

. . . Zipser im Teamkreis: „Ich glaube, es ist gut für Paul, dass er zurück bei der Mannschaft ist. Das, was er jetzt individuell macht, hätte ich vor zwei Monaten nicht für möglich gehalten. Es wird sicher Rückschläge geben, aber das Wichtigste ist nicht, ob er spielen wird oder nicht. Sondern, dass er gesund ist.“

 

(c) Stickel

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