
Während die Bayern in der Preseason schuften, kämpfen Andreas Obst und Nick Weiler-Babb nun am Freitag tatsächlich um den Einzug ins EM-Finale; Vladimir Lucic und Ognjen Jaramaz erholen sich derweil noch ein paar Tage vom Sommer im nationalen Auftrag. Im „Euro-Diary“ berichten (nicht nur) sie vom Abenteuer EuroBasket 2022 – heute wieder Andi, über den @ole_frerks nach dem Viertelfinale twitterte: „Der Wurf von Andi Obst verdient im Guggenheim einen eigenen Flügel.“
„Der Wurf.
Ich habe mit acht Jahren mit Basketball angefangen. Damals hat der Ball ab und zu den Ring berührt, wenn ich geworfen habe. Manchmal. Ich warf damals mit beiden Händen.
Mit einer Hand, das fing dann aber nicht viel später an. Meine erste Jugendtrainerin, Frau Koch beim USV Halle, brachte mir die Basics bei. Und dann habe ich mir viel im Fernsehen angeschaut, bei Europameisterschaften, bei WMs.
Deswegen ist es ja so wichtig, dass Basketball im Fernsehen kommt. Du brauchst welche, denen du zuschauen kannst.
Bei mir: Es muss ihm ja bitte keiner sagen, aber unter anderem hat mir der Wurf von Marko Pesic sehr gut gefallen, obwohl er Linkshänder war. Wie er den Ball hielt, die Wurf- und Armbewegung, das war schon schön anzusehen; auch Desmond (Greene) warf sehr sauber, später gefiel mir vor allem der Wurf von Ray Allen.
Ich denke, mit etwa 13 Jahren hatte ich den Wurf beisammen, den ich jetzt habe.

Der Pass kann eigentlich kommen, wohin er will. Natürlich ist es cooler, wenn er genau in meine Hände geht. Aber ich kann Ungenauigkeiten ausgleichen. Das trainiere ich ja: die Füße nach dem Pass korrigieren, die Hüfte richtig einzudrehen, immer stabil zu sein, wie der Ball auch kommt.
Ich bin eher kein Streber, aber doch schon ehrgeizig: Vorm Training werfe ich auf 100 oder 200 Treffer. Und anschließend vielleicht noch mal 50 Dreier mit Spielintensität. Auch Ausdauer und Kraft sind natürlich ein Faktor und die letzten ein, zwei Jahre habe ich mein Training für die Rumpfstabilität noch mal etwas umgestellt.
,Der perfekte Wurf‘, den Film über Dirk Nowitzki, habe ich natürlich gesehen. Holger Geschwindner hat Dirks Wurf ja quasi physikalisch errechnet und erfunden. Irre. Jeder hat eben seine Art und Weise, an etwas zu glauben, und Dirks Leistungen sprechen für sich.
Ich bin happy mit meinem Wurf, nicht mal unser Individualcoach Emilio hat was zu meckern. Er sagt nur: ,Bring‘ den Koffer mit deinen Waffen zum Spiel mit und schieß.‘
Also werfe ich. Ich benötige den Ball auch gar nicht lange. Ich brauche ihn wirklich nur ganz kurz bei mir: weg.“
Der Dreier-Spezialist Andreas Obst, 26, hat bei seiner ersten EM eine Feldwurfquote von 51 Prozent.
(c) FIBA