
Die Bayern-Basketballer stehen in den Startlöchern – am Samstag (1.10., 18 Uhr) beginnt für den EuroLeague-Viertelfinalisten die Saison 2022/2023 mit dem BBL-Heimspiel im Audi Dome gegen Ulm. Für Geschäftsführer Marko Pesic, 45, ist es die zwölfte Spielzeit mit dem FCBB und jene nach der „komplizierteste Saison, die ich je erlebt habe“. Vor dem Start gibt der frühere Nationalspieler einen Einblick, was sich im Sommer getan hat und was die Fans ab Samstag erwartet.
Marko, vor knapp zwei Wochen hat das Nationalteam mit Andi und Nick den Gewinn von EM-Bronze gefeiert. Lässt sich diese Euphorie in die BBL-Hallen transportieren?
Marko Pesic: „Ich erhoffe mir schon eine positive Auswirkung nach dieser EM-Performance der deutschen Mannschaft. Man hat gesehen, wie Basketball-Deutschland inklusive der Medien zusammengerückt ist. Ich finde, das ist ein sehr gutes Zeichen und Beleg dafür, welches Potential Basketball in Deutschland hat. Die Nationalspieler, die gesamte Mannschaft und die Coaches haben mit dieser EM viel für den deutschen Basketball getan. Jetzt ist die BBL in der Pflicht, ein Konzept zu entwickeln, wie wir auf dieser Welle weiterreiten können. Denn das Engagement der Vereine und der Nationalmannschaft wird nicht ausreichen.“
„Kern von gleich zehn Spielern gehalten“
Mit welchen sportlichen Erwartungen gehst Du in die neue Saison?
„Wir haben eine schwierige Vorbereitung hinter uns; nicht nur, weil uns vier EM-Spieler gefehlt haben, die Schlüsselspieler auf den Außenpositionen sind. Denn Isaac Bonga hat ja bisher nicht einmal mit der Mannschaft trainieren können und es ist noch offen, wann genau er zurück sein kann. Wir haben also noch gar nicht mit der vollen Mannschaft trainieren können, das heißt: Diese Mannschaft wird sicherlich einige Zeit brauchen, um sich einzuspielen – und deswegen ist es umso wichtiger, dass wir es geschafft haben, zehn Spieler aus dem Kader der letzten Saison zu halten.“
Zehn Spieler sind für Basketball eine Menge . . .
„ . . . ja, doch das war die Idee in diesem Sommer; nicht nur, weil das gute Spieler sind und sie in ein Konzept passen. Sondern weil wir ja wussten, dass die Europameisterschaft ziemlich lange dauert und die meisten unserer Spieler lange im Turnier verbleiben würden. Dass wir diesen starken Kern von gleich zehn Spielern halten konnten, hat uns ermöglicht, in Winston und Gillespie zwei frische, junge Spieler zu holen, die das erste Mal in Europa und der EuroLeague spielen; auch Bonga ist noch sehr jung mit 22.
Wir haben uns somit im Bereich Athletik und im Bereich Schnelligkeit verbessert, zudem hat sich die Tiefe des Kaders vergrößert. Wir sind meiner Meinung nach in der Lage, klar schneller zu spielen. Denn allein dieses Dreieck der neuen Spieler mit Winston, Bonga und Gillespie steht für Schnelligkeit, Athletik und auch Spielwitz. Man muss aber dennoch der Mannschaft wegen der komplizierten Vorbereitung vor allem im ersten Teil der Saison ein bisschen Zeit geben, obwohl wir natürlich zum Anfang gleich drei hochkarätige Gegner im Audi Dome haben werden. Da wollen wir trotzdem unbedingt gewinnen – doch dafür brauchen wir die Unterstützung der Fans, vor allem in der EuroLeague.“
„Das Ziel, um die Playoffs mitzukämpfen“
In der Königsklasse haben viele Teams erheblich aufgerüstet, wie stark ist die EuroLeague 22/23?
„Es ist ja jedes Jahr das Gleiche: Überall werden ständig große Spieler geholt. Es sind zwar häufig die bekannten Gesichter, mit ein paar Ausnahmen. Doch insgesamt wird unheimlich viel Geld ausgegeben und man hat das Gefühl, als habe es keine Pandemie gegeben und als gäbe es auch den Krieg nicht. Das lässt sich nicht ändern. Wir sind aber so selbstbewusst genug, um unsere Erfahrungen der letzten beiden Jahre so nutzen zu können, dass wir eine sich garantiert wieder bietende Chance nutzen können. Sind die Playoffs möglich? Sie sind möglich, aber wir wollen darüber gar nicht reden. Wir haben sie jetzt zwei Jahre nacheinander erreicht und es wäre kein Drama, wenn wir es einmal nicht schaffen. Aber unser Ziel ist es ganz klar, wieder die Chance zu bekommen, um die Playoffs mitzukämpfen.

Wir erhoffen uns natürlich einen besseren Start als vergangene Saison, als wir mit 0:4 begannen. Es hat viel Kraft gekostet, uns zurückzukämpfen. Ich denke aber, dass wir in den zwei Jahren genug Erfahrungen gesammelt haben, um ruhig zu bleiben und unseren Weg weiterzugehen. Am Ende wird man sehen, wo wir landen.“
Wie siehst Du die langfristige Perspektive des FCBB nach dem ersten Jahr als A-Lizenz-Klub?
„Wir hatten ja 2019 einen Dreijahresplan aufgestellt, doch dann kam die Pandemie und dann der Krieg. Somit ist die letzte Phase des Dreijahresplans, der sich an der Eröffnung des SAP Garden orientierte, um zwei Jahre verschoben worden. Ich finde, wir haben es inmitten dieser Turbulenzen und mit einem gigantischen Großprojekt im Gepäck ganz gut geschafft, richtig wettbewerbsfähig zu sein, nicht zuletzt in Europa. Wir sind parallel gefordert gewesen und sind es weiterhin, am SAP Garden zu arbeiten und gleichzeitig unsere sportlichen Ziele zu erreichen.
Generell befinden wir uns in einer sehr anspruchsvollen Phase, die aber auch eine positive Seite hat, weil alle im Gesamtverein zusammengerückt sind. Vor allem mit dem Präsidium, aber auch mit der Fußballabteilung sind wir im ständigen Austausch, wie wir in unseren Bereichen noch besser handeln können.“
Du hast die Fans angesprochen, sie hoffen auf eine „normale“ Saison nach zwei schwierigen Jahren, Du auch?
„Natürlich haben Corona und die damit verbundenen Umstände auch Auswirkungen auf die Team-Fan-Bindung gehabt. Geisterspiele und Hygieneregeln haben es leider nicht zugelassen, die Nähe zum Team und den Spielern zu ermöglichen, wie wir und unsere Fans es gerne gehabt hätten. Das ist uns bewusst. Wir wollen daher wieder engeren Kontakt herstellen. Ich denke, unser Spiel für die Saisonkarten-Inhaber gegen Chemnitz war für alle eine schöne Sache. Auch der Saisonabschluss im Juni und unser Mountain-Madness-Event sind sehr gut angekommen. Da wurden endlich wieder Selfies gemacht und Autogramme geschrieben. Regelmäßige Autogramm-Sessions bei Spielen wollen wir auch künftig wieder ermöglichen, sofern das bei der Corona-Lage vertretbar ist.“
„Ticketpreise sind stabil geblieben“
Generell ist geplant, das Spieltags-Erlebnis weiterzuentwickeln, richtig?
„Absolut, unser Anspruch ist es, dass beste Sportevent der Stadt zu bieten. Die BBL-Spiele mit den meistens familienfreundlichen Tip-Off-Zeiten werden entsprechend mit einem Rahmenprogramm für die ganze Familie ausgerichtet bleiben. Wir werden für die jüngsten Fans auch bald eine interessante Neuigkeit zu vermelden haben, mehr möchte ich noch nicht verraten. Auch in unserem Umlaufbereich wird wieder Einiges passieren, mit namhaften Showacts oder den Highlight-Spieltagen wie ,Music meets Basketball‘ haben wir sowieso überragende Erfahrungen gemacht; auch dank der Unterstützung unserer engagierten Partner.“
Der jetzige Zeitplan legt nahe, dass dies die letzte komplette Basketball-Saison im Audi Dome sein wird, ehe im Frühjahr 2024 der SAP Garden eröffnet werden und sich der Audi Dome noch mehr zur Kultstätte für Events jeglicher Art entwickeln soll.
„Der SAP Garden mit seinen technisch-digitalen Möglichkeiten wird natürlich neue Maßstäbe setzen. Doch wir wollen auch die Technik im Audi Dome weiter stärken und haben für die neue Saison wieder in Upgrades investiert. Eine neue Regie-Einheit wird das Fan-Entertainment noch eine Stufe höher heben. Nicht zuletzt gewinnt die Second-Screen-Experience bei uns für den Spieltagsbesuch auch im Audi Dome an Bedeutung; dort können über das Game-Center der App in Echtzeit Stats und personalisierte Video-Highlights abrufen werden.“

„Das beste Sportevent der Stadt“
Der Fan bleibt im Zentrum . . .
„. . . absolut, wobei wir unser Publikum auch bei übergeordneten Themen weiter mitnehmen werden. Der klimaneutrale Betrieb im Audi Dome ist beispielsweise ein Ziel. Wir werden eine Nachhaltigkeitsstrategie bestmöglich leben und etwa sukzessive Klatschpappen in der Halle reduzieren. Zudem arbeiten wir an einer Lösung für Ride-Sharing; das heißt, dass wir eine Plattform bieten wollen, um die Anfahrt zu den Spielen einfacher und nachhaltiger mit Fahrgemeinschaften zu organisieren.“
Vor einem Jahr hattest Du den Kampf um die Rückkehr der Fans als wichtigstes Thema identifiziert nach der tristen Zeit der Geisterspiele. Das Thema ist noch aktuell, oder?
„Natürlich, wir sehen es jetzt beim Oktoberfest. Die Leute strömen wieder in die Zelte, aber es gibt noch Vorbehalte; zumal die Menschen wegen der Energiekrise ganz neue finanzielle Belastungen spüren. Ich möchte jedoch hier mal betonen, dass unsere Ticketpreise auch dieses Jahr stabil geblieben sind – es gibt erneut keine Erhöhungen.
Wir versuchen außerdem, mit unseren Ticketprodukten den unterschiedlichen Needs nachzukommen. Flexibilität ist in diesen Zusammenhang ein wichtiges Stichwort, so bieten wir neben der obligatorischen Saisonkarte auch Mehrfachtickets an, bei denen sich der Fan quasi seine Rosinen aus dem Spielplan picken kann. Auch für Familien, Schüler und Studenten, für den After-Work-Besuch mit Kollegen speziell bei EuroLeague-Heimspielen – wir haben viele attraktive Varianten im Portfolio. Den gesamten Kaufprozess bilden wir übrigens komplett mobil ab bis hin zur Übertragung des E-Tickets in die App-eigene Wallet. Einfacher geht’s wirklich nicht.“