




Ein Gastspiel des FC Barcelona ist immer etwas Besonders, doch für Leandro Bolmaro ist es doppelt speziell: Der Guard der Bayern-Basketballer wechselte 2018 als 17-jähriges Talent zu Barça, wo er sich über die zweite Mannschaft bis zu den Profis und in die EuroLeague hocharbeitete. Nach dem Double-Gewinn dort und zwei Jahren mit wenig Bewährungschancen in der NBA ist Lea seit vorigem Sommer in München – und empfängt am Donnerstag (20.30 Uhr, MagentaSport) im ausverkauften BMW Park den spanischen EuroLeague-Titelanwärter. Der 23-jährige Argentinier freut sich, er sagt: „In Barcelona hat alles angefangen.“
Lea, ist ein Spiel gegen Barça für Dich persönliches ein besonderes?
Leandro Bolmaro: „Ja, natürlich, ich habe dort immer noch Freunde. Aus dem aktuellen Team habe ich noch mit Abrines zusammengespielt, der Rest ist neu. Aber drumherum gibt es noch viele Bekannte im Klub, der jetzige Coach Roger Grimau war damals Assistant Coach der zweiten Mannschaft. Es ist ein spezielles Spiel für mich, denn dort hat für mich alles begonnen. Für mich ist es wie ein Zuhause und meine Schwester lebt und arbeitet jetzt seit zwei Monaten dort. Ich liebe die Stadt und bin dort eigentlich jeden Sommer, um zu trainieren. Viele meiner argentinischen Freunde leben in Barcelona.“
Mit 17 aus Argentinien nach Spanien
Du bist mit 17 aus Argentinien nach Barcelona gezogen. Ganz allein?
„Ja, mein Vater ist die ersten drei Wochen dagewesen. Aber das war okay, denn ich habe mit zwei Mitspielern aus der zweiten Mannschaft zusammengewohnt, direkt an der Trainingshalle. Da waren wir eigentlich den ganzen Tag, zudem habe ich in den ersten zwei Jahren meine Schule abgeschlossen. Im zweiten Jahr bin ich dann zwischen erstem und zweitem Team gependelt. Da war also so viel los jeden Tag, dass ich an Heimweh gar nicht denken konnte. Natürlich war es hart, aber im dritten Jahr habe ich es dann fest in die erste Mannschaft geschafft . . . “
. . . damals unter Svetislav Pesic. Warst Du überrascht, dass er Dich so jung hochholte und viel spielen ließ?
„Ja, schon etwas überrascht. Er ist schon ein tougher Coach, aber er nimmt alle Spieler gleich. Das habe ich verstanden. Er hat mir viel beigebracht, ich habe ihn wie einen zweiten Vater gesehen. Ich war sehr jung und er hat mich an die Hand genommen, er wollte das Beste für mich.“

„Vergesse manchmal selbst, dass ich 23 bin“
Auch München war im Sommer neu für Dich, jetzt bist Du sieben Monate hier. Wie lautet Dein erstes Resümee?
„Seht gut! Natürlich war es nicht einfach zu Beginn, mit einem neuen Team und neuem Coach; alles war neu. Uns fehlte etwas Erfahrung. Jetzt tun wir Schritt für Schritt mehr von den Dingen, die zu tun sollten. Wir sind als Team noch jung und befinden uns in einem Prozess.“
Auch Du bist noch superjung, obwohl Du schon einiges hinter Dir hast in Deiner Karriere – Du bist 23.
„Ja, das vergessen die Leute manchmal vielleicht – und sogar ich vergesse das bisweilen, dass ich erst 23 bin! Da hast du einfach gute und schlechte Momente. Doch die schlechten helfen mir, das zu sein, was ich jetzt bin: Ich bin happy, Teil eines wichtigen Teams und in der EuroLeague zu sein. Mit einem Coach wie Pablo und einem Team, das mir immer versucht zu helfen. Ich mag die Atmosphäre, das Team, den Verein mit den Leuten und die Stadt – jetzt noch etwas mehr, da es endlich etwas wärmer wird.“
München unterscheidet sich allerdings doch etwas von Barcelona.
„Ja, aber ich bin wirklich sehr positiv überrascht von dieser Stadt und Deutschland. Ich liebe die City, ich mag die Kirchen, den Marienplatz und die Parks, natürlich den Englischen Garten. Hier ist viel Natur und wenn wir mal frei haben, gehe ich einfach draußen spazieren in der Sonne.“
„. . . dann können wir jeden besiegen“
Das Team hat zwei harte Niederlagen kassiert, zuletzt bei Efes – und im Oktober in Barcelona (59:98). Was macht euch zuversichtlich, dass es trotz einiger Verletzungen am Donnerstag ganz anders aussehen kann?
„Wir wissen noch, wie es in Barcelona lief und auf jeden Fall wird das ein sehr hartes Spiel für uns. Da müssen wir diesmal wirklich ready sein. Aber wenn wir über 40 Minuten solide spielen in der Defense und im Angriff den Ball gut laufen lassen, können wir jeden besiegen, auch in der EuroLeague. Uns fehlen Spieler, aber jeder ist bei uns wichtig, auch die Jungs, die von der Bank kommen. Je länger wir beisammenbleiben und wie ein Team spielen, uns offene Würfe herausspielen, desto größer werden die Chancen.
Wird‘s über das Telefon Trashtalk mit Laprovittola geben, Deinem Teamkollegen aus der Nationalmannschaft?
(lacht) Nein, auf keinen Fall! Wir haben eine gute Connection und vor dem Spiel mag ich das nicht – vielleicht ja nach dem Spiel . . . Mir gefällt Nicolas‘ Spiel unheimlich, er wirft so gut von außen. Das fehlt mir noch, doch ich verbessere mich. Er ist so schwer zu verteidigen und einer der besten Guards überhaupt in Europa. Es wird speziell.“