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„Wir wollen als Meister den SAP Garden beziehen“

Die letzten 200 Tage vor dem Bezug des SAP Garden als zweiter Spielstätte neben dem BMW Park sind längst angebrochen. Parallel zum Spielbetrieb und den sportlichen Planungen laufen die Vorbereitungen zum nächsten Meilenstein der Bayern-Basketballer auf Hochtouren. Zeit also für einen Besuch von FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic und ein Gespräch mit dem 47-Jährigen über den Weg in die neue Halle und die sportliche Situation.

Marko, wir haben uns zum Interview auf der Baustelle des neuen SAP Garden getroffen, der Ende September eingeweiht wird – wie wichtig wäre die erste Deutsche Meisterschaft seit 2019 im Hinblick auf den Bezug der neuen Arena? 

Marko Pesic: Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen als Meister den SAP Garden beziehen – beziehungsweise als Double-Sieger, den Pokal haben wir ja schon. Das wäre nicht nur die Bestätigung, dass wir nach vier Jahren ohne Meisterfeier endgültig wieder im Tritt sind, sondern würde uns auch erleichtern, diese stetig wachsende Begeisterung mitzunehmen, die wir das ganze Jahr über aufgebaut haben. Wir waren diese Saison schon mehr als 20 Mal ausverkauft, das gab es noch nie. Man merkt – auch durch den deutschen WM-Sieg mit drei Spielern von uns –, dass Basketball in München endgültig angekommen ist. Zumal es nicht immer dieselben Leute sind, die zu unseren Spielen kommen: In der EuroLeague haben wir eine ganz andere Zielgruppe als am Wochenende. Mit dem Double würden wir dann richtig durchstarten.

Welche Bedeutung hat der Pokalsieg für den Rest der Saison?

Er hat der Mannschaft deutlich gemacht, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Wir hatten bis zur unglücklichen Niederlage gegen Vechta Mitte März vier Monate national nicht mehr verloren – solche Serien geben Sicherheit. Aber wir haben auch im vergangenen Jahr in Oldenburg den Pokal gewonnen und danach einiges falsch gemacht. Deswegen können wir zwar auf der Welle reiten, müssen aber aufpassen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

„Die erste Saisonhälfte in der EuroLeague war hart“

Du hast schon vor Jahren gesagt, dass die Grundlage für eine Halle wie den SAP Garden ist, in München eine Basketball-Kultur zu etablieren. Ist das gelungen?

Das ist ein laufender Prozess. München wird immer eine Fußballstadt sein, daran wird sich nichts ändern. Aber ich glaube, dass Basketball – vor allem auch mit dieser Saison – seinen Platz in der Stadt gefunden hat. Unsere Leistungen werden anerkannt, die Leute reagieren auf uns. Und es ist auch eine große Nähe zum Verein entstanden. Dafür haben wir hart gearbeitet. Die Identität, die sich entwickelt hat, trifft den Puls der Stadt. Und der SAP Garden wird München als Sportstätte guttun: Wegen seiner vielfältigen Nutzung und auch, weil die neue Halle Spieler anziehen wird, von denen man nicht erwartet hätte, dass sie nach München kommen. Das Feedback, das wir schon jetzt von unserer Mannschaft zum SAP Garden bekommen, ist immens.

Erfolg definiert sich nicht allein über das Ergebnis auf dem Spielfeld, hast Du mal gesagt – wie fällt ein Zwischenfazit aus, auf der Schlussetappe vor dem Einzug in die neue Halle?

Mir ist bewusst, dass die Öffentlichkeit gerade beim FC Bayern in erster Linie Titel interessieren, aber es gilt auch, eine gewisse Nachhaltigkeit zu garantieren, nämlich dass das Geschäft auch dann läuft, wenn mal ein Titel ausbleibt. So wie dieses Jahr mit dem großen Zuspruch der Fans im BMW Park mit vielen ausverkauften Spielen, obwohl wir schon seit vier Jahren nicht mehr Meister geworden sind. Mittlerweile ist den Menschen klar, was man von uns erwarten kann, was wir liefern können – und das bauen wir weiterhin punktuell aus.

National läuft es top, wie siehst Du den internationalen Verlauf?

Die erste Saisonhälfte in der EuroLeague war hart. Wir haben viele knappe Spiele verloren. Die Mannschaft hatte die Qualität, unter die ersten Acht zu kommen, die Frage stellt sich nicht. Aber im Zusammenhang mit Pablo Laso als neuem Coach, der erst einmal seine Idee etablieren und auch selbst verstehen musste, wo er ist, dazu einige neue Spieler – da war es klar, dass wir eine Eingewöhnungsphase brauchen würden, bei der man schwer abschätzen konnte, wie lange sie dauert. 

Deine Vision vor einigen Jahren war, München zu einem „Basketball-Hub“ Europas zu machen. Wie weit ist man auf diesem Weg?

Die Idee war zunächst, Basketball in München zu etablieren und durch die geografische Lage der Stadt so viele Events wie möglich hierherzuholen. Durch den SAP Garden werden wir noch attraktiver, beispielsweise für das Final Four der EuroLeague oder Europa- und Weltmeisterschaften. Ich bin sicher, dass wir München in den nächsten Jahren zum Drehkreuz im europäischen Basketball machen werden.

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Beim FC Bayern ist „Identität“ ein Schlüsselwort. Was bedeutet es im schnelllebigen Basketball – gibt es einen „Münchner Weg“, oder ist das zu romantisch?

Im Basketball ist die Fluktuation im Vergleich zum Fußball deutlich höher. Und dennoch ist es uns gelungen, dass die Identität des Vereins von innen heraus gewachsen ist. Daher ist es nicht zu romantisch, von einem ,Münchner Weg‘ zu sprechen. Hinter den Kulissen haben wir bei unseren mittlerweile mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kaum Fluktuation, viele sind von Anfang an dabei – seit neun, zehn Jahren – und transportieren an die Mannschaft und an die Fans, für was der FC Bayern steht. Man kann Identität nicht auf eine Tafel schreiben – man muss sie vorleben. In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, einen Kern der Mannschaft zusammenzuhalten, etwa mit Vladimir Lucic, Devin Booker oder auch unseren drei Weltmeistern Andi Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey. Sie sind die Nachfolger von Persönlichkeiten wie Steffen Hamann, Nihad Dedovic und Paul Zipser.

Was sagt denn ein Serge Ibaka über den FC Bayern?

Ich hatte zu Serge vor seiner Unterschrift gesagt, dass wir noch nicht auf dem Niveau der Toronto Raptors oder von Real Madrid sind, aber wir können ihm 100 Prozent Einsatz und das bestmögliche Umfeld bieten. Unsere Gegner spielen hier nicht gegen fünf, sondern gegen uns alle gemeinsam. Diesen besonderen Zusammenhalt spürt auch ein Serge Ibaka. Oft bleiben Spieler nach dem Training noch für einen Kaffee oder zum Mittagessen mit dem Office. Das ist der FC Bayern Basketball.

„Der BMW Park bleibt das Wohnzimmer . . . “

Wie stark ist der SAP Garden in den Überlegungen für die kommende Saison verankert?

Die Herausforderung für die nächste Saison ist, dass – obwohl alles operativ gut aussieht – der SAP Garden für uns aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte natürlich eine Blackbox ist. Es ist alles neu für uns. Daher ist es wichtig, dass der BMW Park weiterhin unser Wohnzimmer bleibt und der SAP Garden unser Festsaal wird. Insgesamt sind wir in der Planung bei aller Vorfreude sehr konservativ und vorsichtig.

„ . . . der SAP Garden wird der Festsaal“

In den SAP Garden passen fast doppelt so viele Fans wie in den BMW Park. Muss man im Kader noch mehr Spektakel bieten, um die Halle mit 11.500 Fans vollzubekommen – oder ist das gefährlich, weil man nicht die Harlem Globetrotters haben möchte?

(schmunzelt) Die „Harlaching Globetrotters“ sind nicht das Ziel. Wir sind der FC Bayern. Vor drei Jahren habe ich mir einen Spruch aufgeschrieben: ,Der moderne Basketball ist der, der gewinnt. Der spektakulärste Basketball ist der, der gewinnt.‘ Das zieht die Leute an, das Interesse, die Medien, Partner und so weiter. Eine Mannschaft muss zum Klub und zum Gesamtkonzept passen. Und dass wir schon jetzt eine spektakuläre Mannschaft haben, sieht man an der großen Resonanz der Fans. Wir werden auch nächstes Jahr sicher keine verrückten Sachen machen, die wir uns nicht leisten können. Wir werden Schritt für Schritt erfolgreicher, weil wir stetig in die Infrastruktur investieren – in diesem Bereich sind wir ein Vorreiter im Basketball. Da schauen einige Top-Vereine immer mehr nach uns.

Was ist Dein persönlicher Anspruch an den FC Bayern Basketball?

Mein persönlicher Anspruch ist es, unsere Sportart weiter in dieser Region zu verankern. Außerdem ist es wichtig, die Nähe zu bewahren, die uns über die Jahre ausgemacht hat, von den Mitarbeitenden und Spielern. Das ist entscheidend, damit dieser Verein weiterhin erfolgreich ist. Ich bin mir sicher, dass der FC Bayern in den nächsten zehn Jahren die EuroLeague gewinnt. Die Frage ist nur, wie schnell das passieren wird. Aber das muss der Anspruch sein: die EuroLeague zu gewinnen.

Das komplette Interview mit Marko Pesic findet sich in der neuen Ausgabe des FCB-Mitgliedermagazins „51“.

Fotos: Dirk Bruniecki

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