
Fünf Wochen ist es her, dass Marko Pesic seine Entscheidung verkündet hat, zum Jahresende 2025 die Position als Geschäftsführer des FC Bayern Basketball aufzugeben. In einer Live-Ausgabe von OPEN COURT, dem FCBB-Podcast, spricht der frühere Nationalspieler mit Moderator Matthias Killing erstmals über seine sehr persönlichen Beweggründe für diesen Schritt nach 14 Jahren im Amt, über seinen Weg als in Sarajevo geborener Schüler ohne Deutschkenntnisse zum Klublenker in München und über aktuelle sportpolitische Themen.
„ . . . dann lande ich irgendwann im Krankenhaus“
„Im letzten Sommer war für mich klar, dass es schwer wird. Denn ich habe gemerkt: Wir haben das Double gewonnen – und ich habe gar nicht gefeiert“, erinnert sich der 48-Jährige an seinen Entschluss, den er nur mit sich selbst ausgemacht habe. „(…) Dann erreichte uns im Sommer 2024 die Entscheidung von Pablo (Laso, der in seine Heimat zurückging), und als der SAP Garden eröffnete im Oktober und das Spiel vorbei war, war klar: Das war’s für mich. (…) Ich habe früh verstanden: Wenn ich so weitermache, lande ich irgendwann im Krankenhaus. (…) Ich kann nicht mehr so, wie ich will. Man muss auch ehrlich zu sich ein: Es geht nicht mehr zu 100 Prozent, ich bin müde; ich kann nicht mehr so, wie ich müsste für den Verein.“
Neben dem Schutz der eigenen Gesundheit nennt Pesic auch familiäre Gründe: „Mein Sohn ist mittlerweile 20 – das habe ich gar nicht mitbekommen.“ Er sieht den FCBB jedoch in seiner persönlich-selbstkritischen Bilanz strukturell gut aufgestellt, so lange die Klubführung weiter so stark hinter der Sparte Basketball stehe wie bisher:
„Ja, wir haben zwar gewonnen – aber wir haben nicht immer gewonnen, wir haben auch bitter verloren. Wir waren drei Jahre nicht Meister. Was aber wichtig ist: dass man in den Jahren, in denen man nicht gewonnen hat, nicht zusammengebrochen ist – sondern noch stärker da rausgekommen ist. Deswegen steht der Verein jetzt auf so stabilen Beinen.“
„Wir werden über Jahre hinaus profitabel sein“
Und konkret zur immer größeren Herausforderung inmitten von reichen Mäzenen und die weitere, durch Investoren gepushte EuroLeague-Konkurrenz: „Stand heute gibt es keinen Verein in Europa, der so viel Geld auf dem Markt einnimmt in Europa wie Bayern München. Da bin ich mir sicher. Wir haben keine Zuschüsse von Eigentümern, irgendwelchen Investoren oder Regierungen. (…) Wir werden jetzt, wenn wir keine Fehler machen, über Jahre hinaus profitabel sein. Und es wird der Tag kommen, an dem Bayern München im Final Four steht und sogar um den EuroLeague-Titel spielt, da bin ich mir 100 Prozent sicher.“
Mehr Sorgen bereiten dem EM-Zweite von 2005 die aktuellen Entwicklungen im europäischen Basketball, wie die kürzlich beschlossene Aufstockung der EuroLeague auf 20 Vereine ab kommender Saison. „Das, was in der EuroLeague passiert ist, ist nicht das, wofür wir gestimmt haben“, stellt Pesic klar. „Ich bin für alles, was strategisch ist, aber ich glaube, die Aufstockung kommt ein Jahr zu früh.“
Gegen EuroLeague-Aufstockung, für Verantwortlichkeit der Fiba
Weitaus negativer sieht Pesic die Revolution im US-College-Basketball, der Talente wie das FCBB-Eigengewächs Ivan Kharchenkov ohne Wechselmodalitäten mit hohen Gehältern in die NCAA abzuwerben versucht. Sein Urteil: „Der Jugend-Basketball in Europa ist unter Beschuss durch die NCAA. Was momentan passiert, ist katastrophal und die Fiba (Weltverband) muss hier eine Regelung finden. Denn die Vereine bilden diese Spieler aus – und sie können jetzt einfach so in die USA gehen. Es gibt gerade einen Exodus von talentiertesten deutschen Spielern. Die Frage stellt sich dann, ob Jugendarbeit in europäischen Vereinen noch Sinn macht, ob Jugend-Nationalmannschaften überhaupt Sinn machen, wenn das so zugelassen wird? Es muss reglementiert, der europäische Basketball muss geschützt werden. Sonst geht das gesamte Eco-System des europäischen Basketballs kaputt.“
Und wie geht es für ich weiter? „Mein Leben ist Basketball, das ist das Einziges, was ich kann“, sagt Pesic und ergänzt gelassen: „Ich werde ein bisschen an meiner Gesundheit arbeiten und dann schauen wir mal, was passiert.“ Im Raum steht auch eine beratende Funktion bei den Bayern: „Ich bin bereit, zu helfen; wie, müssen wir schauen, das ist noch nicht definiert.“
OPEN COURT und das kürzere FCBB UPDATE (in der Regel im 14-tägigen Wechsel) gibt es auf der Homepage der Bayern-Basketballer und überall sonst, wo es Podcasts laufen, sowie auf dem YouTube-Kanal des deutschen Meisters.
Bei Apple Podcasts anhören Auf Spotify anhören/ansehen Auf YouTube Music anhören
Diese Folge wurde am 3.6.2025 aufgenommen.
Moderation: Matthias Killing
Produktion: Martin Vogel
Leitung: Andreas Burkert
Support: WBLT