Die Basketballer des FC Bayern München haben 210 Tage nach ihrer letzten EuroLeague-Partie wieder das internationale Parkett betreten – und gegen den mit Topspielern gespickten Favoriten Armani Olimpia Mailand nach großem Kampf und fünfminütiger Verlängerung unglücklich 79:81 (31:32, 70:70) verloren. Am ersten Spieltag der Königsklasse zeigte das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri bei der Saisonpremiere eine famos leidenschaftliche Leistung. Man hatte sowohl im letzten Angriff der regulären Spielzeit als auch in der Overtime mit dem finalen Ballbesitz die Chance auf die große Überraschung. Auch ohne die Unterstützung ihrer noch nicht zugelassenen Fans präsentierten sich die Bayern im Audi Dome mit einer überragenden Teamchemie. Center Jalen Reynolds glänzte nach verhaltenem Start mit einem Double-Double (14 Punkte/11 Rebounds), bester Werfer war Guard Wade Baldwin (18).
FCBB - Armani Olimpia Mailand 79:81 n.V. (31:32, 70:70)
FCBB
Wade Baldwin 18/4 Assists, Jalen Reynolds 14/11 Rebounds, 9 offensiv, Nihad Djedovic 14/7 Assists, Vladimir Lucic 12/5 Rebounds, Paul Zipser 6/7 Rebounds, JaJuan Johnson 6, Leon Radosevic 6, Nick Weiler-Babb 3, TJ Bray, Zan Sisko, Sasha Grant, Diego Flaccadori.
Topscorer Olimpia Mailand
Delaney (17 Punkte)
Schiedsrichter
Miguel Angel Perez, Saso Petek, Piotr Pastusiak
Die Punkteverteilung nach Vierteln: 14:15, 17:17, 24:22, 15:16, 11:9.
Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 44,7 % (FCBB) // 55,9% (Mailand); Dreier-Quote: 31,8% // 43,5%; Freiwurf-Quote: 88,9% // 61,9%; Rebounds: 33 // 29; Assists: 15 // 17; Ballverluste: 13 // 15.
Die Stimmen zum Spiel:
Andrea Trinchieri: „Mailand hat wegen drei starken Plays das Spiel gewonnen: zwei von Delaney und eins von Shields. Wir haben zwar verloren, aber wir sollten uns nicht als besiegt ansehen. Wir haben gekämpft und hart gespielt. Wir haben viele Fehler gemacht und müssen weiter viel arbeiten - aber wir hatten heute Abend trotzdem unsere Chance und hätten es auch verdient gehabt. Auf der einen Seite bin ich sehr stolz, wie das Team gekämpft hat, und auf der anderen Seite bin ich sehr verärgert, wie wir das Spiel am Ende verloren haben. Jetzt ruhen wir uns am Samstag aus und dann bereiten wir auf das Spiel in einer Woche gegen Berlin vor. Die Enttäuschung der unglücklichen Niederlage heute sollte wir dann in sehr viel Energie verwandeln.“
Ettore Messina, Coach Mailand: „Es war ein schweres Spiel, sehr physisch und in der Defense sehr organisiert – dafür ist Trinchieri bekannt. Das Einzige, was mich heute Abend überrascht hat war, dass wir zu viele Turnovers hatten. 15 Turnovers sind viel zu viel für uns. Am Ende haben wir gute Defense gespielt und den entscheidenden Wurf mehr getroffen. Beide Teams hätten gewinnen können, aber wir haben es geschafft.“
Paul Zipser: „Ich bin sehr stolz auf das Team, im ersten Spiel sind wir gegen so ein starkes Team so gut aufzutreten in jeder Minute. Wir haben alles gegeben und echt ein gutes Spiel gemacht. Der Erfolg hing am Ende von einem Wurf ab, und da ist die Niederlage natürlich schon bitter.“
Spielbericht:
Die Bayern hatten im Gegensatz zu einigen Partien der Vorbereitung einen konzentrierten Start. Kapitän Djedovic untermauerte seine Rückkehr nach langer Verletzungspause mit einem Drei-Punkt-Spiel zur 3:2-Führung (1.). Die Münchner verteidigten mit Hingabe und verdarben den Gästen jegliche Entfaltungsmöglichkeit, die Führung hielt (6:4/4.). Doch die Italiener drehten auf, eine Legende namens Sergio Rodriguez kam von der Bank. Das Trinchieri-Team hielt dank einer beherzten Verteidigungsleistung dagegen und lag nach zehn Minuten hauchdünn 14:15 zurück.
Zipser eröffnete dann Viertel zwei mit einem Dreier zur 17:15-Führung (11.). Die Münchner leisteten sich jetzt aber ein paar Fehler zu viel, die Mailänder dagegen belegten, dass sie in der Serie A bereits mitten in der Saison stehen (22:27/16.). Ein weiterer Zipser-Dreier kam zum richtigen Zeitpunkt – nur 25:27. Beide Teams gingen in der Verteidigung giftig zur Sache, jeder Ball war hart umkämpft. Eine überschaubare Trefferquote der Gäste von der Freiwurflinie (50 Prozent) spielte dem FCBB in die Karten, zur Halbzeit lagen die Münchner lediglich mit einem Punkt zurück (31:32).
Djedovic und Baldwin haben den Sieg in der Hand - vorbei
Baldwin war es, der nach dem Seitenwechsel per Dreier zum 34:34-Ausgleich traf (22.). Je ein Dreier von Djedovic und Lucic brachten sogar die Führung - 40:39 (24.). Am offensiven Brett arbeitete Reynolds überragend, die Bayern kämpften überhaupt großartig (51:47/28.).
Rodriguez übernahm nun das Kommando und erzwang mit seiner Klasse die Wende für Mailand (55:58/31.). Die Bayern zeigten aber Charakter - und wurden tatsächlich belohnt: Lucic von der Freiwurflinie zur 61:60-Führung (34.). Johnsons fünftes Foul tat weh, Reynolds überragte mit seinem Fight am Mailänder Brett, Baldwin erzwang mit seiner Athletik wieder die Führung (67:65/38.). Im vermeintlich letzten Angriff zog Djedovic zum Korb, sein bedrängter Korbleger berührte jedoch nur den Ring: 70:70, Verlängerung.
Zu Beginn der Overtime übernahm der Münchner Meister-Guard von 2014, Malcolm Delaney (70:74/42.). Nach zwei Minuten zog Lucic das Foul und versenkte beide Freiwürfe - endlich die ersten Punkte (72:74). Der FCBB lag sogar 79:78 vor, ehe Shields aus der Distanz traf. Baldwins, der mit fünf Punkte in Serie dagegengehalten hatte, verpasste seinen Dreier zum Sieg knapp. Aus.
Foto-Credit: Eirich, Rauchensteiner, Stickel, Duda