Nur drei Tage nach dem EuroLeague-Abschied in Barcelona ist den Bayern-Basketballern die Neuorientierung auf den nationalen Wettbewerb perfekt gelungen: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri machte gleich im ersten Anlauf das Heimrecht für die Playoffs 2022 dingfest und siegte vor 5.700 Fans in der ausverkauften Ulmer Arena souverän 77:65 (39:32). Damit gehen die Münchner (48:12 Punkte) zumindest als Tabellendritter in die Post-Season, wo die Ulmer (42:24) als Gegner der ersten Runde in Frage kommen.
Sonntag gegen Göttingen
Die Münchner schließen die Hauptrunde mit zwei Heimspielen am Sonntag (18 Uhr) gegen Göttingen sowie der Spitzenpartie am Dienstag (20. 30 Uhr) gegen Alba Berlin ab.
Das Playoff-Viertelfinale startet für die Bayern am nächsten Freitagabend (13.5.) und folgenden Sonntag (15.5.), Tip-Off im Audi Dome ist voraussichtlich jeweils um 20.30 Uhr. Die Playoffs werden im Best-of-five-Modus 2-2-1 gespielt, demnach hat das besser platzierte Team zunächst zwei Heimspiele und in einem möglichen fünften Spiel ebenfalls Heimvorteil.
Topscorer Lucic
In einem temporeichen Derby akklimatisierten sich die gestressten Gäste zügig, hatten Anfangs nur beim Defensivrebound kleine Probleme und setzten sich vor der Pause etwas ab (37:30/20.). In der zweiten Halbzeit kassierte man ein 0:8 zum 42:42 zum Ausgleich, Topscorer Vladimir Lucic (17 Punkte) initiierte aber umgehend eine 59:46-Führung (29.). Zwei Dreier von Nick Weiler-Babb zum 69:54 brachten die frühe Entscheidung.
Ratiopharm Ulm – FC Bayern Basketball 65:77 (32:39)
FCBB:
Vladimir Lucic (17/6 Rebounds), Augustine Rubit (12), Andreas Obst (12), Deshaun Thomas (11/9 Rebounds), Nick Weiler-Babb (9), Gavin Schilling (4), Jason George (3), Leon Radosevic (3), Zan Mark Sisko (2/7 Assists), Ognjen Jaramaz (2), Nihad Djedovic (2/8 Rebounds) und Joshua Obiesie
Topscorer Ulm:
Semaj Christen (18 Punkte)
Schiedsrichter
Christof Madinger, Enrico Streit, Gentian Cici
Zuschauer
5.694
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 19:19, 20:13, 20:20, 18:13
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 51 % (FCBB) // 40 % (Ulm); Dreier-Quote: 38 % // 31%; Freiwurf-Quote: 90% // 60%; Rebounds: 41 // 37; Assists: 19 // 12.; Ballverluste: 9 // 7.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach München: „Ich denke, wir haben als Team zurückgeschlagen nach dem schmerzhaften fünften Spiel in Barcelona. Wir haben als Mannschaft gespielt und das Verlangen nach diesem Sieg war zu sehen, wenn du 41 Rebounds holst und 29 Fouls nimmst. Diese Zahlen zeigen, dass wir zurückschlagen wollten. Wir haben eine gute Teamchemie und haben die Minuten gut verteilt. Jeder hat dabei etwas zum Team beigetragen. Daher bin ich heute sehr zufrieden, wir haben einen soliden Job gemacht. (…) Nach Spiel fünf in Barcelona, als wir uns danach wieder auf dem Court getroffen haben, hatten wir sehr wenig Energie. Wir haben versucht, weiterzumachen und das haben die Spieler exzellent umgesetzt. (…) Wir habe noch zwei Spiele und ich konzentriere mich nicht auf die Tabellen, sondern darauf, nach der EuroLeague und angesichts unserer Verletzten wieder den Rhythmus zu finden. (…) Ich will aber noch Ulm gratulieren zu ihrer EuroCup-Saison, sie waren großartig und nur einen Ballbesitz davon entfernt, Virtus Bologna rauszuschmeißen, den großen Favoriten. Also Gratulation an Jaka (Lakovic) und Ulm.“
Vladimir Lucic: „Ich hatte ein wenig Angst, wie wir nach der Niederlage in Barcelona reagieren. Wir hatten nur einen halben Tag, um ein wenig zu regenerieren und zu trainieren. Danach ging es schon hierher, um das nächste Spiel zu spielen. Ulm ist ein großartiges Team und hat eine gute Saison gespielt, speziell im EuroCup. Auch der Coach Jaka Lakovic macht das hier sehr gut. Es ist nie einfach, hier in Ulm vor diesen Fans zu spielen. Wir hatten heute eine lange Rotation. Das können wir wir seit circa einem Monat machen. Es war wichtig, nach der Niederlage gegen Barcelona zurückzukommen. Jetzt sind wir bereit für zwei weitere Spiele in der regulären Saison und dann auch für die Playoffs.“
Das Spiel:
In der ersten Fünf entschied sich Chefcoach Andrea Trinchieri für Nick Weiler-Babb, Andreas Obst, Jason George, Augustine Rubit und Leon Radosevic. Schnell zeigte sich, dass die Bayern die emotionale Serie gegen den FC Barcelona verdaut hatten. Rubit dominierte die Anfangsphase unter dem Korb während Ex-Ulmer Obst seine Fertigkeiten von der Dreierlinie unterstrich (14:11 aus Sicht des FCBB/6. Minute). Die Ulmer konnten sich dagegen auf Sindarius Thornwell verlassen. Mit zehn Punkten hielt der US-Guard das erste Viertel fast im Alleingang ausgeglichen (19:19).
Im zweiten Abschnitt schaltete sich Co-Kaptiän Lucic mit geschickten Cuts zum Korb in die Offensive ein. Zudem behielten die Münchner die Kontrolle über die eigenen Angriffe und leisteten sich nur zwei Ballverluste in der ersten Halbzeit (25:22/13.). Lediglich die Würfe fielen nicht konstant, was die Gastgeber nutzten, um vor allem über zweite Chancen und die Freiwurflinie dranzubleiben. Doch das änderte sich als Rubit wieder die Herrschaft unter den Brettern übernahm. Durch eine fokussierte Defensive kam das Team von Jaka Lakovic nicht über 13 Punkte im zweiten Viertel hinaus. Mit einem spektakulären Putback-Dunk setzte Weiler-Babb den Schlusspunkt auf die erste Hälfte (39:32).
Ulm gleicht aus – die Bayern haben die perfekte Antwort
Im dritten Viertel kamen die Ulmer hellwach aus der Kabine. Ein Vierpunktspiel von Thomas Kleipeisz nahmen die Männer in Orange als Initialzündung, um das Spiel innerhalb von drei Minuten auszugleichen – Auszeit Trinchieri. Mit ein wenig Mühe stoppte der Tabellendritte den kleinen Aufschwung der Hausherren. Doch wie so häufig wenn ein Spiel zu kippen droht, übernahm Leader Lucic die Verantwortung und befeuerte einen 14:3-Lauf, der Lakovic zur Reaktion zwang (57:46/28.). Kleine Nachlässigkeiten wie ein Schrittfehler von Jaramaz erlaubte es Ulm, den Anschluss zu wahren (59:52).
Auch im Schlussabschnitt blieb die Konzentration des Trinchieri-Teams hoch. Weiler-Babb drehte innerhalb von zwei Minuten auf, nach seinem zweiten Dreier in Serie breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Bayern-Guards aus (69:54/33.). Mit einer weiteren Auszeit versuchte der Ulmer Headcoach den Spielfluss irgendwie zu hemmen. Doch die Münchner verteilten den Ball nun mit blindem Verständnis und fanden ihre freien Leute. Mit hohem Tempo und schnellen Abschlüssen versuchten die Gastgeber, die zweistellige Führung noch einmal einzudampfen. Doch die Münchner ließen keine Spannung mehr aufkommen und fuhren souverän den 24 Sieg in der BBL ein (77:65).
Fotos: Langer & Stickel