




Die Halbfinal-Serie der Bayern geht nun doch in die Verlängerung: 6.000 Fans im Audi Dome brüllten zwar ihr Team im dritten Spiel gegen die Telekom Baskets Bonn zu einer starken Aufholjagd und in ein Herzschlagfinale. Doch die finale Aktion eines intensiv geführten Krimis besiegelte am Ende ein unglückliches 84:86 (40:45) - nur noch 2:1 für die Bayern.
Die zweite Chance auf den Finaleinzug haben sie übermorgen, am Pfingstmontag (6.6., 18 Uhr) im Audi Dome. Hierfür gibt es die Möglichkeit eines 9-Euro-Tickets; das Angebot ist auf 500 Karten limitiert und ab sofort buchbar.
Der FCBB begrüßte seinen genesenen Playmaker Sisko zurück im Kader, Rubit erhielt eine Pause. Doch Bonn stemmte sich wie erwartet gegen den Ferienbeginn, 18:12 führte der Gast nach mehreren Dreiern (7.) – und beim 28:41 aus Münchner Sicht (16.) war die Lage prekär, Bonn lag erstmals in der Serie auch bei den Rebounds (39:40) vorn. Es war Center Schilling, der vor der Pause viel Energie von der Bank samt sechs Punkten brachte.
65:75 im Schlussviertel
Doch noch flogen vor allem die Dreier (24 %) nicht durch den Ring, die Baskets hielten Tempo und Physis hoch und auch weiter klar die Führung trotz zweimaligem Münchner Ausgleichs - 65:75, nur noch gut fünf Minuten. Der FCBB mobilisierte letzte Kräfte, glich durch Topscorer Thomas (18) sogar aus zum 84:84 - aber das letzte Play über Weiler-Babb glückte nicht.
FC Bayern Basketball - Telekom Baskets Bonn 84:86 (40:45)
FCBB:
Deshaun Thomas (18 Punkte), Vladimir Lucic (14, 7 Rebounds), Nihad Djedovic (14), Nick Weiler-Babb (12, 5 Rebounds, 6 Assists), Othello Hunter (8), Gavin Schilling (6), Andreas Obst (5), Zan Mark Sisko (4), Ognjen Jaramaz (3), Jason George, Leon Radosevic (5 Rebounds), Paul Zipser (n.e.)
Topscorer Bonn:
Javontae Hawkins (19 Punkte)
Schiedsrichter
Robert Lottermoser, Carsten Straube, Zulfikar Oruzgani
Zuschauer
6.007
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 20:24, 20:21, 23:19, 21:22
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 62 % (FCBB) // 50 % (Bonn); Dreier-Quote: 24 % // 38 %; Freiwurf-Quote: 73 % // 65 %; Rebounds: 39 // 40; Assists: 18 // 9; Ballverluste: 8 // 10
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach München: „Ich möchte zunächst Bonn gratulieren. Sie haben besser gespielt und daher verdient gewonnen. Die Geschichte des Spiels ist extrem simpel. Es geht um Rebounds und Dreipunktwürfe. Wenn du 20 Punkte nach Offensiv-Rebounds zulässt, ist es unmöglich, das Spiel zu gewinnen. Sie haben wichtige Würfe getroffen, aber wir waren trotzdem noch in der Partie. Doch wir haben das schlechteste Spiel der Serie gespielt. Wir haben das Spiel also verloren, weil wir es verdient hatten. Nun müssen wir Ruhe bewahren, calma, uns nun neu sammeln und für Montag bereit sein. (…)
Das letzte Play lief nicht gut, aber das geht auf mich, nicht auf die Spieler. Ich hätte vorher eine Auszeit nehmen können, was ich normal nicht mache. Sicherlich hätten wir das besser machen können, aber das haben wir nicht und wenn die Ausführung schlecht, ist der Coach als erstes verantwortlich. (…)
Rubit ist eine Option (für Montag). Wir schauen uns das Video des Spiels an und entscheiden dann, welchen Kader wir bringen. Wir werden das anpassen, was notwendig ist.“
Nick Weiler-Babb: „Wir haben heute etwas die Energie vermissen lassen. Sie haben härter gespielt als wir, mehr 50:50-Bälle gewonnen und sich mehr Offensiv-Rebounds geholt. Wir müssen uns jetzt sammeln, die Fehler analysieren, neu fokussieren und mit mehr Energie am Montag zurückkehren.“
Tuomas Iisalo, Coach Bonn: „Wir waren in einer schwierigen Situation nach den beiden Heimniederlagen. Aber wir haben eine Mannschaft mit einer großartigen Mentalität. Das war ein großer Erfolg für uns. Der Unterschied heute lag bei den Rebounds. Da war unsere Arbeit viel besser als in Bonn. Bayern ist eine starke Mannschaft uns sehr gut gecoacht. Sie sind EuroLeague-Spitzenniveau und kommen immer zurück. Es macht Spaß, die Serie gegen europäische Trainerlegende zu coachen. Es ist wie in einem Schachspiel. Wir spielen gegen eine der besten Verteidigungen Europas, die sogar Barcelona Probleme bereitet hat. Wir waren heute etwas glücklicher, dass wir am Ende vorne waren. Es waren nur zwei Punkte mehr, aber das ist besser als einer zu wenig. (…) Ich glaube aber, dass am Montag, nach dem emotionalen Hoch, das schwerste Spiel für uns erst noch kommt. Wir können von Bayern sicher eine sehr starke Leistung erwarten und müssen dafür bereit sein.“
Das Spiel:
Die erste Fünf für das Halbfinal-Heimspiel bestand aus Nick Weiler-Babb, Nihad Djedovic, Vladimir Lucic, Deshaun Thomas und Leon Radosevic. Wie schon in den ersten beiden Begegnungen galt die höchste Aufmerksamkeit der Defensive Parker Jackson-Cartwright. Djedovic kümmerte sich mustergültig um Bonns Topscorer und forcierte direkt drei Fehlwürfe (6:2 a. Sicht des FCBB/ 4. Minute). Allerdings schlichen sich einige Unstimmigkeiten beim eigenen Rebound ein, was die Gäste für zwei freie Dreier nutzten – Auszeit Trinchieri (12:15/7.). Othello Hunter brachte daraufhin mit einem lässigen Dunk die Halle in die Partie und setzte damit den Schlusspunkt auf ein weitestgehend ausgeglichenes erstes Viertel (20:24).
Zu Beginn des zweiten Viertels entwickelte sich ein Privatduell zwischen Weiler-Babb und Jackson-Cartwright, bei dem der Münchner Guard seine Allround-Fähigkeiten aufblitzen ließ. Nach einem Offensiv-Rebound, einem Steal, einem starken Zug zum Korb und einem exzellenten Assist nahm Coach Tuomas Isalo die Auszeit (26:28/13.). Die Baskets konnten sich auf ihre Dreierquote verlassen. Speziell Jeremy Morgan zeigte sich extrem treffsicher und initiierte einen 10:0-Lauf seiner Mannschaft (28:41/16.). Mit Mühe versuchten die Hausherren, wieder Ruhe in die Partie zu bringen und Gavin Schilling unter dem Korb in Szene zu setzen. Doch mit neun zweiten Chancen und einem lockeren Handgelenk von Downtown ging die erste Hälfte an die Bonner (40:45).
Späte Dreier von Babb und Thomas
In der zweiten Halbzeit sorgte Djedovic dafür, die schwache Dreierquote aus der ersten Hälfte (14 Prozent) etwas aufzuhübschen. Währenddessen drückten die Baskets weiter auf das Tempo und spekulierten damit auf Vorteile für ihren MVP Jackson-Cartwright. Allerdings taten sich nun beide Mannschaften schwer, zu guten Abschlüssen zu kommen. Ein punktearmes Viertel zeichnete sich ab (49:51/26.). Hunter und Lucic spielten in dieser Phase ihre Routine unter dem Korb aus und scheuten auch den Weg an die Freiwurflinie nicht, um die Gastgeber in der Partie zu halten. Ein wildes Vierpunktspiel von Javontae Hawkins brachte die defensive Ordnung kurz durcheinander. Nach einem mit der Sirene abgeschlossenen Fastbreak von Weiler-Babb ging das dritte Viertel knapp mit 23:19 an die Bayern (63:64).
Gut zwei Minuten sah sich Trinchieri im Schlussabschnitt an, bevor er seine Männer zu sich holte. Grund war ein entfesselter Jackson Cartwright, der zwar selbst nicht immer zum Korbabschluss kam, dafür häufig seine Mitspieler fand (65:73/32.). Die Münchner hatten dagegen ihren Rhythmus verloren. Lediglich vier Punkte kamen innerhalb von fünf Minuten auf das Scoreboard. Umso erlösender waren die zwei Dreier von Kämpfer Weiler-Babb, der trotz schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Parkett blieb und nach jedem Ball hechtete (75:77/37.). Und die Bayern blieben am Drücker: Djedovic spielte einen wahnsinnigen Bodenpass auf Thomas, der eine Minute vor Schluss mit einem Dreipunktspiel zum 81:81 ausglich.
Nach einem schweren Dreier auf beiden Seiten stand Hawkins an der Linie und brachte Bonn mit 20 Sekunden auf der Uhr in Front – 84:85. Der letzte Angriff der Münchner lief über Weiler-Babb, der jedoch von Karsten Tadda gestoppt wurde. Nur eine Sekunde Restzeit war danach zu wenig, um das Spiel nochmals zu drehen (84:86).
DAS PLAYOFF-HALBFINALE (Stand: 2:1):
Spiel 4, Montag, 6. Juni, 18 Uhr: FCBB – Bonn
Spiel 5*, Mittwoch, 8. Juni, 20.30 Uhr: Bonn – FCBB
*= falls nötig
(c) Stickel & Eirich