




Am Ende feierten die Bayern frenetisch: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri drehte mit einem hart erkämpften 71:63 (35:30)-Erfolg gegen den türkischen Topklub Fenerbahce Istanbul den Trend und schaffte den vierten EuroLeague-Erfolg. Beste Werfer der Münchner (weiter ohne Radosevic, Sisko und Zipser) waren der herausragende Co-Kapitän Vladimir Lucic mit 22 Punkten und Guard Corey Walden mit 16.
Vor 4.000 Zuschauern im Audi Dome, darunter gut 400 stimmungsvolle Fener-Fans, zeigten die Bayern ein hochkonzentriertes Startviertel und führten 25:12 (11.). Ballgewinne der Gäste, etwa beim Rebound, sorgten dann für das erwartete Nervenduell auf Augenhöhe. Topscorer Lucic zog unwiderstehlich an mit sieben Punkten zum 45:32 (26.) - doch Fenerbahce konterte mit einem 12:0-Run und glich vor der Crunchtime aus (50:50/34.). Beide Teams gestatteten wenig Ballbewegung, bis der defensivstarke FCBB mit einem 8:0 zum 62:54 (37.) die Fesseln ablegte und die Halle zum Beben brachte.
Coach Trinchieri, der seit einer Woche mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hat, ließ sich nach dem intensiven Duell bei den Medien-Terminen vertreten, ist aber wohlauf.
In 45 Stunden geht es bereits weiter: Am elften EuroLeague-Spieltag ist der griechische Meister Panathinaikos Athen (2:8) der Gegner, Beginn im Audi Dome ist wieder um 20.30 Uhr.
FCBB:
Vladimir Lucic (22 Punkte/4 Dreier/7 Rebounds), Corey Walden (16), Augustine Rubit (13), Deshaun Thomas (6/5 Reb), Othello Hunter (6/6 Reb), Nick Weiler-Babb (3), Andreas Obst (3), Darrun Hilliard (2), Nihad Djedovic, Gavin Schilling, Ognjen Jaramaz und Jason George
Topscorer Fenerbahce:
Marko Guduric (16 Punkte)
Schiedsrichter
Daniel Hierrezuelo, Mehdi Difallah, Tomislav Hordov
Zuschauer
4.000
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 22:12, 13:18, 14:16, 22:17.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 56% (FCBB) // 56% (Fenerbahce); Dreier-Quote: 33% // 15%; Freiwurf-Quote: 100% // 85%; Rebounds: 27 // 32; Assists: 14 // 13; Ballverluste: 13 // 18
Die Stimmen:
Slaven Rimac, Co-Trainer FCBB: „Coach Trinchieri hat heute an der Seitenlinie und auch in den vergangenen Tagen unglaubliche Arbeit geleistet, obwohl er krank ist; deswegen ist er in diesem Moment zu entschuldigen. (…) Wir hatten eine harte Woche mit den Niederlagen in Monaco und Chemnitz. Und wir hatten nicht viel Zeit zur Vorbereitung. Aber wir haben uns zusammengerauft und eine unglaubliche Leistung in der Defense gezeigt und es so am Ende geschafft, das Spiel zu gewinnen. Denn ihr bester Scorer geht mit zwei Punkten und ich würde sagen, nur Guduric hat uns sonst in der ersten Halbzeit Probleme bereitet. Unsere Verteidigung war sehr gut und wir haben auch ihren starken Offensivrebound im Griff gehabt; sie hatten zwar elf, aber in einer Aktion waren es gleich drei oder vier, so dass wir diesen Teil des Spiels wirklich unter Kontrolle hatten.“
Vladimir Lucic: „Das war ein hartes Spiel heute. Wie man sehen konnte, haben sie ein tolles Team und hier in München eine gute Fan-Unterstützung. Unglücklicherweise haben sie davor vier Spiele verloren bisher, darum haben wir ein schwieriges Spiel erwartet. Für uns ist das ein sehr wichtiger Sieg, besonders nach einigen Niederlagen zuletzt in der EuroLeague und im Pokal. Ich denke, wir haben als Team eine gute Mentalität und viel Charakter gezeigt, um zurückzukommen in diesem irren Spielrhythmus. Ich bin glücklich über den Sieg. Unserer Defensive, das gegenseitige Helfen und die Kommunikation waren viel besser. In den letzten Spielen hatten wir bei den Kleinigkeiten Probleme, da haben wir heute einen wesentlich besseren Job gemacht.“
Nick Weiler-Babb: „Das war sehr, sehr wichtig! Das brauchten wir wirklich, um nach den zwei schlechten Spielen zurückzukommen. Das war ein hartes Spiel auf beiden Seiten. Istanbul spielte sehr gut, aber wir hielten dagegen und spielten ein wenig härter. Lucic ist unser Leader, den wir suchen, wenn es schwierig wird. In einem Spiel wie diesem legt er halt eine Schippe drauf, und wir erwarten das auch von ihm. Auf diesem Spiel können wir aufbauen. Wir haben Gutes gemacht, aber auch Schlechtes. Aber nach einem Sieg wie diesem müssen wir ins Laufen kommen.“
Das Spiel:
Corey Walden, Vladimir Lucic, Darrun Hilliard, Deshaun Thomas und Augustine Rubit waren die Starter von FCBB-Cheftrainer Andrea Trinchieri. Zwei schnelle Rubit-Treffer sorgten für einen guten Start der Münchner, aber der EuroLeague-Platzhirsch Fenerbahce glich mühelos zum 4:4 aus (3. Spielminute). Kleineren Unsicherheiten zum Trotz bot der FCBB dem Kontrahenten mit ebenfalls drei Siegen auf dem Konto erfolgreich Paroli. Walden versenkte den ersten Dreier der Partie, Rubit verwandelte auch seinen vierten Wurf beeindruckend sicher (15:10/7.). Diese Sicherheit übertrug sich auf das Team, das nun gut im Rhythmus war. Ein 12:2-Lauf und lediglich zwei Ballverluste resultierten in einer zweistelligen Führung nach dem ersten Viertel - 22:12.
Andreas Obst überzeugte mit seiner überragenden Wurftechnik von jenseits der Drei-Punkte-Linie (25:12/11.). Trinchieri war angesichts zweier schneller Körbe der Türken säuerlich und bat zur Auszeit. Nach solch einer Auszeit ereignet sich in der Regel Zählbares, in diesem Fall der blitzsaubere Dreier von Weiler-Babb zum 28:16 (12.).
Plötzlich wendete Fener das Blatt, die Bayern wackelten. Nach einem 10:2-Lauf der Gäste war die nächste Trinchieri-Besprechung fällig (31:26/15.). Istanbul überzeugte mit entschlosseneren Aktionen und erarbeitete sich so das Momentum, die Führung der Bayern geriet in Gefahr (33:30/17.). Ein Ausrufezeichen-Dunking von Thomas ließ selbst die zahlreichen türkischen Fans im Rund staunen - Ex-Bayerncoach Djordjevic nahm jetzt die Auszeit (35:30/17.). In der Offensive spielte der FCBB zu statisch, hinten hielt man immerhin über den Kampf dagegen. Über drei Minuten fiel in Richtung Halbzeit kein Korb mehr - 35:30.
Leader Lucic dominiert
Nach halbzeitübergreifend sage und schreibe fünf Spielminuten ohne Korberfolg versenkte Leader Lucic den Dreier zum 38:32 (23.). Lucic verzückte die Fans mit zehn Punkten in Folge und ging auch defensiv voran - Auszeit Fenerbahce (45:32/26.). Trinchieri atmete auf, denn endlich traf Hilliard (47:34/27.). Doch der Coach schnaufte schon bald wieder deutlich schneller, da auf diesem Niveau nahezu jeder Fehler umgehend bestraft wird: Istanbul kam über einen 12:0-Lauf wieder bis auf einen Punkt heran (47:46/30.). Kein anderer als Lucic wurde gefoult und verwandelte ohne Probleme beide Freiwürfe zum 49:46 nach dem dritten Viertel.
Lucic, immer wieder Lucic
Sämtliche Fans standen und fieberten mit, aber bei den Münchnern lief offensiv nur wenig bis nichts, nach 140 Sekunden im Abschlussviertel verwandelte Corey Walden in Folge eines Fouls beim Drei-Punkte-Wurf alle drei Freiwürfe (52:47/33.). Nach einem FCBB-Blackout hinten und einem vorne glichen die Gäste zum 52:52 aus (34.). Rubit schaltete sich nach längerer Zeit wieder einmal ein, sein artistischer Flamingo-Wurf saß, und gleich danach war er per Drei-Punkt-Spiel erfolgreich (59:54 (36.). Defensiv gelangen die Stopps, Walden wurde von Lucic perfekt zum Dreier bedient - Auszeit Fenerbahce (62:54/37.). Istanbuls Haudegen Jan Vesely hielt dagegen, Hunter antwortete gleich zwei Mal (66:59/38.). Nach vier versenkten Freiwürfen des Gegners war der Druck auf der Seite der Bayern - eine Situation, die wie geschaffen ist für Vladimir Lucic: Wie selbstverständlich hebt er ab und haut 64 Sekunden vor dem Ende den Dreier zur 69:63-Führung rein. Ein Ballverlust sorgte noch einmal für Spannung, aber die Bayern waren defensiv auf dem Posten, ein Hunter-Dunking war das Ausrufezeichen hinter dem so wichtigen vierten Sieg in der EuroLeague.
(c) Stickel, Eirich, sampics