




Die Bayern-Basketballer werden ihren Pokaltitel nicht verteidigen können: 42 Stunden nach dem EuroLeague-Duell in Monaco zeigte das Team von Andrea Trinchieri im Viertelfinale um den Top Four-Einzug bei den Niners Chemnitz einen großen Kampf, unterlag jedoch 80:85 (39:44). Der Gast hatte nach der Pause die Kontrolle über eine hektische Partie verloren und lag nach 30 Minuten mit 19 Punkten scheinbar aussichtslos zurück. Eine grandiose Aufholjagd lief bis zum 80:81, ehe unglückliche Aktionen den Run doch beendeten.
Viel Zeit für Frust bleibt den Bayern nicht nach der nächtlichen Rückkehr – es steht die dritte Double Week in der EuroLeague an mit zwei attraktiven Heimspielen: Am Dienstagabend gastiert Fenerbahce Istanbul im Audi Dome, am Donnerstag (jeweils 20.30 Uhr) der griechische Meister Panathinaikos Athen.
In Chemnitz hatte sich der FCBB nach vier Dreiern von Topscorer Andreas Obst (18) auf 32:21 abgesetzt, doch Chemnitz hielt das Tempo hoch, ebenso seine Quote. Kurz nach der Pause musste Trinchieri nach zwei Technischen Fouls in die Kabine. Das Zutrauen in der Offense war in dieser Phase verschwunden, die Niners gewannen das dritte Viertel klar 28:14 zu einem 72:53-Vorsprung - letztlich eine zu große Hypothek.
Niners Chemnitz - FC Bayern Basketball 85:80 (44:39)
Topscorer Chemnitz:
Darion Atkins (21 Punkte)
FCBB:
Andreas Obst (18 Punkte/6/8 3FG), Darrun Hilliard (14), Vladimir Lucic (14/6 Rebounds), Augustine Rubit (13/6 Rebounds), Othello Hunter (5), Corey Walden (5), Gavin Schilling (4), Nihad Djedovic (4), Nick Weiler-Babb (3), Jason George, Joshua Obiesie und Marvin Ogunsipe
Schiedsrichter
Robert Lottermoser, Anne Panther, Steve Bittner
Zuschauer
3.680
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 26:21, 13:23, 14:28, 27:13
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 35% (FCBB) // 69% (Chemnitz); Dreier-Quote: 50% // 38%; Freiwurf-Quote: 64% // 77%; Rebounds: 30//34; Assists: 17//19; Ballverluste: 8//14
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Gratulation an Chemnitz, und das ist eine aufrichtige Gratulation. Manchmal muss man die Wahrheit sagen. Und die Wahrheit ist, dass ist mich für diese Niederlage sehr verantwortlich f ühle. Aus zwei Gründen: Ich habe mein Team alleingelassen, meine Nerven haben meine Emotionen überkochen lassen. Ich sollte dem Referee nicht die Chance geben, mir zwei Technische zu geben. Das ist mein Fehler, ein großer Fehler. Und zum Zweiten haben ich mein Team nicht auf so einen großen Kampf vorbereitet. Diese zwei Dinge gehen auf mich.“
Andreas Obst: „Die Niederlage tut auf jeden Fall weh. Der Rückstand war zwischenzeitlich einfach zu groß. In einem Viertel dann fast zwanzig Punkte aufzuholen, das ist eine Nummer für sich und wir haben es dennoch fast geschafft. Dass es uns dann doch nicht gelungen ist, ist ärgerlich aber so ist es nun leider. Ich denke, dass wir das Spiel nicht wirklich unter Kontrolle hatten. In der ersten Halbzeit hatten wir einen guten Start und haben gut gespielt. Danach haben wir ein bisschen nachgelassen und Chemnitz hat sich in einen Rausch gespielt. Sie haben ihre Würfe getroffen und wir hatten es dadurch schwer, noch einmal zurückzukommen.“
Rodrigo Pastore, Chefcoach Chemnitz: „Es ist ein großartiger Sieg gegen ein unglaublich starkes Team aus München, die im vierten Viertel noch einmal so nah an uns herangekommen sind. Bayern hat einen großartigen Coach und die besten Spieler. Aber ich bin stolz auf meine Jungs, wie wir die Ruhe bewahrt und mit viel Energie gespielt haben.“
Das Spiel:
Im Do-or-Die-Spiel starteten Corey Walden, Nihad Djedovic, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Gavin Schilling. Von Müdigkeit aufgrund des kräftezehrenden Spiels in Monaco ließen die Bayern zunächst nichts spüren, denn sie hielten gegen das hohe Tempo der Chemnitzer dagegen. Schilling erkämpfte sich immer wieder gute Positionen unter dem Korb, während Rubit und Hilliard aus der Distanz trafen. Angeführt von ihrem Forward Darion Atkins erwischten die Niners ebenfalls einen guten Start (13:15 a. Sicht des FCBB/ 6. Minute). Zum Ende des ersten Viertels war dann Showtime für Andi Obst, der zwei Dreier in Serie verwandelte. Ein Traumanspiel von Othello Hunter auf Lucic veredelte eine starke Phase der Gäste (26:21).
Nicht einmal eine Minute war im zweiten Viertel vergangenen, da nahm Rodrigo Pastore nach einem weiteren Dreier von Obst die Auszeit. Aus dieser hatte wieder Chemnitzer Topscorer Darion Atkins die passende Antwort auf das heiße Händchen des Titelverteidigers (35:30/ 14.). Doch plötzlich kamen die Hausherren ins Laufen und gingen durch Gerald Robinson in Führung – Auszeit Trinchieri (37:38/27.). In einer hitzigen Phase erarbeiteten sich die Münchner immer wieder zweite Chancen (acht offensive Rebounds in der ersten Hälfte). Doch die nachlassende Trefferquote ermutigte die Gastgeber, die das zweite Viertel mit 23:13 klar für sich entschieden (39:44).
Rimac muss für Trinchieri übernehmen
Zu Beginn der zweiten Halbzeit mussten die Münchner einen Rückschlag hinnehmen. Denn Andrea Trinchieri sah sich mit zwei technischen Fouls konfrontiert und musste die Halle verlassen, Assistenzcoach Slaven Rimac übernahm. Isiaha Mike nutzte die Phase der Neuorientierung und brachte den Vorsprung in den zweistelligen Bereich (43:55/24.). Der Mannschaft von Pastore schien nun Alles zu gelingen, während sich Lucic und Obst mühten, den Lauf in Grenzen zu halten. Doch egal ob Nick Weiler-Babb oder Othello Hunter auf den Füßen des Gegners standen - die Niners brachten den Ball meist irgendwie im Korb unter und gingen mit einer deutlichen Führung in das abschließende Viertel (53:72).
Die Bayern beginnen eine irre Aufholjagd
Mit viel Intensität kamen die Bayern zurück auf das Feld und stemmten sich gegen das drohende Pokal-Aus. Offensiv lief viel über Hilliard und die Freiwurflinie. Nach vier Minuten im Schlussabschnitt waren zehn Punkte getilgt (66:75). Während die Gastgeber ins Grübeln gerieten, machten die Münchner unbeirrt weiter. Ein bärenstarker Obst streute einen weiteren Dreier ein und Rubit traf im Zurückfallen – 74:79 (38.Minute). Und dann kam Lucic und riss das Spiel an sich. Neun Punkte in Serie brachten den Titelverteidiger auf einen Zähler heran (80:81/ noch 76 Sekunden). Doch die Bayern verloren im nächsten Angriff zur Führung den Ball, kurz drauf auch einen Defensivrebound. Atkins behielt die Nerven und versenkte einen schweren Wurf aus der Drehung. Nach einem Fehlwurf von Hilliard brachten die Niners das Spiel an der Linie knapp nach Hause (80:85).
(c) Stickel & Stimpel