Im letzten Heimspiel eines langen Jahres 2021 haben die Bayern-Basketballer ohne die Unterstützung ihrer Fans eine Niederlage hinnehmen müssen: Gegen den viermaligen spanischen Meister Baskonia Vitoria-Gasteiz verloren die Münchner 76:81 (42:46). Die Rückserie der EuroLeague beginnt somit für sie am 30. Dezember in Villeurbanne mit einer 7:10-Ausgangslage.
Bei den Gästen grüßte Baldwin die alten Kameraden mit 16 Punkten nach elf Minuten (15:30), nicht nur der Dreier der Bayern fiel nicht. Rivers (16) fand als erster offensiven Rhythmus, das Energielevel war nun im Sollbereich. Nicht mehr zu tilgen war aber der missratene Einstieg ins dritte Viertel (46:60/26.), Baskonias Physis war an diesem Abend für den FCBB nicht zu matchen. Die diesmal spielstarken Spanier hatten bessere Quoten, dem glücklosen FCBB gelangen nur neun Assists. Beim 48:65 (28.) war die Distanz trotz eines kämpferischen Finishs einfach zu groß.
Die Bayern bleiben weiter schwer beschäftigt: Am zweiten Feiertag gastiert der BBL-Tabellenführer in Crailsheim, die Rückrunde der EuroLeague beginnt am 30. Dezember in Lyon bei Villeurbanne.
FC Bayern Basketball - Baskonia Vitoria-Gasteiz 76:81 (42:46)
FCBB:
K.C. Rivers (16 Punkte), Vladimir Lucic (12/14 Rebounds), Deshaun Thomas (12), Othello Hunter (10/6 Rebounds), Ognjen Jaramaz (10), Nick Weiler-Babb (6/6 Rebounds/5 Assists), Augustine Rubit (4), Corey Walden (3), Andreas Obst (3) Gavin Schilling, Zan Mark Sisko und Jason George
Topscorer Baskonia:
Wade Baldwin (30 Punkte)
Schiedsrichter
Milivoje Jovcic, Fernando Rocha, Arturas Sukys
Zuschauer
0
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 13:25, 29:21, 13:21, 21:14.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 50% (FCBB) // 48% (Baskonia); Dreier-Quote: 25% // 37%; Freiwurf-Quote: 86% // 73%; Rebounds: 38 // 40; Assists: 9 // 15; Ballverluste: 8 // 9
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach FC Bayern: „Gratulation an Baskonia. Sie haben den Sieg verdient. Wir hatten ein sehr, sehr schlechtes Spiel. Uns ist nichts gelungen, wir litten in der Defense wie in der Offense. Wir hatten keine Kreativität und haben heute nicht gekämpft. Das ist bei Weitem unser schlechtestes Spiel der Saison. Hoffentlich verstehen wir, was passiert ist, damit es nicht noch einmal geschieht. (…) Wir haben keinerlei Reaktion gezeigt. Das war das erste Mal, dass mein Team so lasch war: keine Reaktion, keine Emotion, gar nichts. (…) Wir haben heute eine sehr gute Chance vergeben, um oben dranzubleiben; wir haben ein Heimspiel verloren, ohne die richtige Konzentration und Energie zu haben. Ich glaube, wir haben Baskonia unterschätzt, weil ihnen ein paar Spieler fehlten, und haben gedacht, wir schaffen das schon. Aber dann war es zu spät.“
K.C. Rivers: „Wir waren alle platt, seit dem Morgen waren wir einfach platt, ich auch. Baskonia kam mit viel mehr Energie und Motivation hierher. Die haben so gespielt, weil sie nichts zu verlieren hatten. So war das Spiel, sie haben härter gespielt. Wir wussten von Anfang an, dass sie eine kurze Rotation hatten und haben das unterschätzt. Als wir das begriffen haben, war es zu spät zu kämpfen. Aber so ist das Spiel, jetzt müssen wir zurückkommen und an dem ansetzen, was wir gut gemacht haben und von dem lernen, was schlecht war. Das ist ein Rückschlag, aber wir werden uns gut vorbereiten und zurückkommen.“
Das Spiel:
Corey Walden, Nick Weiler-Babb, Vladimir Lucic, Deshaun Thomas und Augustine Rubit begannen gegen den Tabellen-16. der EuroLeague. Die Bayern kamen mit einem Walden-Dreier und einem Thomas-Hookshot gut in Tritt (5:0/2.). Die ersatzgeschwächten Gäste um den FCBB-Topscorer der vergangenen Saison, Wade Baldwin, blieben den Münchnern auf den Fersen (13:12/6.). Baldwin lief an seiner ehemaligen Wirkungsstätte heiß und erzielte Korb um Korb, Coach Trinchieri bat zur Auszeit (13:20/7.). Die Münchner nahmen keine guten Würfe und rangen um Rhythmus, doch der wollte sich nicht einstellen. Die Bayern blieben fast fünf Minuten ohne Treffer, Baskonia dagegen gelang ein 13:0-Lauf. 13:25 nach dem ersten Viertel. Allein Baldwin hatte mit 16 mehr Punkte auf dem Konto als alle Münchner zusammen.
K.C. Rivers beendete die sechsminütige Trefferflaute, und wie! Seine zwölf Punkte in Folge verkürzten auf 25:32 und veranlassten die Spanier zur Auszeit. Lucic setzte sich mit dem Sprungwurf gegen Baldwin durch (27:32/15.), aber Trinchieri war mit der Verteidigungsbereitschaft seines Teams nicht zufrieden. Für seinen Geschmack kamen die Gäste viel zu ungestört zu Korberfolgen (27:38/16.). Othello Hunter lieferte Energie beim Offensivrebound und war mit einem Drei-Punkt-Spiel erfolgreich (30:38/17.). Jaramaz und Thomas scorten und verhalfen ihrem Team zu einem schrumpfenden Rückstand (35:40/17.). München traf jetzt bessere Entscheidungen, prompt kippte das Momentum. Die Spanier ärgerten den FCBB mit Dreiern, aber die Trinchieri-Truppe kämpfte und war nach der ersten Halbzeit 42:46 dran.
Kein Rhythmus im Spiel der Bayern
Baldwins nächster Dreier war kein gutes Vorzeichen, denn jeder wusste, was passiert, wenn er ins Laufen kommt (42:49/22.). München hatte den Faden erneut verloren, Trinchieris Auszeit lieferte Erklärungen (42:51/23.). Lucic schaltete sich offensiv ein, aber sein Team war defensiv viel zu harmlos. Der Rückstand wuchs in den zweistelligen Bereich (46:60/27.). Die Abstimmung Münchens war nicht vorhanden - sechs Punkte in acht Minuten, das ist schlichtweg zu dürftig (48:65/29.). Plötzlich legte der FCBB den Schalter um und kam über einen kleinen Lauf heran, aber Baldwin haute den Buzzer zum Abschluss des Viertels rein, der Rückstand blieb zweistellig - 55:67.
Wurfpech auf der ganzen Linie
Die Münchner rangen verzweifelt um Lösungen, aber die Wurfauswahl wurde nicht besser. Trinchieri reagierte mit einer frühen Auszeit und Lösungshinweisen (56:70/32.). Baskonia spielte mit dem Selbstbewusstsein der deutlichen Führung cleverer und einfach besser (56:73/33.). Münchens Angriffe dauerten zu lange, der Ball lief nicht. Obst-Dreier waren jetzt gefragt, aber nicht einmal der Spezialist konnte den Bann der miesen Trefferquote brechen (60:73/37.). Den Bayern lief die Zeit davon. Ein Dreier von Jaramaz bildete einen Funken Hoffnung, zehn Punkte zurück und noch 2:43 auf der Uhr (65:75). Baskonia ließ sich nun viel Zeit und traf die Freiwürfe, der Rückstand hatte Bestand (67:77/noch 2:13). Der FCBB setzte mit einem Obst-Dreier noch einmal zum Sprung an, aber das genügte nicht. Kleinere Fehler erschwerten die Wende, den Rest erledigte Baldwin.
(c) Eirich & Pahnke