Dritter Sieg in fünf Tagen: Die Bayern-Basketballer haben auch das vorgezogene Heimduell mit Aufsteiger Heidelberg gewonnen. Das Team von Andrea Trinchieri bleibt nach dem im letzten Viertel erzwungenen 77:71 (33:33) mit 8:2 Siegen an der Spitze und sieht nun dem EuroLeague-Match gegen Titelverteidiger Efes Istanbul am Donnerstag (19.45 Uhr) entgegen. Sonntag ist BBL-Topspiel in Berlin (18 Uhr, jeweils MagentaSport live). Bester Werfer am Montag: Kapitän Djedovic mit 14 Punkten.
Der FCBB, erstmals wieder in der verzichtbaren „Geister“-Atmosphäre des Audi Dome von seinen Fans isoliert, benötigte eine gewisse Anlaufzeit: Zwölf Ballverluste bis zur Pause dokumentierten eine zu steigernde Konzentration. Der Gast spielte nach Möglichkeit schnell, führte 58:52 (30.) und provozierte weitaus mehr Fokus. Dieser stellte sich in den finalen zehn Minuten dank aggressiverer Defense, klarer Rebound-Überlegenheit (36:22) und Djedovics Initiative zu einem 18:0-Run spät ein, aber keineswegs zu spät.
Bei den Bayern pausierten neben den fehlenden Hilliard, Radosevic und Zipser der Center Rubit sowie Walden.
FC Bayern Basketball - Academics Heidelberg 77:71 (33:33)
FCBB:
Nihad Djedovic (14 Punkte, 5 Rebounds), Vladimir Lucic (13, 6 Rebounds), Andreas Obst (11), Deshaun Thomas (10), Zan Mark Sisko (8, 5 Rebounds), Ognjen Jaramaz (8), Othello Hunter (4, 7 Rebounds), Jason George (4), Gavin Schilling (3), Nick Weiler-Babb (2), Joshua Obiesie (n.e.), Marvin Ogunsipe (n.e.)
Topscorer Heidelberg
Jordan Geist (15), Robert Lowery (12), Shyron Ely (11).
Schiedsrichter
Anne Panther, Benjamin Barth, Stefan Fingerling
Zuschauer
0
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 20:16, 13:17, 19:25, 25:13.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 58% (FCBB) // 50% (Heidelberg); Dreier-Quote: 35% // 41%; Freiwurf-Quote: 67% // 83%; Rebounds: 36 // 22; Assists: 14 // 9; Ballverluste: 21 // 17.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Zunächst einmal Gratulation an Heidelberg, sie sind ein sehr gutes Team, gut gecoacht. Sie haben eine sehr physische und harte Defense gespielt; das erinnerte mich an meine Tage in der Adria-Liga, wo es Millionen von Kontakten gibt. Es hart für uns, aber wir haben es geschafft, unsere Leistung im vierten Viertel zu kondensieren. So konnten wir gewinnen. Viel mehr ist nicht zu sagen, es war unser drittes Spiel in sechs Tagen, das Team ist mental ausgelaugt. Wir hatten ein gutes erstes Viertel, danach ein schreckliches zweites und drittes. Dann sind wir bei einem 25:13 im letzten Viertel noch mal explodiert. (…) Bravo, weiter geht’s. (…) Mit solchen Spielen baust du erfolgreiche Saisons. Ich kann meine Spieler nicht kritisieren. Manchmal versuchst du alles in diesem Rhythmus, aber du findest die Energie nicht. (…) Wir hatten drei Viertel lang ein schlechtes Spiel. In der EuroLeague hatten wir im Schnitt weniger als elf Turnovers, heute waren es 21. Das zeigt, dass wir nicht genug Konzentration hatten. (…) In solchen Spielen kannst du viel verlieren, aber wenn du deinen Job machst, dann sind die ein Stein in der Mauer einer erfolgreichen Saison.“
Nihad Djedovic: „Das war ein hartes Stück Arbeit heute und ein packendes Spiel. Heidelberg ist gekommen, um zu gewinnen, das haben wir gesehen. Aber das letzte Viertel war für uns entscheidend, da haben wir alles auf das Parkett gelegt und am Ende auch gewonnen. Ich habe gesehen, dass ich im letzten Viertel starten werde und da habe ich alles gegeben. Der Coach hat uns gesagt, dass wir morgen einen freien Tag haben, wenn wir gewinnen – und da muss man das aufs Parkett bringen.“
Branislav Ignjatovic, Coach Heidelberg: "Es ist vielleicht arrogant zu sagen, dass ich finde, dass wir hier heute eine Chance auf den Sieg hatten. Sicherlich hat Bayern eine schwere Woche vor sich mit dem Spiel gegen den EuroLeague-Meister und am Sonntag in Berlin. Aber wenn ich sehe, dass Lucic 25 Minuten auf dem Feld stand, ist das für mich der beste Beweis, dass wir ein sehr gutes Spiel abgeliefert haben.“
Das Spiel:
Zan Mark Sisko, Ognjen Jaramaz, Nihad Djedovic, Deshaun Thomas und Gavin Schilling begannen im Montagsspiel der BBL. Ein freches Anspiel von Jaramaz durch die Beine seines Gegenspielers zu Schilling führte zum ersten Korb des Abends nach gerade einmal zwölf Sekunden. Der Tabellenführer ließ es eher gemächlich angehen. Vielleicht war nicht nur die Verteidigung der Heidelberger lästig, gewöhnungsbedürftig gestaltete sich auch die eher gespenstische Atmosphäre im gähnend leeren Audi Dome. Die frech aufspielenden Gäste führten, Othello Hunter war am offensiven Brett präsent und verwertete den Rebound zum 7:7-Ausgleich (6. Spielminuten). Die Academics kämpften beeindruckend um ihre Chance und führten mehrfach, aber ein Lucic-Dreier zum Abschluss des ersten Spielabschnittes sicherte den Münchnern, die sich bis dahin sechs Ballverluste geleistet hatten, die 20:16-Führung.
Zähe zwei Minuten lang ereignete sich nichts Zählbares, doch dann schnappten sich die Bayern drei Offensivrebounds in einem Angriff, Jason George schloss zum 22:16 ab (13.). Der Tabellenzwölfte ließ sich nicht abschütteln und kam über einen 7:2-Lauf wieder heran, Auszeit Trinchieri (24:2314.). Die Münchner hatten keinen Rhythmus, dafür viele Fouls - es lief nicht (26:25/16.). Immerhin machte der FCBB beim Defensivrebound keine Gefangenen und fischte alle Abpraller ab. Sehenswert war das auf dem Parkett Dargebotene nicht, nach 20 Minuten führten die Münchner bei den Ballverlusten 12:7, in Sachen Punkteausbeute war der Score dank der Dominanz beim Rebound ausgeglichen - 33:33.
FCBB-Dominanz bei den Rebounds - leider auch bei den Ballverlusten
Der pausierende Augustine Rubit forderte im Halbzeit-Interview mehr Fokus und mehr Energie. Der FCBB nahm sich das zu Herzen, Thomas haute gleich den Dreier rein (39:36/21.). Doch schon bald verloren die Münchner wieder den Faden, und zwar komplett. Heidelberg freute sich über die Führung (42:43/25.). München haderte mit der Konzentration und der Energie. Wenn sogar ein Vladimir Lucic zwei Freiwürfe vergibt, spricht das Bände. 52:58 nach 30 Minuten.
Bayern wie verwandelt mit dem entscheidenden 18:0-Lauf
Die Bayern schienen den Ernst der Lage endlich erkannt zu haben: Djedovic ging sowohl defensiv als auch offensiv voran, Obst fügte einen Dreier hinzu - 57:58, da war im letzten Viertel noch keine Minute gespielt. Die Auszeit der Gäste stoppte den FCBB nicht. Und zwar rein gar nicht, denn die Defensive war jetzt gnadenlos, und vorne stimmte die Konzentration. Dies war gleichzeitig das Ende der Ballverluste, und das Spiel der Bayern lief wie geschmiert. Die Bayern legten den Schalter um und ließen den Gästen mit einem fulminanten 18:0-Lauf nicht den Hauch einer Chance (70:58/36.). Heidelberg fing sich noch einmal und konterte mit einem 7:0-Lauf, plötzlich vertändelten die Münchner das Spielgerät wieder. Aber es wurde nicht mehr spannend, Thomas verwandelte einen nicht unwichtigen Jumper und anschließend immerhin einen Freiwurf zum 73:67 (noch 63 Sekunden). Heidelberg versenkt von zwei nur einen Freiwurf, Lucic dann ebenfalls (74:68/noch 27 Sekunden). Bayern wollte diesen Sieg und erkämpfte ihn im Schlussspurt willensstark und leidenschaftlich.
(c): Eirich, Stickel